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Mit Bahn (und Rad) in den Urlaub

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am Ende der Straße
Wenn man beruflich viel unterwegs ist, hat man am Wochenende nur selten Lust, erneut ins Auto zu steigen um von A nach B zu kommen. Warum also sollte man nicht einfach mal wieder die gute alte Eisenbahn als Transportmittel in den Urlaub in Betracht zu ziehen?
Aus der Fläche hat sie sich zwar schon „erfolgreich“ zurück gezogen, aber das sollte angesichts eines in Deutschland recht gut funktionierenden Personennahverkehrs eigentlich kein Problem sein.
Nun denn... meine Holde hat eine gewisse Schwäche für vergorenen Rebensaft, ich selbst für's Radfahren.
Flugs in Erinnerungen von Gelesenem gekramt sollte die Mosel, genauer gesagt Ediger-Eller das Ziel der Wahl werden.
Zum einen liegt der Ort an der ehemaligen Kanonenbahn Berlin-Trier und zum anderen befindet er sich just im Bereich der mittleren Mosel, dem für viele schönsten Abschnitt des Flusses. Wer will, hat hier die Möglichkeit sich im Wein zu ertränken, den Hintern auf dem Rad Platt zu sitzen (bis Trier sind es etwa 130 Kilometer, bis Koblenz rund siebzig) oder sich mit weit aus dem Hals hängender Zunge aus dem Moseltal in die Eifel oder den Hunsrück kämpfen. Steigungen von mehr als 14% sind keine Seltenheit.
Da der Zeitraum schon weitestgehend fest stand, wir uns aber nicht auf den Tag genau festlegen brauchten, wurde die Verbindungssuchmaschine der Bahn genutzt, welche dann auch schnell brauchbare Ergebnisse lieferte.
58 Euro pro Nase und Richtung inklusive Fahrrad sind für die 1. Klasse ein unschlagbares Wort, wie wir fanden.
Abfahrt in Potsdam zehn nach halb acht, Ankunft in Ediger Eller gegen halb fünf Nachmittags.
Umstiege lediglich in Magdeburg, Köln und Koblenz – drei mal auf einer Strecke von reichlichen 700km.
Auf dem Weg zum Bahnhof waren die Tramgleise an der Staatskanzlei zu kreuzen, weil diese in Richtung Hauptbahnhof nach rechts abbiegen. Reifen mit gerade mal 1,4 Zoll Breite passen wunderbar in die Vertiefung der Rillenschienen hinein, die Trägheit meines rund 20kg schweren Rucksacks wollte auch zeigen was sie drauf hatte...
Rums!
Als Gedanken wieder klarer werden zerrten mich zwei Leute aus dem Gegengleis zurück auf den Gehweg. Etwas benommen ging es daran das Fahrrad wieder aufzurichten – nur 200m bis zum Hbf, in 10 Minuten geht der Zug aber was brennt da verdammt nochmal an der linken Hand?
Glücklicherweise hatte man zwei Tage vorher den Asphalt in den Gleisen erneuert.
Der war also noch ordentlich scharfkantig, weshalb sich weichere Materialien wunderbar darin verhaken konnten.
Den Zug dann doch noch ohne weitere Schwierigkeiten erreicht ging es auf den Weg nach Magdeburg. Dort sollten rund 15 Minuten Umsteigezeit reichen.
Theoretisch.
Zwischen Biederitz und MD-Herrenkrug sorgte eine Signalstörung für ein gewisses Aufhorchen.
5 Minuten vergingen, zehn, dann fünfzehn.
Hmm... so langsam wird man nervös als wir uns nach 20 Minuten wieder in Bewegung setzen. Irgendwer hatte aber im Bahnuniversum gesehen, dass da zwei Reisende nach Köln wollten.
Der IC wartete also auf uns, was man bereits im RE durchsagte.
Aus dem Zug raus, mit Rad Treppe runter, Treppe rauf, an's Ende des Zuges gehetzt, der Schaffner reißt uns die Räder förmlich aus der Hand und wir fragen wo sich der Wagen mit unseren Sitzplätzen befindet – schließlich wollten wir ja erster Klasse reisen.
Er grinst nur.
A ha.
Am anderen Ende... sind ja nur 10 Wagen.
Egal, die Fahrt dauert eh fast 5 Stunden. Tür auf, Tür zu, „'tschuljung, dürft' ick mal durch?“, „Juten Tach! Könnt ick mal janz dezent an Ihnen vorbeischweben?!?“, beim Überholen anderer Reisender im Seitengang ganz dünn gemacht und trotzdem immer wieder stecken geblieben...
Endlich im Abteil angekommen sahen wir das es keine weiteren Reservierungen gab.
Direkt hinter uns wurde ein Bistrowagen mitgeführt, aber ohne Personal.
Toll.
1. Klasse
Nix zu Futtern, kein Kaffee und dem Schaffner konnte man auch nix aus dem Kreuz leiern, obwohl er sich die Kaffeemaschine angeworfen hatte.
Eigenbedarf eben.
Shit happens! Ihm sei es gegönnt, denn man weiß nicht, seit wann er auf den Beinen ist.
Vom Sturz immer noch leicht benebelt, ließen sich zwei Drittel der Fahrt im Land der Träume verbringen. Platz war ja da und die Polsterung der Sitzbänke sehr angenehm.
Zwischen Essen und Dortmund war dann erst mal Schluss mit der Weiterfahrt. Kabeldiebe hatten durch ihr Werk für Signalstörungen gesorgt.
Nach 35 Minuten setzten wir uns wieder in Bewegung, bis Köln ist es nicht mehr weit, doch dann kam die Durchsage, dass unser Anschlusszug heute ebenfalls etwa 30 Minuten später abfahren würde.
Nun denn... man sackt wieder in den Sitz zurück. Die Umsteigezeit sollte 28 Minuten betragen, mit unserer Verspätung verrechnet, blieben also noch gemütliche 21 Minuten über und wir mussten noch nicht mal den Bahnsteig wechseln. Die Fahrt nach Koblenz verlief ohne weitere Zwischenfälle. Dort schrumpfte die Umsteigezeit von Ursprünglich 40 auf 10 Minuten zusammen.
Mit dem Fahrrad Treppe runter, Treppe rauf – aber trotzdem alles im grünen Bereich.
Nach zwei Wochen, gut 260km Radelei etwa 80km Fußbus und 8 Flaschen Wein vom Winzer, dem die FeWo gehörte, ging es dann wieder zurück.
Lediglich zwischen Hannover und Magdeburg gab es eine Verzögerung wegen Bauarbeiten. Der letzte RE des Tages in Richtung Frankfurt/Oder wartete 5 Minuten auf uns.
Um meine Holde nicht zu strapazieren verzichtete ich damals weitestgehend auf Bahnfotografien.

