FD851
Foriker
Es ist gar nicht so einfach, eine aus Tfz und z.B. 5 4-achsigen Reisezugwagen bestehende Modellbahn-Zuggarnitur in vernünftiger Qualität in einem vernüftigen Umfeld fotografisch festzuhalten... Meistens fehlt ein entsprechend langer „gleichförmiger“ Hintergrund, egal, ob im Haus oder im Freien fotografiert werden soll.
Ich wollte also ein „Fotogleis“...
Ganz am Anfang der Überlegungen war da ein fest verlegtes Gleisbett mit weißen Untergrund und ebenso weißem Hintergrund. Ziemlich schnell sind da weitergehende Ideen entstanden – hin zu einem „Fotogleis mit geschichtlichem Umfeld“. Weil immer die zu fotografierenden Schienenfahrzeugmodelle im Vordergrund stehen sollen, muss das Diorama über seine gesamte Länge eben homogen sein, darf also vor allem keinen zerklüfteter Hintergrund aufweisen.
Im Maßstab 1:1 ist diese Homogenität überhaupt nichts Seltsames oder Seltenes, da ist einfach die Weitläufigkeit der Landschaft... Auf der Modellbahn verdichten wir aber alles in einer extremen Art, weil wir ja den Platz, den die Anlage bietet, maximal ausnutzen wollen.
Seit einiger Zeit arbeite ich an einem solchen „Fotogleis“. Mein Ziel war es, so ca. 1,5m für Fotos nutzbare Gleislänge verfügbar zu machen... Da sollten also ein Tfz und mindestens 5 oder 6 4-achsige Reisezugwagen ihren Platz für ein Foto finden... Das Thema „Fototechnik“ lasse ich außen vor, Handy-Fotografie ist hier gerade nicht das Thema.
Mit 1,6m Gesamtlänge kann das Fotogleis auch mal im PKW ohne große Vorbereitungen z.B. zum Stammtisch mitgenommen werden. Das „Grundbrett“ ist 20cm tief und der Hintergrund hat eine Höhe von 25cm. Für den Transport kann eine 25cm hohe Blende für den Transport montiert werden, wodurch die Bauwerke des Fotogleises für den Transportgut geschützt werden.
Hinsichtlich der Gleisanlage handelt es sich – eher etwas ausgefallen - um ein Stumpfgleis mit Seitenrampe.
Mein spezielles Interesse – die Lazarettzüge – schlagen sich in dem Projekt ganz deutlich und ganz bewusst nieder...
Für mich persönlich ist es immer wichtig, dass das Objekt einen geschichtlichen Hintergrund hat – es sollte eine entsprechend plausibel klingende Geschichte geben.
Und natürlich will ich mit dem gestalteten Fotogleis eine möglichst lange Zeitspanne über mehrere Moba-Epochen abdecken. In Gegenden, die nur wenig vom 2.WK getroffen wurden, gab es auch Ende des 20. Jahrhunderts noch Eisenbahnbetrieb wie zu Kaisers Zeiten...
Also ist da folgende Geschichte:
Nach den 1. Weltkrieg entstand im unmittelbaren sächsisch-böhmischen Grenzgebiet „mitten im Wald“ ein Krankenhauskomplex zur Behandlung der damals weit verbreiteten Lungenkrankheiten. Während des 2. Weltkriegs wurde aus der Lungenheilstätte ein Heimat-Lazarett. Damals erhielt das Lazarett, abzweigend von dem in der Nähe befindlichen und mitten im Wald gelegenen Nebenbahn-Bahnhof „Hohwald“, einen direkten Gleisanschluss mit einem Stumpfgleis, dass den Antransport der verwundeten Soldaten mittels Lazarettzug direkt in das Klinikgelände per Bahn ermöglichte, ohne das für die letzten Meter ein Umladen in Sanitätskraftwagen nötig wurde.
Lazarettzüge aller Epochen nutzten die die sich aus den Längen der Bahnhofsgleise an Hauptstrecken ergebenden maximal möglichen Zuglängen in der Regel voll aus. Das ist darin begründet, dass der „Wirkungsgrad“ eines Lazarettzuges – dargestellt als Verhältnis aus der Anzahl der eigentlichen Sanitätswagen (Bettenwagen und Behandlungswagen) zur Anzahl aller Wagen eines Laz-Zuge ziemlich schlecht ist. Jeder Meter mehr nutzbare Gleislänge ist somit der Verwundetentransportkapazität dienlich.
