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DDR Stahl gewalzt in der BRD

MANTGA460

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Gerade eben kam eine Doku auf Phoenix ( Pläne , Pech und Pleiten ) .
Darin wurde u.A. über die Mangelerscheinungen berichtet .
So soll z.B. die DDR mangels ( genügend ) Walzwerken den Rohstahl vom EKO Eisenhüttenstadt zum Warmwalzen ins Ruhrgebiet geschickt haben .
Wie muss ich mir das vorstellen ?
Transport der kalten Brammen und erwärmen in der BRD vor dem Walzen oder transport warmer Brammen mit ggf. nötigen Nacherwärmen .

Heute fahren solche Transport ja von EKO Eisenhüttenstadt , beldaden mit glühenden Stahlbrammen , zum Walzen nach Eisenhüttenstadt .
Verwendet werden dafür Thermohauben .
http://dybas.de/dybas/gw/gw_s_7/zabb/image/706_7052.jpg


Wie sahen die Transporte aber damals aus ?
Wagentypen usw . ?
 
Die Brammen sind sicher nicht warm in den Westen geliefert worden. Allein die Grenzkontrollen haben doch für das vollständige Auskühlen gesorgt.:zwinker:
Im VEB Walzwerk Hettstedt wurden damals kalte Brammen angeliefert und in Glühöfen erwärmt, um dann z.B. auf der "Großen Umkehre" (Krupp ca. 1936) zu Schiffbaublechen ausgewalzt zu werden. Hettstedt war was Stahl anging reiner Verarbeiter. Die Brammen kamen jedenfalls nicht aus der nächsten Umgebung, wenn ich mich recht entsinne aus Rackwitz, das auch zum Mansfeld-Kombinat gehörte.
 
Kleine Geschichte vom Eisnehüttenkombinat J.W.Stalin, später Ost

Moin,
die Brammen wurden früher kalt transportiert. Das passiert auch heute noch gelegentlich, wenn der Konzern (arcelor mittal) intern Kapazitäten ausgleicht. Heute würde das keiner unbedingt mit "Mangelwirtschaft" interpretieren, aber lassen wir das.

Dem EkO fehlte jahrzehntelang die Komplettierung des "metallurgischen Zyklus". So konnte man anfangs nur Roheisen herstellen, das in Form von Masseln an die Stahlwerke geliefert wurde. Das war eine Folge des 17. Juni, weil die ehrgeizigen Aufbaupläne für die Schwerindustrie zu Gunsten der Entwicklung von Produktion für die Bevölkerung abgespeckt wurden. Die Fundamente des in den 50ern geplanten Stahlwerks dienten noch einige Zeit als Filmkulisse.

In den späten 60ern entstand das Kaltwalzwerk mit sowjetischer Technik. In den frühen 80ern errichtete VÖST Alpine das Stahlwerk. Die deutsche Stahlindustrie hielt den Standort nach der Wende für "überflüssig von ein Kropf".
So ist es der Inititiative von Helmut Kohl zu verdanken, dass in den 90er Jahren die Kette durch die Errichtung des Warmwalzwerks geschlossen wurde. Damals kam EKO zum belgischen Stahlhersteller Cockerill Sambre.
Dieser wurde vom französischen usinor aufgekauft und kam dann zum indischen Stahlriesen und firmiert seitdem börsennotiert unter arcelor mittal.
Die Perspektive der Stahlbranche ist von zyklischer Konjunktur mit Tendenz zu Schrumpfung gekennzeichnet. Daher ist die Zukunft solch kleiner Standorte wie Eisenhüttenstadt (ca 3% vom Konzernumsatz) eher ungewiss. Die Herstellung von Trapezblech, schon zu DDR-Zeiten "Kernkompetenz" wurde beispielsweise schon vor einiger Zeit abgegeben

Die Haubenwagen kommen nur selten zum Einsatz, wenn warme Brammen nach Bremen geliefert werden. Aber wie gesagt, das passiert eher selten.

Grüße ralf_2
 
Ich meine bei einer Wrksführung in Niesky ( vor xx Jahren ) mal gehört zu haben, dass sie sogar Wagen gebaut haben, mit denen flüssiges Roheisen über die Zonengrenze geschippert wurde.
 
Also beim Stahl - Transport - Herstellung kann ich nicht mitreden. Aber bei DDR - Kapazitäten schon.

Mindestens zwei Mal pro Jahr haben wir für ROBUR Zittau Stahlblech aus Waggons entladen. Diese Bleche kamen meist von Thyssen manchmal auch von Krupp. (das waren damals noch zwei Konzerne)

Gebraucht wurden diese Bleche für die Fahrerhausdächer der Ello's. Es musste "Westblech" verwendet werden weil es im RGW keine Kapazitäten für die geforderte Breite gab.

