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Bemerkenswerte Vorbildgleispläne und -situationen

Unerschöpflich: "gewordene" Endbahnhöfe

Endbahnhöfe sind modellbahnerisch interessant, weil sie stets Rangiermanöver erfordern und nur einseitig an die "große weite Welt" angeschlossen werden müssen, was per se platzsparend ist.

Eines meiner Lieblingsthemen sind "gewordene Endbahnhöfe", siehe z. B. Post 144 ff. in diesem Thread. Gewordene Endbahnhöfe waren nicht als Streckenendpunkte geplant, sondern sind beispielsweise a) durch geänderte Grenzziehungen oder b) Stilllegung bzw. Abbau von Streckenabschnitten zu Endbahnhöfen geworden. Ein Beispiel für a) war Seebad Ahlbeck auf Usedom, für b) stand zum Beispiel Bresewitz an der Darßbahn. Der mMn auffälligste Unterschied zwischen echten und gewordenen Endbahnhöfen sind die fehlenden oder später ergänzten Lokbehandlungsanlagen bei den gewordenen Endbahnhöfen.

Mein Ziel ist, solche Vorbildsituation jeweils in der einfachst möglichen Ausführung zu finden. Dafür ist nicht nur Deutschland eine Fundgrube, sondern vor allem sind es jene Länder, die einst zur österreich-ungarischen Krone gehörten. Dazu müssen wir kurz auf ein paar Basics eingehen:
So, wie im westlichen und nördlichen Polen viele Bahnhöfe ihre preußische Herkunft nicht verleugnen können, sind viele Stationen in Ostmittel- und Südosteuropa eindeutig österreichischer Provenienz. Das heißt, dass ihr Gleisplan typische Elemente aufweist und die Bauten in der Regel Variationen bestimmter Grundtypen sind. Der Gleisplan der typischen k.-u.-k.-Lokalbahnstation an eingleisiger Strecke entwickelt sich aus dem durchgehenden Streckengleis/Hauptgleis heraus. In der Regel gibt es ein beidseitig angebundenes Ladegleis, an dem Güterschuppen, Rampe und Ladestraße liegen, dazwischen oder an einem Ende der Sequenz steht das Empfangsgebäude, das hier "Aufnahmsgebäude" (AG) heißt. Durch diesen Grundentwurf musste die Station straßenseitig nur von einer Seite her erschlossen werden. Hieraus ergab sich aber auch der Umstand, dass die typische k.-u.-k.-Lokalbahnstation keinen Hausbahnsteig hat, sondern stets einen oder mehrere schmale Zwischenbahnsteige aufweist. Denn unmittelbar vor dem AG verläuft ja das Ladegleis. Ich habe mal eine kleine Skizze angefertigt, die schematisch eine sogenannte "Halte- und Ladestelle" (H. u. Lst.) sowie einen auf denselben Entwurfsprinzipien beruhenden Kreuzungsbahnhof zeigt:

Feb. 9, Dok. 1.jpg

Das heißt: die meisten gewordenen Endbahnhöfe in der ehemaligen Donaumonarchie dürften auf diese Grundformen zurückgehen bzw. genauso aussehen.

Eine Gegend, in der ich viele gewordene Endbahnhöfe vermutete und auch gefunden habe, ist das Banat. Das Banat gehörte etwa ab Anfang des 18. Jahrhundertes zu Österreich-Ungarn, genauer: zum Königreich Ungarn. Teilweise wurde es mit Deutschen besiedelt ("Banater Schwaben"). Durch die Zerschlagung Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg in Folge des Vertrages von Trianon kamen ein Drittel des Banats zu Serbien (bzw. dem Vorläufer des späteren Jugoslawiens), zwei Drittel mit der Hauptstadt des Banats, Timișoara/Temesvar, zu Rumänien. Der nordwestlichste Zipfel des Banats, südlich von Szeged, verblieb bei Ungarn. Die Landschaft, vor allem die landwirtschaftlich geprägte Tiefebene war (und ist) von vielen Neben- und Lokalbahnen durchzogen, die durch die Aufteilung unterbrochen wurden. Zwischen dem Fluss Marosch im Norden und der Donau im Süden (Eisernes Tor) zähle ich allein 15 ehemals grenzüberschreitende Verbindungen. Gewordene Endbahnhöfe finden sich heute fast ausschließlich auf rumänischer Seite: 7 von 8 Endbahnhöfen in Grenznähe waren bis 1920 keine. Lediglich der Bahnhof Bela Crkva ganz im Süden des Banats ist auf serbischer Seite als gewordener Endbahnhof verblieben. Alle anderen gekappten Strecken im serbischen Teil des Banats wurden ab den dortigen Knotenbahnhöfen stillgelegt und großenteils abgebaut.

