Liebe Kollegen,
auch wenn manch einer diese Debatte schon für beendet erklärt oder gar deren Schließung fordert, zumindest ich halte das Thema für wichtig und im Vorfeld kommender Messen und künftiger Ausstellungen sollte es erlaubt sein in diesem Board auch darüber zu diskutieren, wie man dazu beitragen könnte, dass die Spur TT auch im Westen zunehmend Fuss fassen kann.
Dabei sollte man natürlich nicht über das Ziel hinausschießen. Es ist ebenso unsinnig, über 'hässliche DB-Züge' zu schimpfen wie den AKTT - Vertretern unter die Gürtellinie zu schlagen. Und als in Köln lebender 'DB-ler' glaube ich auch nicht, dass meinesgleichen zu intolerant ist um eine gut gemachte DR-Anlage zu würdigen. Niemand, der den Messeaufrtitt der TT-Szene hier kritisierte, hat nicht gleichzeitig die schöne Anlage der Leinefelder gelobt. Insofern finde ich es schon ärgerlich, wenn hier manch Boarder diesen 'Kritikern' nun das Wort in der Tastatur herumdreht.
Und auch an anderer Stelle (z.B. an Tilligs Messeanlage) war am ersten Tag der Messe eben wirklich kaum Westmaterial zu sehen (das scheint sich laut mancher Vorschreiber ja an späteren Tagen etwas geändert zu haben, aber das war möglicherweise ja auch schon ein Ergebnis geäußerter Anregungen).
Die fehlende West-Präsenz war um so überraschender, als im Vorfeld ja doch angekündigt war, dass z.B. Tillig ein paar Leihgaben 'nach Leinefeld' schickt - und auch wenn z.B. eine Citybahn auf der DR-Anlage natürlich ebenso ein Fremdkörper wäre wie ein von Modists 212er gezogener klassicher 'Silberling-Zug', ein IC oder ein Alex - (Als 'Interzonenzug wären die natürlich nicht durchgegangen) Ob sich die Leinefelder dadurch 'lächerlich' gemacht hätten kann doch bezweifelt werden. Evtl hätte man auch auf dem PC-Drucker noch einen pfiffigen Slogan kreieren können, der das dann natürlich vorbildwidrige 'Mischmasch' auf der Anlage als 'Reminiszenz' an die Kölner Messebesucher erklärt.
Aber auch wenn das Kölner Publikum durchaus in der Lage ist, eine gut gemachte DR-Anlage zu würdigen - in Punkto Marketing (und darum geht es in der Kritik) geht es doch um etwas anderes. Gehen wir mal davon aus, dass (wie WvR schon schrieb), das rein zahlenmäßig größte Wachstumspotential unserer Spur eben tatsächlich im Westen vorhanden ist. Wer könnte denn da Interesse an einem Einstieg in Spur TT haben ?
Evtl der 35jährige neu-Familienvater, der sich nach ersten Spielbahnerfahrungen der Kindheit nun überlegt, in seiner neuen Rolle und frisch bezogegenem Reihenhäuschen im Hobbykeller endlich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Oder der 55 jährige N-Bahner, dessen kleine Heimanlage längst fertig ist, wobei der weitere Ausbau daran scheitert, dass die Augen schlechter und Finger zittriger werden so dass die gestiegenen Ansprüche an Gestaltung und technische Zuverlässigkeit in der kleinen Baugröße kaum noch umzusetzen sind. Nun sind die Kinder aus dem Haus, es gibt mehr Platz, die Rente naht, es steht der Gedanke im Raum noch eine neue Anlage zu bauen, aber vielleicht ja in größerer Spur ? (Beide haben real existierende Vorbilder)
Beim Betreten der Messe fällt der erste Blick auf eine wunderschöne Anlage, "was ist das denn für eine merk-
würdige Baugröße? Größer als N, aber doch nicht HO ? Aha, TT, stimmt, hab ich schon mal von gehört, sieht schon toll aus, Mensch, in der Größe kann man aber wirklich schon sehr fein bauen. Trotzdem würde der Platz ja doch für einige nette Gleisanlagen reichen. Aber was sind das für Fahrzeuge ? Ach so, ja DR, stimmt, hab ich schon von gehört, TT ist ja so eine Spur aus dem Osten, ob es dafür wohl auch DB Modelle gibt ? " Man reißt sich los und beginnt den Messerundgang. Natürlich besucht man die Stände der großen Marken, der Zubehörlieferanten, sieht einiges in N, vieles in HO, fragt dort vielleicht auch mal nach TT, hört aber meist 'Ne in der Baugröße machen wir nix' /Ach was, das ist doch ne reine Ost-Veranstaltung' etcpp. Ob die beiden Prototypen des Neueinsteigers bei Ihrem Messerundgang wohl wirklich bemerkten, dass es bei zwei unauffälligen Messeständen ihnen bislang unbekannter Herstellern doch genau je eine Vitrine gab, in denen genau die Modelle standen, die man als 'Wessi' gerne hätte ? Ob diese beiden Vitrinen wohl gereicht hätten, sich intensiver mit dieser eigentlich spannenden Baugröße zu beschäftigen? Und wie anders hätte dieser imaginäre Messerundgang ausgesehen, wenn beim ersten Blick in die Halle nicht DR sondern DB-Züge eine TT-Anlage bevölkert hätten ?
