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Historisches aus dem Archiv des Stedelebener Kreisboten

"Die Zeit fährt Eisenbahn", lautet ein Geflügeltes Wort, und hier verging sie so schnell, daß dieses Jahr noch gar keine nostalgische Notiz aus de Archiv des Stedelebener Kreisboten erschienen ist. Doch bevor der Wonnemonat Mai sich zum Ende neigt, soll dies noch hurtig geschehen.

Diesmal blicken wir 160 Jahre zurück, und zwar in die Ausgabe 121 der Berliner Volks-Zeitung vom Donnerstag, dem 27. Mai 1858.

Nicht auf der Titelseite, aber doch auf der Seite 2 gewährte das laut Untertitel "Organ für Jedermann aus dem Volke." –, es erschien im sechsten Jahrgang und ward expediert in der "Markgrafenstr. 43 (am Gensdarmen-Markt)" – einen so heute sicherlich nicht mehr üblichen Einblick in das Lohn- und Gehaltsgefüge der Staatseisenbahnen.

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Wir wollen nun noch einen Tag weiter zurückblättern, diesmal jedoch einen Moment in der "Dritten Beilage zur Königl. privilegierten Zeitung" verweilen.

Wir befinden uns also wiederum im Jahr 1858, und lesen in der Ausgabe vom 26. Mai. An jenem Mittwoch machte das auch als Vossische Zeitung legendär gewordene Blatt die Beilage mit einem sogenannten Bellenden Hund auf, dessen "Letztes Wort" hier zu reinen Unterhaltungszwecken mitveröffenlicht sei.

Darunter wird es aber schon ernster. Wer noch einen Paraplü, einen Muff, einen Korb frischer Landeier oder seinen Strohhut vermißt und vor kurzem auf der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn unterwegs war ...

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Wieder befinden wir uns im Jahr 1858. Auch wenn der Sonnabend damals noch ein Arbeitstag war, so war das Wochenende nahe und suchte das Publikum im hinteren Teil der Tageszeitung nach leichter Kost zur heiteren Erbauung. So auch dasjenige der liberalen Berliner Volks-Zeitung, dem die Redaktion am Sonnabend, dem 29. Mai 1858, Kunde davon gab, welche Zudringlichkeiten hübsche Damen bei Ankunft auf dem Brüsseler Bahnhofe zu gewärtigen hatten. 160 Jahre später könnte sich keine Redaktion mehr erlauben, derart entspannt dieses Thema zu behandeln. Tempi passati ...

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Gefährliche Eingriffe in den Schienenverkehr hat es seit seiner Entstehung regelmäßig gegeben. Dazu zählen solche aus Ignoranz, Unachtsamkeit oder schlicht Dummheit, aber auch ganz bewußt herbeigeführte, sei es aus politischer oder in krimineller Absicht. Von einem solchen Attentat gibt unser heutiger Fund Auskunft. Das Interessante daran: Die B.Z. am Mittag machte am 16. Oktober 1908 mit der Schlagzeile "Attentat auf den Berlin-Kölner D-Zug" auf und berichtete von etlichen Schwerverletzten, doch blieb dieses Unglück in den Annalen der Eisenbahngeschichte merkwürdig unterbelichtet. Das Datum 15./16. Oktober 1908 findet sich jedenfalls in keiner der üblichen Listen von Eisenbahnunfällen. Insofern kann hier auch nicht berichtet werden, ob der Hergang je vollstädig aufgeklärt oder ein Verursacher zur Rechenschaft gezogen wurde.

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Ganz im Gegensatz zum 20. August 1926. Auch hier kam es in Leiferde bei Gifhorn zu einem Attentat auf den D-Zug Berlin-Köln mit 21 Toten, wobei dieser Zug gar nicht das eigentliche Ziel der rein kriminell motivierten Täter gewesen war: Sie hatten es an sich auf den vorhergehenden Zug und dort den Postwagen mit Geldsäcken abgesehen. Der war aber wider Erwarten nicht entgleist und zum Stehen gekommen. Die Täter, zwei 21 und 22 Jahre alte Wandermusiker, wurden später zum Tode verurteilt, aber schließlich zu lebenslanger Haft "begnadigt".