Bild 1: verdeckte Sturzspuren, der Schaffner hüllte sich in dezente Blässe als ich ihn um Verbandszeug bat und er unbedingt wissen wollte wofür (die oberen Hautschichten wurden beim Sturz durch den Asphalt weggerissen)

Bild 2 und 3: Blick von der Reichsburg auf Cochem und Zurück, Fahrtzeit mit der Bahn von Ediger-Eller nach Cochem 3 Minuten, mit dem Auto rund 20

Bild 4: die Natur erobert sich den Schweicher Bahnhof zurück

Bild 5: so gefällt mir Karl irgendwie (Karl-Marx-Museum Trier)
 

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Impressionen aus Trier (ohne weiteren Text)
 

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Mit Bahn (und Rad) in den Urlaub Teil 2

Ein Jahr später fiel die Urlaubswahl auf das Berchtesgadener Land – diesmal ohne Fahrad.
Eine sehr schöne Gegend in der man seit einigen Jahren fast alle Busse ohne zusätzliche Kosten nutzen. Sie fahren im Stundentakt und die Wartezeiten in Berchtesgaden sind gering. Da hat man sich scheinbar an der SBB orientiert.
Kurz vor der vollen Stunde kommen alle Linien an, kurz danach fahren sie an ihr Ziel. Nach Salzburg und Bad Reichenhall legt man 4, beziehungsweise 1 Euro drauf.
Geht also.
Verbindung suchen, Ferienwohnung Buchen.
Wieder 1. Klasse. Diesmal für rund 70 Euro pro Nase und Richtung - angesichts der Entfernung noch immer sehr günstig, imho dürften das gerade mal die Fixkosten der Technik sein die die Bahn auf der Strecke für einen Fahrgast hat.
Auf der Hinfahrt gab es lediglich vor Augsburg einen ungeplanten Halt der die Umsteigezeit auffraß aber dafür hatte man den ICE in München kurzerhand neben den Zug nach Salzburg gestellt weshalb wir nur das kurze Stück vor den beiden Zügen herumlaufen brauchten.
Planmäßig wäre der Zug aus Berlin auf der gegenüberliegenden Seite des Münchener Hbf eingetroffen – gefühlte Kilometer vom Anschlusszug entfernt.
Der Rest verlief wie man es sich wünschte, die Fahrtzeiten wurden eingehalten.
Umstieg in Freilassing, die Holde ist von der Gegend begeistert und abgeholt wurden wir dann auch noch.
In den zwei Wochen ging es einmal per Bahn nach Freilassing ins Eisenbahnmuseum, einige Exponate sind unten in den Bildern zu sehen. Ansonsten eben viel Wandern, ein mal nach Bad Reichenhall, zwei mal nach Salzburg.
Die Rückfahrt verlief bis auf den Ausfall der Klimaanlage in einem Wagen des ICE-T problemlos.
Lediglich die brettharten Sitze, welche optisch an Flugzeugmobiliar erinnern und nur eine einzige Sitzposition zulassen, haben sich äußerst unangenehm ins Hirn gebrannt weil bereits in Nürnberg Hummelschwärme unterwegs waren.
Das ist kein komfortables Reisen!

Bild 1: DAS Motiv in Ramsau
Bild 2: am Hintersee, westlich von Ramsau gelegen
Bild 3: St. Bartholomä auf dem Königssee
Bild 4 und 5: Die Salzburger S-Bahn verlängerte ihr Netz bis nach Berchtesgaden da der alte Tunnel nach Salzburg seit Jahrzehnten außer Betrieb ist
 

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Impressionen aus dem Eisenbahnmuseum Freilassing:
Bild 1 bis 3: Lehrmodell einer bayerischen B IX
Bild 4: E69 (?)
Bild 5: E16 07
 

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Impressionen aus dem Eisenbahnmuseum Freilassing:
Bild 1: 103 167-3
Bild 2: E44
Bild 3: V140
Bild 4: doppelt gekröpfte Treibachse einer vierzylindrigen Dampflok
Bild 5: ein aus Neufünfland Importiertes Maschinchen (E94 052) wird für die Ausstellung aufgearbeitet
 

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Mit Bahn (und Rad) in den Urlaub - der letzte Akt?

