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Buntbahn-Frickeleien früherer Epochen

Hallo @kloetze: Hatte das mit den 2 Leinen so vom Bauernhof in Erinnerung. Man findet aber auch etwas mit 4 Leinen:
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Kannst Du mir kurz erklären, wie der Kutscher mit beiden Leinen für ein Pferd in jeweils einer Hand die Steuerung hinkriegt?

Mahlzeit zusammen!
Klar kann ich.

Das von @dampfbahner verlinkte Bild zeigt das >Achenbach-Fahrsystem< mit Kreuzleine. Das entstand erst durch den ersten Weltkrieg und ist für mich daher ungeeignet. Dessen Vorteile: Der Fahrer hat nur zwei Leinen zu halten, eine in jeder Hand. Das spart Gewicht und ist schön einfach. Gelenkt wird recht intuitiv über die Zugspannung auf den Leinen. Da die Pferde miteinander verbunden sind (gemeinsame Leinen), werden auch alle gemeinsam gesteuert. In diesem System kann man auch sehr gut einhändig fahren. Dafür ist es aber nicht übermäßig präzise und es erfordert recht aufwändige Geschirre. Außerdem müssen die Pferde sehr gut eingefahren sein, da mangels Spielwaage unterschiedliche Zugstärken nicht gut ausgeglichen werden.

Fast alle anderen Fahrsysteme, auf die ich gestoßen bin, verwenden bei zwei Tieren ein direktes Leinenpaar zu jedem Zugtier. Bei zwei Tieren hat man meistens in der linken Hand die Leinen für das linke Tier, in der rechten Hand entsprechend die für das rechte Tier. Das ist vom Geschirr her erstmal wunderbar einfach. Dabei gibt es verschiedene Arten, die Leinen zu halten.
Eine Option ist, die Leinen von oben in die Hand zu führen (bei geschlossener Faust, Daumen oben). Das ergibt eine schön natürliche Handhaltung und sicheren Griff. Gesteuert wird hierbei über Stöße, das heißt kleine Schlagbewegungen oder kurzes Fester-ziehen oder Locker-lassen der Leinen. Die Tiere müssen darauf trainiert werden, verschiedene Stöße als Kommandos für links, rechts, Halt, Schneller usw. zu interpretieren.
Eine andere Option ist die Haltung der Leinen von außen. Wenn man die geschlossene Faust waagerecht hält, kommt jeweils eine Leine von links und die andere Leine von rechts rein. Dadurch kann man das Handgelenk hin und her bewegen und somit die Spannung auf beiden Leinen separat ganz minimal variieren. Damit erhalten beide Tiere ein individuelles Signal über ihre jeweilige Leine.
Bei mir dargestellt ist die Leinenführung per Klumpen. Die viel zu dicken Leinen laufen von vorne unter die Hand, welche keine definierte Form erhält und dank des Klebstofftropfens eher einen unförmigen Klumpen bildet. Genauer geben das die Modell-Fingerchen nicht her ;-)


Bei vier Tieren gibt es zwei Varianten. Entweder werden dann die linken Tiere in einer, die rechten Tiere in der anderen Hand geführt oder es werden die Leinen pro Tier auf beide Hände verteilt werden (linke Hand für links fahren, rechte Hand für nach rechts; Steuerung der Richtung wie bei Achenbach). Teils führen dann die Leinen alle von oben in die geschlossene Faust, teilweise nimmt man jede Leine separat zwischen den Fingern durch, um ganz minimal unterschiedliche Impulse pro Tier setzen zu können. Manchmal auch teils/teils von innen und außen. Fahren mit vier Tieren ist bereits alles andere als einfach.

Bei noch mehr Tieren wird es dann die hohe Schule der Fahrkunst. Ein Problem dabei ist die Führung der Leinen - die Steuerung jedes individuellen Tieres wird immer schwieriger, was also besseres Training bei Mensch und Pferd gleichermaßen erfordert. Auch das immer größer werdende Gewicht der Leinen wird ein Problem. Bei 4 Tieren sind das schon 8 Leinen - das geht gewaltig auf die Hände und lässt sich kaum mehr über längere Zeit halten. Gerade beim Militär (und davon abgeleitet bei Staatskarossen) setzt man daher bei großer Anspannung eher auf "Vorreiter", die jeweils auf dem Linken (Leit)-Tier eines Paares mitreiten und das rechte (Hand-)Tier manuell führen. So lenkt jeder Vorreiter zwei Tiere, manchmal auch vier.