Kommen wir nun zu den End- und Grenzbahnhöfen im rumänischen Banat, das im äußersten Westen des Landes liegt. Zur Übersicht sei auf die -> Karte der rumänischen Kursbuchstrecken verwiesen. Die Bahnhöfe sind von Norden nach Süden geordnet:

(1) Cenad/Tschanad

(2) Vălcani/Walkan

(3) (Nerău/Nero)

Jimbolia/Hatzfeld (Grenzübergang nach Serbien)

(4) Ionel/Johannisfeld

(5) Cruceni/Kreuzstätten

(6) Giera/Gier ( - Jebel -> Liebling)

(7) Jamu Mare/Großscham

(8) Iam

Alle sind eindeutig auf Basis des Gleisplans und der Bauten als alte k.-u.-k.-Stationen identifizierbar. Keine hat mehr als drei durchgehende Gleise, von denen aber die wenigsten heute unter all dem Unkraut noch erkennbar sind. Ältere Aufnahmen zeigen jedoch, dass früher gelegentlich der Unkrautbekämpfungszug vorbeikam. Ansonsten muss man bei der Betrachtung der Bilder aber als Eisenbahnfreund/in tapfer sein oder ein Faible für morbiden Charme und "lost places" haben. Im Personenverkehr werden heute nach meinem Verständnis noch Cenad, Vălcani und Cruceni bedient - in der Regel mit alten französischen Triebwagen. Nach Giera gibt es noch Güterverkehr. Grenzüberschreitender Schienenpersonennahverkehr über Jimbolia und Moravita existiert wohl nicht mehr.

Nerau war im Gegensatz zu den anderen Stationen schon immer Endbahnhof und weist auch die Ruine eines Lokschuppens auf. Ausgangspunkt der Strecke nach Nerau war Kikinda, seit der Teilung in Serbien liegend und mittlerweile betrieblich zur Spitzkehre geworden. Durch die Aufteilung des Banats war der rumänische Abschnitt nicht mehr ans Netz angebunden. Die rumänische Staatsbahn errichtete aber eine Neubaustrecke von der weiter südlich gelegenen Verbindung Lovrin (RO)-Kikinda (SRB), selbige bei Comlosu Mare/Komlosch ebenfalls unterbrochen, nach Teremia Mare/Marienfeld an der Strecke Kikinda-Nerau, sodass die Bahnanbindung von Nerau - nun aber mit völlig anderem Anschlussbahnhof - wiederhergestellt war.

Interessant ist auch Giera: Hier endet das Streckengleis als Anschluss in einen landwirtschaftlichen Betrieb. Anschlussbahnhof nach Giera ist Jebel an der grenzüberschreitenden Hauptstrecke Timișoara-Belgrad. Von dort führt wiederum eine Nebenbahn weiter in den einst deutsch besiedelten Ort Liebling, der bis heute tatsächlich so heißt.

Die Banater Grenzbahnhöfe Jimbolia und Moravița sind relativ umfangreich, sodass ich sie hier nicht weiter betrachtet habe.
 
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Wieder ein Insel-Thema...

Die Firma Peco aus dem Vereinigten Königreich hat im letzten Jahr ein neues Gebäudemodell herausgebracht: das Empfangsgebäude von Rannoch. Das Original wurde in den 1890er Jahren errichtet. Die Architektur ist nach meinem Geschmack sehr schön, sie wird als "Schweizer Chalet"-Stil beschrieben. Vielleicht haben wir ja Glück und bekommen bald auch eine Ausführung in kontinentalem TT, nachdem man ja auch auf der Insel die Vorzüge des Maßstabs 1:120 entdeckt hat...

Das Empfangsgebäude von Rannoch ist kein Unikum, sondern der "signature"-Typbau der West Highland Line (WHL) von Glasgow nach Fort William in Schottland: es wurde auf auf der knapp 200 km langen Strecke fünfmal realisiert (Garelochead, Upper Tyndrum, Bridge of Orchy, Rannoch und - etwas abweichend - Tulloch). Und man kann sagen: je weiter nördlich, umso wildromantischer werden Strecke und Stationen. Nicht umsonst fährt der Hogwarts Express über die WHL!

Rannoch ist eine Kreuzungsstation auf der eingleisigen Linie. Einigen von Euch ist durch die MIBA-Publikation "85 Bahnhofspläne" (das orange Heft) vielleicht auch der Bahnhof Crianlarich bekannt, wo die Nebenstrecke nach Oban von der WHL abzweigt.
Das Besondere auf der WHL ist, dass sowohl Crianlarich als auch die meisten Kreuzungsbahnhöfe, und so auch jene mit dem schönen EG-Typ Inselbahnhöfe sind. Genauer: die Stationsgebäude stehen jeweils auf dem einzigen Inselbahnsteig, der meist nur durch einen kleinen Bahnsteigtunnel erreicht werden kann. Beispiele dafür sind Garelochead, Arrochar & Tarbet und Bridge of Orchy. (Anderswo genügt ein niveaugleicher Zugang, zum Beispiel auf Britanniens abgelegendster Bahnstation Corrour im Rannoch Moor, während Rannoch selber eine Fußgängerbrücke und einen BÜ hat.) Aus eisenbahnerischer Sicht ist mehr noch als das Empfangsgebäude dieses besondere Gleisplan-Layout prägend, das selbst bei reinen Betriebsbahnhöfen erkennbar ist, siehe Gorton Crossing zwischen Bridge of Orchy und Rannoch, welcher historisch ebenfalls über einen Inselbahnsteig verfügte (Minute 33:30 bis 33:45 in -> diesem YT-Video). Warum dieses Layout gewählt wurde, weiß ich nicht. Standard sind bei zweigleisigen Kreuzungsstationen im Vereinigten Königreich eigentlich zwei Außenbahnsteige, wie man sie auf der WHL auch in Tulloch findet.