Vor knapp zwei Wochen verschlug es uns abermals in das Moseltal. Nach Traben-Trarbach und wieder zusätzlich mit dem Rad.
Die Fahrt ging über Bremen nach Koblenz. Der zweistündige Umweg bot den Vorteil von nur 3 Umstiegen. Preislich war es wie vor zwei Jahren – alles Zusammen rund 250 Euro.
Zwischen Potsdam und Bremen musste der IC (mal wieder) auf seinen Bistrowagen verzichten. Ob der mitten in der Woche überhaupt besetzt gewesen wäre? Keine Ahnung.
Faszinierend:
Ein aus Süden kommender IC hatte in Bremen nur +240 Minuten, unserer +5
Bei der Einfahrt in den Kölner Hbf ging ein leichter Ruck durch den Zug.
Kurz darauf quäkte es durch die Lautsprecher „Zugchef bitte beim Tf melden!“. Der erstgenannte schilderte das Problem wie folgt:
„Sehr geehrte Reisende! Die Lok hat keinen Strom mehr und der Lokführer will den vorhandenen Schwung ausnutzen um so weit wie möglich in den Bahnhof zu rollen. Die Fahrgäste in den hinteren Wagen werden gebeten in den Wagen bis zum Bahnsteig vor zu laufen und nicht auf der freien Strecke auszusteigen! Unsere Abfahrt verzögert sich um einen längeren Zeitraum.“
Nun... die letzten 4 Wagen standen auf freier Strecke in Richtung Rheinbrücke. :argh:
Nach 10 Minuten konnten wir bis kurz vor Bonn weiter fahren.
Wieder geht ein leichter Ruck durch den Zug.
Quäääääk „Zugchef bitte beim Tf melden!“
Die Lok hatte schon wieder keinen Strom.
Das die 101 Temperaturprobleme hat wäre mir neu aber bis nach Koblenz ging es dann weiter aber unser RE war weg.
In Koblenz ausgestiegen, Treppe runter, zur Info gegangen und die Situation geschildert. Der Bahnmitarbeiter meinte das in zwei Minuten ein RB nach Koblenz fährt. „Beeilen Sie sich!“
Also quer durch den Bahnhof gerannt, Treppe rauf, rein in die Hamsterbacke.
Verdammt! 33°C... Schweißperlen laufen in Strömen am Rücken herunter und die Klima läuft grad nicht. Nach der Abfahrt wurde sie aber eingeschaltet.
Welcher Depp ist eigentlich Erfinder dieser unsäglichen Mülleimerkonstruktion?
Man müsste sich das Bein in der Mitte des Oberschenkels absägen damit man in dem Bock halbwegs vernünftig am Fenster sitzen kann. Die Bestuhlung ist enger und unbequemer als in jeder Berliner S- und U-Bahn.
Wenigstens passte der Anschluss in Bullay aber hier hatte der Tf die Klimaanlage mit einem Staubsauger und Tiefkühler verwechselt. Das Ding lief volle Pulle.
Was sich in den nächsten Tagen immer wieder abspielen sollte ist hingegen schon bemerkenswert.
Eine Radtour nach Trier fand dank einer Glasscherbe ein jähes Ende.
Angeblich ist der Schwalbe Marathon durchstichsicher aber ich hab's geschafft. Ein merkwürdig klingendes pffft-schlapp, pffft-schlapp, pffft-schlapp wich nach dem anhalten einem dauerhaften pfffffffffffffffffff bis keine Luft mehr auf dem Reifen war. Eine kleine Glasscherbe von vielleicht 5 mal 5 Millimetern hatte sich durch die Lauffläche gearbeitet.
In Trarbach hatten wir uns aber noch einen Ersatzschlauch geholt sodass der Zeitverlust durch die Reparatur relativ gering war.
Es war aber nicht mehr daran zu denken bis nach Trier zu kommen.
In Schweich suchten wir den Bahnhof, kamen auf den Bahnsteig und freuten uns über den RE der dort stand.
Allerdings zu einer Zeit zu der er nicht dort hätte stehen sollten.
Treppe runter, Treppe rauf – a ha.
Da steht der Zugchef mit seinem Tf und beide Telefonieren.
Nicht gut!
Mit hängenden Ohren erklärten sie uns das der Triebzug der CFL am vorderen Ende die Hufe hochgerissen hätte. Später hatte der vierteilige Triebzug der DBAG andere Macken dazubekommen.
Nichts ging mehr.
Der Zug wurde irgendwann im Laufe des Abends abgeschleppt.
Übrigens betrug die Lufttemperatur etwa 19°C
Der eine oder andere Disponent dürfte in Folge dessen einen leicht verzögerten Feierabend gehabt haben.
Glück im Unglück:
In Schweich hatte der Weichenrausrisswahn wenigstens das Überholgleis am (unsanierten) alten Bahnsteig liegen und nutzbar gelassen sodass man in Richtung Wittlich/Koblenz weiter fahren konnte. Auf einem Vordach des ehemaligen EG wächst seit Jahren ein kleines Bäumchen (siehe Foto weiter oben).
Wieder Treppe runter, Treppe rauf. Fahrstuhl? ähm ja... so etwas soll es irgendwo geben, aber nicht hier und der in Bullay ist kaputt
Die Rückfahrt nach Potsdam war da schon von der besonderen Art die sich am besten in Abschnitten beschreiben lässt.
Qualität und Quantität sind Preisverdächtig.

Traben-Trarbach – Bullay:
Bei der Einfahrt in Bullay quäkt die SiFa oder was auch immer los und wirft den Anker.
Zwangsbremsung im Einfahrtbereich des Bahnhofs.
Der Tf telefoniert kurz, entschuldigt sich beim zuständigen Fdl und fährt weiter in den Bahnhof.

Bullay – Koblenz:
Der RE kommt vollen Hafer in den Bahnhof geprescht. Man fragt sich wann der bremsen will weil davon nichts zu hören war. Schlussendlich fiel dem Tf dann doch noch ein anzuhalten und er parkte den ersten Wagen des Zuges am anderen, zugangslosen Bahnsteigende.
Gut 50 Reisende müssen über den halben Bahnsteig latschen um zum Zug zu kommen.
Normalerweise halten die hier früher sodass das Zugende an der Treppe zum Bahnsteig steht.

