@Ralf_2 hatte ihn schon entdeckt, daher hier
Bastelei Nummer 7: Spiegelglaswagen "Königlich Sächsische Glaswerke Dreggsch"
Geschichte:
Mit dem Bau der Eisenbahn erhielt die aufstrebende Dreggscher Industrie einen entscheidenden Anschub. Böhmische Kohle und lokales Flusswasser wurden zur Antriebskraft von immer mehr Unternehmen. Aus der jahrhundertealten Kunst der Waldglasherstellung heraus lag es nahe, auch diese Produkte im Ort zu fertigen, und bald nahmen mutige Bürger eine Schippe örtlichen Dreggs und warfen sie in den Ofen. Es brauchte 143 Versuche, einiges Glück und ein paar dumme Zufälle, bis aus dem verbrannten Sand wirkliche Gläser wurden, doch als die ersten stabilen Rezepturen gefunden waren ließ sich der Bau immer größerer Öfen nicht mehr verhindern.
Dor Geenich bekam davon natürlich mit, und so ließ man sich auch bei Hofe mit den edlen Unsichtbarkeiten ausstatten - bis ein Großbrand dem wichtigsten Lieferanten dieser Gläser ein unverhofft warmes Ende bereitete. Der Wiederaufbau war durch das Unternehmen nicht zu stemmen, doch des Staates erster Mann wollte sein nahes Jagschloss bald verglast wissen - und sprang finanziell ein. Mit hoheitlichen Talern ausgestattet erhielt das neue Werk gar einen Gleisanschluss und - ihm gehörten jetzt immerhin 70% - den Namen "Königlich Sächsische Glaswerke" zu Dreggsch.
Für den geschützten Transport besonderer Gläser ließ man in der örtlichen Waggonbauanstalt "Quack & Salber" einen Spezialwagen anfertigen. In repräsentativer Farbgebung und meist ganz gut geputztem Zustand rollte dieser fortan regelmäßig vom örtlichen Güterbahnhof bis in die Werksanschließer und wurde ein Wahrzeichen der lokalen Industrie.
Bau:
Es handelt sich um den bekannten Bausatz von Dirk Voigtländer / Stromlinie.eu
http://www.stromlinie.eu/02_Modellbau/03_Rollendes/spiegelglaswagen.html
Mein Modell entstand von der Form her weitgehend nach Plan, ergänzt bzw. geändert sind lediglich Kleinigkeiten wie Zughaken, Stangenpuffer und ein paar selbst zurechtgefriemelte Griffstangen. Der Bau wäre recht einfach gewesen, aber ich hatte den "allerletzten" Bausatz erwischt und es fehlten ein paar wenige Kleinteile. Zu meiner größeren Verwirrung sprach die Anleitung zudem von Arbeitsschritten, die in meinem Kopf keinen Sinn ergaben. Des Rätsels Lösung: Dirk hat irgendwann von Tillig- auf Hädl-Fahrwerk umgestellt. Ich hatte nun also noch die Tillig-Anleitung, aber das Hädl-Gestell vor der Nase. Dank seiner schnellen Hilfe per Mail kam bald ein Päckchen mit den letzten Kleinigkeiten und der Korpus wurde fertig. Schwierigkeiten hatte ich etwas mit dem Resin-Körper: beim Löcherbohren für die Griffstangen brachen mir mehrfach die winzigen Bohrer ab. Mit etwas Kreativität fand trotzdem alles ein plausibles Plätzchen - die 0.3mm HSS in der Wand sehe ich als zusätzlichen Ballast ;-)
Bremsschläuche gibt es wieder absichtlich keine. Ich mag die Dinger nicht, zumal sie im Spielbetrieb eher hinderlich sind oder verlustig gehen. Außerdem vertraut der alte Sachse diesem modernen Luftdruckgelumpe nicht sonderlich und bremst lieber per Hand
Die Lackierung erfolgte mehrstufig. Inspiriert durch Dikuschs Gestaltungen (siehe
https://www.tt-board.de/forum/threa...e-schoene-alte-bahn.12076/page-24#post-910203) wollte ich was wirklich edel aussehendes in typisch sächsischen Farben - grün, gelb, schwarz, weiß.
Die Erstlackierung erfolgte mit Elita 56008 Braungrün, aber das war so dermaßen dunkel, dass es nicht die gewünschte Wirkung erzielte. Also noch mal neu mit Elita 56020 Chromoxidgrün. Die weißen Zierlinien (Nietenbänder Seitenteile) habe ich mit Mig OilBrusher gemacht - und feststellen müssen, dass die Dinger auch über Tage hinweg nicht trocknen! Nach 2 Wochen war die Farbe immer noch nicht berührfest, der Mittelteil vom Dach sah dank mehrerer Anfassversuche inzwischen aber mistig aus. Also vorsichtig abgetragen, beim Abkleben kräftig geflucht und mit Elita 59001 Cremeweiß geluftpinselt. Fahrwerk und Bremserhaus sind Plastik-Originalfarbe. Die Anbauteile sind in Tiefschwarz lackiert und teils mit dem Edding nachgearbeitet - kleine Glänzende Stellen treten beim Zusammenbau doch unvermeidlich auf.
Die Decals sind fast alle neu angefertigt - Saint-Gobains fahren schon zur Genüge herum. Vom Original-Decalsatz stammen die Anschriftentafel unten links und der Warnhinweis auf weißem Grund. Natürlich gab es auch wieder ein Herstellerschild von Quack & Salber auf jeder Seite.
Mit reichlich Mr. Mark Setter gingen die Decals ziemlich gut drauf, aber danach hatte ich den gleichen Effekt wie Ralf oben. Viele "kleine weiße Flusen" in allen Rillen der Jalousien, die sich kaum entfernen ließen. Die Pinzette, nasse Wattestäbchen, viel Geduld und noch mehr Kraftausdrücke haben es halbwegs gerichtet. Gegen den Rest gab es dann Mr. Mark Softer. Obwohl auf der recht dicken Hartmann-Folie gedruckt haben sich die Decals halbwegs gut angelegt und der Silberschleier ist viel schwächer als befürchtet. Nach einer finalen Überlackierung in Elita Seidenmatt klar glänzte das gute Stück wie frisch aus der Fabrik.
Eine Ladung Pulverfarben kaschiert kleine Ungenauigkeiten beim Lackieren (v.a. die weiß-grün-Kante am Dach) und verleiht den Details am Fahrwerk deutlich mehr Tiefe. Die Seitenflächen sind mit den diversen Schattierungen deutlich lebendiger geworden und der leichte Schleier der Decals geht auch unerwartet gut darin unter. Für einen
Wagen im regelmäßigen Betrieb, der demnächst mal wieder eine Wäsche erhält, gefällt's mir echt gut. Aus einem halben Meter Abstand betrachtet könnte man sagen "Dafür, dass er aus Dreggsch kommt, ist er wirklich schick!".
Ergebnis:
Weitere Bilder. Von links: 2x beim Decalieren, 1x ganz frisch lackiert und ohne Alterung, Rest Endergebnis:
Viel Spaß damit
Schraube