Stimmt so nicht ganz. Wohne in solch einem Haus. Wurde schon 1959/60 als gemauerte Platten gebaut, sprich es wurden Wände in der Ziegelei aus Hohlblockziegeln gemauert, und als komplette Wand gesetzt.
Stimmt auch wiederum nicht ganz. Es handelt sich um einen Block der Typenreihe IW/58-L4 mit tragenden Längswänden (dafür steht das L), das Projekt wurde also im Jahr 1958 in die Serienfertigung eingeführt. Auch der bekanntere Q3a ist übrigens ein IW/58. "Gemauerte Platten" sind natürlich technischer Unsinn: entweder/oder; was FrEi meint, sind gemauerte Großblöcke. Der von Auhagen als Vorbild benutzte Haustyp wurde immer in Großblockbauweise hergestellt, die Großblöcke bestanden im Normalfall aus unbewehrtem Ziegelsplittbeton.
"Die Ziegelgroßblockbauweise hat im wesentlichen örtliche Bedeutung, doch nimmt auch hierbei ihr Anteil am Gesamtbauvolumen ständig ab." (Häusler, Grothe, Hellwig: Industrieller Wohnungsbau, Band 1: Großblockbauweise, Verlag für Bauwesen, Berlin 1963) Letzteres war insbesondere der Fall, wenn am Standort kein Betonwerk errichtet oder wirtschaftlich betrieben werden konnte und auch der Transport zu teuer gewesen wäre. Das betraf überwiegend Standorte von einem oder zwei Blöcken in Dörfern und kleineren Gemeinden sowie in Stadtrandlagen.
Ich bin im übrigen in einen L4 hineingeboren worden und habe 20 Jahre darin gelebt; er wurde im September 1960 erstbezogen. Bei diesem Haus handelte es sich allerdings um einen Lehrlingsbau, darum wurde zu Ausbildungszwecken abweichend vom Standard ein Großteil der Innenwände klassisch gemauert. Auch bei uns waren die Decken und teils die Wände schief, das Tapezieren war stets eine elende Fummelei; dies hörte dann wirklich erst mit dem Einsatz von Großtafeln im industriellen Wohnungsbau auf. Aber auch heute sind das noch sehr schöne Wohnungen, muß ich gestehen.
Schön wäre es natürlich, wenn Auhagen noch die Bauform mit Giebelbalkonen nachschieben würde. Durch sie erhielten kleinere Wohngebiete ein freundlicheres Aussehen, weil so geöffnete Innenhöfe entstanden und große fensterlose Flächen vermieden wurden. Es war eine gekonnte, aber preiswerte Ecklösung, die das alte Problem der toten Straßenecken behob. So konnte man diesen Bautyp eben auch auf kriegsbedingten Brachen errichten und Häuserzeilen wiederherstellen.