Koblenz-Hannover:
Die Anzeigetafel erzählt durchgängig etwas über Verspätungen im Bereich von 30 und 120 Minuten. Eine RE-Linie ist komplett lahmgelegt, Ratlosigkeit auf den Bahnsteigen.
Bei Abfahrt +35 Minuten die sich zwischendrin auf 55 Minuten hochschaukeln.
Der Fahrstil des Tf wird aggressiver, er bremst heftiger um die Verspätung irgendwie einzuholen.
Dank eines längeren geplanten Aufenthalts in Dortmund lässt sich die Verspätung auf +30 Minuten reduzieren.
Wenigstens ist der Bistrowagen besetzt.
Man gönnt sich einen gut gekühlten Hopfentee.

Hannover-Braunschweig:
Bei Abfahrt +5 Minuten.
In Hämelerwald gibt es einen ungeplanten Halt, der Tf meldet sich. Lok kaputt, Reisende bitte in den Zug am Bahnsteig gegenüber einsteigen damit der mit dem kaputten Bock wieder nach Hannover fahren kann.
Eine 111 die einfach so kaputt geht?
Verwirrung im Zug, alle steigen aus, steigen ein, 10 Minuten lang passiert nichts, die Wagen sind dunkel was die Ursache wohl möglich in einer Leerfahrt hatte.
Nach 15 Minuten meldet sich der Tf:
Sehr geehrte Fahrgäste! Ich fahre jetzt mit Ihnen ein Stück nach Braunschweig, dann ein Stück nach Hannover und dann richtig nach Braunschweig, weiß aber noch nicht wann wir ankommen werden weil mein Zug auch kaputt ist“
Aus dem Nachbarwagen grölen 96er Fans „nur nach hause..... woll'n wir nicht“ .
Lachen bricht aus, Zynismus macht sich breit, ein Fahrgast tobt und schimpft über das Bahnpersonal.
Mit der Argumentation das die im Zug befindlichen Angestellten nichts für die Situation können lässt er sich beruhigen und sieht schlussendlich ein das der Fehler woanders liegt. Andere Fluchen wegen mangelnder Information.
Die Frage was ihnen das Wissen um eine Verspätung brächte oder wann es weiter ginge bleibt unbeantwortet, regt aber zum nachgrübeln an.
Nach reichlich 30 Minuten und dem kuriosen Rangiermanöver mit voll besetztem Zug geht es endlich weiter.
Mit geschätzt 30 bis 60km/h.
Zwischendurch macht einer das Licht in den Wagen an – au ha.
Ein Bahnmitarbeiter schwebt unsichtbar durch den Zug.
Wahrscheinlich hatte ihn der Ausflug nach Braunschweig den wohlverdienten Feierabend gekostet.
Aus 40 Minuten Aufenthalt in Braunschweig werden 8 Minuten Verspätung für den Zug nach Magdeburg.
Anschlussreisende eben.
Treppe runter, Treppe rauf – dank Gepäck wiegen die Räder rund 40 Kilogramm. Für mich kein Ding aber meine Hold keucht.

Braunschweig-Magdeburg:
+8 Minuten
In Wolfsburg können die dank geplantem Aufenthalt locker wett gemacht werden.
Irgendwann hinter Oebisfelde meldet sich der Tf und teilt uns mit das wegen Bauarbeiten zwischen Flechtingen und Haldensleben SEV besteht der mit Bussen überbrückt wurde.
Meiner Holden kommt die Galle hoch, ich versuche sie zu beruhigen.
Nach 12 Stunden Reisezeit ist das angesichts der Reihe von Verspätungen und Fahrradschlepperei über die Treppen kein leichtes Spiel mehr.
Ankunft in Flechtingen:
Raus aus'm Zug, um die Ecke gebogen.
Was steht da?
Ein Überlandreisebus mit Stellplatz für einen Kinderwagen.
Irgendwie bekommen wir die beiden Räder in dem Ding unter. Auf nach Haldensleben aber wer hätte das gedacht nicht auf dem kürzesten Weg.
Der ist nämlich wegen Straßenbauarbeiten gesperrt, also geht’s zig Kilometer länger in Richtung Erxleben und dann über Süplingen nach HDL.
In Haldensleben angekommen steht der Zug noch weitere 15 Minuten sinnlos herum.
Abfahrt 0.18 Uhr, der Anschluss in MD soll 0.41 Uhr fahren.
Hmmm... ich erinner mich dunkel daran das der Zug etwa eine halbe Stunde von HDL bis MD braucht.
Schaffner?
Keiner da weil bestimmt zu teuer und sowieso komplett nutzlos. :braue:
Also flugs zum Tf vorgetappert und ihm das Problem geschildert.
Er grinst.
Wohl auch weil ihm unklar ist weshalb der Zug noch so lange stehen muss bis es losgeht weil es der letzte des Tages wäre.
Auf dem Weg zum Ausfahrsignal kommt uns ein Güterzug entgegen. Man fragt sich zurecht warum die das Ding nicht in Groß Ammensleben zwischengeparkt haben.
In Barleben war ich nochmal beim Tf. Man hatte ihm mitgeteilt das der RE nach Potsdam erst 0.57 Uhr fahren würde. Macht nach Adam Riese 6 Minuten Umsteigezeit aber er weiß nicht wo er in MD ankommen und unser Zug abfahren würde.
Ankunft an Gleis 2.
Raus aus'm Zug, Treppe runter, kucken wo der RE stehen soll
Gleis 7 – toll, genau die andere Seite des Bahnhofs.
Hingerannt, Treppe rauf, meine Holde jault.
Sie ist fertig mit der Welt.
Kurz mit dem Schaffner geschnackt.

