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Atomzug zum KKW Nord in Lubmin

Grypsi schrieb:

Hallo,

ich versuche mal, das Vorbild und den Einsatz des großen Atomzuges zum KKW Lubmin etwas näher "zu beleuchten".

In den Jahren 1983 bis 1988 habe ich als Expedient in der Güterabfertigung des Hbf Greifswald gearbeitet.
Während dieser Zeit habe ich ca. 3-4x den großen Atomzug im Hbf Greifswald gesehen. Wir mußten für diesen Zug die Frachtpapiere ausfertigen, d.h. vorprüfen, berechnen und verbuchen.

Der Atomzug bestand nach meiner Erinnerung aus dem Tiefladewagen mit 1 darauf befindlichen Behälter für die Atomstäbe ( ähnlich einem westdeutschen Castor-Behälter ), den beiden grünlichen Begleitwagen für die russische Begleitmannschaft und 1 Begleitwagen für die DDR-Begleitmannschaft. Weiterhin gehörten zum großen Atomzug mehrere Flach- bzw. Niederbordwagen, auf denen u.a. Reserve-Drehgestelle und -Achsen sowie weiteres Material für die im Zug befindlichen Wagen befördert wurden. Außerdem gab es natürlich auch noch Schutzwagen, damit die Meterlast bei Brücken nicht überschritten wurde.

Dieser große Atomzug wurde teilweise über Nebenstrecken der DR von Lubmin Werkbf über Greifswald Hbf - Pasewalk - Angermünde Hbf - Eberswalde Hbf zum Grenzbahnhof Kietz gefahren und dort an die PKP übergeben. Von dort ging die Fahrt nach Czeremcha und weiter Richtung Sibirien, die genaue Anschrift war nicht angegeben.

In diesem großen Atomzug wurden aus der UdSSR neue Brennstäbe in das KKW Lubmin gebracht und auf der Rückfahrt abgebrannte Brennstäbe zurück gebracht.
Dieser große Atomzug fuhr natürlich nicht nur nach Lubmin Werkbf zum KKW Nord, sondern auch zu den bdeiden anderen Atomeinrichtungen in der DDR, dem KKW in Rheinsberg bei Fürstenberg ( Havel ), dem Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden. (Bei letzteren ist der Umladepunkt auf die Straße noch unklar, Rossendorf besaß keinen Gleisanschluß).

Nach Aussagen damaliger Kollegen, die bereits 15-20 Jahre vor mir in der Ga gearbeitet haben, wurden die ersten Fahrten des großen Atomzuges unter strengster Geheimhaltung durchgeführt. Auf jedem beteiligten Stellwerk , an jedem Bahnübergang und auch an anderen, nicht sichtbaren Stellen, wurde die gesamte Strecke auf DDR-Gebiet, die der Atomzug befuhr, stundenlang vorher von den daran beteiligten "Sicherheitsorganen " gesichert und dafür gesorgt, daß möglichst michts mit dem Zug passiert.
Dieser Zug hatte die höchste Stufe der Zuglaufüberwachung und durfte nicht außerfahrplanmäßig zum Halten kommen.
Vorfahrt hatten hier nur dringliche Hilfzüge und -lokomotiven.

Da dieser Aufwand selbst für DDR-Verhältnisse viel zu groß und aufwändig war ( es wurden hunderte "Aufpasser" benötigt ) und es zu keinerlei Störungen und Unfällen kam, wurde nach einigen unfallfreien Fahrten beschlossen, die Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen auf das unbedingt notwendinge zu beschränken. Dazu gehörten, daß einige Stunden vorher per Bahnfernschreiben nur noch die beteiligten Dienststellen und -posten informiert wurden, die für eine schnelle und sichere Fahrt zu sorgen hatten.

Im Umkreis des Atombehälters durften sich keinerlei besetzte Personenwagen, Güterwagen mit Lebensmitteln, Fotosachen u.ä. befinden.

Ich habe immer "großer Atomzug" geschrieben. Nun möchte ich noch erläutern, daß es noch einen kleinen Atomzug gab.
Dieser kleine Atomzug verkehrte fast täglich über Greifswald Hbf nach Lubmin Werkbf und zurück. Er bestand aus 1 bis 2 Containertragwagen mit je 1 bis 2 blauen Großcontainern da drauf, die gemeinsam mit weiteren Güterwagen im Nahgüterzug zwischen Greifswald Hbf und Lubmin Werkbf meistens in der Nacht befördert wurden. Diese blauen Großcontainer enthielten schwach radioaktiven Atommüll aus den verschiedensten DDR-Industriebetrieben, welcher im KKW Lubmin gesammelt wurde.

Wäre das nicht eine Anregung für Spiele-Max, diese blauen Großcontainer mal als 2er SET herauszubringen?

Wer weitere Informationen, Ergänzungen oder Korrekturen hat, kann sie mir ja gerne mitteilen.

Euer Grypsi

Ergänzung von JUK:

Bilder vom Originalwagen des "großen Atomzuges" findet ihr hier

Ergänzung von Hauptlok:
Der große Atomzug fuhr immer unter Zuglaufüberwachung, d.h. er wurde durch den Dispatcherdienst speziell überwacht und jede Verspätung war Meldepflichtig.

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