Bei meinen Ochsen sieht man übrigens eine ganz andere Variante: Der Bauer, der neben ihnen her läuft, führt den linken Ochsen direkt am Maul oder über einen sehr kurzen Strick. Der Mann oben auf dem Bock ist nur der Bremser. Das geht bei Paarhufern recht gut, weil diese auf Dauer eh nicht mehr als menschliche Schrittgeschwindigkeit laufen. Pferde sind zu schnell dafür.

Hoffe, ich konnte etwas aufklären.
 
@Schraube: Danke für Deine Erklärungen.
 
Gerne!

Wenn ich an deine Basteleien denke, vermute ich, dass du auch die Leinenführungen in den einzelnen Fingern der Figur nachbaust @kloetze? Wenn's bewegliche (Tier-)Beine gibt und die Kutsche fahrfähig wird, gebe ich dir höchstpersönlich einen Kasten Finsterbräu aus! ;)

Freut mich, wenn die ganze Recherche von allgemeinem Nutzen ist :)
 

Bastelei Nummer 94: Königlicher Hofsalonwagen der lfd. Nr. 5, der "Mathildenwagen"​


Hofsalonwagen Epoche I Seitenwand links_c.JPGHofsalonwagen Epoche I Seitenwand rechts_c.JPGHofsalonwagen Epoche I Stirnseite Bremse.JPGHofsalonwagen Epoche I Stirnseite Übergang.JPG


Lange her, dass ich Muße hatte, hier zu schreiben. Mit etlichen Monaten Verspätung möchte ich euch hier aber den Baubericht des Hofsalonwagens in Epoche I präsentieren. Geschichte und Co spare ich mir diesmal, die ist >auf meiner Seite< hinreichend dokumentiert. Dort gibt es auch >den Bausatz zu kaufen<. Das Modell wurde bereits auf mehreren Messen und Stammtischen präsentiert.

Ich habe ausschließlich die Teile aus dem Bausatz verwendet.
Hofsalonwagen Schachtel.JPGHofsalonwagen Bauteile Bausatz.JPG


Fahrwerk:
Das Fahrwerk wird aus einem Ätzblech gefaltet und gelötet. Das ist eine Konstruktion von @Mike / www.mu-modellbau.de und lässt sich entsprechend einfach bauen. Selbst Puffergriffe, Zughaken und das Abortfallrohr sind in der Konstruktion hervorragend integriert. Anschließend wurde es grundiert und braun lackiert (Langträger waren in Sachsen lange Zeit in Wagenkastenfarbe und nicht schwarz). Danach wurde der braune Teil abgeklebt und der Bereich der Achshalter schwarz lackiert. Trocknen lassen, Decals drauf, Klarlack drüber. Puffer einkleben, Peho-Kulisse samt Kupplung in die vorgefertigte Aufnahme einsetzen, fertig.

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Wagenkasten:
Das Hauptteil ist ein 3D-Druck. Man muss in der Regel nichts mehr daran nacharbeiten, kann aber optional die Seitenwände noch mit 2000er Schleifpapier nachglätten, wenn man mag. Ich hab's bewusst nicht getan, um für dieses Erstmodell einen möglichst unverfälschten Eindruck zu bekommen. Grundieren, braun lackieren (gleiche Farbe wie der Langträger), decalieren. Die Decals wurden ggü. dem hier gezeigten Stand nochmal überarbeitet. Ich habe außerdem die Türklinken und -schlösser silbern abgesetzt, Trittstufen dunkel abgesetzt und diverse Griffe schwarz gefärbt (Klappen der Presskohlenheizung!). Trocknen lassen, Decals drauf, Klarlack drauf. Der Wagen war eher beschriftungsarm, das meiste stand am Langträger und an den Stirnseiten. Ich war etwas zu ungeduldig und hab die Grundierung nicht richtig durchtrocknen lassen - gebt eurer Farbe im Zweifel lieber eine Nacht Trockenzeit!

