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Eine kleine Eisenbahnfähre (ideal für die MoBa)

Nordländer

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Hansestadt Rostock
Vor etwa 2 Jahren habe ich für einen Freund eine kleine Motoryacht nach Berlin überführt. So führte mich mein Weg über die Siggelhavel bei Fürstenberg. Da schaute ich nicht schlecht, als ich rechts und links am Ufer Anleger für Eisenbahnfährschiffe entdeckte.

Eigentlich bin ich wasserseitig eher auf der Ostsee unterwegs und kenne da so einige ehemalige Eisenbahnfährverbindungen wie über den Rassower Strom (RüKB), Strelasund oder Peenestrom, aber auch in unserem Nachbarland Dänemark nach Ærø oder Nykøbing Mors .

Aber nun an der Havel? Für mich vollkommen unbekannt. Also den gummibereiften Kollegen geschnappt und eine kleine Exkursion gestartet.


1911 wurde in der Nähe von Fürstenberg/Havel eine Fabrik zur Produktion von Glühstrümpfen für Gas- und Petroleumlampen aufgebaut. Ab 1919 wurde die Fabrik zur Spinnerei umgewandelt. Es wurden Garne, Netze und Strumpfwaren hergestellt. 1926 geriet die Fabrik infolge der hohen Inflation in große Schwierigkeiten und die Produktion wurde eingestellt. 1929 übernahm das Waffenamt der Reichswehr das Gelände. Bereits 1928 waren dort Maschinen zur Herstellung von Gewehren etc. eingelagert. 1931 fingt das Waffenamt mit dem umfangreichen Um- und Neubau der Anlagen an. Ab 1934 wurden dort Geschosshülsen in verschiedenen Größen gefertigt.

Da der Güterverkehr immer stärker wurde, war die Errichtung eines Bahnanschlusses notwendig. Der Bau einer Brücke schied aufgrund des hohen Schiffsverkehres auf der Havel aus. So entschied man sich zum Bau einer Eisenbahnfähre. 1934 wurde bei Schichau in Elbing eine 34m lange Pontonfähre in Auftrag gegeben. Die Traglast betrug 170t. In den 1970er Jahren wurde die Pontonfähre umgebaut. Es wurde ein Famulus-Motor verbaut und die Traglast auf 104t reduziert.

1936 erfolgte der nördliche Anschluss an die neu eröffnete Eisenbahnstrecke Fürstenberg-Lychen.

1945 wurden die Anlagen von der Sowjetarmee besetzt. Es entstand eine LKW- und Panzerwerkstatt, die bis 1993 betrieben wurde.

Daneben gab es noch ein Sägewerk der staatlichen Forstwirtschaft. Auch die Anschlussbahn samt Fährbetrieb wurde von der Forstwirtschaft betrieben.

1993 war Schluss und bis Ende 2009 wurden die Reste der LKW- und Panzerwerkstatt entfernt.

Ein paar Relikte sind aber immer noch zu finden.

Fangen wir mit dem nördlichen Anschluss an:

Bild 1: An die nördliche Anschlussbahn war auch das kurze Zeit später errichtete KZ Ravensbrück angeschlossen

Bild 2-3: das Anschlussgleis verläuft östlich der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und durchquert einen ehemaligen Truppenübungsplatz der Sowjetarmee

Bild 4: nördlicher Anleger - auch Anleger Ravensbrück genannt
 

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Schauen wir mal nach Süden.

Bild 1-2: der südliche Anleger - auch Anleger Fürstenberg genannt

Bild 3: der Lokschuppen - eine V10B steht immer noch drin

Der ursprüngliche zweigleisige Lokschuppen wurde 1947 gesprengt, so dass dieser an gleicher Stelle errichtet wurde. Geheimatet waren dort folgende Loks:

- Deutz OMZ 130 R (12675) von 1935 bis 1967

- LKM N3 (49816) von 1967 bis 1985

- V10B (252049) ab 1985

Bild 4-5: Die Pontonfähre, die seit einigen Jahren auf Land aufliegt.
 

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Ein paar Reste der beiden Anschließer sind noch zu finden. Langfristig ist die Umgestaltung geplant. Es gibt bereits einen B-Plan als Freizeit- und Campingpark.

Bild 1: Reste des Sägewerkes

Bild 2: Reste des Gleises in der LKW- und Panzerwerkstatt - links und rechts des Gleise standen zahlreiche Gebäude

Aufgrund der Kompaktheit bietet die Anschlussbahn auch Möglichkeiten für zur Realisierung auf der Modellbahn, wobei die braune und sowjetische Vergangenheit nicht unbedingt umgesetzt werden sollte.
 

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Tolle Entdeckung!
So ein Vorbild ermöglicht "Modellbahnschiffahrt", ohne daß notwendigerweise auch noch ein mehr oder weniger großer Hafen mit gestaltet werden muß.