Nicht mal "der große Bruder" konnte oder vielleicht wollte das nicht liefern.

Es gab Versuche zwei Bleche miteinander zu verschweißen, aber in der Presse krachte es fürchterlich und es waren wieder zwei Bleche.

Andreas
 
Na Ihr scheint Euch ja bestens mit EKO auszukennen .....

Soweit ich weiß, wollte die deutsche Stahlindustrie Eisenhüttenstadt lieber Platt machen. Man hielt das Werk schlicht für überflüssig.

So musste ein Investor aus dem Ausland gefunden werden. Wenn kein politischer Wille von ganz oben dahinter gestanden hätte, wäre das Naturschutzgebiet Schlaubetal jetzt etwas größer.
Woanders hat man dergleichen ja auch mühelos geschafft. Und ich bin bestimmt kein CDU-Anhänger, aber so lief das damals.…

Übrigens ist es auch heute immer noch keine gute Idee, Tiefziehbleche vor dem Verformen zu Schweißen. Da liegt der Fehler eher beim Konstrukteur/Technologen als beim Walzwerk.
Das Blech für die Bodengruppe vom Trabant kam aus einem Stück aus Eisenhüttenstadt. Leider hatten die es drauf, das Ding immer dünner zu machen - darunter litt irgendwann die Haltbarkeit.

Grüße ralf_2
 
Mich irritiert etwas die Überschrift... da ich das anders erfahren habe.

Für die "Westproduktion " ( Otto- Verand ) würde extra Edelstahl von Thyssen geliefert. Für den Rest gabs den vom großen Bruder und beschehrte dann Vatern ab und an ungeplante Zusatzschichten.
 
Moin,
Edelstahl ist ja nun wieder ganz was anderes. Man kann sagen: Eisen ist da auch drin. Als Student hatte ich während eines Praktikums mal mit diesem Material zu tun. Wir waren in Bad Gottleuba, wo bei ehem. Leinbrock Kartoffelschälmaschinen gebaut wurden. Eine Serie bekam Gehäuse aus hochglanzpoliertem Edelstahlblech. Auch von Thyssen.

Der ganze Durchlauf war ein Riesentheater: jeder Handgriff unter Aufsicht… Letzlich hat die olle Rundmaschine dann doch Spuren hinterlassen.
Auch heute kommt man an Thyssen nicht vorbei, wenn es um V2A oder V4A geht. Wobei nicht jeder Edelstahl rostfrei ist.

Aber das hat mit EKO nun auch gar nix mehr zu tun.

Grüße ralf_2
 
17153

Hallo Erstmal,

warum und wieso ist mir erst mal Wurscht ( ma sieht es dem Modell einfach nicht an), wie könnte man so was umsetzen im Modell? Der seit einiger Zeit verfügbare Tbekks ( 17153) wurde dazu eingesetzt und hat im Modell sogar die passende Beschriftung...
 
Ich finde das Thema schon interessant und hätte nicht gedacht, dass die DDR ihre guten Devisen für solche Sachen ausgibt. Andererseits habe ich mich in PA immer gewundert, dass wir als "eine der bedeutendsten Industrienationen der Welt" immer noch mit einer Krupp-Walze hantieren müssen. Aber wenn die DDR im NSW auch Güterwagen in Größenordnungen bauen ließ, ist die Decke halt wirklich überall zu kurz gewesen.
 
Moin,
nö, sicher nicht. Brammen werden auf Rlmmp oder deren sechsachsigen Verwandten gefahren.
Die Tbekks sind eher für Feinblech (in Tafelform) und Zuschnitte daraus zu gebrauchen.
Für Coils (Blechrollen) gab es früher offene Wagen (Schwätzermodell) später dann nur noch die Shimms und ähnliche.
Der Versand von Feinblech ist inzwischen eine echte Herausforderung geworden, weil die Qualitätsanforderungen stark gestiegen sind. Daher ist ein Transport auf offenen Wagen nicht mehr möglich.

Mal zur "kurzen Decke": Ist bei uns auch solch Mangel, dass wir soviel Sachen aus Fernost importieren "müssen"?
Auch früher war es schon nicht möglich, dass jeder alles kann. Der Erfolg der Menschheit beruht auch auf Arbeitsteilung und dem daraus resultierenden Zwang zum Handel und zur Geldwirtschaft.

Blöd ist es nur, wenn letztere zum Selbstzweck wird und völlig von der Realwirtschaft losgelöst erscheint.

Grüße ralf_2
 
Edelstahl ist ja nun wieder ganz was anderes.

Sicher, aber haben wir Stahl wirklich exportiert , um uns den walzen zu lassen ? Im Westen ? Wenn , dann doch eher im Osten... ??

Werkzeugmaschinen gingen doch nach West und importiert wurde aus Ost. Umbau , damit man das nutzen konnte, inklusive.

