Die Haltestelle Heidelberger Platz
Die Geschmäcker sind zwar verschieden, aber der wohl beeindruckendste und gleichsam schönste U-Bahnhof Berlins ist wohl die Haltestelle Heidelberger Platz - ebenfalls an der U3 gelegen, der ehemaligen Wilmersdorf-Dahlemer Schnellbahn.
Da die Untergrundbahn hier die im Einschnitt liegende Ringbahn unterquert, befindet sich diese Station mit bis zu achteinhalb Metern für Berliner Verhältnisse sehr tief. So entschlossen sich die Wilmersdorfer Bauherren, wenn man schon so tief graben muss, diese Gunst zu nutzen, um eine imposante Kathedrale im Untergrund zu erschaffen, die aus einem zweischiffigen Kreuzgratgewölbe mit 14 Joche besteht. Wie kein zweiter Bahnhof der Wilmersdorf-Dahlemer Schnellbahn demonstriert die Haltestelle Heidelberger Platz den Reichtum und das Selbstbewusstsein der einstmals selbstständigen Stadt Deutsch-Wilmersdorf. Hier wurden weder Kosten noch Mühen gescheut.
Eröffnet wurde der Bahnhof am 12. Oktober 1913 im Zuge der Inbetriebnahme des ersten Streckenabschnittes der Wilmersdorf-Dahlemer Schnellbahn vom Charlottenburger Wittenbergplatz zum Dahlemer Thielplatz. Von 1928 bis 1929 verlängerte die Stadt Berlin die Strecke bis zu ihrem heutigen Endpunkt Krumme Lanke. Die Eröffnung des Abschnittes Thielplatz - Krumme Lanke fand am 22. Dezember 1929 statt.
Daten und Zahlen:
Kurzzeichen: Hb
Eröffnung der Station: 12. Oktober 1913
Länge der Bahnhofshalle: 110,5 m
Breite der Bahnhofshalle: 15,5 m
Tiefe unter der Geländeebene: 8,4 m
Architekt: Wilhelm Leitgebel
Nähere Informationen zur Architektur befinden sich wie immer jeweils unter den Photos. Los geht´s!

Wer von Süden her die Haltestelle betritt, der durchschreitet zunächst einen schmiedeeisernen Bogen mit Leuchtkasten, der von zwei Pylonen mit Laternenaufsätzen getragen wird. Der Eingang ist integriert in eine ovale Pergola aus Granitpfeilern. Die Treppenumwehrungen sind ebenfalls schmiedeeisern gestaltet und mit floralem Dekor verziert.
Vom südlichen Eingang führt zunächst ein langer schmaler Gang in die Vorhalle, der notwendig wurde, da hier die Gleise der Berliner Ringbahn unterführt werden mussten. Die Wände des Ganges sind mit hellblauen Fliesen verblendet, das Abschlussgesims ist dunkelgrün. Die Decke wird von flachen Bögen unterteilt, die mit variierenden geometrischen Putzfeldern dekoriert ist.

