Bau - Dampfkran:
Der Grundbausatz des Dampfkrans stammt von babmessing und ist als 3D-Druck auf Shapeways erhältlich:
https://www.shapeways.com/product/E...-dampfkran-demag-gittermast?optionId=43631978
Der Bausatz ist hier im Board nicht völlig unbekannt, auch andere haben bereits davon berichtet:
https://www.tt-board.de/forum/threa...-verladekran-ab-epoche-1-fa-babmessing.48064/
Das Modell orientiert sich stark an einem noch vorhandenen DEMAG-Dampfkran, welchen man auch heute in Aktion bewundern kann. Ich habe mich für die Version mit Gittermast entschieden. Infos zum Vorbild:
https://www.dampflokmuseum.de/das-museum/exponate/sonstige/dampfdrehkran/?no_cache=1
http://www.feldbahn-riedlhuette.de/Waldbahn/website14870c.2.3d.htm
Die Einfachheit des Bausatzes hat mich überrascht: Im Grunde müssen nur die einzelnen Teile zusammengesteckt/klebt werden und fertig! Die Druckqualität ist nicht überragend (Shapeways lässt inzwischen sehr flott drucken - das sieht man an den Kanten!), aber die eigentliche Konstruktion scheint mir hervorragend auf die Möglichkeiten der verwendeten Drucktechnik angepasst. Wandstärken, Passgenauigkeit, Detailgröße, (kein) Verzug im Druck - da hat jemand wirklich gewusst, was er tut!
Das Material reagiert einerseits gummiartig-weich und andererseits spröde. Bei memchanischer Belastung geben vor allem filigrane Teile wie Leitern oder
Puffer erst einmal nach, aber ab einer gewissen Last zersplittern sie ohne weitere Vorwarnung in sehr kleine Teile. Ich habe bei dem Versuch, in der Pufferbohle einen Ausschnitt für Peho-Kulissen herzustellen, nach und nach immer mehr Teile des Fahrwerks zerbröselt.
Ersatzweise habe ich ein pmt-Fahrwerk genommen und angepasst: Drehkranz aus dem original-Fahrwerk sauber ausgeschnitten, Unterseite flachgeschliffen und im pmt-Teil ein Loch für dessen Innenteil samt Drehzapfen gebohrt. Die originalen Rangiertritte wurden durch Ätzteile ersetzt, welche an allen 4 Ecken den Aufstieg zum Kranhaus ermöglichen. Den schicken Holzboden gibt's wie immer von Moebo.
Alle Teile wurden allenfalls sehr dezent mit Skalpell und Sandpapier bearbeitet, um kleinere Druckartefakte zu begradigen, dann ging es ans Lackieren. Der Großteil wurde recht aufwändig mit mehreren Schichten aus Oilbrushern lackiert. Ähnlich wie zuvor bei der Lokomobile wollte diese Farbe überhaupt gar nicht trocknen und deckte zudem sehr schlecht, wenn sie direkt auf dem Material aufgetragen wurde. Zum Teil hatte ich die Sachen 14 Tage auf der Heizung liegen und bekam beim ersten Anfassen immer noch farbige Finger und helle Stellen am Modell! Angeblich sollen diese Ölfarben bei "dickem Auftrag" binnen 2 bis 3 Tagen berührfest sein... kann ich nicht bestätigen.
Ab diesem Punkt wurde alles andere vorher grundiert (Weinert-Grundierung, Airbrush). Flächige Teile an Fahrwerk, Dach-Innenseite und Kranhaus wurden mit Elita-Farben geluftpinselt. Für manche andere Stellen habe ich schlussendlich die guten alten Revell-Döschen bemüht - man möchte ja auch mal fertig werden.
Der Kabine bin ich zusätzlich mit Decals von Hartmann Original und einem wunderschönen großen Fabrikschild von Beckert zu Leibe gerückt. Die Verglasung sponsorte eine Kühn'sche Weichenverpackung. Parallel dazu entstand aus Streichhölzern und etwas Kohle(nimitat) das Lager für den Ausleger. Kleinkram wie Fässchen und Kohlenkörbe fanden sich in der Bastelkiste. Wie üblich halfen verschiedene Farben, Verdünnungen und einiges an Patinapulver dabei, das ganze in optisch ansehnliche Bahnen zu lenken.
