Hoi Rob,
danke für den Auszug aus einer englischsprachigen Werbebroschüre der "Berliner TT-Bahnen Zeuke GmbH". Diese Drucksache stammt wegen dieser Firmierung aus der Zeit direkt nach der
Reprivatisierung, als das 1972 zwangsverstaatlichte Unternehmen Zeuke (VEB Berliner TT-Bahnen) im Juni 1990 von der Treuhand an Werner Zeuke zurück übertragen wurde. Schon ein Jahr später schied der 74-jährige Herr Zeuke aus Alters- und Gesundheitsgründen wieder aus dem Unternehmen aus. [Es folgte die "Ära Carlo Parisel".] Werner Zeuke zeigte sich als Geschäftsführer mit den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen der "Wendezeit" überfordert.
In der gezeigten Werbebroschüre, vermutlich von 1991, steht [in die deutsche Sprache übersetzt] als Bildunterschrift: "Werner Zeuke, 75, Gründer der Berliner TT-Bahnen 1946". Das ist faktenweiche "Werbe-Prosa"! Im Text daneben ist zu lesen: "Beeinflusst vom amerikanischen Maßstab TT, mit dem Herr Hal Joyce begann, zeigte Herr Zeukes Unternehmen die ersten TT-Züge auf der Leipziger Messe 1958. Herr Zeuke hatte einen Trend zu kleineren Modellmaßstäben richtig erkannt. ...". [So meine Übersetzung.]
Sorry, aber ich kann da eine Vorbildfunktion der H. P. Products-Modelle für Zeuke nicht herauslesen. Da es sich hier um eine englischsprachige Drucksache handelt, vermute ich, dass mit Hilfe dieser Broschüre (oder diesem Katalog) eine Vertriebsoffensive in Übersee (USA und Kanada) gestartet werden sollte. Man verwies auf den "amerikanischen Maßstab TT" als Basis, um irgendwie ein Produkt mit vermeintlich "amerikanischem Einfluss" erfolgreicher an den Markt zu bringen. Hal Joyce war im Jahr 1991 sicherlich ein inzwischen auch in den USA vergessener TT-Pionier, ebenso wie dort zu jener Zeit das deutsche Unternehmen ROKAL kaum mehr bekannt war.
Im Tillig Clubmagazin 1/97 ist der erste Teil eines "Interviews mit Herrn Zeuke in Berlin" abgedruckt. Befragt nach der Geburt der TT-Spur im Hause Zeuke & Wegwerth, antwortete der nunmehr 80-jährige Werner Zeuke: "... Die damals [Anm.: 1958] kleinste Spur war die TT. Rokal hatte schon einige Jahre produziert, jedoch war uns die Gußtechnik und die fehlende Maßstäblichkeit der Modelle fremd. Wir mußten auf der Technik aufbauen, die wir zu beherrschen glaubten und die Maßstäblichkeit der Modelle war von Anbeginn eiserner Grundsatz. In dieser Zeit habe ich mich sehr um den TT-Rundmotor gekümmert, der in allen Modellen eingesetzt werden mußte, um eine rentable Fertigung des Motors im Werk zu gewährleisten. ..."
Ich werte diese Sätze so, dass sich Werner Zeuke an dem westdeutschen TT-Pionier ROKAL orientierte. Zeuke wollte die Chancen des "kleineren Maßstabes" nutzen, aber den aus seiner Sicht großen "Fehler" der ROKAL-Modelle - die Unmaßstäblichkeit - bei den Zeuke-TT-Modellen vermeiden.
Die genannten Texte können sicherlich auch anders interpretiert werden. Aber unter Berücksichtigung der begrenzten technischen Möglichkeiten in der damaligen "Wirtschaftswunderzeit" im Westen (Anfangsjahre des Fernsehens, kein Internet oder Handy vorhanden, nicht mal FAX! 1958 waren aber noch Besuchskontakte zwischen Ost- und West-Berlin möglich.), sollten die geschilderten Zusammenhänge mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffen.
Der im Jahr 1917 geborene Werner Zeuke verstarb im Februar 2001 nach langer, schwerer Krankheit.
K_E_B