Die Länge des Anschlussgleises „Hohwald-Heilstätten“ orientierte sich aber auch an der Kapazität des Lazarettes, was dazu führte, dass nur die dort zur Entladung vorgesehenen Kranken-/Bettenwagen tatsächlich zugestellt wurden. Die restlichen Fahrzeuge des Lazarettzuges verblieben solange verdeckt abgestellt im Bahnhof „Hohwald“. Die Lage des Bahnhofes „Hohwald“ mitten im Wald schützte in der Zeit der Abstellung des Lazarettzuges diesen vor feindlichen Luftangriffen...
Natürlich erkannte die Rote Armee ganz schnell die aus den Örtlichkeiten resultierenden Vorteile und betrieb unmittelbar nach dessen Einnahme den medizinischen Komplex als Militärlazarett der Roten Armee, der später ein ausschließlich psychiatrisches Profil erhielt. Mit der Betriebsübernahme des Lazarettes durch die „Rote Armee“ trug der Gleisanschluss des Klinikgeländes den Namen „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“.
Die Fahrt von „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ zum Bahnhof „Hohwald“ erfolgte ausschließlich als Rangierfahrt. Erst nach einem Halt im Bahnhof „Hohwald“ konnte eine Rangierfahrt aus „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ in eine Streckenfahrt übergehen.
Auch da starteten der Kapazität des Lazarettes angepasst von „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ regelmäßig Kurswagengruppen von Lazarettfahrzeugen nach Görlitz oder Frankfurt/Oder, um dort in vollumfängliche Lazarettzüge eingereiht zu werden, die regelmäßig zur Westgrenze der Sowjetunion – Zielbahnhof Brest-Nord – verkehrten.
Die Abmessungen des Fotogleises lassen die Platzierung von mindestens 6 vierachsigen DRG-Reisezugwagen (LüP 21,6m) zuzüglich eines kurzen Tfz zu, d.h., dass zu Einsatzzeiten der K-Züge der DR die 3 dem D1072 zugeordneten Nervenwagen N1 – N3, zuzüglich von Begleiter- (B1 bzw. 2) und Kommandantenwagen (K) und eines Heizwagens (HW-42) am Verladebahnsteig Platz finden.
Im Grenzgebiet der DDR zur CSSR entstand 1968 eine ganz neue Situation... Die Rote Armee wurde Besatzungsmacht in der CSSR. Das ist auch schon wieder eine ziemlich dunkle Geschichte...
Auf dem Anschlussgleis „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ war deshalb während der Niederschlagung des Prager Frühlings ein von der Sowjetarmee bestellter, ausgerüsteter und besetzter (kadrierter) K-Zug der DR als mobiles Lazarettsystem im Einsatz.
Bis 1994 erfolgte der Abzug der sowjetischen Truppen vom Gebiet der ehemaligen DDR, in vielen von der Sowjetarmee aufgegebenen Liegenschaften regierte fortan der Verfall.
Im Falle von „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ war das zum Glück etwas anders – ein cleverer Investor sicherte schon bald nach dem Abzug der Sowjetarmee gemeinsam mit dem Landkreis und zahlreichen lokalen Vereine den Fortbestand des Standortes mit touristischen Hintergrund.
Und dann war da noch einige Jahre später ein privates Eisenbahnunternehmen, das die Geschichte der DR nicht verleugnete, ihre Triebfahrzeuge zunächst aus dem Bestand der DR generierte und moderne, von ihr neu beschaffte Tfz nach dem DR-Schema lackieren ließ. Dieses Unternehmen hatte außerdem ein großes Herz für den historischen Schienenverkehr.
Innerhalb weniger Jahre konnte dieses Bahnunternehmen einen Wagenpark ihr eigen nennen, der einfach nur exklusiv bezeichnet werden kann...
Dass auch die Filmindustrie auf „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ aufmerksam wurde, war beinahe folgerichtig. Kulisse für den Film wurde nicht nur das ehemalige Lazarett selbst, sondern auch das Anschlussgleis. Das Anschlussgleis und sein Umfeld kann innerhalb kürzester Zeit den jeweiligen Epochen entsprechend „ausgerüstet“ werden...
Und genau deshalb soll es mit einigem zeitlichen Abstand hier Fotos geben, die die Nutzung des Gleisanschlusses zu verschiedenen Zeiten seiner Existenz zeigen...
