BR95 von TILLIG , das Modell
Schon vor Monaten war es mir möglich, im Rahmen einer lockeren Runde das Modell zu begutachten. Da die 95 damals noch nich fertig und ich mit dem Gesehenen prinzipiell zufrieden war, wurde meine Vorfreude auf die nun erfolgte Lieferung auch nich gebremst.
Nun is sie eingetroffen, die neue BR 95, dieses Mal aus dem Hause TILLIG!
Die (hoffentlich) objektive Betrachtung :
Was als allererstes auffällt, es gibt eine neue Verpackung. Das Modell liegt in einer stabilen Schaumstoffeinlage mit durchsichtiger Kunststoffabdeckung unten und oben. Das Ganze in einer festen Schachtel mit einer darüber geschobenen Papphülle inclusive Sichtfenster. Das Modell is sicher untergebracht und lässt sich leicht auspacken.
Der erste Eindruck, die Proportionen, der Lack und grobe spezifische Details stimmen. Ja doch, das is eine 95. Unzweifelhaft! Der Kessel hinterlässt den gewünschten Eindruck, kraftlos und dezent is etwas anderes. Die Lampen vorn seh’n gut aus, wenn auch die unteren besser als die obere, da diese kein einzelnes Bauteil zu sein scheint. Die auf der Rückseite hinterlassen einen ebenso guten Eindruck.
Mir sind wie immer die Leitungen auf dem Kessel zu akkurat verlegt, das zu ändern sollte natürlich nich des Herstellers Problem sein. Den Meisten wird’s so gefallen.
Das Fahrwerk stammt beinahe unverändert von der 84. Darin kann ich aber keinen Mangel entdecken, denn diese fahren bei mir (obwohl nich beide gleich) anstandslos. Natürlich haben die Fahrwerke damit auch die gleichen Maße. Somit sollte die 95 von Laufrad zu Laufrad eigentlich um die 1,5mm länger sein, als die 84. So is’es aber nich, was aufgrund der Laufgestelle sehr schwer zu messen is. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.
Die Steuerung is mittlerweile TILLIG-typisch, die Räder (was nich neu is) kann man nur als gelungen bezeichnen. Die der Konstruktion geschuldete Struktur auf der vorderen Pufferbohle überzeugt indes weniger. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, fehlt ein Beutel mit Zurüstteilen. Auch wenn nich mehr viel geht, die Pufferbohlen sind recht nackig.
Das Vorläufergestell hängt sehr lose in seiner Kulisse, verliert diese Führung beim Anheben deshalb auch schnell und hat erstaunlicherweise keine Feder, welche das Gestell fixieren würde. Absicht kann das eigentlich nich sein, beim Fahrwerk der 84 sind Federn verbaut und auch die 95er Hinterachse wird so geführt.
Waren die ca. 134g der 84 ein schon ein diskussionswürdiger Punkt, so sind die nun von mir gemessenen 116g für eine 95 wahrscheinlich nich ausreichend und werden für Unmut sorgen. Ein Grund dafür könnte die Tatsache sein, dass das Gehäuse nun wieder komplett aus Kunststoff besteht und so Gewicht verloren geht. Dafür wurden je ein Haftreifen auf der C- und E-Achse verbaut.
Mir gefällt besonders:
… dass nun endlich Löcher in den Schwingeisen sind, die bisher nur angedeutet wurden. Müsste ich die doch nicht mehr aufbohren, müsste ... Denn, warum dem rechten Schwingeisen das untere Loch fehlt, is rätselhaft.
Das Licht is weder gelb noch weiß, macht also einen authentischen Eindruck und leuchtet dabei auch nie zu hell. Ich sehe zahlreiche angesetzte Leitungen, Handgriffe u.Ä., die Leitungsanordnung auf dem Kessel schein hervorragend getroffen zu sein und die Verbindungsrohre der Wasserkästen sehen trotz Kompromisse recht plastisch aus. Mit etwas Schmutz verseh’n überzeugen die vermutlich absolut. Man hat - entgegen ersten Bildern - der 95 eigene (preußische) Laufradsätze gegönnt, das wäre früher auch nich passiert.
Was weniger anspricht:
Klar, der Kohlehaufen is kaum als Kohle erkennbar und geht so heute eigentlich gar nich.
An den Klemmdosen vermisse ich die gelbe Farbe, so hat man ständig das Gefühl, es fehle irgendein Detail. Die Führerhausaufstiege sind gewöhnungsbedürftig, sie sollten etwas weiter unter dem Führerhaus liegen, außerdem fehlen die später angebauten Haltebügel der Trittstufen. Die Schienenräumer besteh’n aus etwas zu viel Material und die Partie hinter dem Blech unter der RKT wurde vernachlässigt, der Rauchkammerträger sollte da eine Öffnung haben.
Die Leitungen rechts unter dem Führerhaus sind eindeutig zu mächtig, ein Zugeständnis an das verwendete Material. Wie schon erwähnt, hinterlassen die Lampen zwar einen anständigen Eindruck, leider hat nur die obere vorn eine elektrische Zuleitung, die obere hinten dafür nich. Allen fehlt der weiße Reflektor. Warum die 045 in EP III ein Fenstergitter auf dem Dach hat, erklärt sich mir nich. Auf allen mir vorliegenden Bildern hat sie das erst später. Die Rangiertritte vorn machen keinen guten Eindruck und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, es gibt immer noch Kunststoffpuffer!
Meine persönliche Meinung :
Eine Tenderlok, dazu auch noch eine recht imposante, is immer eine willkommene Ergänzung in meinem Schuppen. Dass man das Modell ganz nebenbei noch in reichlich verschiedenen Varianten und über einige Epochen hinweg bringen kann, wird sicher zur gewünschten Verbreitung beitragen. Da wird sich ganz nebenbei kaum ein Interessent dran stoßen, dass das Einsatzgebiet gar nich so üppig war.
Natürlich ist auch dieses Modell eine Bereicherung für den TT-Markt und wird somit seine Fans finden. Lang erwartet und von einigen heiß ersehnt kann man der Lok nur viel Erfolg wünschen. Ob dabei die Tatsache, dass es schon ein Modell von KITTLER gab, eine entscheidende Rolle spielt, wage ich zu bezweifeln. Sowohl der Preis und die damit verbundene Ausbreitung als auch das zu erwartende ARNOLD-Modell haben da schon eher ein Wörtchen mitzureden.
Allerdings stellt sich mir die Frage, ob man bei TILLIG mit der angemessenen Vorsicht und Gewissenhaftigkeit vorgeht, die angesichts der Marktsituation notwendig wäre.
Wenigstens ein problemloses und sauber zusammengesetztes Modell sollte zwischendurch mal den Markt erblicken. Hier wurden meiner Meinung nach abermals Vorschusslorbeeren verschenkt.
95, der Nächste bitte …