Inselbahnhöfe sind an sich nicht soooo ungewöhnlich. Sie sind meistens dort entstanden, wo Bahnstrecken einander kreuzten oder als Durchgangs- zu Anschluss- bzw. Abzweigbahnhöfen erweitert worden sind. Ein schönes Beispiel hierzulande dafür ist Sandersleben (Anh).
ABER: an der WHL zweigt außer in Crianlarich nichts ab; es handelt sich bei den Stationen also fast durchgängig um etwas, was ich hier als neue Kategorie bzw. Unterart des Inselbahnhofs einführen möchte: um den ländlichen* Durchgangsbahnhof mit EG in Inselbahnsteiglage. Diese häufen sich wie gezeigt massiv im Westen Schottlands. (*im großstädtischen Raum, bei in der Regel zweigleisigen Stadtschnellbahnsystemen, lassen sich mehr Beispiele finden. Diese sollen hier aber nicht vertieft werden)

Meine steile These: die zweitgrößte räumliche Häufung in Europa nach dem Westen der Highlands finden wir im Westen des Vogtlands! Auch hier liegen die Stationen an einer Linie, der Strecke Leipzig-Hof. Es sind bzw. waren die Bahnhöfe
1) Neumark (Sachs) (bis heute) und
2) Schönberg (Vogtl) (ehemals).
Jaja, beide sind keine Durchgangsbahnhöfe, aber ihr Inselbahnsteig mit EG liegt/lag genau zwischen den beiden durchgehenden Hauptgleisen, und sie sind doch so verhältnismäßig klein, dass ich hier ein Auge zudrücken und den Anklang zur WHL herstellen will.
Wenn ich die Größenklassen-Leiter ausnahmsweise ein paar Sprossen höher klettere, dann könnte sogar auch der zwischen den genannten liegende Bahnhof Reichenbach ob Bf in die Kategorie fallen. Dieser wurde noch als Durchgangsbahnhof zum Bahnhof mit EG in Insellage; die abzweigende Strecke nach Mylau wurde erst später eröffnet. Neumark und Schönberg haben Ihr EG in Inselbahnsteiglage erst mit dem Ausbau zum Anschlussbahnhof erhalten. Neumark ist heute wieder ein reiner Durchgangsbahnhof.

Drei weitere Beispiele habe ich bis jetzt in Deutschland finden können, und alle sind recht nah dran am Beispiel von Rannoch & Cons.:
3) Zittau Süd
4) Altefähr auf Rügen. Hier kam es zur Platzierung des EGs in Inselbahnsteiglage durch den Umbau mit Höherlegung des gesamten Bahnhofsareals im Zusammenhang mit dem Bau des Rügendamms.
5) Walporzheim an der Ahrtalbahn. Hierzu kenne ich kein online verfügbares Bildmaterial, welches den Inselbahnsteig mit EG in voller Funktion zeigt, habe aber im Buch des ES-Verlags zur Ahrtalbahn ein Beweisfoto mit zwei kreuzenden Wendezügen von 1988 gefunden. Auf openrailmap.org ist die -> ehemalige Lage des Kreuzungsgleises jedoch netterweise verzeichnet. Und hier gilt (galt?) wie z. B. in Bridge of Orchy: Zugang nur durch den Bahnsteigtunnel!

Ein besonderes Schmankerl zum Schluss - und dazu zurück nach Schottland: noch einmal gut 60 km nordwestlich von Fort William in Kyle of Lochalsh endet eine Nebenlinie von Scotrail, von Inverness kommend, an der Brückenverbindung zur Isle of Skye. Diese Station bringt vieles von dem zusammen, was in diesem Thread eine Rolle spielt: Kyle of Lochalsh ist ein kleiner Endbahnhof, der Kopfbahnhof-artig anmutet und tatsächlich gleichzeitig ein EG in Inselbahnsteiglage aufweist. Pure madness :stupid::happy:. Viel Spaß beim Surfen, zu Kyle of L. gibt es jede Menge Material im Netz...
 
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Eher selten: "gewordene" Grenzbahnhöfe...

...zumindest, wenn man bestimmte Ansprüche an diese hat, es modellbahnerisch ein wenig interessanter werden soll.

Wer A sagt, muss auch B sagen. So, wie es gewordene Endbahnhöfe durch nachträgliche Grenzziehungen und -verschiebungen gibt, müssten ja auch neue Grenzbahnhöfe entstanden sein.

Zunächst allgemein: Für mich zeichnet sich der Grenzbahnhof betrieblich durch gebrochene Verkehre und vor allem durch den Lokwechsel bei grenzüberschreitenden Verkehren aus. Ein Beispiel dafür ist Vojtanov als Grenzbahnhof zwischen dem Vogtland und Böhmen, der gleichzeitig Systemwechselbahnhof ist, weil das tschechische Wechselstromnetz bis dorthin reicht, während auf deutscher Seite noch kein Fahrdraht hängt. Vojtanov war schon immer Grenzbahnhof; die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen ist ja eine der ältesten und beständigsten in Europa überhaupt.