( Icxh gebe mal den Wirtschaftsminister der ... spaßenshalber )

Und von Gorbi seine Postille, "Perestroika" wird Urlaubslektüre. Mit dem Abstand liest sich das besser.
 
Mein Gott, wer versteht schon den Handel?

Das erste Frachtschiff der DDR fuhr angeblich auf seiner ersten Reise mit Holz nach Finnland…
EKO bekam auch hin und wieder Koks aus dem Ruhrgebiet. Damals
natürlich in 2achsigen E-Wagen, Ea hatte die DB ja keine.
Erz kam auch nicht nur aus Kriwoi Rog, sondern auch aus Schweden, selten aus Brasilien.
Das ist doch alles sooo besonders nicht.
Grüße ralf_2
 
Beim Handel ist das doch normal: Man kauft und verkauft… mit dem Zweck, einen Überschuss zu erzielen.
Die genauen Motive und wie rentabel das im Einzelfall für wen war, wird man an dieser Stelle nicht ermitteln können.
Das Stahlwerk in Eisenhüttenstadt ging so ungefähr 1985 in Betrieb. Evtl. wurde durch den Export von Brammen auch der Einkauf des Werkes selbst finanziert… Ist alles zu lange her, und solche Infos standen damals nicht im "Neuen Tag".
Auf keinen Fall kam der Hüttenstädter Stahl aber als Edelstahl zurück …:wiejetzt:
Grüße ralf_2
 
Oh , das meine Fragen so eine Diskussion auslösen hätte ich nicht gedacht .

Also kann man ausschliessen das der Stahl warm über die Grenze ging , sondern er wurde kalt rübergebracht und dann in der BRD erst "aufgewärmt " zum Walzen ?!

Ich würde (fast) vermuten das der Stahl nicht in die BRD exportiert wurde , sondern nur dort gewalzt wurde und dann Retour ging .

Schießlich wurde in der Doku gesagt das auf Grund mangelnder Kapazitäten ( zu wenige oder keine ? Walzwerke ) der Stahl aus Eisenhüttenstadt zum Walzen in den Ruhrpott ging .
Ich vermute daher das er danach zurück kam .
Sonst hätte man die fehlenden Walzwerke ja nicht erwähnt sondern hätte gleich bzw nur gesagt das der in Eisenhüttenstadt produzierte Stahl in die BRD expotiert wurde .


Was die geschweissten Bleche angeht , also bei uns auf Arbeit klappt das mit dem Tiefziehen .
 
Moin,
Edelstahl ist ja nun wieder ganz was anderes. Man kann sagen: Eisen ist da auch drin.
Es besteht zum größten Teil aus Fe, sonst wäre es kein Stahl und damit es nicht rostet bzw. ander bestimmte Eigenschaften bekommt, werden höhere Zusätze in die Legierung gemischt.

Auch heute kommt man an Thyssen nicht vorbei, wenn es um V2A oder V4A geht. Wobei nicht jeder Edelstahl rostfrei ist.
Das ist dann aber kein Edelstahl, die Bezeichnjung wird ja eher allgemein für Rostbeständigkeit des Stahls verwendet. Du meinst dann sicherlich hochlegierte Stähle.
 
Noch ein Wort zur Eisenbahn

Moin,
Um das mal nicht unnötig weiter "auszuwalzen": Es ist ja nicht auszuschließen, das Phönix Recht hat. Leider habe ich diese Reportage nicht gesehen.
Es gab in der DDR Walzwerke für allerlei Stabstahl (Hennigsdorf, Unterwellenborn) und Rohre (Riesa).
Grossrohre und bestimmte I-Profile wurden aus dem Ausland bezogen.

Der Flachstahl für's Kaltwalzwerk kam größtenteils aus der SU. Ich wüsste auch nicht, wo in der DDR ein dafür passendes Walzwerk gewesen wäre.
Damals wie heute wird in Eisenhüttenstadt Flachstahl produziert - möglich dass die von mir eingangs erwähnte Lücke im Produktionsprozess auf diese Weise geschlossen wurde.

Brammen werden aber hin und wieder auch noch "verkauft" und mit der Bahn auf kurzen vierachsigen Flachwagen gefahren.
Erz und Koks kommt in Fal. Leider Bauarten, die uns hier noch nicht zur Verfügung stehen. Fa. Lorenz wollte ja, aber… Die ganz schweren Doppelsechsachser kommen schon lange nicht mehr, genausowenig wie die E-Loks älterer Baureihen.
Die Fertigprodukte gehen zu großen Teilen mit LKW raus. Aber auch alle Wagen, die ein wie auch immer geartetes Schiebedach haben, kann man am Verladegleis beobachten.
Grüße ralf_2
 
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