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Die Fenster kommen bereits fertig ausgelasert in eienr Trägerfolie. Sie werden nur am Rand mit ganz wenig Klebstoff eingestrichen - ich nehme Weißleim oder MKK - und von hinten in die passgenauen Vertiefungen im Wagenkasten eingesetzt. Tipp: Wagenkasten nicht an den ganz dünnen Streben oberhalb der Fenster anheben, ich habe dabei eine herausgebrochen. Lieber an der stabilen unteren Seitenwand. (Kann man aber kleben.)
Die Fensterrahmen kommen ebenfalls bereits fertig gelasert - aus farbigem Karton, direkt einbaufertig in der richtigen Farbgebung. Ganz wenig Klebstoff dran, von außen auf das eingeklebte Fenster legen, ausrichten, fertig. Die Rahmen sitzen passgenau und mit wenig Spiel in der Fensteröffnung. Durch diese Bauweise sitzen die Fenster und Rahmen außerdem optisch richtig schön "in der Wand", und nicht dahinter auf der Wagen-Innenseite. Zuletzt wird die eingedruckte Stütze im Bereich des großen Salons herausgetrennt - diese verleiht dem Wagenkasten bis hierhin zusätzliche Stabilität, damit die Seitenwand nicht einfällt. Später übernehmen Fahrwerk und Dach diese Funktion.

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Kleinteile
Ein Gaskessel sowie die vier Einsteigstreppen liegen als separate 3D-Druck-Teile bei. Schwarz Lackieren, ankleben, fertig. Alternativ gibt es auf dem Ätzblech sehr filigrane Treppchen zum Selber-Bauen aus Metall. Ihr habt die Wahl, was euch besser gefällt - mir war wichtig, sowohl eine einfachere Alternative als auch eine besonders feine Option anzubieten. Diesmal habe ich bewusst die gedruckten Treppchen gewählt.

Das Ätzblech bietet außerdem etliche sehr feine Griffstangen, Bremskurbeln, Scherengitter und Trittbleche für den Wagenübergang. Diese können ebenfalls dunkel lackiert und einfach angeklebt werden. Für alle Teile gibt es bereits vorgefertigte Löcher im Wagenkasten, so dass bei der Montage wenig schief gehen kann. Alle empfindlichen Kleinteile sind natürlich überzählig vorhanden.

Für besonders eifrige Bastler befinden sich diverse Extras auf dem Blech, darunter winzige Freistehende Türklinken (gedruckte aufbohren und ersetzen) und ein paar andere schöne Überraschungen. Das ist aber wirklich nur für ganz besonders Verrückte! ;-)


Dach
Das Dach besteht aus drei Teilen. Alle werden in der gewünschten Dachfarbe lackiert. Beim Oberlichtaufsatz wird anschließend die gerade Dach-Seitenkante abgeklebt und der senkrechte Teil der Oberlichter in Wagenkastenfarbe abgesetzt. Auch hierfür liegen passend gelaserte Verglasungsfolien bei. Das Dach ist je nach Epoche unterschiedlich ausgeführt. Hier habe ich Gasbeleuchtung mit Lamellenschornsteinen gewählt, es gibt aber auch Elektrobeleuchtung (ohne Laternenaufsätze) und kleine gerade Schornsteine. Für den Einsatz als Bahndienstwagen liegt außerdem eine geätzte Blende bei, mit der die Oberlichter verschlossen werden können.

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Endmontage
Der Wagenkasten wird über vier kleine Schräubchen mit dem Fahrwerk verschraubt. Teile liegen natürlich bei, die Gewinde schneide ich bei allen Bausätzen bereits vor. Anschließend können die Räder ins Fahrwerk eingesetzt werden. Die drei Dachelemente werden einfach von oben eingeklipst und bei Bedarf mit ganz wenig Klebstoff fixiert.
 

Bastelei Nummer 95: Bahnpostwagen der Kaiserlichen Deutschen Post​

lfd. Nr. 705, Gattung Ia, Typ Post -a/8,8​


Geschichte:
Die Kaiserliche Reichspost beschaffte ihre Bahnpostwagen schon immer selbst. Diese wurden nach Vorgaben der Postverwaltungen bei Herstellern im ganzen Reich gebaut, aber bei den einzelnen Länderbahnen im jeweiligen Einsatzgebiet eingestellt. So landeten natürlich auch einige Bahnpostwagen bei den K.Sächs.Sts.E.B. - in Bauform und Aussehen typisch wie viele andere Bahnpostwagen aussehend, aber nicht besonders "typisch Sächsisch". Die Besetzung der Bahnpostwagen erfolgte stets durch Postbeamte - Eisenbahner hatten zum inneren keinen Zutritt (Postgeheimnis!). Die Bahn stellte lediglich das Bremspersonal und musste die Wagen befördern.