Nebenbei gibt die abgebildete Zeitungsseite einen Eindruck vom häufigen physischen Auffind-Zustand der hier veröffentlichten Zeitungsausschnitte. In diesem Falle gab es einen "Schattendruck", der nur in der betreffenden Meldung mit einigem Aufwand ein wenig gemildert wurde, um sie halbwegs lesbar zu machen.
 
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Heute soll hier an einen glimpflich ausgegangenen Eisenbahnunfall erinnert werden, der sich 38 Kilometer östlich von Posen (heute Poznan) ereignete. Und zwar am Morgen des 21. Januar 1896 im damaligen Schwarzenau (heute Czierniejewo). Seinerzeit waren GmP und PmG noch zahlreich unterwegs, und in diesem Falle scheint es so gewesen zu sein, daß die hinter der Lok laufenden schweren Güterwagen unmittelbar als Schutzwagen für die nachfolgenden Personenwagen gewirkt haben. Nicht auszudenken, was den Reisenden hätte zustoßen kännen, wäre ein leichter Personenwagen der erste gewesen, der infolge des Fremdkörpers im Gleisbett aus den Schienen sprang!

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Der obige Ausschnitt wurde der Vossischen Zeitung vom 23. Januar 1896 entnommen, welche diese Meldung im Ersten Beiblatt unter die Rubrik "Vermischtes" setzte – aber dort erst an dritter Stelle.
 
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Ein Freundkörper führt zur Entgleisung? :confused: Das ist doch dann eher ein Feindkörper, oder? :D Stedeleben, Stedeleben ... :nein:
 
Bist Du noch nie wegen eines Freundkörpers entgleist? Also ich kann das nur empfehlen, Holger! :)

(Anzunehmen ist, daß die Autokorrektur einsetzte wegen der verdächtigen Kombination aus "Fremd", "Körper" und "Bett", also Fremdkörper und GleisBett.)
 
Muß ich einmal ausprobieren! ;)

P.S.: Da fällt mir ein: Komm doch wieder einmal zum Stammtisch in MD in der Bötelstube und bringe dazu ein paar Wagen, die für Deine ganz persönliche Bahngesellschaft entstanden sind, mit! (Muß ja nicht gerade im Februar sein, wo ich nicht hinfahren kann.)
 
Wer schon immer mal wissen wollte, woher das Geflügelte Wort "Das Leben ist ein Rangierbahnhof" stammt, dem sei die nachfolgende Besprechung aus der Vossischen Zeitung vom 23. Januar 1896 anempfohlen, die zudem ein interessantes Schlaglicht auf die Probleme wirft, welche die holde Männlichkeit am Ausgang des 19. Jahrhunderts noch mit der ehrgeizigen und engagierten berufstätigen Frau hatte und welche Vorurteile sie damit verband.

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Es mag dabei Zufall gewesen sein, daß die Rezension von Helene Böhlaus Roman "Der Rangierbahnhof" direkt unter der Meldung zum Zugunfall bei Schwarzenau in den Satzspiegel gelangte. Das Buch wurde im übrigen 2004 neu aufgelegt und kann mit der
ISBN 3-936084-44-0 beschafft werden.
 
Kennt jemand den Maschinen-Meister Lindhorst? Nein? Den Namen sollten sich die Freunde der Vor-ebay-Epochen merken, denn der Königsberger Beamte der Königlich Preußischen Ostbahn hatte regelmäßig wertvolles Material zu versteigern und annoncierte dies, wie vorliegend am 26. Mai 1858 in der Vossischen Zeitung, dritte Beilage!

Im Mai 1858 waren bei ihm insbesondere kaum noch lieferbare Ersatz- beziehungsweise Altmetallteile von Dampflokomotiven erhältlich, die auf der (erst im Endausbau) 740 km langen Strecke zwischen Berlin und russischer Grenze tapfer ihren Dienst versehen hatten. Aber auch Überbleibsel der Streckenerneuerung und Gleisbildpflege konnten bei Herrn Lindhorst erworben werden. Selbstverständlich kamen nur Käufer in Betracht, die eine Offerte in hinreichender Höhe frist- und formgerecht zu seinen Händen abgaben.

Recht hübsch erscheint im übrigen die Vignette im Kopf des Inserates, welche augenscheinlich macht, wie weit die Anfänge der Eisenbahn bereits zurückliegen. Die zu sehende Maschine war damals das, was wir heute wohl "Hightech" nennen würden …

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