Magdeburg-Potsdam
0.57 Uhr
Los geht’s.
Bis Güsen.
2 betrunkene Ehepaare steigen in den Zug, einer der beiden Männer sieht auf dem Boden 3 Bierflaschen stehen (die nicht von uns stammten), hebt sie auf, macht die Packtasche meines Rades auf und räumt die Pullen hinein.
Ich glaub ich kuck nicht richtig – Puls 180 :bruell:
Er fängt an zu quasseln und lallt mir ein freundliches „'schuljung“ entegen um die Flaschen wieder aus der Tasche zu nehmen.
Man kommt ins Gespräch.
Technische Probleme an der Signalanlage heißt es plötzlich.
Deswegen stehen wir auch seit 5 Minuten am „falschen“ Bahnsteig (dem in Richtung MD) und nach weiteren 10 Minuten geht’s endlich weiter.
Ich will einfach nur noch nach hause.

In den IC's ist mir der unglaublich schlechte Erhaltungszustand der Wagen ins Auge gestochen. Die Böden stehen oft vor Dreck, die Toiletten sind nur selten halbwegs sauber. Mal funktioniert der Wasserhahn zum Händewaschen nicht, mal gibts keine Seife, mal sind die Papiertücher alle.
Hier und da sind die Toiletten gleich ganz gesperrt.
Auf der Fahrt nach Bremen fehlte in einem Wagen der 1. Klasse die Tür zwischen dem Einstiegsbereich und dem Großraumabteil. In Koblenz hat sich ein Architekt/Schreibtischtäter was ganz tolles einfallen lassen:
Bahnsteigüberdachungen aus Beton, zur Bahnsteigmitte hin in großem Radius rund 1m nach unten abfallend.
Als das Fach Akustik auf dem Lehrplan stand war er wohl im Wald Blätter suchen.
Fährt ein Zug vorbei erzeugt das in der Bahnsteigmitte einen infernalischen Lärmpegel weil der Schall durch die Ausrundung gebündelt auf den Bahnsteig geworfen und dank akustisch harter Oberflächen ständig neu reflektiert wird.
Steht man 50 Meter weiter weg unter der alten Überdachung, so hat man das Gefühl man stände hinter einer Lärmschutzwand und man kann sich ganz normal weiter unterhalten. Über die architektonische Totgeburt... ähm... vor einigen Jahren durchgeführte „Neugestaltung“ des Bahnhofsvorplatzes in Koblenz schweig ich mich lieber aus.
In Hämelerwald gibt es nur am am Richtungs- und Überholgleis ein Ausfahrsignal nach Braunschweig.
https://www.google.de/maps/place/H%C3%A4melerwald,+31275+Lehrte/@52.354847,10.110522,3a,75y,90t/data=!3m8!1e2!3m6!1s117850070!2e1!3e10!6s%2F%2Fstorage.googleapis.com%2Fstatic.panoramio.com%2Fphotos%2Fsmall%2F117850070.jpg!7i4320!8i2432!4m2!3m1!1s0x47b0015fc55637f7:0xa25ac7020080ab0
was die Rangiererei mit dem voll besetzten Zug erklärt.

Unterm Strich weiß ich nicht so recht was ich vom Unternehmen DBAG halten soll und ob es noch einmal mit dem Zug in den Urlaub geht. Wenn überhaupt dann ohne Rad und auf keinen Fall mit dem ICE so lange es keiner der ersten Baureihe ist.
Was die Verpflegung auf langen Strecken angeht ist es ein Lottospiel. Man weiß nie ob die Wagen mitgeführt oder besetzt sind. Also richtet man sich auf eine fehlende Versorgung ein.
Kein Wunder das man seitens der Bahn die geringe Akzeptanz bemängelt.
Auf der anderen Seite hört man aber auch nicht auf das Personal welches sich über zu empfindliche Technik beschwert. Im Sommer wird es zu warm, im Winter frieren die Leitungen ein, selbst bei Trockenheit und 20°C fallen Fahrzeuge aus. In größeren Bahnhöfen findet man gefühlt hunderte verschiedener Triebzugbaureihen und den Lokführern wird die technische Weiterbildung mehr oder minder ob der Komplexität neuer Fahrzeuge verweigert.
Genau die würde aber Helfen die Böcke im Falle des Falles wieder zum laufen zu bringen.
Letzten Endes fast ein Zustand wie zu Länderbahnzeiten vor 1923. DRG, DB und DR als Nachfolger wollten genau das mit ihren Einheitsbaureihen vermeiden und haben es durch lange Erprobungszeiträume, von wenigen Fehlschlägen abgesehen, auch vermieden. Jetzt muss alles zu Gunsten des Marktes neu erfunden werden.
Als Laie täte ich in dieser Konstellation behaupten das der ganze Laden kurz vor dem kompletten Zusammenbruch steht weil er totgespart wurde.
Totalversager Mehdorn ist zum Glück im Ruhestand, was seine Vorgänger und sein Nachfolger machen kann ich nicht beurteilen aber ein Satz drängt sich angesichts dieser Masse von Schieflagen zwangsweise auf:
„Mir schbare! Koschte es was es wolle!“

Bild 1:
Durchfahrt eines Güterzuges von Trier nach Koblenz in Bullay, rechts daneben der RE nach Trier

Bild 2:
Einfahrt des Triebwagenpendels aus Traben-Trarbach in Bullay. Ein Triebwagen bedient alle Fahrten auf dieser Strecke im Stundentakt

Bild 3:
Der Stehenbleiber in Schweich. Am vorderen Zugende hängt der Dreiteiler der CFL.
Bei dem Baureihenwirrwar blick ich nicht mehr durch denn hinter einer BR 429 soll sich ein FLIRT verstecken, der hier ähnelt eher einer BR 460

Bilder 4 und 5:
Impressionen aus einer Gastwirtschaft in Traben-Trarbach
 

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Die Kanonenbahn im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Pünderich / Reil

Bild 1:
RE nach Koblenz

Bild 2:
RB nach Trier

Bild 3:
RB nach Traben-Trarbach. Die Moselweinbahn wird derzeit von Rhenus Veniro bedient

Bild 4:
meiner Meinung nach das beeindruckendste Bauwerk in diesem Streckenabschnitt. Der Tunnel nach Bullay ist rund 700 Meter lang, die Fahrstrecke entlang der Mosel bis zum anderen Tunnelende satte 10 Kilometer.
 