Der genannte Gang endet in einer halbrunden Vorhalle, die von einer gläsernen Halbkuppel bekrönt wird, durch die Tageslicht fällt. Unter dieser Lichtkuppel befindet sich über einem geputztem Pilasterfries ein üppiges Mosaik mit Goldgrund und Festons, in dessen südlicher Mitte sich das Lilienwappen der einstmals selbstständigen Stadt Deutsch-Wilmersdorf befindet.
Die Wände der südlichen Vorhalle sind ebenfalls mit blauen Fliesen verblendet. Ein steinerner Parabelbogen bildet den Abschluss der südlichen Vorhalle und gleichsam den Eingang zur Bahnhofshalle. Der Parabelbogen ruht auf einem massiven Granitpfeiler, über dem eine Sandsteinkartusche angebracht ist. Auf dieser sind eine Eule, als Zeichen der Weisheit, eine Burg sowie das Entstehungsdatum der Wilmersdorf-Dahlemer Schnellbahn in römischen Ziffern zu sehen.
Die große Tiefenlage der Station ermöglichte es dem Architekten Wilhelm Leitgebel, die außergewöhnliche Höhe des Raumes zu nutzen und die Bahnsteighalle in zwei Schiffe zu unterteilen sowie mit Kreuzgewölben, die aus Beton bestehen, zu überspannen. Massive und gedrungene Granitpfeiler, die mit Blattkränzen verziert sind, tragen die insgesamt 14 Joche. In den Gewölbeansätzen sind Relieffelder und Tierdarstellungen zu finden, die, neben den Sandsteinreliefs in den beiden Vorhallen, vom Wilmersdorfer Künstler Martin Meyer-Pyritz erschaffen wurden. Die Kreuzgratgewölbe sind hell verputzt und durch Putzstreifen farbig unterteilt.
Die vier Bandeisenbänke gehören noch zur bauzeitlichen Erstausstattung.
Der Sockel der Seitenwände ist mit dunkelgraugrünen Fliesen verblendet. Die Nischen sind mit hellem Rauputz versehen, die von Wandvorlagen flankiert werden. An diesen sind die Stationsscilder angebracht, die einst aus Bronzelettern bestanden. In den Nischen selbst findet man Photographien mit Ansichten der namensgebenden Stadt Heidelberg.
Passend zur hohen Decke hängen an langen Eisenketten die ebenfalls eisernen Deckenleuchten und unterstreichen den sakralen und imposanten Charakter der Station.
Auf dem Photo hält ein Wagenzug der Baureihe A3L71 am östlichen Bahnsteig der Station, um anschließend seine Fahrt zum Endbahnhof Nollendorfplatz fortzusetzen.
Drei Abgänge führen im Norden der Station in die bauzeitliche Vorhalle. Am Eingang zur Vorhalle, deren Portal aus poliertem Granit besteht, haben sich die schmiedeeisernen Gittertore erhalten.

Nachdem man das Portal durchschritten hat, gelangt man in die nördliche Vorhalle, deren Wände mit hellblauen Fliesen verblendet und durch graue Lisenen unterteilt sind. Zwischen den Lisenen befinden sich im oberen Drittel ornamentale Felder aus Keramik und Putz. Das geschwungene Kassenhäusschen ist noch ein bauzeitliches Original. Die Putzdecke ist mit großen Putzrahmen sowie ockerfarbenen Beistrichen unterteilt, an der flache halbkugelförmige Lampen angebracht sind.
Ein Blick auf die ornamentalen Felder, die aus Keramik bestehen, verschiedene Motive zeigen und von ockerfarbenen Putz umgeben sind. Sie befinden sich im oberen Drittel der Wände.
Von der nördlichen Vorhalle gelangt man in eine großzügig gestaltete Treppenhalle, welche durch ihre beeindruckende Höhe die allgemeine Dimension der gesamten Bahnhofsanlage unterstreicht.

Bevor man die Bahnsteighalle betritt, durchschreitet der Fahrgast gleichsam der südlichen Vorhalle einen Parabelbogen, der mittig von einem massiven Granitpfeiler getragen wird.
Die Linie 3 der ehemaligen Wilmersdorf-Dahlemer Schnellbahn war eines der letzten Refugien der Baureihe A3L71. Sie bildeten mit ihrer klassischen dreigeteilten Frontgestaltung eine komplementäre Ästhetik zur historischen Bahnsteighalle.
Quellen:
Haspel, Jörg
(Hrsg. Landesdenkmalamt Berlin)
Verkehrsdenkmale in Berlin
Die Bahnhöfe der Berliner
Hoch- und Untergrundbahn
Petersberg 2007
Meyer_Kronthaler, Jürgen.
Berlins U-Bahnhöfe
Die ersten hundert Jahre
Berlin 1995