Eine der diversen Bahnpostwagen-Gattungen waren die in den 1870er Jahren gebauten Fahrzeuge der (Bahnpost-)Gattung Ia. Diese waren steifachsig, zwei Achsen, ca 12t Eigengewicht, mit durchgehendem Oberlichtaufbau und Bremserhäuschen, Achsstand 4,50m, Westinghousebremse, Ofenheizung, Gasbeleuchtung, mit Abort. In Details wie Tür- und Fensteranordnung wichen diese womöglich stark voneinander ab, es waren alles eher Unikate. Die K.Sächs.Sts.E.B. wies diesen Fahrzeugen die lfd. Nr. 705 zu. Später hätte man diese Wagen je nach exakter Länge mit Postwagen-Bezeichnungen "Post -a/8,8" oder ähnlichem bedacht.

Als mir ein sehr geschätzter Modellbahnkollege vor einer Weile alte Ätzbleche von Dietrich Heede überließ, war sofort klar, dass daraus ein Sächsicher Bahnpostwagen entstehen muss! Die verfügbaren Blechteile passten optisch sehr gut in vorgenannte Gattung. Fiktives Baujahr 1879, Nummer 817 - die war m.W. nie vergeben. Der Wagen - wäre er genau so gebaut worden - hätte wunderbar zu seinen Schwestermodellen gepasst.


Ergebnis:

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Bau:

Am Anfang stand das Blech. Es gab nur den Wagenkasten her. Gefaltet und verlötet ergab das schon eine sehr schöne Grundlage.
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Dann kamen kleine Details dran - Neusilberreste und geätzte kleine Stufen als Auftritte. Leiterbausätze aus der Digitalzentrale zum Bremserhaus. Später folgte ein Griffstangen-Puzzeln aus zig herumliegenden Spritzlingen. Noch später kamen Laternenhalter von Fischer dran und Lüfter aufs Dach. Das Freihand-Bohren der ganzen Löcher hat einige Bohrer gekostet.
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Der Wagen wurde in braungrün lackiert, Dach dunkles Anthrazit bis schwarz. Die Decals habe ich wie meistens selbst gezeichnet, Druck im UV-Verfahren beim Druckeronkel. Da der Bausatz keine Türen enthielt, bin ich hier kreativ geworden und habe diese als Decal gezeichnet. Die Weißgrundierung mit oben drauf schwarzem Druck ergibt genug Ergebung, dass man es als feine Lichtkante / Fuge wahrnehmen kann. Für eine in der Wandebene liegende Tür finde ich das Ergebnis ziemlich überzeugend!
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Die Griffstangen hab ich noch zig mal nachlackiert, weil sie durch die vielen späteren Bearbeitungsschritte immer wieder die Farbe verloren haben. Das Gehäuse musste auch hier und da nachgebessert werden, der Lack platze mir durch kleine Missgeschicke an manchen Stellen ab. ich verkauf's als "Alterungs- und Reparaturspuren". Die frühen Verblechungen hatten halt noch keinen guten Korrosionsschutz.
Von innen wurde Plastikfolie als Fenster eingeklebt, das Oberlicht bekam MKK. @Grischans Packwagen-Schutzgitter aus der DZ schützen auch hier das Glas vor herumfliegenden Paketen.
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Für's Fahrwerk lag nur eine einfache eckige Grundplatte bei. Ich verpasste ihr einzelne Fachwerk-Achshalter aus der DZ samt Bremsen. Das Trittbrett entstand aus Resten von Ätzplatinen. Die Höhe passt nicht perfekt zu den Preiserlein - ich habe es stattdessen so angeglichen, dass es mit Tilligs alten und neuen preußischen Abteilwagen sowie Beckerts Sächsischen Personenwagen stets halbwegs gut aussieht. Ein Mann müsste sich darauf stehend ungefähr in Brusthöhe festhalten.