So muss die Geschichte des Gleisanschlusses nicht zwangsläufig im Jahr 1994 enden...
Ich wollte also ein „Fotogleis“...
Ganz am Anfang der Überlegungen war da ein fest verlegtes Gleisbett mit weißen Untergrund und ebenso weißem Hintergrund. Ziemlich schnell sind da weitergehende Ideen entstanden – hin zu einem „Fotogleis mit geschichtlichem Umfeld“. Weil immer die zu fotografierenden Schienenfahrzeugmodelle im Vordergrund stehen sollen, muss das Diorama über seine gesamte Länge eben homogen sein, darf also vor allem keinen zerklüfteter Hintergrund aufweisen.
Im Maßstab 1:1 ist diese Homogenität überhaupt nichts Seltsames oder Seltenes, da ist einfach die Weitläufigkeit der Landschaft... Auf der Modellbahn verdichten wir aber alles in einer extremen Art, weil wir ja den Platz, den die Anlage bietet, maximal ausnutzen wollen.
Seit einiger Zeit arbeite ich an einem solchen „Fotogleis“. Mein Ziel war es, so ca. 1,5m für Fotos nutzbare Gleislänge verfügbar zu machen... Da sollten also ein Tfz und mindestens 5 oder 6 4-achsige Reisezugwagen ihren Platz für ein Foto finden... Das Thema „Fototechnik“ lasse ich außen vor, Handy-Fotografie ist hier gerade nicht das Thema.
Mit 1,6m Gesamtlänge kann das Fotogleis auch mal im PKW ohne große Vorbereitungen z.B. zum Stammtisch mitgenommen werden. Das „Grundbrett“ ist 20cm tief und der Hintergrund hat eine Höhe von 25cm. Für den Transport kann eine 25cm hohe Blende für den Transport montiert werden, wodurch die Bauwerke des Fotogleises für den Transportgut geschützt werden.
Hinsichtlich der Gleisanlage handelt es sich – eher etwas ausgefallen - um ein Stumpfgleis mit Seitenrampe.
Mein spezielles Interesse – die Lazarettzüge – schlagen sich in dem Projekt ganz deutlich und ganz bewusst nieder...
Für mich persönlich ist es immer wichtig, dass das Objekt einen geschichtlichen Hintergrund hat – es sollte eine entsprechend plausibel klingende Geschichte geben.
Und natürlich will ich mit dem gestalteten Fotogleis eine möglichst lange Zeitspanne über mehrere Moba-Epochen abdecken. In Gegenden, die nur wenig vom 2.WK getroffen wurden, gab es auch Ende des 20. Jahrhunderts noch Eisenbahnbetrieb wie zu Kaisers Zeiten...
Also ist da folgende Geschichte:
Nach den 1. Weltkrieg entstand im unmittelbaren sächsisch-böhmischen Grenzgebiet „mitten im Wald“ ein Krankenhauskomplex zur Behandlung der damals weit verbreiteten Lungenkrankheiten. Während des 2. Weltkriegs wurde aus der Lungenheilstätte ein Heimat-Lazarett. Damals erhielt das Lazarett, abzweigend von dem in der Nähe befindlichen und mitten im Wald gelegenen Nebenbahn-Bahnhof „Hohwald“, einen direkten Gleisanschluss mit einem Stumpfgleis, dass den Antransport der verwundeten Soldaten mittels Lazarettzug direkt in das Klinikgelände per Bahn ermöglichte, ohne das für die letzten Meter ein Umladen in Sanitätskraftwagen nötig wurde.
Lazarettzüge aller Epochen nutzten die die sich aus den Längen der Bahnhofsgleise an Hauptstrecken ergebenden maximal möglichen Zuglängen in der Regel voll aus. Das ist darin begründet, dass der „Wirkungsgrad“ eines Lazarettzuges – dargestellt als Verhältnis aus der Anzahl der eigentlichen Sanitätswagen (Bettenwagen und Behandlungswagen) zur Anzahl aller Wagen eines Laz-Zuge ziemlich schlecht ist. Jeder Meter mehr nutzbare Gleislänge ist somit der Verwundetentransportkapazität dienlich.
