Klein_Elektro_Bahn
*Ehrenmitglied*
In einem der letzten MEB wurde der neue KATO-Fahrregler vorgestellt. Das analoge Fahrgerät hat interessante, vorbildähnliche Bedienarmaturen. Ich habe den KATO POWER PACK - so heißt das Ding, vertrieben durch NOCH - bei Conrad zum Preis von EUR 49,99 bestellt (Best.-Nr. 248338), heute erhalten und sofort ausprobiert.
Die Blisterverpackung enthält ein Steckernetzteil (15 V AC / 1.5 A), das eigentliche Fahrgerät in einem modernen blau-schwarzen Gehäuse mit silberfarbener Pultfolie und rutschhemmenden Gummifüßen, eine zweipolige Gleisanschlussleitung und eine dreiseitige deutschsprachige Gebrauchsanweisung. Nach dem Aufbau eines Gleisovals aus Tillig Bettungsgleisen und dem Anlöten der beigelegten Anschlussleitung an ein gerades Gleisstück wurde schnell noch das Steckernetzteil angeschlossen und der Raststecker der Anschlussleitung eingesteckt.
Eine alte BTTB-Lok fuhr bei Hochdrehen des Fahrgeschwindigkeitsreglers erst bei ca. 30 - 35% des Drehstellweges langsam an. Bei voll aufgedrehtem Regler fuhr die Lok in einer spielzeugtypischen Geschwindigkeit, ohne aber dass die Gefahr einer Entgleisung in den Gleisbögen bestand. Eine grüne LED leuchtet dabei geschwindigkeitsunabhängig mit konstanter Helligkeit und zeigt nur das Anliegen der Versorgungsspannung aus dem Steckernetzteil an.
Mittels dreistufigem Hebeldrehschalter (Beschriftung: "Vorwärts - Bremse - Rückwärts", leider "in English") kann man die Fahrt abbremsen (richtiger: Fahrspannung abschalten) und die Fahrtrichtung umkehren (Fahrspannung umpolen). An dieser Stelle die erste Enttäuschung: Die Lok fuhr nicht rückwärts! Genauer gesagt: Keine Fahrspannung in Schalterstellung "Rückwärts" vorhanden!
Nach Abhebeln der vier Gummifüße aus den unterseitigen Gehäusevertiefungen konnte das Gerät nach dem Herausschrauben von vier Schrauben problemlos geöffnet werden. Sofort war die Ursache für den Funktionsausfall erkennbar: Eine der im Geräteinneren zahlreich verdrahteten Litzen war nicht an einem unbelegten, noch lotfreien Kontakt des Drehstufenschalters angelötet. Nach dem Anlöten der Litze funktionierte der Fahrregler einwandfrei. Fazit: Die Funktions- und Qualitätsendkontrolle dieses Gerätes aus chinesischer Produktion überlässt man anscheinend dem Endkunden!
Überraschend auch die recht "sparsame" technische Ausstattung des geöffneten KATO-Fahrreglers: Vier einzelne Dioden auf einer kleinen Pertinax-Platine richten die Netzteilwechselspannung gleich. Mit dem Potentiometer, einem 51R-Widerstand und einem auf ein dünnes Kühlblech geschraubten Transistor BD 911 wurde eine einfache Längsregelung realisiert, wobei der Transistor als regelbarer Vorwiderstand zum Lokmotor fungiert, der einen Teil der Eingangsleistung unter Hitzeentwicklung "verbrät". Diese "Elektronik" wird nur noch durch einen kleinen elektromechanischen Sicherungsautomaten ergänzt, der bei einem Nennstrom von 1,25 A das Gerät vom Steckernetzteil trennen soll und in der Gebrauchsanweisung "Reset-Schalter" genannt wird. Eine grüne LED mit Vorwiderstand signalisiert das Anliegen der Netzteilspannung und der dreistufige Drehstufenschalter schaltet die Fahrspannung ab bzw. um (Polarität).
Dieser sehr beschränkte Funktionsumfang des KATO-Fahrreglers erinnert mich stark an einen ROKAL-Fahrregler aus den 1960er Jahren, bei dem die überschüssige Verlustleistung direkt in einem leistungstarken Drahtpoti "verheizt" wird. Eine LED gab es bei ROKAL zwar nicht, der Sicherungsautomat befand sich dagegen schon als thermische Bimetall-Sicherung direkt im Transformator. Auch die Schnappverbinder zum seitlichen löt- und schraubfreien Anschließen von Weichenschaltern ähneln sehr der Druckknopfvariante der ROKAL-Bedienschalter.
