Bastelei 95 bis 100 und 101 bis 105: 10t-Kohlewagen der lfd. Nr. 428a und 432a!
Geschichte:
Vorbild:
Die Preußischen Staatsbahnen beschafften zwischen 1883 und 1890 offene Universal-Güterwagen nach Musterblatt IIb2 mit 10t Ladegewicht. Ab 1891 wurden dann
Wagen nach Musterblatt IId3 mit 15t Ladegewicht gebaut. Die Gesamtzahl gebauter Wagen ist nicht sicher bekannt, es muss eine hohe fünf- oder niedrige sechsstelliger Zahl gewesen sein. Ihr direkter Nachfolger wurde die Verbandsbauart A1. Beide Baumuster gab es in gebremster und ungebremster Ausführung, viele Details variierten über die Bauzeit und folgten der laufenden technischen Entwicklung. Die Bordwände waren abnehm- und die Stirnwände kippbar (natürlich nicht am Bremserhaus).
Der IId2 hatte noch 85cm niedrige Bordwände mit hölzernen Türen, die Wagen- und Ladelänge wichen ohne/mit Bremse voneinander ab. Beim IId3 gab es bereits 1,00m hohe Wände mit Buckelblechtüren und einheitliche Fahrwerke und Aufbauen. Beide Formen hatten Türen in ihren Bremserhäusern - ein seltener Luxus für Preußen ;-)
Mehr Informationen zu beiden Wagentypen gibt es bei Stefan Carstens "
Güterwagen Band 3- offene Wagen", Seiten 23 und 28ff.
Modell:
Die Wagen gibt es als Ätzbausätze bei der Digitalzentrale.
@tt-fan2015 und ich hatten schon ewig vor, daraus mal einen kleinen Kohlezug zu basteln. So ca 2019(?) herum beschlossen wir, daraus ein Gemeinschaftsprojekt zu machen und die Wagen nach Modell-Sachsen zu holen - Preußen kann ja jeder!
Irgendwann hatten wir Bleche für insgesamt 10 verschiedene Wagen in sämtlichen Ausführungen vor uns. Tim lötete eine Pandemie lang daran herum und im Herbst 2022 lagen sie dann endlich bei mir. Parallel dazu habe ich glaubwürdige verwandte Sächsische Wagentypen recherchiert und beschlossen, unsere Werke in die lfd. Nr. 428a und 432a einzureihen. Beide Nummern (ohne 'a') beinhalten Wagen grob ähnlicher Abmessungen, Baujahre und sonstig vergleichbarer Eigenschaften, daher können wir uns in die Tasche lügen, dass Die K.Sächs.Sts.E.B. auch eine größere Anzahl von Wagen nach Preußischem Muster gekauft und in diese Untergruppen eingereiht haben.
Mit diesem Vorwissen konnte ich verwendbare Wagennummern suchen und plausible Angaben ersinnen - bei mir gibt's schließlich nur Langträger mit vollständiger Beschriftung, egal ob die jemand liest! ;-)
Drei Revisionen später war ich sowohl mit dem Inhalt als auch dem Druckergebnis zufrieden. Alle 10 Wagen wurden durch mich lackiert, decaliert und endmontiert. Meine eigenen 5 Exemplare habe ich zusätzlich gealtert.
Ergebnis:
Bau:
Tim hat alle 10 Wagen zusammengelötet. Dabei muss man aufpassen, die Kleinteile (u.a. Griffstangen und Hebel für die Kopfklappenbetätigungen) richtig einzusetzen. Außerdem müssen alle Achslager aufgebohrt und die Achsspitzen der Radsätze gut befeilt werden. Bei mir gingen die Wagen erstmal durch ein Aceton-Ultraschallbad. Die Rückstände vom Löten waren teils ziemlich hartnäckig - dank Glasfaserpinsel, Handschuhen und viel Dreck in mehreren Runden Ultraschallreiniger waren sie aber irgendwann lackierfähig.
Grundierung und Lackierung erledigte wie üblich meine Luftpuste mit Elita-Farben. Aus nicht ganz sicheren Gründen hatte ich hinterher das Problem, dass der graue Lack nicht griffest war - womöglich hätte die Grundierung noch länger durchtrocknen müssen? Ich musste jedenfalls bei der Alterung einige kleine metallisch durchblitzende Stellen kaschieren.
Im Anschluss kamen die Decals drauf und Klarlack drüber. Das Fahrwerk (Achshalter) und viele kleine Eisenteile wurden mit feinen Pinseln und Edding geschwärzt. Dieser Teil ist die eigentliche und viel größere Arbeit als das Grund-Lackieren. Bei der Gelegenheit habe ich die Wagen gleich ausgemessen und dazu passende 3D-gedruckte Ladeguteinsätze hergestellt. Natürlich kamen auch PeHos drunter,
Puffer dran und die Radsätze rein. Dank
@Dikusch habe ich sogar Fotos der 5 Wagen, die bei dieser Gelegenheit an Tim übergeben werden konnten - herzlichen Dank dafür!
Meine eigenen 5 Wagen haben jetzt ihre zusätzliche Alterung und Superung erhalten. Taschentuch-Deckung auf dem Dach, Holzfarben auf Trittstufen und Böden, MKK-Fensterscheiben in die Bremserhäuser. Unterschiedlich intensive Rostspuren ans Eisen, Witterungspuren an die Wagen, Nachgestaltung der abgenutzten inneren Wagenböden. Bordwände verschleißen. Pulverfarben ringsrum, Washes drüber, Bremseinrichtungen nicht vergessen... das zieht sich!
Eigentlich sind die Wagen auch im Inneren fast zu schön, um sie zu verstecken. Aber ich wollte nunmal meinen Kohlezug verlängern - also mussten aus den Rohlingen entsprechende Braunkohle-Ladungen werden.
Fazit:
Ein sehr schönes Projekt. Hat sich zwar eeeewig gezogen, aber war es absolut wert. Die Alterung hat's für mich wirklich rausgerissen. Meine bescheidene Kamera wird dem Ergebnis nicht gerecht - unter all dem Pixelmatsch gibt es sehr, sehr schöne Wagen zu sehen, die mit ihrer illustren kleinen Ladung fröhlich über's Erzgebirge scheppern und zur Versorgung der Dreggscher Industrie beitragen.
Schaut sie euch bei Gelegenheit einfach mal live an!