Hallo zusammen,
nachdem ich erst das weite Web nach Anleitungen zum Radsatz lackieren befragte und dieses mich direkt hierher, in das mir bekannte Forum verwies, ich die hiesigen Anregungen aufnahm, kommt hier nun meine Lösung zum Radsätze lackieren. Nach der für mich amüsanten Blödelei gestern, möchte ich heute auch mal etwas vielleicht Wertvolles beitragen und damit ein Dankeschön zurückgeben.
Ich bin gerade in den letzten Zügen beim Zusammenbau meiner 92.7 von Stromlinie. Um den ersten elektrischen Test zu machen, wollte ich die fertig lackierten Radsätze in das Fahrwerk einbauen. Und die haben die Schwierigkeit, dass die grundsätzlich in falschem Grau daher kamen und in der Mitte das Zahnrädchen sitzt, welches sich mit dem Getriebe verbinden möchte. Also außen sollten die Feuerrot werden, ohne dass auch nur das geringste Tröpfchen rot auf die Achse oder das Zahnrad gelangt.
Die hiesigen Anleitungen, wie mit Krepp abkleben, erschien mir zu schwierig, um eine gleichmäßig runde Fläche am Radkranz zu erreichen und ein Stanzeisen mit einem Durchmesser von einem Zentimeter habe ich auch nicht. Eine runde Zeichenform wollte ich nicht extra erwerben. Und ich wollte auch nicht für jedes Rad eine neue Form bauen. Es musste eine andere, eigene Lösung her.
Die erste Idee war ein Brett von gut einem Zentimeter dicke. Ein Loch durchgebohrt. Das ging ganz gut. Das Brett war auch nicht allzu sehr ausgefranzt. Also flugs das Rad reingesteckt und das nächste Problem erkannt: ich hätte so nur senkrecht von oben sprühen können. Damit wären zwischen den Speichen Sprühschatten entstanden und das falsche Grau wäre sichtbar geblieben.
Das Brett konnte ich durch eine, nicht mehr benötigte, sehr viel flachere Holzrückwand, von ca. 3 Millimeter dicke, ersetzen. Nur wollte es mir nicht gelingen, dort auch nur ein Loch durchzubohren, ohne dass auf einer der Seiten das Holz extrem zerfaserte, ausbrach, zersplitterte oder sich gleich die Leimschichten samt dem Holz lösten. Selbst ein äußerst vorsichtiges, langsames Bohren ohne Druck, führte zwar zu einem halbwegs scharfkantigem Loch. Doch das war nicht rund, sondern irgendwie unegal, unrund und wollte mit Nachbohren auch nicht mehr rund werden. Also habe ich die Idee mit einer Holz-Schablone verworfen und wollte das Holz durch Kunststoff partizipieren, Korrektur: substituieren.
Bei der Suche im Haus nach einem passenden, entbehrlichen Kunststoffteil mit ca. 2 bis 4 Millimeter dicke, stieß ich mal wieder auf meine Frau. Schnell mal ein Schwätzchen gehalten und interviewt, was sie wohl stattdessen mir empfehlen könne…
Also ich weiß ja nicht, aber die besten Ideen kommen dann immer von Ihr: Unterlegscheiben. Ran an die Resterampe und wirklich: habe ich doch Unterlegscheiben gefunden, die genau einen Zentimeter Innendurchmesser haben! Und nicht nur 6 sondern gleich 12 davon fanden sich in der Kiste. Halbwegs neu, nicht an- und schon gar nicht verrostet, entwickelte sich langsam eine Lösung.
Aus flacher Pappe habe ich mir 12 Quadrate mit einer Kantenlänge von ca. 10 Zentimeter geschnitten. Die Gürtelschnallen-Lochzange stanzte ganz selbstverständlich, im kleinsten möglichen Durchmesser, jeweils ein Loch in die Mitte der Pappe. Zu dem Loch wurde einmal mit der Schere aufgeschnitten. Damit die Pappe nicht nach innen rutscht und damit die Achse auch nur ein Stückchen freigibt, habe ich das Gleiche nochmal mit 12 Quadraten und einer Kantenlänge von 5 Zentimetern gemacht.
Die kleinen Quadrate zuerst verbaut. Einfach zwischen dem Zahnrad und dem Rad, auf die Achse schieben. Dafür wurde ja die Pappe einseitig aufgeschnitten. Danach wird dann das große Quadrat aufgeschoben und um 90° gegenüber der aufgeschnittenen, kleinen Pappe gedreht. Jetzt das Ganze nochmal auf der anderen Seite der Achse.
Die Unterlegscheibe wird nun auf das Rad gelegt. Unterlegscheiben haben die hier passende Eigenschaft, dass die auf einer Seite eine runde Kante und auf der anderen Seite eine scharfe Kante, durch den Stanzvorgang, bekommen. Die runde Kante passt hervorragend in die Lauffläche des Rades, wodurch es bündig abgeschlossen wird. Die scharfe Kante schaut Richtung Airbrush. Das ganze viermal mit Tesa fixiert und dann kommt das dabei raus…
Hier halte ich eine Achse, auf der erst einmal für das Foto nur eine Seite fertig ist. Wenn die 4 Pappen auf der Achse stecken, decken die vollständig das Zahnrad ab. Und damit sollte das dann auch vor Spritzern aus der Airbrush sicher sein.
Danach konnte ich dann alle sechs Achsen, 12 Räder in einem Durchgang grundieren. Zum Trocknen einfach zwei der Päckchen gegeneinander gestellt und mit den nächsten weiter gemacht. Ging wie am Fließband. Danach habe ich die einige Tage zum Trocknen aufgestellt. War ich gespannt wie ein Flitzebogen, ob da auch nichts in die Lauffläche des Rades gelaufen ist...
Auf die trockene Grundierung kam heute die Farbschicht. Ral 3000 Feuerrot von Weinert. Habe ich verdünnt, mit deren Verdünnung, zu gleichen Anteilen und gut durchgerührt und geschüttelt. Meine 20 Jahre alte und ebenso lange nicht benutzte Airbrush funktionierte noch. Auch der dazugehörende Kompressor. Uff... Nochmal durchgereinigt und dann ging's los. Ergebnis:
Nach drei Durchgängen war die Farbe auch fast alle und das Zimmer, nein das Haus stank. STANK gewaltig. Alle Fenster aufgerissen, jetzt ist es Arschkalt und 3 Stunden später und es stinkt immer noch. Und ich habe mir keine Maske aufgesetzt, obwohl die oben liegen. Im Vorfreude-Arbeitswahn habe ich einfach daran nicht gedacht und los gelegt. Na nu ist zu spät. Meine Frau dazu: "Na beim nächsten Mal denkste gleich dran..."
Und dann kam der große Moment. Ist die Farbe in die Lauffläche geflossen? Sind die Laufflächen durch die Unterlegscheiben angekratzt worden? Hat das Prinzip funktioniert? In bin zufrieden, seht selbst:
Alles abgebaut und schon mal gefreut. Der Haufen sah dann so aus:
Zum Essen hoch. In größter Freude, fiel's mir dann wie Schuppen von den Augen: der matte Klarlack fehlt ja noch!
Noch mal alles von vorn und zusammenbauen...