E-Fan
Foriker
Wenn man beruflich viel unterwegs ist, hat man am Wochenende nur selten Lust, erneut ins Auto zu steigen um von A nach B zu kommen. Warum also sollte man nicht einfach mal wieder die gute alte Eisenbahn als Transportmittel in den Urlaub in Betracht zu ziehen?
Aus der Fläche hat sie sich zwar schon „erfolgreich“ zurück gezogen, aber das sollte angesichts eines in Deutschland recht gut funktionierenden Personennahverkehrs eigentlich kein Problem sein.
Nun denn... meine Holde hat eine gewisse Schwäche für vergorenen Rebensaft, ich selbst für's Radfahren.
Flugs in Erinnerungen von Gelesenem gekramt sollte die Mosel, genauer gesagt Ediger-Eller das Ziel der Wahl werden.
Zum einen liegt der Ort an der ehemaligen Kanonenbahn Berlin-Trier und zum anderen befindet er sich just im Bereich der mittleren Mosel, dem für viele schönsten Abschnitt des Flusses. Wer will, hat hier die Möglichkeit sich im Wein zu ertränken, den Hintern auf dem Rad Platt zu sitzen (bis Trier sind es etwa 130 Kilometer, bis Koblenz rund siebzig) oder sich mit weit aus dem Hals hängender Zunge aus dem Moseltal in die Eifel oder den Hunsrück kämpfen. Steigungen von mehr als 14% sind keine Seltenheit.
Da der Zeitraum schon weitestgehend fest stand, wir uns aber nicht auf den Tag genau festlegen brauchten, wurde die Verbindungssuchmaschine der Bahn genutzt, welche dann auch schnell brauchbare Ergebnisse lieferte.
58 Euro pro Nase und Richtung inklusive Fahrrad sind für die 1. Klasse ein unschlagbares Wort, wie wir fanden.
Abfahrt in Potsdam zehn nach halb acht, Ankunft in Ediger Eller gegen halb fünf Nachmittags.
Umstiege lediglich in Magdeburg, Köln und Koblenz – drei mal auf einer Strecke von reichlichen 700km.
Auf dem Weg zum Bahnhof waren die Tramgleise an der Staatskanzlei zu kreuzen, weil diese in Richtung Hauptbahnhof nach rechts abbiegen. Reifen mit gerade mal 1,4 Zoll Breite passen wunderbar in die Vertiefung der Rillenschienen hinein, die Trägheit meines rund 20kg schweren Rucksacks wollte auch zeigen was sie drauf hatte...
Rums!
Als Gedanken wieder klarer werden zerrten mich zwei Leute aus dem Gegengleis zurück auf den Gehweg. Etwas benommen ging es daran das Fahrrad wieder aufzurichten – nur 200m bis zum Hbf, in 10 Minuten geht der Zug aber was brennt da verdammt nochmal an der linken Hand?
Glücklicherweise hatte man zwei Tage vorher den Asphalt in den Gleisen erneuert.
Der war also noch ordentlich scharfkantig, weshalb sich weichere Materialien wunderbar darin verhaken konnten.
Den Zug dann doch noch ohne weitere Schwierigkeiten erreicht ging es auf den Weg nach Magdeburg. Dort sollten rund 15 Minuten Umsteigezeit reichen.
Theoretisch.
Zwischen Biederitz und MD-Herrenkrug sorgte eine Signalstörung für ein gewisses Aufhorchen.
5 Minuten vergingen, zehn, dann fünfzehn.
Hmm... so langsam wird man nervös als wir uns nach 20 Minuten wieder in Bewegung setzen. Irgendwer hatte aber im Bahnuniversum gesehen, dass da zwei Reisende nach Köln wollten.
Der IC wartete also auf uns, was man bereits im RE durchsagte.
Aus dem Zug raus, mit Rad Treppe runter, Treppe rauf, an's Ende des Zuges gehetzt, der Schaffner reißt uns die Räder förmlich aus der Hand und wir fragen wo sich der Wagen mit unseren Sitzplätzen befindet – schließlich wollten wir ja erster Klasse reisen.
Er grinst nur.
A ha.
Am anderen Ende... sind ja nur 10 Wagen.
Egal, die Fahrt dauert eh fast 5 Stunden. Tür auf, Tür zu, „'tschuljung, dürft' ick mal durch?“, „Juten Tach! Könnt ick mal janz dezent an Ihnen vorbeischweben?!?“, beim Überholen anderer Reisender im Seitengang ganz dünn gemacht und trotzdem immer wieder stecken geblieben...
Endlich im Abteil angekommen sahen wir das es keine weiteren Reservierungen gab.
Direkt hinter uns wurde ein Bistrowagen mitgeführt, aber ohne Personal.
Toll.
1. Klasse
Nix zu Futtern, kein Kaffee und dem Schaffner konnte man auch nix aus dem Kreuz leiern, obwohl er sich die Kaffeemaschine angeworfen hatte.
