Ich habe die Meinung von Ralf überhaupt nicht als Kritik empfunden. Es steht jedem frei, sich mehr oder weniger für bestimmte Epochen oder Vorbilder zu interessieren. Und das darf man natürlich in einem Forum auch mitteilen, dafür sind Foren ja da. Ich baue eben nach deutschem Vorbild in Ep. V/VI, nach russischem Vorbild in Ep. IV (späte Sowjetzeit) und nach US-Vorbild in den 40er bis 60er Jahren. Graffiti gibt es dabei epochebedingt nur beim deutschen Vorbild. Ich finde z. B. auch die moderne Bahn allein vom Fahrzeugeinsatz her viel reizvoller als Ep. III/IV, wo es nur ein Handvoll Baureihen mit recht einheitlicher Fahrbgebung gab.
Was ich allerdings generell feststelle, ist, dass es in der deutschen Eisenbahnfreunde- und Modellbahnszene eine große Gruppe gibt, die die heutige Bahn einfach nicht mögen. Da kommen dann immer Hinweise auf verfallene Gebäufe, Graffiti usw. Allerdings hatten auch frühere Epochen ihre Schattenseiten, was auf den Anlagen dann aber oft ausgeblendet wird. Z. B. in Ep. II das Wohnelend in den Mietskasernen der Städte, die Gewalt auf den Straßen der Weimarer Republik und den unglaublichen Dreck der Industrieviertel. Die Ep. III/IV wird auch oft in einer verklärten, klischeehaften Weise dargestellt. Ich bin in der Ep. III/IV im Osten aufgewachsen. Da fielen ganze Altstadtviertel mangels Instandhaltung in sich zusammen, in manchen Straßen standen nur noch Ruinen. Die noch bewohnten Häuser sahen oft nicht viel besser aus, verrußte Fassaden und großflächig abgefallener Putz, an vielen Stellen sah man noch in den 80ern die Einschusslöcher vom Krieg. Es brauchte zur Verwahrlosung keine Gangs, das erledigte der Staat durch sein wirtschaftliches Unvermögen gleich selber. Wenn ich aber auf Ausstellungen Anlagen in Ep. III/IV sehe, da fahren dann bunte Trabis durch eine blankgeputze Sandmännchen-DDR, die es so nie gegeben hat.
Das soll es aber auch gewesen sein, im nächsten Posting geht es weiter mit dem Thema.
Jörn