Sebastian Bernhard schrieb:
Ist nicht möglich, da die VTG nicht als einstellende Bahn auftreten kann, VTG ist ja selbst nur Einsteller. Soweit ich weiß, sind die
Wagen die Wagen direkt an die VTG gegangen. Wer soll die IVG überhaupt sein?
Bei allen anderen Punkten stimme ich Dir zu.
Sebastian
Hallo Sebastian,
ich zitiere hierzu mal einen Brief, den ich von Rudolf Ossig vor fast genau zwei Jahren bekommen habe. Ich habe ihm die gleiche Frage gestellt.
"Die Nazis hatten im Zug der Aufrüstung auch dafür gesorgt, dass Großanlagen etwa zur Herstellung von Treibstoffen, Synthesekautschuk (Buna) und vielen anderen wichtigen Chemikalien entstanden, obendrein wurde unter dem Autarkiestichwort die Gewinnung "heimischer" Rohstoffe, hier insbesonder Erze, massiv vorangetrieben. Die Großindustrie brauchte da nicht gedrängt zu werden, der Staat gab immerhin Abnahmegarantien die die Investitionen risikolos erscheinen ließen.
Die Versorgung der Wehrmachtsteile übernahmen aus Tarnungsgründen eigens dafür geschaffene Firmen, die Wissenschaftliche Forschungsgemeinschatt Wifo für das Heer, die Ölvereine für die Luftwaffe. Die Kriegsmarine besaß dagegen auch unter ihrem Namen eingestellte Wagen. Erkennbar waren diese Wifo und Ölvereinwagen an ihren Nummern, sie wurden zusammen mit den eigenen Wagen der Wehrmacht (hier vor allem Eisenbahnartillerie und Eisenbahnpioniere, später auch die Stabszüge) mit 9xx-Nummern gekennzeichnet, aber bei den Direktionen eingestellt, in deren Bezirk das jeweilige dazugehörige Tanklager lag.
Nach dem Krieg gingen all diese Wehrmachtsfahrzeuge (auch die der
Kriegsmarine) soweit sie nicht beschlagnahmt oder im Ausland vereinnahmt wurden in den Besitz des Bundes über. Der gründete - auch zur Versorgung der Depots der Westalliierten - unter anderem die Industrie-Verwaltungs-Gesellschaft IVG und in deren Besitz kamen neben den Tanklagern und
Kesselwagen auch etliche Staatsbetriebe. Da nicht alle Kesselwagen für die Depotbedienung benötigt wurden, ging der Rest an eine ebenfalls neu gegründete Firma, die VTG, ihr wurde auch die Verwaltung der IVG-eigenen Tanklager und Kesselwagen übertragen.
Die IVG wurde später als Aktiengesellschaft privatisiert, ihr gehörten aber nach wie vor viele Kesselwagen, die aber nach wie vor über VTG eingestellt blieben. Erkennen konnte man die IVG-Wagen früher an einem DB-Logo (das aber nicht alle Wagen trugen) und an den Wagennummern, die siebenstellig waren und mit 55 begannen (also etwa 5 500 000).
Die Wagen der DR gingen an KVG, Ermewa-SATI, Nacco, VTG und eben IVG, die sie wiederum über VTG einstellte. IVG-Wagen trugen häufig am linken Langträgerende eine entsprechende Anschrift.
Mit der Aufgabe der IVG-Güterwagenaktivitäten (1999) kam nicht nur der IVG-Anteil an der Waggon AG, Zug (der wiederum die Mehrheit an Transwaggon
gehörte) sondern auch alle Kesselwagen, Waggonreparaturwerke und wohl auch Tankläger zur VTG-Lehnkering AG.
Die genaue Aufteilung der DR-Wagen auf die oben genannten Übernehmer hat Perner vor vielen Jahren mal veröffentlicht.
Dass Du keine IVG-Wagen gesehen hast, ist klar: Es gab nie Wagen, die diesen Namen offen führten."
Die IVG-Wagen waren also äußerlich schon immer VTG-Wagen. Was ich auch nicht wußte, ist dei Tatsache, daß auch in der VTG schon immer recht große staatliche Anteile steckten. Der in diesem Brief erwähnte "Perner" ist der Herausgeber der "Güterwagen-Correspondenz", eine in kleiner Auflage für Interessierte gedruckte Zeitschrift, die vier oder sechsmal im Jahr erscheint, sehr viele Zeichnungen vor allem von modernen Wagen enthält, die bereits in Dienst gestellt wurden oder aber demnächst in Dienst gestellt werden. Zum Vergleich werden aber immer wieder auch vorhandene Wagen herangezogen ebenfalls mit Zeichnungen. Also etwas für moderne Bahnfreunde.
Viele Grüße
Birger