Mit 7 durchgehenden Gleisen ist Vojtanov schon ein gutes Stück größer als der normale k.-u.-k. Landbahnhof. Der Umfang verwundert bei älteren Grenzbahnhöfen allgemein nicht, denn sie sind zu einer Zeit entstanden, in denen die wahrscheinlich zweithäufigste Fortbewegungsart nach dem Zufußgehen die Fahrt mit der Bahn war. Die Zollgrenzen taten ihr Übriges, und so mussten Grenzbahnhöfe wegen des Lokwechsels und der zollmäßigen Behandlung stets eine größere Anzahl an Zügen "zwischenspeichern" können.
Selbst kleine Grenzbahnhöfe zwischen den deutschen Länderbahnen hatten noch beträchtlichen Umfang, siehe zum Beispiel Ebernburg in Rheinland-Pfalz. Und auch bei den nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen, "gewordenen" Grenzbahnhöfen sind doch beträchtliche Größen feststellbar - siehe die oben von mir genannten Grenzbahnhöfe im rumänischen Banat, Jimbolia und Moravița oder gar - an einer anderen ehemaligen Binnengrenze des Habsburgerreiches - České Velenice.
Der kleinste mir bekannte, immer schon ein solcher gewesene Grenzbahnhof mit Lokwechsel und allem Drum und Dran ist Łupków im Bieszczady-Gebirge an der Grenze zwischen Polen und der Slowakei. Er hat nur 5 Gleise und eine einzelne Bahnsteigkante (angeblich sind es zwei Bahnsteige, siehe Gleisplan, aber ich kann nur den Hausbahnsteig erkennen).

Modellbahntauglichere Grenzbahnhofsgrößen auf Basis des im Post weiter oben von mir beschriebenen österreich-ungarischen Grundentwurfs lassen eher die jüngsten Grenzen erwarten: die in den 1990ern neu bzw. wieder gezogene zwischen der Tschechischen und der Slowakischen Republik und jene zwischen Slowenien und Kroatien. Am Ende einer langen Suche muss ich aber sagen: ich habe nur einen kleinen "gewordenen" Grenzbahnhof gefunden, bei dem nachweislich nicht nur der Personenverkehr gebrochen wurde, sondern auch grenzüberschreitender Verkehr mit Lokwechsel stattfand. Dieser entspricht aber ziemlich exakt meiner Prinzipskizze eines österreich-ungarischen Kreuzungsbahnhofs in Post 276. Es ist die Station Buzet (-> GoogleMaps, -> OpenRailwayMap) in Kroatien, genauer in Istrien an der Grenze zu Slowenien. Buzet liegt an der "Istrianerbahn" Divača-Pula. Die Strecke wurde von 1873 bis 1876 von Österreich-Ungarn errichtet, um den Hauptstützpunkt der k.-u.-k. Kriegsmarine in Pola/Pula in Istrien anzubinden. Nach dem 1. Weltkrieg fiel Istrien an Italien, nach dem zweiten Weltkrieg an Jugoslawien. Mit der Unabhängigkeit Sloweniens und Kroatiens 1991 lag dann der weit überwiegende der Strecke in Kroatien.
Im Personenverkehr gibt es einen Binnenverkehr der Kroatischen Staatsbahn HŽ mit Regionalzügen von Pula bis Buzet. Bis vor Kurzem waren das ausschließlich Triebwagen der BR 7122 - ehemals schwedische Y1. Darüber hinaus verkehrt ein grenzüberschreitender Schnellzug "Istra" von Pula nach Hrpelje-Kozina bzw. weiter nach Ljubljana in Slowenien. Heute ist der Istra ein Triebzug der slowenischen SŽ, bis 2013 handelte es sich jedoch um einen lokbespannten Zug, mit dem sich ohne Umsteigen bis nach Budapest reisen ließ. Der regelmäßige Güterverkehr auf der Istrianerbahn wurde 2014 eingestellt, die Streckendieselloks der HŽ wurden aus Pula abgezogen. Bis dahin wechselten die eher kurzen Züge in Buzet die Zuglok. Dabei handelte es sich beiden beteiligten Bahnverwaltungen um "Reagan"-Dieselloks der BR 664 (SZ) bzw. 2062 (HZ). Einen kleinen Eindruck vom historischen Lokwechsel-Manöver in Buzet bekommt man in diesem -> YT-Video (Minute 0:00 bis 1:18, bei 0:45 taucht der slowenische Triebzug auf, dann ist irgendein anderer Bahnhof dazwischen montiert, Rangiermanöver in Buzet weiter ab Minute 2:41 bis 5:15). Allerdings wird in diesem Fall nicht die Lok getauscht: vielmehr erhält die blaue kroatische Maschine des Unkrautbekämpfungszugs für die Fahrt durch Slowenien Vorspann von ihrer grünen slowenischen Schwesterlok. Warum nicht einfach ein slowenischer Lotse in die kroatische Lok einsteigt, sondern extra ein Triebfahrzeug bemüht wird - wer weiß...
 
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Vojtanov als Grenzbahnhof zwischen dem Vogtland und Böhmen, der gleichzeitig Systemwechselbahnhof ist.
Wenn auf deutscher Seite gar kein (Strom-)System vorhanden ist, dann dürfte es auch kein Systemwechselbahnhof sein, denn es wird kein System, sondern bloß die Lok gewechselt.
Sonst wäre z. B. Geithain auch ein solcher.
 
@LiwiTT: na meinetwegen 👍️. Ich dachte, wenn von Diesel auf E gewechselt wird, kann man das als Systemwechsel bezeichnen.