Eigenbedarf eben.
Shit happens! Ihm sei es gegönnt, denn man weiß nicht, seit wann er auf den Beinen ist.
Vom Sturz immer noch leicht benebelt, ließen sich zwei Drittel der Fahrt im Land der Träume verbringen. Platz war ja da und die Polsterung der Sitzbänke sehr angenehm.
Zwischen Essen und Dortmund war dann erst mal Schluss mit der Weiterfahrt. Kabeldiebe hatten durch ihr Werk für Signalstörungen gesorgt.
Nach 35 Minuten setzten wir uns wieder in Bewegung, bis Köln ist es nicht mehr weit, doch dann kam die Durchsage, dass unser Anschlusszug heute ebenfalls etwa 30 Minuten später abfahren würde.
Nun denn... man sackt wieder in den Sitz zurück. Die Umsteigezeit sollte 28 Minuten betragen, mit unserer Verspätung verrechnet, blieben also noch gemütliche 21 Minuten über und wir mussten noch nicht mal den Bahnsteig wechseln. Die Fahrt nach Koblenz verlief ohne weitere Zwischenfälle. Dort schrumpfte die Umsteigezeit von Ursprünglich 40 auf 10 Minuten zusammen.
Mit dem Fahrrad Treppe runter, Treppe rauf – aber trotzdem alles im grünen Bereich.
Nach zwei Wochen, gut 260km Radelei etwa 80km Fußbus und 8 Flaschen Wein vom Winzer, dem die FeWo gehörte, ging es dann wieder zurück.
Lediglich zwischen Hannover und Magdeburg gab es eine Verzögerung wegen Bauarbeiten. Der letzte RE des Tages in Richtung Frankfurt/Oder wartete 5 Minuten auf uns.
Um meine Holde nicht zu strapazieren verzichtete ich damals weitestgehend auf Bahnfotografien.
Bild 1: verdeckte Sturzspuren, der Schaffner hüllte sich in dezente Blässe als ich ihn um Verbandszeug bat und er unbedingt wissen wollte wofür (die oberen Hautschichten wurden beim Sturz durch den Asphalt weggerissen)
Bild 2 und 3: Blick von der Reichsburg auf Cochem und Zurück, Fahrtzeit mit der Bahn von Ediger-Eller nach Cochem 3 Minuten, mit dem Auto rund 20
Bild 4: die Natur erobert sich den Schweicher Bahnhof zurück
Bild 5: so gefällt mir Karl irgendwie (Karl-Marx-Museum Trier)
Aus der Fläche hat sie sich zwar schon „erfolgreich“ zurück gezogen, aber das sollte angesichts eines in Deutschland recht gut funktionierenden Personennahverkehrs eigentlich kein Problem sein.
Nun denn... meine Holde hat eine gewisse Schwäche für vergorenen Rebensaft, ich selbst für's Radfahren.
Flugs in Erinnerungen von Gelesenem gekramt sollte die Mosel, genauer gesagt Ediger-Eller das Ziel der Wahl werden.
Zum einen liegt der Ort an der ehemaligen Kanonenbahn Berlin-Trier und zum anderen befindet er sich just im Bereich der mittleren Mosel, dem für viele schönsten Abschnitt des Flusses. Wer will, hat hier die Möglichkeit sich im Wein zu ertränken, den Hintern auf dem Rad Platt zu sitzen (bis Trier sind es etwa 130 Kilometer, bis Koblenz rund siebzig) oder sich mit weit aus dem Hals hängender Zunge aus dem Moseltal in die Eifel oder den Hunsrück kämpfen. Steigungen von mehr als 14% sind keine Seltenheit.
Da der Zeitraum schon weitestgehend fest stand, wir uns aber nicht auf den Tag genau festlegen brauchten, wurde die Verbindungssuchmaschine der Bahn genutzt, welche dann auch schnell brauchbare Ergebnisse lieferte.
58 Euro pro Nase und Richtung inklusive Fahrrad sind für die 1. Klasse ein unschlagbares Wort, wie wir fanden.
Abfahrt in Potsdam zehn nach halb acht, Ankunft in Ediger Eller gegen halb fünf Nachmittags.
Umstiege lediglich in Magdeburg, Köln und Koblenz – drei mal auf einer Strecke von reichlichen 700km.
Auf dem Weg zum Bahnhof waren die Tramgleise an der Staatskanzlei zu kreuzen, weil diese in Richtung Hauptbahnhof nach rechts abbiegen. Reifen mit gerade mal 1,4 Zoll Breite passen wunderbar in die Vertiefung der Rillenschienen hinein, die Trägheit meines rund 20kg schweren Rucksacks wollte auch zeigen was sie drauf hatte...
Rums!
