Klassizismus?
Chapeau mein lieber Harka, die Bauzeit eines Hauses auf 15 Jahre genau an Hand eines undeutlichen Giebelfotos zu bestimmen, würde ich mir nicht zutrauen.
gruber 82 bringt es schon auf den Punkt, hier noch mal meine Interpretation zu den Giebelansichten:
Post 1: Hier sieht es aus, als hätte das nicht mehr vorhandene Haus keine eigene Brandwand gehabt. Man sieht ja noch, wie sich die Ebenen der Holzbalkendecken abzeichnen. Wahrscheinlich sind die gemauerten Flurwände, die senkrecht auf die Giebelwand zuliefen, in den Giebel eingebunden gewesen, sodass später die Löcher der Verzahnung vermauert und streifenförmig verputzt wurden. Die Schornsteine waren üblicherweise in oder an den Längswänden platziert, auch an deren Enden, sodass sie genau über den Streifen auf dem Dach erscheinen. Häufig waren bei den Gebäuden die nichttragenden Querwände nur Holzkonstruktionen (Fachwerk). Das kann auch bei dem Giebel des nicht mehr vorhandenen Hauses der Fall gewesen sein: Man hatte eine dünne eigene Wand als Raumabschluss ohne Tragfunktion. Daher sind am Giebel noch die rohen Steine zu sehen. Da die Toleranzen der damaligen Ziegel sehr groß waren, gab es bei dickeren Wänden eine „gute“ Seite (an der Schnur gemauert) zum Raum und eben eine „schlechte“ Seite. Das glatt zu verputzen hat wahrscheinlich mehr Arbeit gemacht als eine vorgestellte eigene Wandschale.
Post 10 Bild 1: Das können wie weiter oben schon geschrieben durchaus Aussteifungslisenen sein. Manchmal liegt das Treppenhaus hinter dem Giebel und dort können gemauerte Bögen vorhanden sein, deren Schub über die Außenwand allein nicht abgefangen werden konnte.
Post 10 Bild 2: Hier sieht es fast so aus, als wäre ein Vollwärmeschutz auf den Giebel aufgebracht, der aus Kostengründen nicht bis in den kalten Dachraum gezogen wurde.
Post 18: Hier könnten noch Reste der Längswände der abgerissenen Häuser (oder vorbereitete Verzahnungen für die dann nicht gebauten Häuser vorgeschaut haben, die dann mit einem Vollwärmeschutz mit eingekleidet wurden.
Was die Position der Schornsteine allgemein angeht; ich habe bei meinen Sanierungen bislang keine Regel gefunden, nach der Schornsteine nicht auch an Außenwänden gebaut werden durften. Zumal die Häuser als gereiht geplant waren und der Kälteeinfluss damit keine Rolle spielte. Schornsteine sollen ja insgesamt warm sein, nicht als Raumheizung, sondern damit sie nicht versotten und gut ziehen. Die Anzahl war je nach Hausgröße nicht zwingend auf 2 beschränkt.
Alles nur meine Vermutungen, man müsste sich die Häuser natürlich auch mal von Innen anschauen. Die Bauzeit bekommt man am besten im Stadtarchiv heraus, und das in der Regel sogar genauer als + 5 Jahre.
Zum Baustil: Eher Historismus mit einem Mix aus Stilen.