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Lack drauf, Puffer, Dampfheizkupplung, Zughaken und Läderbahn-Bremsschlauch dran. Gaskessel und PeHos drunter - und ein Zeitungskeller! Decals auf den kompletten Langträger, natürlich auch hier extra angefertigt. Zum Schluss habe ich in den Wagenkasten einen Echtholz-Boden eingeklebt und leicht gealtert. Völlige Verschwendung, sieht man eh kaum. Aber das schafft Stabilität im Kasten und schließt den Spalt zwischen Wagenwand und Langträger / Grundplatte. Einzelne Wagenkastenstützen hab ich da nicht noch drangefummelt. Sieht man eh nicht. Zum Schluss gab's noch ganz dezente Patina und dann war gut.

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Fazit: Sehr zufrieden! Der Wagen hat zwar diverse kleine Dellen und Macken, die griffstangen sind manchmal schief und im Super-Makro sieht man jede besch*** Fussel auf dem Lack, aber das stört mich alles nicht weiter. Auf der Anlage sieht er richtig schön aus und ist ein ziemliches Unikat - vergleichbare Wagen von der Stange fehlen bislang leider völlig. (Tilligs Modell mit Holzwänden habe ich natürlich!)

Hat sich ewig hingezogen, aber mir gefällt's sehr!
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht nur für den Bau, auch für die ausführliche Dokumentation des selbigen habe ich dir mal meine höchste Bewertung dagelassen!
Aber warum hast du Spritzlinge für die Griffstangen verwendet und keine Federbronce oder -stahl?

Im ersten Moment hatte ich geglaubt, du hättest das Modell in der Form in dein Programm aufgenommen ;)
 
Dankeschön :)
Gäbe es mal eine passende Form, hätte ich die natürlich sehr gerne im Sortiment. Bislang ist das leider nicht in Sichtweite. Aber ich freue mich, wenn es anderen gefällt oder vielleicht auch zum Nachbau anregt. Vieles davon ist gar nicht so schwer - und ich zeige bewusst auch die nicht so perfekten Ergebnisse.

Die Spritzlinge hab ich vor allem genommen, weil die hier noch massenhaft herumliegen. Sie biegen sich bei Berührung automatisch zurück in ihre Grundform und müssen nicht erst zurecht gebogen werden. Bronze wäre aber natürlich auch gegangen und ließe sich bei Bedarf noch mal nachbiegen. Die teils etwas wellige Form aufgrund der nicht ganz exakten Löcher sieht man mit etwas Abstand zum Glück kaum.
 
Bastelei 95 bis 100 und 101 bis 105: 10t-Kohlewagen der lfd. Nr. 428a und 432a!

Geschichte:

Vorbild:

Die Preußischen Staatsbahnen beschafften zwischen 1883 und 1890 offene Universal-Güterwagen nach Musterblatt IIb2 mit 10t Ladegewicht. Ab 1891 wurden dann Wagen nach Musterblatt IId3 mit 15t Ladegewicht gebaut. Die Gesamtzahl gebauter Wagen ist nicht sicher bekannt, es muss eine hohe fünf- oder niedrige sechsstelliger Zahl gewesen sein. Ihr direkter Nachfolger wurde die Verbandsbauart A1. Beide Baumuster gab es in gebremster und ungebremster Ausführung, viele Details variierten über die Bauzeit und folgten der laufenden technischen Entwicklung. Die Bordwände waren abnehm- und die Stirnwände kippbar (natürlich nicht am Bremserhaus).
Der IId2 hatte noch 85cm niedrige Bordwände mit hölzernen Türen, die Wagen- und Ladelänge wichen ohne/mit Bremse voneinander ab. Beim IId3 gab es bereits 1,00m hohe Wände mit Buckelblechtüren und einheitliche Fahrwerke und Aufbauen. Beide Formen hatten Türen in ihren Bremserhäusern - ein seltener Luxus für Preußen ;-)
Mehr Informationen zu beiden Wagentypen gibt es bei Stefan Carstens "Güterwagen Band 3- offene Wagen", Seiten 23 und 28ff.