@jmh67: die ehemalige Spitzkehre im Wald war eine temporäre Anlage aus der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Wehrmacht hatte auf dem Rückzug den Tunnel gesprengt. Da die Strecke strategisch wichtig war, hat daraufhin die Rote Armee behelfsmäßig diese Umgehung mit der Spitzkehre gebaut. Dann wurde der Tunnel wiederhergestellt und die Umgehung wieder demontiert.

Sonst wäre z. B. Geithain auch ein solcher.
Interessehalber nachgefragt: gibt es denn tatsächlich Lokwechsel in Geithain? Im etwaigen Güterverkehr?
Und sollen da nicht bald Batterie-Oberleitungs-Hybrid-Triebwagen im Personenverkehr zum Einsatz kommen?
 
... die ehemalige Spitzkehre im Wald war eine temporäre Anlage ...
Das macht die Sachen eigentlich nur noch interessanter. Weißt du, wie dort der Betrieb abgewickelt wurde? In eine Richtung schieben und in die andere ziehen, "top and tail" mit zwei Loks, oder konnte man dort umsetzen wie im Michaelstein bei Blankenburg?

Interessehalber nachgefragt: gibt es denn tatsächlich Lokwechsel in Geithain? Im etwaigen Güterverkehr?
Bin eine Weile nicht mehr dort gewesen. Soweit ich mich erinnere, hängt in Geithain der Fahrdraht nur über dem Stumpfgleis am Bornaer Bahnsteig. Was also von Neukieritzsch oder Borna auf die Strecke nach Chemnitz soll, muss schon mit Diesel kommen, sonst steht die Ellok sozusagen auf dem Trockenen.

Martin
 
Weißt du, wie dort der Betrieb abgewickelt wurde? In eine Richtung schieben und in die andere ziehen, "top and tail" mit zwei Loks, oder konnte man dort umsetzen wie im Michaelstein bei Blankenburg?
Hallo Martin, nee, das ist bei mir Wikipedia-Wissen und eins und eins zusammenzählen. Vielleicht hilft -> diese Quelle weiter. Ich jage das mal durch eine Übersetzungsmaschine...

...die leider nichts Betriebliches ausspuckt:
Die Arbeiten an der Umgehungsstrecke begannen am 13.11.1944, sie wurde schon am 4.12.1944 übergeben. Während des Baus mussten 65.000 Kubikmeter Erde bewegt, 12 Durchlässe und Brücken sowie die Spitzkehre Pobieda ("Sieg") gebaut werden. Die Umgehungsstrecke in Breitspur war 3,5 km lang, wies eine Steigung von 38 ‰ auf und schloss in einem großen Bogen an die ursprüngliche Strecke an. Aufgrund der schwierigen Bedingungen auf dieser Strecke kam es zu 2 Zugentgleisungen und großen Materialverlusten, weshalb sie auch den Spitznamen "Teufelsbahn" erhielt. Der reparierte Tunnel wurde am 7.11.1946 eingeweiht und die gesamte Strecke ab Humenne wieder auf Normalspur umgespurt. (gekürzt)
Angesichts der Steigung der Umgehungsstrecke und der wahrscheinlich hohen Zuggewichte vermute ich, dass Richtung Scheitelpunkt geschoben, mindestens nachgeschoben wurde. Es gibt auch einen Videobeleg aus Ep. VI fürs Nachschieben; zwischen Łupków und dem Tunnel liegt offensichtlich noch eine Rampe, der Tunnel ist offensichtlich ein Scheiteltunnel. Ich denke, dass die Umgehungsstrecke - wenn ich openrailwaymap und opentopomap miteinander vergleiche - von slowakischer Seite bis zur Spitzkehre steil, von dort dann nur noch einmal leicht anstieg, um auf einem Höhenniveau von ca. 640 m ü. NN den Tunnel nördlich zu umgehen und dann etwas sanfter in Richtung Łupków abzufallen. Auf slowakischer Seite entspricht der Verlauf teilweise einer vorhandenen Forststraße, auf polnischer Seite ab der Passhöhe könnte sogar das Planum der Umgehungsstrecke noch vorhanden sein (in opentopomap: gepunktete Linie mit Brücken nördlich der Bahnlinie). Meine Hypothese: es gab keine Umsetzmöglichkeit in der Spitzkehre, die Züge wurden vom nächstgelegenen Bahnhof dorthin geschoben, ab Spitzkehre gezogen. Gegebenenfalls wurde "top and tail" verfahren.
 
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Halber Haltepunkt

Ich habe schon lange überlegt, mal etwas über Haltepunkte zuschreiben. Haltepunkte mögen betrieblich langweilig sein - es sei denn, dass Züge dort wenden, wobei allerdings das Umsetzen entfallen muss. Sie können aber auch anders "glänzen": durch die Lage, architektonisch, durch merkwürdige Layouts oder, wie ich finde, auch durch maximale Reduktion.
Lage und Architektur sind zum Beispiel gute Argumente für Edle Krone, den Manu alias BR 232- Fan völlig zurecht im Modell umsetzt.

