Auch wenn dieser Thread schon recht alt ist, das thema scheint mir hier am besten aufgehoben.
ich stand vor ca. zwei Jahren in einem Eisenbahnmuseum vor dem Problem, eine dort vorhandene kleine Vorführanlge ( H0,zwei Ovale ) wieder zum Leben zu erwecken.
Dabei war neben der Reparatur von Weichen und Fahrzeugen die wichtige Frage, wie gestaltet man eine Ablaufsteuerung, damit:
- die Anlage im Betrieb Aufmerksamkeit erregt
- die eingesetzten Komponenten möglichst wenige sind
- das Ganze hinreichend elektrisch und mechanisch robust ist
- die Loks bei Ausfall problemlos ohne weiteres von ungeschultem Personal getauscht werden können?
Aufmerksamkeit:
Ein Zug, der aus einem
Bahnhof langsam anfährt, drei Runden dreht und wieder langsam an der gleichen Stelle im Bahnhof zum Stehen kommt.
Komponenten:
Digital erfordert Lokdecoder, Zentrale,Booster, Ablaufsteuerung.
Analog erfordert Fahrgerät und Ablaufsteuerung.
Gleisbesetztmelder brauchen beide zusätzlich.
Elektrische und mechanische Robustheit:
Mit Blick auf Ausstellungsbetrieb und Bedienung durch Personal, das nur über Grundkenntnisse verfügt, muß gerade elektrisch absolute Überlastfestigkeit bei relativ trägem Ansprechen der Schutzeinrichtungen vorhanden sein.
Weiterhin dürfen keine piepseligen Vielfachsteckblöcke und bei den GBMs keine Ausführungen mit Lichtschranken, Schaltkontakten oder Spannungsabfalldioden eingesetzt werden.
Tausch der Loks:
Eine Lok ohne Decoder hat die höchste Ausfallsicherheit und bei Ausfall einer Lok läßt sich problemlos eine andere einsetzen. Motor- und /oder Kontaktprobleme wirken sich nicht so schwerwiegend aus, d. h. das "Innenleben" kann bei solchen Störungen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Damit ist klar, eine solche Aufgabenstellung kann unter diesen Bedingungen nur analog gelöst werden.
Die Fahrspannungssteuerung besteht aus einer gleitenden Halbwellen/Vollwellen-Übergangsschaltung, die ich schon an anderer Stelle im Board vorgestellt habe. Damit ist jeder Motor zum ruckfreien Anfahren und Abbremsen zu bringen - ohne nervtötende CV-'Spielereien'
Abgesichert ist die Endstufe ( mit entsprechend 'dicken' Transistoren. die 10A abkönnen ) über selbstrückstellende Polyswitch-Übertromauslöser. Deren Ansprechzeit beträgt ja je nach Überstromwert durchaus mehrere Sekunden.
Die Gleisbesetztmeldung erfolgt über Stromtrafos, denn nur diese sind absolut unkaputtbar bei Kurzschlüssen im Gleiskreis. Detektiert wird über eine überlagerte 6kHz-Spannung geringer Leistung, die vom Rest der Anlage über Drosseln ferngehalten wird.
Auch das habe ich schon hier im Board vorgestellt.
Die Ablaufsteuerung ist natürlich 'digital', d. h. ein µC fährt die Sollwertrampe der Fahrspannung ( mit Istwertrückführung vom Gleis!)hoch und unter und reagiert auf die Signale der GBMs.
Fällt eine Lok aus, wird einfach eine andere eingesetzt und der Betrieb geht weiter.
Das Ganze findet im TCDD-Museum im Bahnhof Sirkeci von Istanbul statt. Mit Ausnahme der elektrischen 1:25-Bahn im "Miniatürk", die aber nur Ein/Aus-Betrieb hat, ist diese die einzig im Betrieb befindliche Modelbahnanlage eines Museums in der ganzen Stadt.
Wer sie sehen will, sollte seine reise innerhalb der nächsten zwei Jahre planen, denn danach wird der bahnhof geschlossen und was danach kommt, weiß keiner.
Man sieht, je nach Einsatzbedingungen ist die 'veraltete' Analogtechnik auch mal die einzig machbare Lösung.