Modell:
Die Wagen gibt es als Ätzbausätze bei der Digitalzentrale. @tt-fan2015 und ich hatten schon ewig vor, daraus mal einen kleinen Kohlezug zu basteln. So ca 2019(?) herum beschlossen wir, daraus ein Gemeinschaftsprojekt zu machen und die Wagen nach Modell-Sachsen zu holen - Preußen kann ja jeder!
Irgendwann hatten wir Bleche für insgesamt 10 verschiedene Wagen in sämtlichen Ausführungen vor uns. Tim lötete eine Pandemie lang daran herum und im Herbst 2022 lagen sie dann endlich bei mir. Parallel dazu habe ich glaubwürdige verwandte Sächsische Wagentypen recherchiert und beschlossen, unsere Werke in die lfd. Nr. 428a und 432a einzureihen. Beide Nummern (ohne 'a') beinhalten Wagen grob ähnlicher Abmessungen, Baujahre und sonstig vergleichbarer Eigenschaften, daher können wir uns in die Tasche lügen, dass Die K.Sächs.Sts.E.B. auch eine größere Anzahl von Wagen nach Preußischem Muster gekauft und in diese Untergruppen eingereiht haben.
Mit diesem Vorwissen konnte ich verwendbare Wagennummern suchen und plausible Angaben ersinnen - bei mir gibt's schließlich nur Langträger mit vollständiger Beschriftung, egal ob die jemand liest! ;-)
Drei Revisionen später war ich sowohl mit dem Inhalt als auch dem Druckergebnis zufrieden. Alle 10 Wagen wurden durch mich lackiert, decaliert und endmontiert. Meine eigenen 5 Exemplare habe ich zusätzlich gealtert.


Ergebnis:

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Bau:

Tim hat alle 10 Wagen zusammengelötet. Dabei muss man aufpassen, die Kleinteile (u.a. Griffstangen und Hebel für die Kopfklappenbetätigungen) richtig einzusetzen. Außerdem müssen alle Achslager aufgebohrt und die Achsspitzen der Radsätze gut befeilt werden. Bei mir gingen die Wagen erstmal durch ein Aceton-Ultraschallbad. Die Rückstände vom Löten waren teils ziemlich hartnäckig - dank Glasfaserpinsel, Handschuhen und viel Dreck in mehreren Runden Ultraschallreiniger waren sie aber irgendwann lackierfähig.

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Grundierung und Lackierung erledigte wie üblich meine Luftpuste mit Elita-Farben. Aus nicht ganz sicheren Gründen hatte ich hinterher das Problem, dass der graue Lack nicht griffest war - womöglich hätte die Grundierung noch länger durchtrocknen müssen? Ich musste jedenfalls bei der Alterung einige kleine metallisch durchblitzende Stellen kaschieren.

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Im Anschluss kamen die Decals drauf und Klarlack drüber. Das Fahrwerk (Achshalter) und viele kleine Eisenteile wurden mit feinen Pinseln und Edding geschwärzt. Dieser Teil ist die eigentliche und viel größere Arbeit als das Grund-Lackieren. Bei der Gelegenheit habe ich die Wagen gleich ausgemessen und dazu passende 3D-gedruckte Ladeguteinsätze hergestellt. Natürlich kamen auch PeHos drunter, Puffer dran und die Radsätze rein. Dank @Dikusch habe ich sogar Fotos der 5 Wagen, die bei dieser Gelegenheit an Tim übergeben werden konnten - herzlichen Dank dafür!

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Meine eigenen 5 Wagen haben jetzt ihre zusätzliche Alterung und Superung erhalten. Taschentuch-Deckung auf dem Dach, Holzfarben auf Trittstufen und Böden, MKK-Fensterscheiben in die Bremserhäuser. Unterschiedlich intensive Rostspuren ans Eisen, Witterungspuren an die Wagen, Nachgestaltung der abgenutzten inneren Wagenböden. Bordwände verschleißen. Pulverfarben ringsrum, Washes drüber, Bremseinrichtungen nicht vergessen... das zieht sich!

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Eigentlich sind die Wagen auch im Inneren fast zu schön, um sie zu verstecken. Aber ich wollte nunmal meinen Kohlezug verlängern - also mussten aus den Rohlingen entsprechende Braunkohle-Ladungen werden.

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Fazit:

Ein sehr schönes Projekt. Hat sich zwar eeeewig gezogen, aber war es absolut wert. Die Alterung hat's für mich wirklich rausgerissen. Meine bescheidene Kamera wird dem Ergebnis nicht gerecht - unter all dem Pixelmatsch gibt es sehr, sehr schöne Wagen zu sehen, die mit ihrer illustren kleinen Ladung fröhlich über's Erzgebirge scheppern und zur Versorgung der Dreggscher Industrie beitragen.

Schaut sie euch bei Gelegenheit einfach mal live an!
 