Eine Frage: Wie wurde die Fähre bewegt v o r dem Umbau? Besaß sie da auch schon einen Motor oder wurde sie geschleppt / geschoben?

Übrigens: Schöne, aufschlußreiche Bilder und prima recherchiert! Danke!
 
Ich denke, vor Jahren einmal gelesen zu haben, daß es in Süddeutschland einen ähnlichen Fährbetrieb zu einem Anschließer gab. Möglicherweise am Bodensee???
Da es also nicht "einmalig" und damit an das ganz konkrete Vorbild "Havel" gebunden ist, darf man als interessierter Modellbahner wohl den Mut aufbringen, so etwas Außergewöhnliches darzustellen. Naturlich nur, wenn die Anlage an einem Gewässer (Fluß, See) angesiedelt ist. :)

@Nordländer:
Danke für die Info mit dem Motor!
 
Ich denke, vor Jahren einmal gelesen zu haben, daß es in Süddeutschland einen ähnlichen Fährbetrieb zu einem Anschließer gab. Möglicherweise am Bodensee???

/QUOTE]

In Süddeutschland ist mir da nix bekannt. Ähnliche Pontontrajekte gab es auf dem Attersee in Oberösterreich zu einem Sägewerk und auf dem Iseosee in Oberitalien zu einem Stahlwerk. Falls nähere Infos gewünscht sind, kann ich gerne mehr dazu schreiben.

Gruß
Toralf
 
Dann war es die Pontonfähre in Österreich zu dem Sägewerk! Ich habe da auch noch ein Bild vor Augen.
Ist halt schon lange her, daß ich das, wo eigentlich?, gelesen habe.
Vielleicht kannst Du ja die Literaturstelle nennen? Dann muß ich einmal in meinen CD-ROMs mit den Heftarchiven suchen.
Doch auch das oben vorgestellte Vorbild gibt für solche Situationen genügend Anregungen. Paßt aber leider nicht in mein Konzept. :-((
 
Zug wenden mit der Eisenbahnfähre

Ist ja sehr interessant, was es alles so gibt oder gab.
Ob im normalen Fährbetrieb beim Übersetzen die Züge gleich gedreht wurden? Wäre ja denkbar; und das wäre dann ohne Drehscheibe möglich .
 
Das ist unwahrscheinlich. So eine Pontonfähre mit jeweils eine Schraube und eine Ruder an Heck bzw. Bug reagiert sehr träge auf Richtungsänderungen. Der Motor hatte auch nur eine geringe Leistung und müsste während des "Wendevorganges" umgesteuert werden. Zudem müssen Schraube, Welle und Motor das Schiff stoppen und in entgegengesetzte Richtung in Fahrt bringen - Höchstbelastung für die Maschine und die Gefahr eines Black-Outes ist groß.

Da auch das Fahrwasser gekreuzt wird, macht man solche Pipifaxen nicht. Der Platz ist auch recht begrenzt.

Heutzutage wäre es vielleicht möglich, wenn dank leistungsstarker Maschine samt Bug- und Heckstahler auf dem Teller gedreht werden kann. Aber auch heute müsste man noch auf natürliche "Probleme" wie Wind, Wasserstand, Strömung, Fließgeschwindigkeit etc. achten.
 
Ob im normalen Fährbetrieb beim Übersetzen die Züge gleich gedreht wurden?

Nein. Es waren überwiegend Tenderloks, nicht Schlepp- im Einsatz, unabhängig von der Spurweite.

Da auch das Fahrwasser gekreuzt wird, macht man solche Pipifaxen nicht. Der Platz ist auch recht begrenzt.

Die Fähre - in dem Bildbeispiel die Wittower auf Rügen, hat den Ausflugsverkehr von/nach Hiddensee zu beachten,inkl. Individualverkehr und Fischkuttels.

Die Wittower Fähre in TT
 

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Wenden

@MephisTTo
Um Schlepptenderloks ging es mir dabei gar nicht, die haben da drauf kaum Platz.

Es ging mir nur um das Wenden der kleinen Übergabezüge.

Die Wittower Fähre ist aber nur eine Autofähre, oder?!
 
Und so schließt sich der Kreis: Hier im Forum war vor kurzem was über italienische TT-Bahner zu lesen. Die hatten auch ein Modul mit dem Übergang auf einen Fähr-Ponton, das sah stark nach dem Lago d´Iseo aus.
 
ich möchte das schöne Thema hier mal wieder hochholen. Seit es hier im Board vorgestellt wurde, habe ich gleich Feuer gefangen und nun ist sie fertig. Es handelt sich schon um einen Abguss. Bei genügend Interesse, wird es Bausätze und vielleicht auch Fertigmodelle geben.
 

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