Die Länge des Anschlussgleises „Hohwald-Heilstätten“ orientierte sich aber auch an der Kapazität des Lazarettes, was dazu führte, dass nur die dort zur Entladung vorgesehenen Kranken-/Bettenwagen tatsächlich zugestellt wurden. Die restlichen Fahrzeuge des Lazarettzuges verblieben solange verdeckt abgestellt im Bahnhof „Hohwald“. Die Lage des Bahnhofes „Hohwald“ mitten im Wald schützte in der Zeit der Abstellung des Lazarettzuges diesen vor feindlichen Luftangriffen...
Natürlich erkannte die Rote Armee ganz schnell die aus den Örtlichkeiten resultierenden Vorteile und betrieb unmittelbar nach dessen Einnahme den medizinischen Komplex als Militärlazarett der Roten Armee, der später ein ausschließlich psychiatrisches Profil erhielt. Mit der Betriebsübernahme des Lazarettes durch die „Rote Armee“ trug der Gleisanschluss des Klinikgeländes den Namen „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“.
Die Fahrt von „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ zum Bahnhof „Hohwald“ erfolgte ausschließlich als Rangierfahrt. Erst nach einem Halt im Bahnhof „Hohwald“ konnte eine Rangierfahrt aus „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ in eine Streckenfahrt übergehen.
Auch da starteten der Kapazität des Lazarettes angepasst von „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ regelmäßig Kurswagengruppen von Lazarettfahrzeugen nach Görlitz oder Frankfurt/Oder, um dort in vollumfängliche Lazarettzüge eingereiht zu werden, die regelmäßig zur Westgrenze der Sowjetunion – Zielbahnhof Brest-Nord – verkehrten.
Die Abmessungen des Fotogleises lassen die Platzierung von mindestens 6 vierachsigen DRG-Reisezugwagen (LüP 21,6m) zuzüglich eines kurzen Tfz zu, d.h., dass zu Einsatzzeiten der K-Züge der DR die 3 dem D1072 zugeordneten Nervenwagen N1 – N3, zuzüglich von Begleiter- (B1 bzw. 2) und Kommandantenwagen (K) und eines Heizwagens (HW-42) am Verladebahnsteig Platz finden.
Im Grenzgebiet der DDR zur CSSR entstand 1968 eine ganz neue Situation... Die Rote Armee wurde Besatzungsmacht in der CSSR. Das ist auch schon wieder eine ziemlich dunkle Geschichte...
Auf dem Anschlussgleis „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ war deshalb während der Niederschlagung des Prager Frühlings ein von der Sowjetarmee bestellter, ausgerüsteter und besetzter (kadrierter) K-Zug der DR als mobiles Lazarettsystem im Einsatz.
Bis 1994 erfolgte der Abzug der sowjetischen Truppen vom Gebiet der ehemaligen DDR, in vielen von der Sowjetarmee aufgegebenen Liegenschaften regierte fortan der Verfall.
Im Falle von „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ war das zum Glück etwas anders – ein cleverer Investor sicherte schon bald nach dem Abzug der Sowjetarmee gemeinsam mit dem Landkreis und zahlreichen lokalen Vereine den Fortbestand des Standortes mit touristischen Hintergrund.
Und dann war da noch einige Jahre später ein privates Eisenbahnunternehmen, das die Geschichte der DR nicht verleugnete, ihre Triebfahrzeuge zunächst aus dem Bestand der DR generierte und moderne, von ihr neu beschaffte Tfz nach dem DR-Schema lackieren ließ. Dieses Unternehmen hatte außerdem ein großes Herz für den historischen Schienenverkehr.
Innerhalb weniger Jahre konnte dieses Bahnunternehmen einen Wagenpark ihr eigen nennen, der einfach nur exklusiv bezeichnet werden kann...
Dass auch die Filmindustrie auf „ХОВАЛД – ЂОЛНИЦА“ aufmerksam wurde, war beinahe folgerichtig. Kulisse für den Film wurde nicht nur das ehemalige Lazarett selbst, sondern auch das Anschlussgleis. Das Anschlussgleis und sein Umfeld kann innerhalb kürzester Zeit den jeweiligen Epochen entsprechend „ausgerüstet“ werden...
Und genau deshalb soll es mit einigem zeitlichen Abstand hier Fotos geben, die die Nutzung des Gleisanschlusses zu verschiedenen Zeiten seiner Existenz zeigen...
So muss die Geschichte des Gleisanschlusses nicht zwangsläufig im Jahr 1994 enden...