Deshalb schrieb ich ja, dass eine teure Kamera nicht automatisch bessere Bilder macht, aber sie kann es meistens, wenn der Mensch hinter der Kamera weiß, was er tut. Das fängt bei der Bildgestaltung an und hängt auch vom Sinn der Bilder ab. Will ich nur etwas dokumentieren? Das schafft bei normalem Licht jede kompakte aus der Hüfte. Will ich Stimmungen einfangen? Dann sollte ich mich mit Tiefenschärfe, dem Goldenen Schnitt und der Komposition von Vorder-, Mittel- und Hintergrund beschäftigen (einer der drei darf fehlen, fehlen zwei, sieht es meistens Scheiße aus, außer ich mache Porträts). So manche Landschaft – mit und ohne Eisenbahn – gewinnt, wenn man einen Schritt zurück geht und der Busch oder Baum im Vordergrund, der nicht zum Hauptmotiv gehört, der Aufnahme plötzlich Tiefe verleiht. Makroaufnahmen – wo kommt die Schärfe her und wie kann ich sie gezielt einsetzen? Wer weiter geht, der beschäftigt sich auch damit, wohin der Megapixelwahn führt, was physikalisch sinnvoll und technisch machbar (und bezahlbar) ist. Eine Kompaktkamera jenseits der 10 MP kann niemals den Kontrastumfang und den Farbraum einer Spiegelreflexkamera erreichen, welche einen Aufnahmechip besitzt, der mindestens zehnmal größer ist. Die Plasteperlen der Kompaktkameras sind definitiv keine ernste Konkurrenz für die hochwertigen Objektive der Spiegelreflexkameras, in denen nicht selten über ein Dutzend aufeinander abgestimmter Linsen verschiedenster Glassorten Beugeeffekte minimieren und physikalisch nicht zu vermeidende Brechungsfehler ausgleichen. Und nicht zuletzt gibt es kaum Kompaktkameras, denen ich Filter vorschalten kann und ich würde ohne Polarisationsfilter nicht aus dem Haus gehen, wenn ich gescheite Bilder machen möchte. Wer den Filter mal erlebt hat, der stimmt mir da sicher zu. Ich gestehe aber, das der Polarisationsfilter für mein Lieblingsobjektiv mehr gekostet hat, als bei den meisten Menschen die Kamera …