Katastrophenzug (K-Zug) der DR

FD851 schrieb:

Die Indienstellung der ersten Katastrophenzüge der DR erfolgte im Jahr 1952 - sie sind die unmittelbaren Nachfolger der deutschen Lazarettzüge des 1. und des 2.Weltkrieges mit eindeutig militärischen Einsatzerfordernissen. Später übernahmen die Züge auch Aufgaben im Rahmen der Zivilverteidigung und des Katastrophenschutzes. „Auftraggeber“ für die Indienststellung der ersten K-Züge im Jahr 1952 war die Sowjetarmee.
Die Geschichte der K-Züge stellt sich als Verquickung von Staat und Staatsbahn einerseits und sowjetischer Besatzermacht und eigenem Militär andererseits dar.
Ein Katastrophenzug (K-Zug) war kein ziviles Rettungsmittel, sondern entsprach dem Konzept der deutschen Lazarettzüge des 1. und 2. Weltkrieges. Sie waren für Aufgaben der zivilen Primärrettung nicht geeignet, sie waren Transportmittel für Personen, die bereits eine medizinischer Erst- oder Grundversorgung erhalten hatten und aus verschiedenen Gründen in größerer Anzahl über eine erhebliche Entfernung medizinisch betreut transportiert werden mussten. Dass im Rahmen von Einsätzen fürs Militär (z.B. zur medizinischen Sicherstellung von Militärmanövern) mittels der OP-Wagen Aufgaben der chirurgischen Erstversorgung erfüllt wurden, ist kein Widerspruch.
Ab 1952 wurden zunächst 10 Züge für die Rote Armee in Dienst gestellt - die Stationierungsorte wurden ausschließlich unter militär-strategischen Gesichtspunkten ausgewählt. Ab 1975/76 erhöhte sich die Zahl der K-Züge um 4 Züge für die NVA auf 14 Stammeinheiten.
Eine K-Zug-Stammeinheit bestand aus:
1 Maschinenwagen (Energieversorgungswagen)
1 Küchenwagen
1 Operationswagen (OP-Wagen)
2 Bettenwagen.

Basiswagen der ersten Fahrzeuggeneration waren C4i-36 und Pw4 pr10 (für die Maschinenwagen). Die 2. Generation an K-Zug-Fahrzeugen basiert auf Bghw bzw. BDghws und teilweise Bmh (ausschließlich für Bettenwagen).
Einige Reisezugwagen der Bauart Bmh des Betriebsbestandes der DR konnten in Bettenwagen umgerüstet werden. Dies war allerdings ausschließlich eine Option für den sog. Verteidigungsfall.
Für die Belange der GSSD (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) hatte die DR beim Bww Seddin als Beistellwagen folgende Funktionswagen im Bestand:
mehrere Heizkesselwagen
2 Funktionswagen „Begleiter“ (B2 beim Bww Leipzig)
1 Funktionswagen „militärische Begleiter“ (mP)
1 Funktionswagen „medizinisches Personal“ (mPmed)
1 Funktionswagen „Stabswagen“ (als Unterkunftswagen für Offiziere)
1 Funktionswagen „Vorrat“ (Vorratswagen für Verbrauchsmaterial und Nahrungsmittellager)
1 Funktionswagen „Apotheke“
2 Funktionswagen „Nerven“ (N1 und N2 – Zellenwagen zum Transport psychisch Erkrankter) Sie dienten der Rückführung bedürftigen Armeeangehöriger in die SU bis zum Grenzbahnhof Brest.
Der letzte derartige Zug (1072) verkehrte 1993.
Bei der DR waren die Belange der K-Züge in der vertraulichen DA041, ab 01.07.1974 DV971, detailliert geregelt.

Einsätze zur Primärrettung bei zivilen Großschadensfällen sind nicht angefordert und durchgeführt worden. Ihr Einsatz beschränkte sich auf Manöver der GSSD, der NVA und ihrer Verbündeten, auf politische Massenveranstaltungen in der DDR (z.B. Weltfestspiele) und als Versorgungseinrichtung bei einigen zivilen Havarien. Beim Frontalzusammenstoß bei Lebus (1978) wurde ein K-Zug zur Überführung der Todesopfer nach Berlin eingesetzt.
Die Bundesregierung hat 1994 Ungarn einige Katastrophenzüge für die medizinische Behandlung von Balkankriegsflüchtlingen zur Verfügung gestellt.
Die Abstellung der letzten K-Zug-Fahrzeuge erfolgte 1994.