Erfahrungen mit Proxxon Maschinen
Vor einigen Jahren kaufte ich eine Proxxon Drehmaschine PD360 mit Fräsaufsatz und einigen Zusatzgeräten, wie dem Teilgerät und habe auch einige Zeit damit intensiv gearbeitet.
Vorab gesagt, man kann damit drehen und fräsen ohne das alles auseinanderfällt. Irgendwie, mit viel Gefühl kommen sogar die Maße, die man braucht. Man kann sich durchaus mit Proxxon Geräten arrangieren, viel Freude macht das Arbeiten darauf nicht. Es bleibt immer das Gefühl, das irgendetwas fehlt und das ist schade.
Mein Fehler war, die Drehmaschine als Basis zum Fräsen zu nehmen. Aus einer Drehmaschine läßt sich keine Fräsmaschine machen. Wegen der unterschiedlichen Belastungen sind die Maschinen grundsätzlich verschieden aufgebaut. Außerdem nervt die Umbauerei. Hier sollte man nicht sparen. Zum Fräsgerät wird auch ein extra Frästisch angeboten, den ich aber nicht habe.
Außerordentlich störend empfinde ich beim Fräsgerät (Maschine geht anders) den kleinen Pinolenhub von 35 mm. Damit wird der Werkzeugwechsel zum Abenteuer, weil oftmals neu eingerichtet werden muß. Auch das Schwenken des Kopfes muß im Freiflug erfolgen. Zum Messen mit dem 150 mm Meßschieber fehlt meist der Platz. Der Rundlauf geht mit etwa 1/100 mm i.O. Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl können sogar HM Fräser mit Ø 0,5 mm und Bohrer mit Ø 0,2 mm für Messing verwendet werden. Durch die geringe Höchstdrehzahl von 1800 min-1 werden sie aber recht schnell alle. Am häufigsten verwende ich Dreischneiden-Schaftfräser von Ø 1 mm bis 6 mm. Darüber hinaus fängt das Ding an zu jammern und zu rattern, daß man schon aus Mitleid die Zustellung zurücknimmt. Bei 10 mm ist entgültig Schluß. Die Spantiefe bei Messing kann 1 mm betragen. Die Bearbeitung von Holz, Kunststoff, Alu und Messing ist möglich, Stahl sollte außen vor bleiben (auch wenn es nach Proxxon möglich wäre).
Das Teilgerät kann waagerecht und senkrecht aufgespannt werden. Durch die Indexeinrichtung ist auch eine indirekte Teilung möglich. Das ist nicht nur zum Bohren nützlich, sondern ermöglicht auch das Fräsen von recht genauen Winkeln. Allerdings ist die Arretierung der Indexeinrichtung mangelhaft. Entweder es klemmt oder es klappert und die Indexeinrichtung bleibt auch nicht dort wo sie sein soll.
Die Drehmaschine hat ein stabiles Bett, ebenfalls einen Rundlauf von etwa 1/100 mm und nachstellbare Führungen. Ungünstig sind die Kurzkegelaufnahme im Reitstock, dessen mangelhafte Führung auf dem Bett, die fehlende Sicherung gegen Verdrehen des Stahlhalters und die Kunststoffhandräder. Der Skalenring fängt beizeiten an zu klappern und muß dann erneuert werden. Ideal für Messing ist die hohe Drehzahl von 2650 min-1. Auf der Drehmaschine kann auch Stahl bearbeitet werden.
Den Proxxon Geräten liegen gute Ideen zugrunde. Bei der Konstruktion wurden, wahrscheinlich aus Kostengründen, Billiglösungen gewählt (kennen wir doch von der Modellbahn). Besonders störend sind die Führungen und Arretierungen, die schnell anfangen zu klappern und ständig nachgestellt werden müssen. Es sieht so aus, daß überall ein paar Pfennige gespart werden mußten. Einige Fehler kann man selbst beheben, das Hauptproblem sind aber die Spindelmuttern aus Zinkdruckguß, die durch spreizen nachgestellt werden.
Wer sich ernsthaft mit dem Gedanken trägt Maschinen zuzulegen, sollte die Maschine seiner Wahl auf jeden Fall unter Last laufen sehen und vielleicht selbst etwas darauf bearbeiten. Auf Messen werden mitunter Maschinen gezeigt, auf denen irgendwelche Teile mit minimaler Zustellung bearbeitet werden. Das reicht nicht, um die Qualität zu beurteilen. Ob die Maschinen etwas taugen sieht man erst, wenn richtige Späne fallen und auch im Hobbybereich werden sie erheblich belastet.
Drehmaschine und Fräsmaschine sollten getrennte Geräte sein. Wichtig sind die ausreichende Dimensionierung von Kreuztisch und Gewindespindeln, deren Leichtgängigkeit und der Rundlauf der Antiebsspindeln. Alle Teile müssen nachstellbar sein. Am besten ist eine Ausführung nach Werkzeugmachergenauigkeit (mit Abnahmeprotokoll).
Die max. Drehzahlen bei der Drehmaschine sollten über 2500 min-1 und bei der Fräsmaschine über 3000 (besser 5000) min-1 liegen. Für die Fräsmaschine ist wichtig, daß der Fräser mindestens in einer Spannzange gespannt wird, besser mit Anzugsgewinde. Nur ein Bohrfutter reicht nicht, weil der Druck seitlich kommt. Zur Fräsmaschine gehört natürlich auch ein Teilgerät mit Reitstock, damit man auf Teilung arbeiten kann.
Gruß WM10