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Geburtstag von J. Fairfield Carpenter

Stedeleben

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Besonders Freunden der Epoche 1 wird die Carpenter-Schnellbremse ein Begriff sein. Die mehrlösige Zweikammer-Druckluftbremse (man sieht sie auf alten Bildern öfter auf der Lokführerseite auf dem Umlauf vor dem Führerhaus) wurde von dem US-amerikanischen Ingenieur Jesse Fairfield Carpenter Ende der 1870er Jahre entwickelt.

Carpenter hatte in London Ingenieurwesen studiert und war später via Wien nach Berlin gekommen, wo seine erste eigene Wohnung 1882 im Haus Köthener Straße 3 lag, also nahe am Anhalter Bahnhof. Am 16. Januar 1883 trat ein Exklusivvertrag auf zehn Jahre mit der Königlich Preußischen Eisenbahn-Verwaltung (KPEV) zur Lieferung seines Systems in Kraft. Daraufhin gründete Carpenter in Berlin jene Firma, aus der die Knorr-Bremse AG hervorgehen sollte; sämtliche Schnell- und Personenzüge auf preußischen Hauptbahnen bremsten fortan mittels Carpenter-Bremse. Der Vertrag wurde von der KPEV allerdings nicht verlängert; 1893 wurde die Abschaffung der inzwischen technisch überholten Carpenterbremse zugunsten der Einkammerbremse von Westinghouse beschlossen. Carpenter ging mit Frau und Kindern in die USA zurück; sein Oberingenieur Georg Knorr kaufte die Firma und führte sie noch lange über Carpenters Tod hinaus unter dessen Namen weiter.

Zu Carpenters Werdegang und Lebenslauf war, seit er am 3. Juni 1901 bei einem Kuraufenthalt in Bad Nauheim unerwartet verstarb, außerordentlich wenig bekannt. Man kannte weder den Geburtsort noch Familienverhältnisse noch Wohnorte. Vor allem aber sein Geburtstag lag 113 Jahre lang völlig im dunkeln; die einschlägigen Lexika gaben wahlweise 1852 oder, wie auch der Grabstein, das Jahr 1853 an, aber kein Datum. Beide Jahreszahlen sind jedoch nachweislich falsch, wie neuere Recherchen in den letzten zwei Jahren ergaben.

Carpenters Grab auf dem Berliner Dreifaltigkeitsfriedhof II, wo er neben seiner zweiten Tochter Annie Victoria beigesetzt worden war, ist verfallen und von Efeu überwuchert, das schmiedeeiserne Gitter der Einfriedung irgendwann abgesägt worden. Lediglich der schwarze Obelisk erinnert noch an den buchstäblich bahnbrechenden Erfinder.

Jesse Fairfield Carpenter wurde am 8. August 1854 geboren. Heute jährt sich sein Geburtstag zum 160. Male.
 

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Danke für diese Informationen. Gibt es eigentlich eine Übersicht zu den Grabstätten von mit der Eisenbahn verbundenen Persönlichkeiten?
 
Feiner historischer Bericht. Und viele neue Infos für mich.

Nun, es ist mein Beruf, solche Fakten zu ermitteln; da es insgesamt andernorts veröffentlicht wird, kann das neue Material hier nur angerissen werden. In diesem Fall war die Recherche jedenfalls mühsam und langwierig; sie führte in den letzten zwei Jahren von Grundbuch- und Patentämtern über Kirchenregister bis in die Archive nordamerikanischer Kleinstädte. Dafür sind nun aber auch die Geburts- und Sterbedaten von Carpenters Eltern, Geschwistern, Frau und Kindern, sogar seine Körpergröße und Augenfarbe und die Namen seiner Hausangestellten bekannt. :) Insofern freut es mich, wenn es jemanden interessiert.
 
Wo wird es denn komplett veröffentlicht?

Russisches Prinzip: Ist das Raumschiff sicher gelandet, TASS soobschajet start rakety. :)

Immerhin kann aber soviel nachgetragen werden: Anläßlich seines 160. Geburtstages ein postkartengroßes Schild am Grabstein aufzustellen, das auf Lebensdaten und Lebensleistung Carpenters hinweist, hat die Friedhofsverwaltung der Interessengemeinschaft Historische Friedhöfe nicht gestattet.
 
Gibt es zur Veröffentlichung schon neue Informationen?

Ich werde für eine wissenschaftliche Arbeit biografische Daten von Carpenter erwähnen. Nachdem ich bei der Recherche danach diesen Eintrag hier gefunden habe, wäre es toll hier die exakten, belegbaren Daten zu verwenden.
 
Interessanter Bericht. Ein Mosaikstein in der Eisenbahngeschichte.
 
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