Der Auslöser, das Thema jetzt doch mal anzugehen, ist ein absoluter Zufallsfund jenseits des großen Teichs. Aus der Railway Gazette war zu entnehmen, das METRA, der Betreiber der Vorortzüge in Chicago, batterieelektrische FLIRT-Triebzüge bei Stadler bestellt hat. Sie sollen auf der Beverly Branch der Rock Island Line zum Einsatz kommen und dort doppelstöckige, dieselbespannte Wendezüge ersetzen, nachdem offenbar der Versuch gescheitert war, ein paar alte F40PH-Loks auf Batteriebetrieb umzurüsten. Grund genug für mich, mir die Strecke mal näher anzusehen. Es handelt sich bei der Beverly Branch um eine zweigleisige Strecke durch einen vergleichsweise grünen und relativ dicht besiedelten südlichen Vorort von Chicago. Die Strecke verläuft komplett ebenerdig mit vielen beschrankten Bahnübergängen. Sie wirkt eigentlich eher wie eine Stadtbahn denn wie eine Vollbahn.

Alle Stationen haben jeweils zwei Außenbahnsteige - bis auf eine, die dann auch gleich meine ganze Aufmerksamkeit einnahm: die 99th Street - Beverly Hills station. Da fand ich nämlich in Wikipedia, in der openrailwaymap und bei GoogleMaps nur einen Bahnsteig am Streckengleis von Chicago auswärts ("outbound"). Jawoll, dachte ich, wieder ein Beispiel für einen Bahnhof mit einer Bahnsteigkante an zweigleisiger Strecke, mit denen ich vor über 10 Jahren diesen Thread eröffnet hatte. Allerdings ließen sich partout keine Weichenverbindungen finden, mit denen die Züge nach Chicago rein ("inbound") an den Bahnsteig gelangen könnten. Dabei ist die Station doch Fahrplanhalt outbound und inbound!! Was passiert da also? Direkt an das inbound-Gleis grenzt eine Straße an - also rein in den Streetview. Und findet sich dann des Rätsels Lösung: diese komischen Einpflasterungen des outbound Gleises sind gar keine Fußgängerüberwege?! Darüber kommen die Fahrgäste zu den inbound trains! Und nach kurzer Suche fand sich auch ein Bild eines einlaufenden inbound trains, das erkennen lässt, wie das abläuft. Vorteilhaft sind da sicher die mittelflurigen Mitteleinstiege der bi-level-cars. Interessanterweise gibt es kein Deckungssignal, daher frage ich mich, wie verhindert wird, dass outbound trains einfahren, während Fahrgastwechsel bei inbound trains stattfindet.

Schönen Sonntag!
 
Alle Stationen haben jeweils zwei Außenbahnsteige - bis auf eine, die dann auch gleich meine ganze Aufmerksamkeit einnahm: die 99th Street - Beverly Hills station.
Eieiei, da habe ich ja mal Quatsch geschrieben. Die Stationen am südlichen Ende der Beverly Branch in Blue Island haben auch alle das Layout mit einem Seitenbahnsteig: nämlich die Bedarfshaltepunkte 123rd Street station und Prairie Street station und selbst der Abzweigbahnhof Blue Island - Vermont Street station. Dort gilt das sogar für die Rock Island Hauptlinie und die Beverly Branch (Branch = Ast, Nebenlinie): Vermont Street ist ein Inselbahnhof mit je einem Seitenbahnsteig pro EG-Seite. De facto hat aber nur das inbound Gleis der Beverly Branch und das outbound Gleis der Rock Island einen Bahnsteig, während zum outbound der Beverly Branch und zum inbound der Rock Island jeweils das Hausbahnsteiggleis überschritten werden muss - oder sagen wir besser: der Ein- und Ausstieg aus und in den Gleiskörper des Hausbahnsteiggleises erfolgt. (Wenn Ihr jeweils rechts in der Tabelle bei "Track layout" auf [show] klickt, klappt sich ein schematischer Plan aus.)
 
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der Ein- und Ausstieg aus und in den Gleiskörper des Hausbahnsteiggleises erfolgt.
Derlei ist mir hierzulande noch nicht begegnet. Hier gibt es wenn, dann einen "ordentlichen" Zwischenbahnsteig und eine wie auch immer geartete Signalisierung. Exemplarisch umgesetzt konnte ich dieses ganz in der Nähe meines Wohnorts an der schönen Alsenzbahn noch selbst beobachten - beim Haltepunkt Altenbamberg (ich empfehle hierzu auch die Eisenbahn Romantik-Folge 1057, Minute 20:30 bis 21:45). Hier gab es ein vom Schrankenwärter zu bedienendes Deckungssignal mit Vorsignal, mit dem verhindert wurde, dass ein Zug am Hausbahnsteig einfuhr, während Fahrgastwechsel am Zwischenbahnsteig stattfand. Die Station hatte also zwei echte Bahnsteigkanten, aber eine Kreuzung von Personenzügen war de facto unmöglich. "Leider" hat Altenbamberg 2018 einen neuen Außenbahnsteig als Ersatz für den Zwischenbahnsteig erhalten. Weil gegenüber der alten Lage des Zwischenbahnsteigs kein Platz war - da ist einfach eine Felswand im Weg - ist dieser etwas weiter Richtung Kaiserslautern "gewandert". In Altenbamberg kam für einen Haltepunkt einiges zusammen: schöne Lage und Architektur sowie eben eine betriebliche Besonderheit.