Nach mehreren Wochen, in denen ich Schritt für Schritt nach Feierabend die Lackierung und Verschmutzung komplettieren konnte, war es Zeit für die Montage. Im Grunde ist das mehr ein Zusammenstecken und ggf. leichtes Verkleben, das meiste passt auf Anhieb. Nur das Einfädeln der Stahlseile (Nähzwirn, grau) hat mir einige Flüche beschert. Die Seile sind auf jeder Umlenkrolle mit einem Tröpfchen Plastikkleber fixiert - wenn man das Seil inkl. gewünschter Biegung vorher genau ausrichtet und fixiert durchtränkt es der Kleber und die Sache hält trotz der winzigen Fläche halbwegs fest.
Zur genauen Positionierung der Seile sowie zweier lose beiliegender Umlenkrollen hatte ich nicht viel herausbekommen, daher ist das alles etwas frei Schnauze entstanden - Hauptsache es sieht auf den ersten Blick logisch aus und könnte so funktioniert haben. (Könnte es nicht, dafür fehlen ein paar Rollen und Winden.)
Die Prozedur nahm wieder mehrere Abende in Anspruch, in denen ich meine Bastelfläche nicht anderweitig nutzen konnte, da die ganze Konstruktion nach jeder neuen Teil-Abspannung erst einmal härten musste. Die Kranhaken sind weiterhin beweglich, so dass diese auch bei gehobenem Ausleger stets unten hängen (wenn man eine vorsichtige Last auf den Haken gibt).
Das ganze Konstrukt wurde noch einige male verbunden und getrennt, um die Modelle ordentlich einzusauen und ein paar Details zu platzieren. Das Kranhäuschen hat auf der Innenseite noch möglichst logisch platzierte Spuren von Kohle, Asche und eindringender Feuchtigkeit erhalten, geschmierte / bewegte Stellen wurden glänzend und andere matt hervorgehoben. Eine NEM-Steifkupplung und Y-Speichenrädern von Tillig vervollständigten den mechanischen Aufbau.
Im Ergebnis entstand eine wirklich schöne Einheit mit großem Anguck-Wert. Ich wollte schon immer einen Dampfkran!
Der Spieltrieb ist in kleinem Maße auch vorhanden, hat aber so seine Grenzen. Ohne zusätzliche Gewichte kippt der Kran bei gehobenem Ausleger nach vorn. Das Durchfahren von egal wie großen Radien ist kaum möglich, da der Ausleger seitlich vom Schutzwagen springt - selbst Modulisten dürften hier an ihre Grenzen kommen (Weichen!). Da der
Wagen eh kaum zum Fahren taugt - siehe Bastelei Nummer 2 - fällt das für mich nicht störend auf. Der Ausleger ist frei beweglich, falls man mal eine andere Position darstellen will und wenn man seeeehr vorsichtig anfässt, bekommt man das ganze Konstrukt auch unbeschadet von der Vitrine aufs Gleis gehoben (die Steifkupplung ist an der Stelle ein Segen!).
Für eventuelle Fahr-Versuche sei noch gewarnt, dass das Kranmodell etwas zu groß geraden ist. Vor allem in der Höhe dürfte es allenfalls dort taugen, wo E-Loks mit gehobenem Pantographen durchkommen. Unmittelbar neben Führerständen diverser Loks platziert fällt auf, dass man im Kran zu viert Platz gehabt hätte - beim Original sind zwei Leute schon eng. Durch meinen Umbau ist das ganze noch mal gut 2mm höher geworden, aber für meinen Zweck macht das nichts aus.
Auf einem Abstellgleis vorm Dreggscher Lokschuppen wird diese Bastelei eine ganz ausgezeichnete Figur machen. Und wenn man gaaanz vorsichtig ist, kann man sie mit der Minimi sogar ein Stück geradeaus vor und zurück schieben ;-)
(Siehe Bastelei #1).
Viel Spaß damit!
Schraube