Ich habe den kleinen rundendrehenden Zug nach und nach um immer eine weitere Lok ergänzt, bis dann letztlich sieben (!) alte BTTB-Loks im Kreise fuhren. Wegen der einfachen, vollkommen regelungsfreien Elektronik reduzierte sich die Fahrgeschwindigkeit dabei ein jedes Mal geringfügig, aber merkbar, und musste am Regler nachgestellt werden. Der Sicherungsautomat löste bei dieser recht hohen Belastung (Fahrstrom nicht gemessen) jedenfalls nicht aus (Funktionsfehler?)!
Zusammenfassung: Der KATO POWER PACK ist ein modern anmutender, mit vorbildähnlichen Bedienelementen ausgestatteter Analog-Fahrregler zu einem sehr günstigen Preis (EUR 50; Vergleich: Tillig TFi EUR 99, Conrad-Fahrpult EUR 85), jedoch mit keinerlei Komfort-Funktionalität (z.B. Anfahr-/Bremsverzögerung). Die technische Ausstattung ist kaum mehr als einfach zu nennen, auf dem Stand der 1960er Jahre und absolut nicht mehr zeitgemäß. Durch diese Diskrepanz zwischen dem äußeren Erscheinungsbild und der unsichtbaren inneren Ausstattung könnte man das Gerät sehr wohl als "Mogelpackung" bezeichnen.
Dass die Digitaltechnik im Kreise der Modellbahner immer mehr Zuspruch findet, ist nachvollziehbar, wenn man sich solche Angebote unter den analogen Fahrgeräten anschaut. Glücklicherweise gibt es höherwertigere Analog-Fahrgeräte mit deutlich besserer Funktionalität und Technik. Was aber nicht heißen soll, dass ein Spielbahner mit dem KATO-Fahrregler nicht glücklich werden könnte. Bei der Kaufentscheidung sollten aber die geschilderten Qualitätsmängel (nicht angelötete Litze, keine Abschaltung des Sicherungsautomaten) berücksichtigt werden. Das Gerät ist daher m.E. nicht für Kinder geeignet.
K_E_B
Die Blisterverpackung enthält ein Steckernetzteil (15 V AC / 1.5 A), das eigentliche Fahrgerät in einem modernen blau-schwarzen Gehäuse mit silberfarbener Pultfolie und rutschhemmenden Gummifüßen, eine zweipolige Gleisanschlussleitung und eine dreiseitige deutschsprachige Gebrauchsanweisung. Nach dem Aufbau eines Gleisovals aus Tillig Bettungsgleisen und dem Anlöten der beigelegten Anschlussleitung an ein gerades Gleisstück wurde schnell noch das Steckernetzteil angeschlossen und der Raststecker der Anschlussleitung eingesteckt.
Eine alte BTTB-Lok fuhr bei Hochdrehen des Fahrgeschwindigkeitsreglers erst bei ca. 30 - 35% des Drehstellweges langsam an. Bei voll aufgedrehtem Regler fuhr die Lok in einer spielzeugtypischen Geschwindigkeit, ohne aber dass die Gefahr einer Entgleisung in den Gleisbögen bestand. Eine grüne LED leuchtet dabei geschwindigkeitsunabhängig mit konstanter Helligkeit und zeigt nur das Anliegen der Versorgungsspannung aus dem Steckernetzteil an.
Mittels dreistufigem Hebeldrehschalter (Beschriftung: "Vorwärts - Bremse - Rückwärts", leider "in English") kann man die Fahrt abbremsen (richtiger: Fahrspannung abschalten) und die Fahrtrichtung umkehren (Fahrspannung umpolen). An dieser Stelle die erste Enttäuschung: Die Lok fuhr nicht rückwärts! Genauer gesagt: Keine Fahrspannung in Schalterstellung "Rückwärts" vorhanden!