In die Rubrik "Zwei Gleise - eine Bahnsteigkante" fallen diverse Haltepunkte. Nur dürfte es sich in den allermeisten Fällen nicht um eine zweigleisige Strecke, sondern um zwei unabhängige eingleisige Strecken im Bereich des Haltepunkts handeln. Ein schönes Beispiel - maximal reduziert - ist Žirovice-Seníky. Hier verlaufen die Strecken Plauen-Cheb und Cheb-Aš-Oberkotzau parallel. Einen kurzen Bahnsteig mit Wartehäuschen hat aber nur die erstgenannte Strecke. Hier halten die Brotbüchsen von Františkovy Lázně über Vojtanov nach Plesná.

Für ein Beispiel eines maximal reduzierten Haltepunkts kehre ich nochmal zurück ins rumänische Banat: kurz vor dem Grenzbahnhof Moravița liegt die Station Stamora Germană (Deutsch-Stamora). Wer sie -> hier im Streetview findet, darf sie behalten. Dort war man so sparsam, dass man das Ortseingangsschild einfach als Stationsschild mitbenutzte...
 
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…, nachdem offenbar der Versuch gescheitert war, ein paar alte F40PH-Loks auf Batteriebetrieb umzurüsten. …
Das hat mich interessiert, vielleicht auch ein paar von Euch auch. Deshalb hier meine Erkenntnisse.
Metra kündigte ihr Interesse an der Umrüstung einiger F40PH auf Batteriebetrieb erstmals im Frühjahr 2021 an, und der Metra-Vorstand genehmigte im 2022 eine Vereinbarung über die Umrüstung von mindestens drei und bis zu sechs der Lokomotiven im Rahmen eines 34,6 Millionen Dollar Vertrages. Zu diesem Zeitpunkt wurde erwartet, dass Progress Rail die Umbauten in seinem Werk in Patterson, Georgia, durchführen würde. Die Lokomotiven sollten auf der Strecke des Rock Island District getestet werden. Dessen Beverly Branch ist mit seinen häufigen, nah beieinanderliegenden Haltestellen für den elektrischen Betrieb besonders geeignet. Im Februar 2023 wurde dann seitens Metra verkündet, dass man nicht in der Lage war, eine Einigung über den ursprünglichen Auftrag mit Progress Rail zu erzielen. Sie wollten einen neuen Versuch unternehmen, indem sie im Sommer 2023 eine neue Ausschreibung veröffentlichen. Das wurde dann wohl eine Ausschreibung über neue batterieelektrische Züge. (Metra faces delay in plan for battery conversion of F40s - Trains)

Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum Metra nun Stadler einen Auftrag über die Lieferung von acht Batterietriebzügen erteilt hat. Die ersten Triebzüge sollen ab 2027 aus dem Stadler-Werk in Salt Lake City, Utah, geliefert werden. Diese sollen auf der 26 km langen Beverly Branch eingesetzt werden.

Progress Rail hat in der Vergangenheit für die Metra 41 Lokomotiven der Baureihe F40PH einer Überholung unterzogen und auf eine Mikroprozessor-Steuerung umgebaut. Diese Loks wurden dann als F40PH-3 bezeichnet.
 
Nachschlag - vunn allem Ebbes...

Hallo zusammen,
dieses Wochenende war wieder ein sehr fündiges. Ich hatte endlich die Zeit, mir mal zwei Folgen "Eisenbahn-Romantik" anzuschauen, die ich immer schonmal sehen wollte. Außerdem hatte ich mir die aktuelle Ausgabe des LOK-Reports zugelegt. Und überall hat's im Sinne meiner gesuchten Merkwürdigkeiten "geklingelt".

Ich beginne mit dem Fund im LOK-Report 4/2024, Seite 24 f. Der Beitrag betrifft die Obermoselstrecke von Thionville (F) nach Trier (D), also eine grenzüberschreitende Verbindung, die einen Teil der ehemaligen Kanonenbahn Berlin-Metz bildet. Letzter deutscher Bahnhof vor der Grenze nach Frankreich ist Perl bzw. Perl-Schengen, wobei Schengen jener luxemburgische Grenzort auf der gegenüberliegenden Moselseite ist, in dem das Schengener Abkommen geschlossen wurde, von dem der Schengen-Raum seinen Namen hat. Perl ist die einzige saarländische Gemeinde an der Mosel oberhalb von Trier. Und dieser Grenzbahnhof (sic!) hat genau jene Merkwürdigkeit in petto, mit der ich diesen Thread dereinst eröffnet hatte: zwei durchgehende Hauptgleise, aber nur eine Bahnsteigkante. Personenzüge in Richtung Thionville/Metz müssen also ins Gegengleis, um an den einzigen (Haus-)Bahnsteig zu gelangen. Nun gibt es allerdings außer an Wochenenden keinen durchgehenden Personenverkehr nach Frankreich auf der Obermoselstrecke. Die stündlichen Regionalbahnen von Trier enden in Perl und legen dort eine 25minütige Wendepause ein. Das bedeutet: das Streckengleis Thionville-Trier ist in Perl dann eben besetzt. Das sei aber laut LOK-Report kein Problem, da der Güterverkehr nicht ganz so dicht sei. Interessanter wird es dann voraussichtlich ab Winterfahrplanwechsel 2026, wenn ein zweistündlicher Regionalexpress Trier-Metz an den Start gehen soll. Der wird aber in einer anderen Fahrplanlage verkehren, sodass RE und RB nicht zeitgleich in Perl weilen. Also würde auch dann die eine Bahnsteigkante noch ausreichen. Sehr aufschlussreich ist der derzeitige -> Streeview des Bahnhofs, in dem man den Bahnsteig während der Sanierung und auch die beiden Gleisverbindungen erkennt. Übrigens hatte der Hausbahnsteig historisch sogar eine ganz schmucke Überdachung. Und auch hier ist natürlich für den Überblick noch auf -> Openrailwaymap hinzuweisen.