Und warum war Tillig nicht in der Lage auf der größten westdeutschen Modellbahnmesse einfach mal alle vorhandenen DB-Modelle (und nicht nur ausgewählte Neuheiten) in eine dann deutlich größere Vitrine zu stellen ?
Natürlich kann ich mir vorstellen, dass es weder von Seiten der Hersteller noch von Seiten des AKTT böse Absicht war, dass es anders gekommen ist. Darum geht es auch nicht. Eher schon kann ich mir (Im Sinne des von KTT46 geschilderten) vorstellen, dass manche großen Hersteller gegenüber den Veranstaltern genau darauf achten, dass TT nur ja nicht 'zu gut' dargestellt ist. Trotzdem - oder gerade deswegen - würde ich mir eine effektivere West-Präsentation der TT-Hersteller und (sorry) auch des AKTT wünschen. Natürlich respektiere ich den Zeitaufwand, den W. Knipping und andere da leisten, natürlich weiss ich, dass die TT-Hersteller aus teils auch persönlichen Gründen kaum unter einen Hut zu bringen sind - und mir ist klar, dass Geld knapp ist. Aber gerade gegen letzteres würde mir eine Abhilfe einfallen. Wie ich schon schrieb, würde ich z.B. durchaus mal auf Jahresgaben verzichten, wenn die dadurch freiwerdenden Mittel in modernisierte und ausgeweitete Messepräsenzen fließen würden. Oder z.B. in die Finanzierung eines aktualisierten Flyers oder gar TT-Kurier-Sonderheftes 'TT im Westen', dass evtl auch ohne aktive Mitarbeit der ja eher zerstrittenen Hersteller pünktlich zur nächsten West-Messe mal einen Überblick über das gesamte verfügbare DB-sortiment geben könnte. Oder eben eine Vitrine in der einmal die inzwischen große Palette möglicher DB Züge der verschiedenen Epochen gesammelt ausgestellt wird (evtl aus Leihgaben von Herstellern und AKTT-Mitgliedern und natürlich versichert) Oder was auch immer anderen (evtl klügeren) Mitstreitern da noch einfallen würde.
Allein pauschale Hinweise, dass so etwas 'nicht geht', auf freiwillig aufopferungsvoll geleistete Arbeit des Vereinsvorstandes und hinter den Kulissen wirkende Widerstände scheinen mir als 'Abschluss' einer Diskussion zu dürfig. Auch als einfaches Mitglied eines Vereines darf ich vielleicht ja doch hinterfragen, ob die Mittel und Kräfte schon optimal eingesetzt werden. Wenn man davon ausgeht, dass der Status Quo optimierungsfähig ist, könnte eine sachliche, über der Gürtellinie bleibende, Diskussion evtl. ja doch sinnvolle Ergebnisse bringen. Da mir (und manchen anderen) die Defizite der Kölner Präsentation logischerweise erst nach dem Messerundgang bewusst wurden und die AKTT-Repräsentanten uns leider beim abendlichen Treffen keine Gesellschaft leisteten, fehlte die Möglichkeit, das mal in Ruhe im persönlichen Gespräch zu behandeln. Aber warum sollte man sich nicht hier im Board sachlich darüber austauschen dürfen - und vielleicht gibt es ja doch mal die Gelegenheit für ein entsprechendes persönliches Gespräch.
mfg
Michael Houben
P.S. Noch ein Nachtrag - zu Post 206 von W. Knipping. Schön, wenn in Leipzig auf 350 Quadratmetern auf AKTT-Kosten die Spur TT präsentiert wurde - ich gönne den Leipzigern mit Ihrer für den TT-Markt wichtigsten Mess auch so eine schöne Sonderschau. Aber ist das nicht ein wenig wie Eulen nach Athen tragen ? Welcher Markt ist wohl der wichtigste, wenn es um die Entwicklung der Spur TT in den nächsten 20 Jahren geht ? Und auch wenn es evtl. nicht falsch war, die Prioritäten in der Vergangenheit so zu setzen, dass es von Seiten des AKTT in Köln nur für 3 Quadratmeter gereicht hat. Könnte es nicht doch erlaubt sein zu überlegen, ob man die Prioritäten in einem der kommenden Jahre doch mal anders setzt? Immerhin ist ein Risiko wohl nicht wegzudiskutieren. Einige Hersteller haben doch große Anstrengungen unternommen, den DB-Markt zu bedienen, die Ergebnisse sind vorhanden. Aber was passiert wohl, wenn die nun viel zu wenig Abnehmer finden, weil es viel zu wenig potentielle (Neu-)Kunden bemerkt haben ?