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Die Kanonenbahn im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Pünderich / Reil

Bild 1 und 2:
RE nach Luxemburg über Trier (Triebwageneinheit der CFL)

Bild 3:
nicht mehr betretbare Brücke der ehemaligen Maare-Mosel-Bahn von Daun nach Bernkastel-Kues, kurz vor Wittlich. Die Strecke ist heute ein viel genutzter Radweg.
Warum gerade der Streckenabschnitt zwischen Wittlich und Bernkastel-Kues abgebaut wurde ist mir derzeit noch ein Rätsel weil die Fahrgastzahlen angeblich gut waren. Heute dürften sich die Anwohner über die Massen an Autos in dem kleinen Ort ärgern und die Stadtväter der 1980er Jahre verfluchen.
Übrigens reichte mir nach den 85km von Daun nach Traben-Trarbach ein Schoppen, sprich 0,2 Liter Wein um vorrübergehend nicht mehr aufstehen zu können...
Die Wirkung des Alkohols war brutal.
Nach Daun ging es per Bahn und Bus über Cochem.
28 Euro für ein Rheinland-Pfalz-Ticket (2 Personen) und 6 Euro für die Mitnahme beider Räder sind ein gutes Angebot.

Bild 4 und 5:
In Trier und man fragt sich ob das fünfte Bild ein Spiegel der Gesellschaft ist.


Damit ist erst einmal das Ende meiner Erzählungen erreicht und ein Sprichwort stimmt wirklich:

Wenn einer eine Reise tut dann kann er was erleben. ;)
 

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Schöne Bilder der Reisen.

Wobei der heutige Bf. Wittlich Hbf früher anders hieß und das Gleis von dort bis Wittlich (andere Richtung) vor zehn Jahren noch lag, auch wenn es nicht mehr befahren aussah.
Leider sieht man auch von der Moselweinbahn von Bullay nach Trier wenig bis gar nichts mehr.

P.S.:
Wenn Du in der Straußwirtschaft zum Fleisch statt eines Schoppens Wein eine Cola verlangst, kannst Du hinterher problemlos wieder aufstehen. Nur die unverständlichen Blicke bleiben im Gedächtnis...
 
Danke!

Tolle Reiseberichte! Vielen Dank für die Mühe. Vielleicht solltest du sie mal an den Bahnvorstand schicken! Von denen fährt ja keiner mit der Bahn in den Urlaub, also woher sollen sie wissen wie es dem normalen " Kunden " ergeht? Wäre auch was für den "Eisenbahn-Kurier".


Gruß aus Thüringen!
 
Moins,

Interessanter Bericht! Die Besen- Bahnräumer möchte ich bitte an Deinen Modellen original umgesetzt sehen.

Für die Anordnung der Bestuhlung in den Fahrzeugen ist der Besteller der Verkehrsdienstleistung verantwortlich. Das ist in der Regel weder der Hersteller noch der Betreiber des Fahrzeuges.

Hat eigentlich schon mal jemand einen Reisebericht über die Fahrt zu bester Reisezeit mit anderen Verkehrsmitteln verfasst?

Ich fahre mitunter bis zu 2000 km in der Woche mit der Eisenbahn. Das Beschriebene bildet nicht den Durchschnitt ab, den ich erlebe.

Grüße aus Brenne
 
Nett

Da hat der E-Fan wohl mal richtig Pech gehabt, mit dem Rad und der Bahn.
Nun aber, recht blumig, den Frust von der geschundenen Seele geschrieben. :allesgut:
 
Welcher Depp ist eigentlich Erfinder dieser unsäglichen Mülleimerkonstruktion?
Man müsste sich das Bein in der Mitte des Oberschenkels absägen damit man in dem Bock halbwegs vernünftig am Fenster sitzen kann.
Das frag ich mich auch ständig. Eine absolut furchtbare undurchdachte Konstruktion.
Auf dem Weg zum Ausfahrsignal kommt uns ein Güterzug entgegen. Man fragt sich zurecht warum die das Ding nicht in Groß Ammensleben zwischengeparkt haben.
Die Antwort darauf dürfte schlicht und einfach in der Zuglänge gelegen haben. Der einzige Bahnhof auf dieser Strecke, der Züge über 550m mit RBs kreuzen lassen kann, ist nunmal Haldensleben.
Das Gleis 1 in Groß Ammensleben hat zwar 620m Nutzlänge, wird aber planmäßig vom Fensterzuch benutzt...:boeller:
Wobei der heutige Bf. Wittlich Hbf früher anders hieß.
Jo, der hieß mal Bahnhof Wengerohr.
 
Ich fahre mitunter bis zu 2000 km in der Woche mit der Eisenbahn. Das Beschriebene bildet nicht den Durchschnitt ab, den ich erlebe.

Geht mir auch so. So viel Pech wie E-Fan habe ich die letzten Jahrzehnte zusammen nicht gehabt.