Als Gedanken wieder klarer werden zerrten mich zwei Leute aus dem Gegengleis zurück auf den Gehweg. Etwas benommen ging es daran das Fahrrad wieder aufzurichten – nur 200m bis zum Hbf, in 10 Minuten geht der Zug aber was brennt da verdammt nochmal an der linken Hand?
Glücklicherweise hatte man zwei Tage vorher den Asphalt in den Gleisen erneuert.
Der war also noch ordentlich scharfkantig, weshalb sich weichere Materialien wunderbar darin verhaken konnten.
Den Zug dann doch noch ohne weitere Schwierigkeiten erreicht ging es auf den Weg nach Magdeburg. Dort sollten rund 15 Minuten Umsteigezeit reichen.
Theoretisch.
Zwischen Biederitz und MD-Herrenkrug sorgte eine Signalstörung für ein gewisses Aufhorchen.
5 Minuten vergingen, zehn, dann fünfzehn.
Hmm... so langsam wird man nervös als wir uns nach 20 Minuten wieder in Bewegung setzen. Irgendwer hatte aber im Bahnuniversum gesehen, dass da zwei Reisende nach Köln wollten.
Der IC wartete also auf uns, was man bereits im RE durchsagte.
Aus dem Zug raus, mit Rad Treppe runter, Treppe rauf, an's Ende des Zuges gehetzt, der Schaffner reißt uns die Räder förmlich aus der Hand und wir fragen wo sich der Wagen mit unseren Sitzplätzen befindet – schließlich wollten wir ja erster Klasse reisen.
Er grinst nur.
A ha.
Am anderen Ende... sind ja nur 10 Wagen.
Egal, die Fahrt dauert eh fast 5 Stunden. Tür auf, Tür zu, „'tschuljung, dürft' ick mal durch?“, „Juten Tach! Könnt ick mal janz dezent an Ihnen vorbeischweben?!?“, beim Überholen anderer Reisender im Seitengang ganz dünn gemacht und trotzdem immer wieder stecken geblieben...
Endlich im Abteil angekommen sahen wir das es keine weiteren Reservierungen gab.
Direkt hinter uns wurde ein Bistrowagen mitgeführt, aber ohne Personal.
Toll.
1. Klasse
Nix zu Futtern, kein Kaffee und dem Schaffner konnte man auch nix aus dem Kreuz leiern, obwohl er sich die Kaffeemaschine angeworfen hatte.
Eigenbedarf eben.
Shit happens! Ihm sei es gegönnt, denn man weiß nicht, seit wann er auf den Beinen ist.
Vom Sturz immer noch leicht benebelt, ließen sich zwei Drittel der Fahrt im Land der Träume verbringen. Platz war ja da und die Polsterung der Sitzbänke sehr angenehm.
Zwischen Essen und Dortmund war dann erst mal Schluss mit der Weiterfahrt. Kabeldiebe hatten durch ihr Werk für Signalstörungen gesorgt.
Nach 35 Minuten setzten wir uns wieder in Bewegung, bis Köln ist es nicht mehr weit, doch dann kam die Durchsage, dass unser Anschlusszug heute ebenfalls etwa 30 Minuten später abfahren würde.
Nun denn... man sackt wieder in den Sitz zurück. Die Umsteigezeit sollte 28 Minuten betragen, mit unserer Verspätung verrechnet, blieben also noch gemütliche 21 Minuten über und wir mussten noch nicht mal den Bahnsteig wechseln. Die Fahrt nach Koblenz verlief ohne weitere Zwischenfälle. Dort schrumpfte die Umsteigezeit von Ursprünglich 40 auf 10 Minuten zusammen.
Mit dem Fahrrad Treppe runter, Treppe rauf – aber trotzdem alles im grünen Bereich.
Nach zwei Wochen, gut 260km Radelei etwa 80km Fußbus und 8 Flaschen Wein vom Winzer, dem die FeWo gehörte, ging es dann wieder zurück.
Lediglich zwischen Hannover und Magdeburg gab es eine Verzögerung wegen Bauarbeiten. Der letzte RE des Tages in Richtung Frankfurt/Oder wartete 5 Minuten auf uns.
Um meine Holde nicht zu strapazieren verzichtete ich damals weitestgehend auf Bahnfotografien.
Bild 1: verdeckte Sturzspuren, der Schaffner hüllte sich in dezente Blässe als ich ihn um Verbandszeug bat und er unbedingt wissen wollte wofür (die oberen Hautschichten wurden beim Sturz durch den Asphalt weggerissen)
Bild 2 und 3: Blick von der Reichsburg auf Cochem und Zurück, Fahrtzeit mit der Bahn von Ediger-Eller nach Cochem 3 Minuten, mit dem Auto rund 20
Bild 4: die Natur erobert sich den Schweicher Bahnhof zurück
Bild 5: so gefällt mir Karl irgendwie (Karl-Marx-Museum Trier)