Zweiter Fund ist Traiskirchen zwischen Wien und Wiener Neustadt, der Betriebsmittelpunkt der sog. Inneren Aspangbahn. Es handelt sich dabei um eine eingleisige Nebenbahn im Speckgürtel von Wien, die noch weitgehend mit mechanischer Sicherungstechnik ausgerüstet ist. Meine Aufmerksamkeit hat der Betriebsablauf erregt: Obwohl Traiskirchen Aspangbahn - es gibt auch noch Traiskirchen Lokalbahn - ein voll ausgerüsteter dreigleisiger Kreuzungsbahnhof mit Einfahrsignalen und Gruppenausfahrsignalen ist, kreuzen die Regionalbahnen der Inneren Aspangbahn einander hier nicht wirklich, sondern begegnen sich nur, während sie wenden: Reisende, die aus Richtung Wien in Richtung Wiener Neustadt und umgekehrt weiterreisen wollen, müssen in Traiskirchen zwischen den beiden Triebwagen der ÖBB-Reihe 5047 umsteigen. Gut dokumentiert ist dies in der Eisenbahn-Romantik-Folge 1053, Minute 5:55 bis 8:05. Betrieblich ist es hier also ein bisschen wie in Buzet an der Istrianerbahn (siehe Post #279) oder Reutte in Tirol (siehe Post #108), nur viel unspektakulärer, da sich einfach nur zwei Regionalbahnen derselben Gesellschaft ohne Grenzübertritt links und rechts des Zugangs zu den beiden Zwischenbahnsteigen begegnen. Praktischerweise fand sich dann im Beitrag zur Aspangbahn im aktuellen LOK-Report, S. 53 auch die Begründung für dieses Vorgehen: "Im Bahnhof Traiskirchen (Aspangbahn) wird die heutige Regionalbahnlinie 25 gebrochen. (...) Der Grund: fehlende zusätzliche Zugsicherung, die bei eventuellen Fehlern der Fahrdienstleiter Schlimmes verhindert. Nebeneffekt: Die alten, seilzugbetriebenen Weichen werden nur wenig beansprucht und brauchten bei der Oberbauerneuerung nicht ausgetauscht werden." Auch für Traiskirchen Aspangbahn gibt es einen -> Gleisplan im Netz, bei dem gegenüber dem aktuellen Zustand zwei weitere Anschlussbahnen noch vorhanden, nicht aber die Gruppenausfahrsignale verzeichnet sind.

Der dritte Streich schließt an die Posts #281 ff. und #286 an - Achtung, Martin: was für Dich!
1944 sprengte die Wehrmacht Teile des Grenztunnels zwischen Polen und der Slowakei auf der Seite des polnischen Grenzbahnhofs Łupków. Die Rote Armee baute dann kurzerhand eine Umgehungsstrecke mit Spitzkehre, die etwa zwei Jahre lang bis zur Wiederinbetriebnahme des Scheiteltunnels in Funktion war.
Eine nahezu identische Situation entstand im Osten der griechischen Halbinsel Peloponnes, wie man der Eisenbahn-Romantik-Folge 1028 XL, Minute 27:05 bis 27:39 entnehmen kann. Hier fiel den Sprengkommandos der Wehrmacht 1944 jedoch kein Tunnel, sondern der Viadukt von Achladokampos der meterspurigen Peloponnesbahn zum Opfer. Die Viadukt wurde erst 1973/74 am Ende der Militärdiktatur wieder aufgebaut. Über beinahe 30 Jahre behalf man sich daher mit einer neu gebauten Spitzkehre talaufwärts, deren beide Streckenschenkel kurz vor den Widerlagern der Achladokampos-Brücke in die Bestandsstrecke einbanden. Das Tolle ist: diese Umgehungsstrecke einschließlich der kaum 200 Meter langen Spitzkehre mit ihren drei Weichen (-> Gleisplan in der Openrailwaymap) ist, wenngleich stillgelegt, heute noch weitgehend vorhanden! ...wahrscheinlich, weil die OSE sie gut zum Abstellen von altem Rollmaterial nutzen konnte. Das zeigt der noch im Spitzkehrenbahnhof Sirtis vorhandene Teil eines Ganz-MAVAG-Triebwagens der OSE, der in -> GoogleMaps hervorragend die Lage der Station markiert.

Soweit von mir.
Ers'ma'!
 
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Dem entnehme ich, dass Untersteinach jetzt seien zweite Bahnsteigkante erhalten hat. Das nimmt der Station natürlich die betriebliche "Macke". Aber dennoch bleibt die starke Bogenlage und die Abzweigweiche direkt hinterm Hausbahnsteig besonders. Auch die Lage des neuen Zwischenbahnsteigs sieht man so nicht allerorten...
 
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