Aber in den Hamsterbacken am Fenster der Vierer-Abteile zu sitzen, geht tatsächlich nur für Kinder oder Kleinwüchsige. Der Mülleimer ist definitv im Weg.

1. Klasse reisen mit Fahrrad ist eigentlich immer etwas problematisch. Im IC ist das Fahrradabteil fast immer am anderen Zugende als die erste Klasse. Wenn man dann bedenkt, dass der standardmäßige Aufenthalt eines IC auf Unterwegsbahnhöfen meist nur zwei Minuten beträgt, kann man sich mit seinem Gepäck immer schön durch den ganzen Zug ackern...
 
Die Bahn geht vielleicht davon aus, daß, wenn sie überhaupt mit dem Fahrrad fahren, Reisende der 1.Kl. sich am Zielort ein Fahrrad kaufen und es bei der Rückreise auch nicht mitnehmen? ...

MfG
 
Da ist aber wirklich einiges schief gelaufen. Dennoch, schöne Geschichte ;)

Bin auch zwei, drei mal im Jahr mit Bahn (IC) und Rad unterwegs und bin bisher

Eine kleine Geschichte aus letztem Jahr kann ich aber auch erzählen:
Start zum späten Nachmittag in Düsseldorf, Ziel Kempten (Allgäu) kurz vor 0 Uhr mit Umstieg in Stuttgart.
Der Zug fuhr pünktlich in Düsseldorf ab und ratterte nach Plan durchs Rheintal. Normaler Halt in Bingen... der sich aber zog. Nach 15 Minuten kam eine Durchsage, dass die Lok getauscht werden müssen - würde aber noch etwas dauern bis die Ersatzmaschine da ist. Nach weiteren 30 Minuten wurde die Lok gewechselt. Fahrgäste die sich zwischenzeitlich auf dem Bahnsteig die Beine vertreten haben sprangen freudig in den bereit stehenden Zug - der wider erwartend aber nicht los fuhr. Irgendwann kam die Ansage, dass der Lokführer nicht fahren kann, da er noch auf das Streckenbuch wartet... Nach etwas mehr als einer Stunde wusste der Mann dann wohin der Zug fahren sollte und es ging weiter. Inzwischen hätten wir bereits hinter Mannheim sein müssen. Aber halb so wild, irgend einen Anschluss-Zug würden wir in Stuttgart schon bekommen.

Was wir bis dahin nicht wussten: Während wir uns in Bingen fröhlich auf die Weiterfahrt vorbereiteten, zog von Stuttgart Richtung Mannheim ein dickes Unwetter auf. Besagtes Unwetter war so heftig, dass die Strecke ab Mannheim gesperrt werden musste - und so saßen wir wieder fest. Mit einer weiteren Stunden des Wartens war es diesmal aber nicht getan: Fast 3 Stunden standen wir und harten der Dinge aus. Da wir es eh nicht ändern konnten und froh waren im Zug bleiben zu dürfen, blieb alles entspannt.
Mit fast 4 Stündiger Verspätung kamen wir gegen 2 Uhr morgens in Stuttgart an. Weiterführende Züge gab es um die Uhrzeit natürlich nicht - also mit Hunderten anderer Fahrgäste ab zum Service Point. Drei Mitarbeiter durften sich um so viele Leute kümmern, dass die Schlange einmal durch die halbe Bahnhofshalle (kein Witz) führte.

Kurz vor vier waren wir dann auch endlich dran: "Zielort?" "Kempten"; "Wie viele Personen?" "Zwei + zwei Räder. N Taxi gibts da nich, oder?" (Etwas Spaß muss sein, dachte ich mir.). Statt mir aber einn Vogel zu zeigen, Telefonierte das Bahnfräulein kurz und bat uns anschließend neben dem Servicepoint zu warten, wir würden gleich abgeholt. Und tatsächlich: kurz darauf kam ein Taxifahrer, meldete sich bei der Dame, bekam seinen "Bahngutschein" und sammelte meine Freundin, mich und unsere Bikes ein und ab ging es mit dem Taxi nach Kempten. Um 6 Uhr morgens konnten wir dann endlich ins Bett fallen... Was die Taxifahrt die Bahn gekostet hat... sie Foto ;)

Grüße

PS: Trotzdem fahr ich immernoch gerne mit der Bahn :)
 

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...Ich fahre mitunter bis zu 2000 km in der Woche mit der Eisenbahn. Das Beschriebene bildet nicht den Durchschnitt ab, den ich erlebe...
Das würde ich auch beileibe nicht behaupten wollen.
Die ersten fünf Fahrten waren in Ordnung und ich ärger mich nicht über das Erlebte. Bei den Fahrten bin ich nie auf der Flucht, soll heißen immer tiefenentspannt, auch wenn etwas schief geht.
Lediglich bei der letzten Fahrt war Murphy mit seinem Gesetz Reiseveranstalter und die Nummer mit dem SEV der berühmte Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte.
Wenn mir der Typ unter die Augen kommt... :bruell:
Bezüglich der Hamsterbacken hat sich die sehr enge Bestuhlung scheinbar Bundesweit durchgesetzt. Zwischen Golm und Griebnitzsee/Friedrichstraße oder im RE7 geht's immer ziemlich "gemütlich" zu.
Die oben gezeigten als RE eingesetzten Triebwagen sind dagegen sehr großzügig gestaltet, die Gangbreite ist auch nicht von schlechten Eltern und die Motoren extrem leise.
Beim Anfahren muss man sich schon anstrengen etwas von deren Ansteuerung zu hören.
Und was die Latscherei durch die IC's angeht ist es eigentlich nur lästig wenn Reisende ihre Monatsreisenkoffer mit 1x1x0,5m³ mitten im den Gang parken anstatt sie in Sichtweite an den dafür vorgesehenen Plätzen unter zu bringen. Grundsätzlich ist es aber nicht mehr einfach viel Gepäck zu verstauen. Früher (TM) ging das mal etwas besser.

