Hallo,
es gibt einige bedenkenswerte Beiträge von Euch, auf welche ich gerne kurz eingehen möchte.
Bitte bei all meiner Kritik im Hinterkopf behalten, dass ich absolut FÜR eine Bahn auf dem Darß bin und sogar dem Projekt "FDZ - autofrei!" positiv gegenüber stehe - letzteres unterstützen nur sehr wenige Einwohner bei uns.
Gut möglich, dass meine Idee einer "Waldstraßenbahn" wie in Thüringen tatsächlich so absurd ist, wie manche schreiben, vielleicht ist sie das auch - dennoch sollte man die Dinge grundsätzlich durchdenken - um sie dann auch gut begründet verwerfen zu können.
Und: Ich bin gerade NICHT dafür, das alles so bleibt, wie es ist, sondern ich wünsche mir eine praktikable, integrierte Verkehrslösung, die durchaus große Veränderungen bedeutet.
@Tender Du hast Recht, es ist nicht immer namentlich die L21, die gekreuzt wird, aber es sind eben nicht nur 2-3 BÜs, der Haupt-"Touristenstrom" wird gekreuzt:
- In Barth hinter dem Bahnhof (semi primär)
- An der Umgehungsstrasse "Am Mastweg" = L21 (primär)
- Hinter Tannenheim = L21-1 (semi-primär)
- bei Bresewitz vor dem Meiningen (das ist noch nicht endgültig kreuzungsfrei geplant, auch sind die dafür nötigen Rampen an einer der schönsten, sensibelsten und gleichzeitig für unsere Vor- und Nachsaison-Urlauber attraktivsten Stellen im Nationalpark durchaus auch kritisch zu würdigen) = L21 (primär)
- südlicher Ortseingang Zingst = wichtigste L21 Zufahrt (absolut primär!)
- Am Fresenbruch = L21 (primär)
den "Kleinkram" in Zingst selbst, sowie Bresewitz, Pruchten, Barth und Tannenheim lassen wir mal weg.
Ich zähle allein hier 6 BÜs, wovon 5 die Hauptschlagadern kreuzen. Und das auf nur ca. 15km Strecke.
Das Argument, dass die Haltezeit an einem BÜ doch auch nicht schlimmer sei, als eine Ampelphase in Barth, ist m.E.n. in zweierlei Hinsicht nicht valide:
1. JEDER zusätzliche Stop in einem Verkehrssystem, gerade in einem chaotischen wie dem Individualverkehr, führt zu zusätzlichen Stauungen weit über die eigentliche Sperrungszeit hinaus.
2. Wer jemals auf der L23 in Buchholz im Wald am BÜ darauf gewartet hat, das ein Zug auf der eingleisigen Hauptstrecke HRO-HST endlich durchfährt, wird bestätigen, dass wir hier nicht über eine 90s-Ampelschaltung reden, das dauert länger, tw. erheblich länger.
Wer sagt, dass meine "Waldbahn" durchgängig zweigleisig sein muss? Ist sie weder in Berlin-Schöneiche, noch in Tabarz - Gotha. Straßenbahnen kommen sehr gut mit Ausweichhaltestellen zurecht, auch bei enger Taktung. in der CH gibt es sehr, sehr viele solche primär eingleisigen "Trämlis", welche die Dörfer der Umgebung größerer Orte verbinden. Diese haben als Endpunkt dann einen Bahnhof der SBB - niemand stört sich daran, dass er von der Eisenbahnschnellstrecke Bern - Zürich in Aarau ins Trämlich steigen muss, um nach Hause nach Schöftland zu fahren. Es wird sehr gut genutzt.
WO die Reisenden umsteigen, ist ja durchaus diskutabel: In Barth? So wie früher aus dem D-Zug Meiningen - Barth in die bereitstehenden Ikarusbusse der VEB Kraftverehrskombinate RDG und HST? Möglich. In Velgast? Auch denkbar, dann hätte man auch einen guten Grund, die Strecke erneut zu elektifizieren.
Oder denken wir noch ein bisschen größer:
Stellt Euch vor, es gäbe Anschlüsse in Graal, RDG und HST. Aber dann hätten wir ja fast schweizer Verkehrsverhältnisse, davon träumen wir lieber nur.
Hier gibt es bestimmt Experten, die wissen, was ein km Eisenbahn nach EU-Norm gebaut kostet - und was eine Strassenbahn. Welch unterschiedliche Anforderungen an das Tfz-Personal etc. gestellt werden, an die Tfz selbst, an die Absicherung gegen "unbefugtes Betreten", an BÜs, usw.
Auch, wenn ich es nicht selbst in valide Zahlen zu gießen vermag, ich schätze mal, dass ich mit einem Drittel des Budgets auskäme und ggf. sogar noch planungsrechtliche Vorteile hätte (Hier begebe ich mich auf dünnes Eis, das mögen Kompetentere bestätigen oder widerlegen)
Das Konzept der UBB auf Usedom ist aus meiner Sicht auch gut. Die UBB hat ja auch viele Jahre lang unsere Strecke bedient - da lief es weniger gut. Aber selbst wenn die UBB auch die Darßbahn betreiben würde - als Waldstrassenbahn hätten doch alle was davon:
- geringere Kosten
- dichtere Taktung
- bessere Auslastung
= (noch) weniger Autoverkehr.
Was wäre daran falsch? Welche validen Gegenargumente gibt es, die ich nicht bedacht habe?