Bastelei Nummer 46: Der nächste Bauernhof!
Geschichte:
Die Nachbarn der Walthers (siehe >
Bastelei Nr. 33<) wohnen auf ähnlicher Höhe am Hang. Als die Bahn gebaut wurde, erging es ihnen wie allen anderen - ihr Grundstück wurde zerteilt - doch der Ärger war in diesem Falle geringer. Die Hauptflächen des Hofes lagen oberhalb der Bahnlinie, nur ein paar Weideflächen gingen verloren. Der alte Weg, welcher seit jeher über den Hof hinweg ins Tal hinunter führte, >
wurde zwar ebenfalls geteilt< - aber durch einen Neubau ersetzt, welcher direkt zum Ladegleis des neuen Bahnhofs führt.
Das
Gebäude ist noch einige Jahrzehnte älter als das der Walthers - ganz genau weiß das niemand mehr. Das Haupthaus besteht aus der üblichen Wohnstall-Aufteilung mit Scheune, Tierbeständen im Erdgeschoss und Wohnraum darüber. Das Dach nimmt der sehr große Heuboden ein, welcher die Tiere über den Winter zu bringen hilft. Die langen Winter führten jedoch auch zu einer raschen Vermehrung der Bewohner, so dass später ein weiterer Wohnbereich quer zum Hauptgebäude hinten angesetzt wurde. Aufgrund der Hanglage setzte man diesen Anbau ein Halbgeschoss höher - der so entstandene Keller diente der Vorratshaltung, während man Abstand zur strengen Bodenkälte gewann.
(Zur Orientierung: Weitere Stallungen und Nebengebäude - inklusive der Toilette - befinden sich knapp oberhalb des Hofes und damit außerhalb des Moduls. Ich hätte diese durchaus mit dargestellt, aber in der jetzigen Fassung gefiel mir die Anordnung.)
Ergebnis:
(Bis auf das obrige Bild alle während des "Einbaus ins Gelände" entstanden.)
Bau:
Das Haus entstand aus dem >
Busch-Bausatz 8788 "Kleinbauernhaus aus Mennwangen"< (Link führt zum H0-Modell, TT gibt's scheinbar nicht mehr). Das Original soll aus dem südwestdeutschen Raum stammen. Um es stilistisch ins Erzgebrige zu überführen, wurden wieder verschiedene Anpassungen vorgenommen.
Der Rohbau:
Wie auch schon beim Walther-Hof bin ich sehr angetan von der Qualität dieses Bausatzes. Busch setzt da wirklich Maßstäbe! Die vielen Teile kommen gut verpackt daher, die Bauanleitung ist detailliert und aufschlussreich. Zunächst entsteht ein Rohbau, welcher mit Zwischengeschossen und Fensterfolien versehen wird - das gibt dem Haus große Stabilität, ohne dass später Verzahnungen u.ä. sichtbar bleiben.
Anschließend wird das vorgelaserte Fachwerk aufgesetzt. Sogar an kleine Ritzen, welche durchgehende Balken von Riegeln trennen, wurde gedacht! Das Dach wird ebenfalls aus mehreren Lagen aufgebaut - sehr zu meiner Freude, denn das Austauschen gegen erzgebirgischen Schiefer wird dadurch verhältnismäßig einfach.
Die Wandgestaltung:
Hier liegt die Hauptarbeit in der "geografischen Anpassung" des Gebäudes. Die vorgelaserten Holzteile wollen so gar nicht ins Erzgebirge passen. Ehrlich gesagt fände ich auch das Original nicht hübsch - unten schmale Bretter mit Deckleisten in dunkelbraun, oben sehr breite Bohlen in rot? Neee.... das geht besser!
Zur Anwendung kommt wieder meine "Holzspachtel-Putz-Methode". Dabei wird >
Barend Palm Holzspachtelmasse natur< in die einzelnen Ausfachungen eingearbeitet. Um alle Ecken wirklich gut zu füllen wird die Paste leicht mit Wasser verdünnt. Leider ist der Schwund beim Trocknen sehr hoch, wodurch sich viele Arbeitsgänge notwendig machen, bis die Gefache ausgefüllt sind. Nur an der Scheunen-Giebelwand habe ich die Verbretterung im Erdgeschoss belassen. Hier kommt später der Misthaufen davor, daher ist ein zusätzlicher Bretterschutz auf der Außenwand durchaus plausibel.
Das Verputzen:
(Bildreihe unten drunter.)