Mir ist unter die Ohren gekommen das es letzte Woche im Südwesten einen größeren Stellwerksausfall gegeben haben soll. Könnte das vielleicht eine Ursache für diese massiven Einschränkungen gewesen sein?


@Herz:
Wir haben eine "kleine" Weinprobe gemacht - 5x0,1l und nach dem zweiten Glas kam dieses wunderbar leichte Gefühl auf... :schiel:

P.S.:
Nach wie vor bin und bleibe ich Verfechter der Bahnfahrerei.
Autopolonaise mag ich nicht und wenn man zu Fuss oder mit dem Rad am Urlaubsort unterwegs ist sieht man auch etwas. Wer würde schon die 10km von Traben-Trabach nach Enkirch über Starkenburg fahren? Per Pedes erklimmt man die rund 200 Höhenmeter, schaut sich vorher vielleicht noch die Ruine Grevenburg an um dann dem Moselsteig zu folgen. Enkirch selbst ist ein malerisches Dorf das man erlaufen muss um es zu erfassen.
Mit dem Auto bleibt es eine Ortschaft wie jede andere auch.
Im IC von Bremen nach Koblenz haben wir einen Briten getroffen der mit Bahn und Rad durch Deutschland reiste und in den höchsten Tönen davon Schwärmte. Nur mit den Entfernungen hatte er wohl nicht gerechnet und ist deswegen schon rund 2500km durch das Land geradelt. Er wollte noch von Trier in Richtung Südwesten aufbrechen um in's Allgäu zu kommen weil er die Alpen noch nicht gesehen und im wahrsten Sinne des Wortes erfahren hatte.
 
Geht mir auch so. So viel Pech wie E-Fan habe ich die letzten Jahrzehnte zusammen nicht gehabt.

Aber in den Hamsterbacken am Fenster der Vierer-Abteile zu sitzen, geht tatsächlich nur für Kinder oder Kleinwüchsige. Der Mülleimer ist definitv im Weg.

1. Klasse reisen mit Fahrrad ist eigentlich immer etwas problematisch. Im IC ist das Fahrradabteil fast immer am anderen Zugende als die erste Klasse. Wenn man dann bedenkt, dass der standardmäßige Aufenthalt eines IC auf Unterwegsbahnhöfen meist nur zwei Minuten beträgt, kann man sich mit seinem Gepäck immer schön durch den ganzen Zug ackern...

Züge und Fahrräder ist leider immer eine Zumutung, dass ist ja meist schon mit normalen Gepäckstücken umständlich. Manche REs bieten mittlerweile Fahrradabteils mit ordentlich Platz, aber damit kann man ja leider nicht in den Urlaub fahren..
 
1. Klasse reisen mit Fahrrad ist eigentlich immer etwas problematisch. Im IC ist das Fahrradabteil fast immer am anderen Zugende als die erste Klasse. Wenn man dann bedenkt, dass der standardmäßige Aufenthalt eines IC auf Unterwegsbahnhöfen meist nur zwei Minuten beträgt...
Faszinierend! Hab ich noch gar nicht so gesehen. Fahre aber auch höchstselten mit dem Rad Zug und noch weniger 1.Klasse.
Wieder was gelernt. :zustimm:
Also wäre ein Fahrradabteil in der ersten Klasse eine Marktlücke, oder?
 
Züge und Fahrräder ist leider immer eine Zumutung, dass ist ja meist schon mit normalen Gepäckstücken umständlich.
Wir sind im Zug normalerweise nur mit Handgepäck unterwegs. Denn größere Koffer schicken wir -wenn möglich- vorher per Hermes an den Zielort. Und wenn es tatsächlich mal nicht anders geht, suchen wir uns schon möglichst Verbindungen heraus, wo keine vollen Züge zu erwarten sind. Und auch keine Verbindungen mit drei, vier Minuten Umsteigezeit unterwegs. Lieber im Bahnhof noch 'nen Kaffee trinken. ;D

Fahre aber auch höchstselten mit dem Rad Zug und noch weniger 1.Klasse.
Ich auch nicht. Aber ich bin quasi täglich mit der Bahn quer durch's Land unterwegs, da sieht man 'ne Menge... :grin:

Manche Leute sind aber auch echt blauäugig. Lassen sich z.B. eine Verbindung geben mit Umstieg in Berlin Hbf, in acht Minuten von ganz unten nach ganz oben. Planmäßig wohlgemerkt. Wenn dann der ankommende Zug ein paar Minuten später ist, wird's lustig.
Vor allem, wenn die sich da nicht auskennen. Da wird erstmal zwei, drei Minuten für's Aussteigen gebraucht und sich dann umgeschaut: "Wo müssen wir denn hin...?".
 
...Also wäre ein Fahrradabteil in der ersten Klasse eine Marktlücke...
Eventuell reicht schon eine etwas günstigere Platzierung im Zug.
Auf der anderen Seite ist es reine Spekulation wie oft eine solche Konstellation vor kommt und wie schon geschrieben ist es (für meine Holde und mich) nicht lästig durch den ganzen Zug zu laufen so lange die Wege frei sind.

BTW:
Hin sind wir am Mittwoch: IC's knüppeldickevoll (der von Potsdam nach Bremen war beim Einstieg schon ziemlich gut besetzt und ab Braunschweig brechend voll - wohlmöglich wegen der Urlaubszeit)
Zurück Sonnabend Nachmittag: IC (und RE bis Braunschweig) knüppeldickevoll
 
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