Bastelei 106: Packwagen Pwg Pr14, verbessert und gealtert
Bastelei 107 bis 118: O-Wagen, gealtert


Geschichte:

Rohstoffe braucht das Land! Unser kleines Königreich dürstet nach Waren aller Art. Mit dem Handel quer durch das gesamte Reich finden Wagen vieler Länder den Weg nach Sachsen - und zumindest bis in die Grenzbahnhöfe auch fremde Lokomotiven und Packwagen. Also wurde eeeendlich mal wieder ein Packwagen ordentlich zurecht gemacht - diesmal ein Pwg Pr14 von PSK ("der wohl typischste aller Preußen"). Passend dazu gab es eine Großpackung frisch gestalteter Ladegüter und eine mehrtägige Sonderaktion "Wagenalterung en masse".

Ergebnis:


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Galerie aller Einzelwagen (am besten im Großbild durchklicken):

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Bau:

Der Packwagen hat beiderseitig freistehende Griffstangen nach originalen Vorbildfotos bekommen. Außerdem habe ich an der Stirnseite mit den Auftritten nebst Geländern noch Signalstützen angesetzt. Diverse kleine Eisenteile wurden schwarz hervorgehoben, insbesondere Verschlüsse und Eisenteile aller Art. Der gesamte Wagen erhielt eine sehr matte Grundfarbgebung (Fenster wurden abgeklebt). Das Dach wurde mit etlichen Schichten Washes und Pulverfarbe bearbeitet, um Dreck und Laufspuren auf einstigem Weiß darzustellen. Die Trittstufen und Aufsteige erhielkten braune Farbe, Bremsteile, Fahrwerksteile etc. rostfarbene Washes. Außerdem wurden diverse Stellen mit Pulver bedacht. Die Hülsenpuffer habe ich dran gelassen, da sie mir optisch an dem recht massiven Wagen zusagen. So kann er auf Strecke gehen! Fotos vom Bau hab ich leider keine gemacht.

Alle O-Wagen wurden zugerüstet, insofern vorgesehen (Bremsen bei Tillig, Griffstangen und Signalstützen bei Hädl). Für sämtliche Bremserhäuser gab es Scheiben aus MKK. Allem Wagen bekamen eine matte Grundlackierung, diverse Washes, Rost im Fahrwerksbereich und insbesondere auch an den Türen und an den Eisenteilen der Kopfklappen. Der Korrosionsschutz durch Beschichtung (farbe) war damals noch nicht besonders gut, der Rost selbst war oft die beste Abhilfe. Die Innenräume wurden alle aufwändig gestaltet, um abplatzende Farbe und Verschmutzungen und Abnutzung darzustellen. Weitere Holzfarben gab es für Trittstufen, dunkles Zeugs und Pulverfarben für einige Radscheiben (nicht überzeugend) usw.
Die Alterungen wurden den jeweiligen Ladegütern angepasst - typischer Schmutz zur typischen Fracht. Beachtet wurde auch das typische Putzverhalten der Zeit: Anschriften waren frei zu halten, da wurde auch mal drübergewischt, wenn der Rest des Wagens völlig siffig war. Manche Verschlussriegel und Griffstangen wurden häufiger angefasst und waren daher sauberer als der Rest, und auch an im Prinzip sauberen Wagen sammelte sich der Schmutz zuerst an Ritzen, Kanten, Profilen und dergleichen.

Die Ladegüter sind alle selbst mit Zeugs versehen. Die Unterbauten stammen aus verschiedensten Quellen: selbst 3D-gedruckte Teile, Hädl-Kohlehaufen-Einsätze, Schaumstoffteile von Tillig, pmt-Einsätze... neu beladen wurden diese mit Gestein (ja, der Wagen ist etwas übervoll), Kies, Beton-Bruch (Abbrucharbeiten?) und echter Steinkohle. Einen Wagen habe ich des schönen Innenraumes wegen leer gelassen. Der Beton wird noch in einen dunkler zu alternden Wagen umgesetzt, das sehr helle Exemplar erhält dafür irgendwann Kalkstein.


All diese Wagen können ab sofort freizügig in gemischten Zügen meines Sachsens eingesetzt werden. Der Packwagen kommt hinter den preußischen Lokomotiven immer mal zu Ehren.
Jetzt fehlen nur noch viele Meter voll Strecken, Bahnhöfen und Anschließern :)
 
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