- Bild 1: Im Bereich des Wohnhauses waren ab Werk weiße Ausfüllungen vorgesehen. Zwei verschiedene Weißtöne kamen für mich nicht in Frage, aber diese Lasercut-Teile aus Karton konnten etwas dünner geschliffen als "Füllmasse" in die Gefache eingesetzt werden.
- Bild 2:Anschließend kamen wieder mehrere Schichten Holzspachtelmasse drauf. Irgendwann hat man das fertig.
- Bild 3: Im nächsten Schritt wird mit kleinen Schnitzmessern die Oberfläche des "Putzes" geglättet, Fenster und andere versehentlich erwischte Ecken werden wieder freigeschnitten und die Balkenoberflächen glatt abgezogen.
- Bild 4: Jetzt nehme ich einen alten (damit fast fusselfreien) Lappen und wische gut feucht über die Fassade. Der Holzspachtel wird dadurch erneut leicht angelöst - vorsichtig gewischt bekommt man sehr schöne, "fast" glatte Flächen. Das Ergebnis sieht für mich sehr nach echtem Putz aus!
- Bild 5:An dieser Stelle werden die verbleibenden Fenster eingesetzt, wenn das Ausfachen es nicht schon vorher erforderte. Um die Balken des Fachwerks wieder hervorzuheben, bemale ich diese mit NOCHs Patina-Markern. Andere Filzstifte oder Pinsel sollten auch gehen. Kleine Ungenauigkeiten können entfernt werden, indem man schnell eine ganz dünne Schicht Putz abhebt!
Alles in allem eine furchtbare Arbeit - an dem kleinen Haus habe ich jetzt zwei Wochen lang jeden Tag gesessen. Aber das Ergebnis entschädigt!
Für den Mauersockel / Keller unterhalb des Wohnanbaus war ein Feldsteinmauerwerk aus Schaumstoff vorgesehen. Das gefiel mir schon beim Walther-Hof nicht - und alle Versuche, es hübscher zu machen und die poröse Oberfläche zu kaschieren, scheiterten (siehe rechts im Bild). Daher wurde eine Platte Kalkstein(?) von 3D-Kreativ zurechtgeschnitten und jeder einzelne Stein farbig bemalt (Original rechts, Ergebnis links).
Das Dach:
Auf die stabile Unterkonstruktion werden zunächst dünne, flexible Panele geklebt (unten/links im Bild). Diese reichen bis auf die Dachsparren und stützen das sichtbare Dach von unten her. Da diese, wenn man die Wange auf den Hof legt, später sichtbar sein werden, wurden diese Panele vor dem Einbau im Randbereich farblich behandelt. Die mitgelieferten roten Ziegel passen nicht in mein Erzgebirge, taugen aber als Schablone, um stattdessen Altdeutschen Schiefer von >
Kreativ 3D< zuzuschneiden. Der Anbau erhielt zur Abwechslung mal Spitzschiefer vom selben Anbieter. As letztes kamen noch Firstschiefer und Schornsteine aufs Dach. Das mitgelieferte Exemplar kam nach intensiver Farbkur auf den Anbau, das Haupthaus erhielt ein neues Exemplar aus der Bastelkiste.
Die Patinierung:
Pulverfarben! Alle Dachflächen wurden ihrer Gleichmäßigkeit beraubt. In Bodennähe kamen Verschmutzungen durch Spritzwasser und aufsteigende Feuchtigkeit hinzu, die Giebelflächen haben leichte Verwitterungsspuren erhalten. Außerdem fiel mir auf, dass dieses Haus sehr kleinteilige Fenster mit vielen Sprossen hat. Auf diesen sammelt sich natürlich viel Dreck, welcher beim Regen entsprechende Laufspuren auf der Fassade erzeugt - kleine Kosmetikschwämmchen tun hier Wunder!
Der Einbau:
Der erhöht stehende Anbau sollte einen Sinn ergeben: Das Haus steht am Hang! Entsprechend wurde beim Bau des >
Moduls< zunächst eine ebene Stellfläche frei gelassen. Nach dem Verkleben wurde der Hang um das Haus herum modelliert. Auch die kleine Treppe, welche zum Obergeschoss führt, wurde jetzt eingepasst. Der Rest - Färben des Geländes und die Gestaltung des Hofumfeldes - gehören wieder in den Modulbauthread.
Fazit:
Geile Hütte! Der Umbauaufwand war wieder erheblich, aber mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Nachmachen auf eigene Gefahr!