Hallo bttbfahrer,
das ist richtig - bei einem Modultreffen geht es hoch her und es macht tatsächlich süchtig! Nicht umsonst sprechen wir selber von "Infizierten" oder dem Modulvirus.
Gäste sind auf unseren Treffen gern gesehen, solange sie nicht erwarten, zu einer Modellbahnausstellung zu kommen. Gäste sollten sich vorher schon informieren, was bei einem Modultreffen geboten wird und was nicht - es ist tatsächlich schwierig, vor Ort dem Opa mit Kind zu erklären, das auf der Strecke jetzt 30min lang kein Zug fährt, weil es der Fahrplan nicht vorsieht - das führte oft zu Irritationen und Frust bei allen Beteiligten.
Deshalb hier nochmal kurz eine Zusammenfassung, was speziell bei den Modultreffen des Freundeskreises TT-Modulbau "abgeht":
Im Vordergrund steht ein stimmiges Modularrangement (Ansammlung von Modulkästen), welches grundsätzlich linear aufgebaut ist und wo es keine Ringstrecken gibt; es gibt nur Anfangs- und Endpunkte, keine Kehrschleifen oder Ovale. Es gibt in der Regel einen "Hauptast", auf dem Ramba-Zamba-Verkehr stattfindet und von dem aus mehrere "Nebenäste" abzweigen, auf denen der Verkehr etwas ruhiger ist.
Auf diese Anordnung ist ein realistischer Fahrplan zugeschnitten, der genau wie beim Vorbild sämtliche Arten und Gattungen von Zügen etc. vorsieht und die Streckenteile sinnvoll verbindet. Der Fahrplan wird in der Regel mit einem kommerziellen Fahrplanprogramm erstellt und umfaßt von der reinen LZ-Fahrt vom BW zu einem Bahnhof über alle Spielarten von Güterzügen (NG/DG/GAG....) bis hin zu den ganzen Personenzügen (P/E/D) die komplette Bandbreite der in der ehemaligen DR anzutreffenden Zugbewegungen.
Der Zeitraum spielt meißt in der Epoche IV der DR Mitte der 70er Jahre, als es eben auch noch Dampfloks gab.
Wir verschließen uns aber auch nicht der DB und so gab es auch schon einen Streckenast mit reinem DB-Verkehr, der über eine imaginäre "Grenze" abgewickelt wurde.
Sämtliche Triebfahrzeuge werden manuell gesteuert; Basis ist das digitale DCC-Format auf Basis des Loconet. Jeder Lok ist vor dem Treffen ein Handregler zugewiesen worden.
Ein Treffen läuft nun etwa so ab: nach dem Aufbau versammelt sich die Meute an zentraler Stelle und es werden "Dienste" ausgegeben. Dies sind in erster Linie die für die Dauer einer Session (24 Modellstunden -> 1 Tag) fixierten Jobs als Fahrdienstleiter an einem Bahnhof. Der Rest der Leute wird zum Triebfahrzeugführer, wobei jeder Zug einem "Dienst" entspricht. Nun gehen die Tf's zur Dienstausgabe und lassen sich der Reihefolge nach die Dienste aushändigen. Auf diesen Papieren ist der Dienstbeginn, Dienstort und der Fahrplan eingedruckt und man geht zu betreffender Stelle im Arrangement. Dort ist in der Regel ein Fdl postiert, der einem den Handregler für die Lok und wenn nötig die Zugpapiere in die Hand drückt. Nach Erreichen der Abfahrtszeit hat sich der Zug in Bewegung zu setzen...und sollte irgendwann pünktlich am Ziel ankommen.
Das klingt nun alles erstmal sehr spröde - ist es aber nicht. Denn genau jetzt beginnt der Spielspaß!!! Man hat also z.B. einen Nahgüterzug (NG) mit einer BR 110 zu bespannen und quer über das Arrangement zu fahren (was durchaus 100 reale Meter sein können). Dabei hat jeder Güterwagen einen eigenen Frachtzettel und Wagenpapiere und als Tf muß man nun nicht nur den Fahrplan halten und auf die Signale achten, sondern auch an jeder vorgesehenen Entladestelle seine für dort bestimmten Frachten zuzustellen und abgehende Frachten aufzunehmen. Gerade diese NG-Jobs sind genial, weil man "an jeder Milchkanne" anhält, Frachten in einen Werksanschluß drückt und andere Frachten aufnimmt. Der Zug wird also ständig umgebaut, wozu NICHT die Hände zu nehmen sind - hier ist Grips gefordert, um den richtigen Wagen auch an der richtigen Entladerampe zu befördern.
Wer lieber einen Eilzug mit BR118 o.ä. fährt, kann auch das machen - er hat den Fahrplan genauso einzuhalten und auf notfalls auf verspätete Anschlüsse Rücksicht zu nehmen - immer in Abstimmung mit dem Fdl des Bahnhofes und dessen Weisungen.
Kurz gesagt: "Fast" alles so, wie es bei der großen Bahn abläuft.
Durch die Verkleinerung im Modell laufen auch unsere Uhren schneller - oft 1:6, was einem Verhältnis von zehn Realminuten zu einer Modellstunde entspricht. Ein Modeltag ist also bereits nach 4 Realstunden beendet - der Tagesfahrplan einmal durchgespielt und dann geht alles wieder von vorne los - allerdings mit anderer Rollenverteilung. So kommt jeder mal in den Genuß als Fdl an einem Bahnhof oder eben als Lokführer auf einer Dampflok zu fahren.
Modultreffen sind streßig! Die o.g. 4h-Session wird bis zu 3 Mal pro Tag wiederholt, was allein einen reinen Modellbahnbetrieb von 12h entspricht. Früh geht es oft zwischen 9 und 10 los; wenn man Mittag und sonstige Pausen berücksichtigt, kann sich jeder selber ausrechnen, wie lange ein echte Modultreffenstag geht. Und nach der letzten Session ist dann noch viiiiieeeel zeit für Bier und Fachsimpeleien rund um die Modellbahn. Hardliner schlafen weniger als 4h pro Tag
)
Trotzdem kommen alle immer wieder und es macht von Treffen zu Treffen mehr Spaß. Unterdessen beginnen unsere Treffen Donnerstag Mittag mit dem Aufbau, freitag und Samstag wird Fahrbetrieb bis zum Abwinken gemacht und Sonntag nach dem Mittag ist wieder Abbau und Heimreise.
Tja....Platz für eigene Züge ist grundsätzlich nur Abends nach der letzten Session - da ist dann "alle" erlaubt und so rauscht dann auch schon einmal ein 2,5m langer ICE durch die Gegend. Früh muß dann aber alles wieder abgeräumt sein, um sofort mit dem Fahrplan zu beginnen.
So..genug geschwafelt - hoffentlich sind viele Fragen beantwortet worden - wenn nicht, nochmal gezielt fragen!