Nach Abhebeln der vier Gummifüße aus den unterseitigen Gehäusevertiefungen konnte das Gerät nach dem Herausschrauben von vier Schrauben problemlos geöffnet werden. Sofort war die Ursache für den Funktionsausfall erkennbar: Eine der im Geräteinneren zahlreich verdrahteten Litzen war nicht an einem unbelegten, noch lotfreien Kontakt des Drehstufenschalters angelötet. Nach dem Anlöten der Litze funktionierte der Fahrregler einwandfrei. Fazit: Die Funktions- und Qualitätsendkontrolle dieses Gerätes aus chinesischer Produktion überlässt man anscheinend dem Endkunden!
Überraschend auch die recht "sparsame" technische Ausstattung des geöffneten KATO-Fahrreglers: Vier einzelne Dioden auf einer kleinen Pertinax-Platine richten die Netzteilwechselspannung gleich. Mit dem Potentiometer, einem 51R-Widerstand und einem auf ein dünnes Kühlblech geschraubten Transistor BD 911 wurde eine einfache Längsregelung realisiert, wobei der Transistor als regelbarer Vorwiderstand zum Lokmotor fungiert, der einen Teil der Eingangsleistung unter Hitzeentwicklung "verbrät". Diese "Elektronik" wird nur noch durch einen kleinen elektromechanischen Sicherungsautomaten ergänzt, der bei einem Nennstrom von 1,25 A das Gerät vom Steckernetzteil trennen soll und in der Gebrauchsanweisung "Reset-Schalter" genannt wird. Eine grüne LED mit Vorwiderstand signalisiert das Anliegen der Netzteilspannung und der dreistufige Drehstufenschalter schaltet die Fahrspannung ab bzw. um (Polarität).
Dieser sehr beschränkte Funktionsumfang des KATO-Fahrreglers erinnert mich stark an einen ROKAL-Fahrregler aus den 1960er Jahren, bei dem die überschüssige Verlustleistung direkt in einem leistungstarken Drahtpoti "verheizt" wird. Eine LED gab es bei ROKAL zwar nicht, der Sicherungsautomat befand sich dagegen schon als thermische Bimetall-Sicherung direkt im Transformator. Auch die Schnappverbinder zum seitlichen löt- und schraubfreien Anschließen von Weichenschaltern ähneln sehr der Druckknopfvariante der ROKAL-Bedienschalter.
Ich habe den kleinen rundendrehenden Zug nach und nach um immer eine weitere Lok ergänzt, bis dann letztlich sieben (!) alte BTTB-Loks im Kreise fuhren. Wegen der einfachen, vollkommen regelungsfreien Elektronik reduzierte sich die Fahrgeschwindigkeit dabei ein jedes Mal geringfügig, aber merkbar, und musste am Regler nachgestellt werden. Der Sicherungsautomat löste bei dieser recht hohen Belastung (Fahrstrom nicht gemessen) jedenfalls nicht aus (Funktionsfehler?)!
Zusammenfassung: Der KATO POWER PACK ist ein modern anmutender, mit vorbildähnlichen Bedienelementen ausgestatteter Analog-Fahrregler zu einem sehr günstigen Preis (EUR 50; Vergleich: Tillig TFi EUR 99, Conrad-Fahrpult EUR 85), jedoch mit keinerlei Komfort-Funktionalität (z.B. Anfahr-/Bremsverzögerung). Die technische Ausstattung ist kaum mehr als einfach zu nennen, auf dem Stand der 1960er Jahre und absolut nicht mehr zeitgemäß. Durch diese Diskrepanz zwischen dem äußeren Erscheinungsbild und der unsichtbaren inneren Ausstattung könnte man das Gerät sehr wohl als "Mogelpackung" bezeichnen.
Dass die Digitaltechnik im Kreise der Modellbahner immer mehr Zuspruch findet, ist nachvollziehbar, wenn man sich solche Angebote unter den analogen Fahrgeräten anschaut. Glücklicherweise gibt es höherwertigere Analog-Fahrgeräte mit deutlich besserer Funktionalität und Technik. Was aber nicht heißen soll, dass ein Spielbahner mit dem KATO-Fahrregler nicht glücklich werden könnte. Bei der Kaufentscheidung sollten aber die geschilderten Qualitätsmängel (nicht angelötete Litze, keine Abschaltung des Sicherungsautomaten) berücksichtigt werden. Das Gerät ist daher m.E. nicht für Kinder geeignet.
K_E_B