Stillgelegte Bahnanlagen in Frankfurt (Oder)
Am Sonnabend habe ich eine Tour gemacht, die keine konkrete Strecke zum Ziel hatte. Vielmehr wollte ich dokumentieren, was es in Frankfurt (Oder) selbst an stillgelegter Eisenbahninfrastruktur noch zu sehen gibt. Dabei haben mir sehr die Seiten der
Eisenbahnfreunde Frankfurt (Oder) geholfen. Alles habe ich an nur einem Tag nicht geschafft, manches muss auch zu Fuß nachgeholt werden, da nur durch's Unterholz zu erreichen. Aber ich hoffe, dass die folgenden Bilder und Worte wenigstens einen groben Überblick geben, was in Frankfurt (Oder) alles verschwunden ist.
Da es hier um ein Sammelsurium geht, folgt die Reihenfolge einfach der Logik meiner Tour. Von Müllrose kommend ist das erste Stück Bahn, das es nicht mehr gibt, die südliche Umfahrungskurve, die die Strecken Frankfurt (Oder)-Grunow-Cottbus und Frankfurt(Oder) - Eisenhüttenstadt-Guben-Cottbus miteinander verband. Sie wurde erst 1988 aus militärischen Erwägungen errichtet. Die Bilder zeigen in der Reihenfolge das Stellwerk fauler See, wo die Strecke von der Müllroser Bahn abzweigte, den Blick durch die Flucht der Strecke auf die existierende Bahnlinie, die an der Vegetation zu erkennende Kurve hinter dem Abzweig Fauler See, die Kreuzungssituation mit der B112 (4 Bilder), die Kreuzung mit der Krummen Straße am Ortseingang Güldendorf, den Streckenverlauf am Ortsrand Güldendorf, die Kreuzungssituation mit der Straße Hohler Grund (4 Bilder), den Verlauf der Strecke an der Straße Hinter den Höfen sowie den Ort der Einfädelung auf die Eisenhüttenstädter Strecke an der Straßenunterführung Weinberge (3 Bilder), wobei die letzten beiden Bilder das Gleisniveau erahnen lassen.
Die nächsten Bilder handeln von dem gescheiterten Versuch, die Querung der Müllroser Bahn über die Hauptstrecken kurz vor dem Bahnhof Frankfurt (Oder) zu fotografieren. Ich kenne den Grund für die Querung nicht, sie wurde jedenfalls nach der Wende abgebaut, und jetzt laufen die Züge aus Königs Wusterhausen, die ja auf der westlichsten der drei nach Süden den Bahnhof verlassenden Strecken fahren, auch auf dem westlichsten Gleis, dem Gleis 12, im Personenbahnhof ein. Vom Zug aus sieht man die Zufahrten zum Querungsbauwerk noch. Die Bilder zeigen in der Reihenfolge den Haltepunkt Neuberesinchen, einen ehemaligen Wasserturm, der heute Planetarium ist und auch nicht von der Bahngenutzt wurde, die Baustelle der Fußgängerbrücke über die Hauptstrecken und einen Blick in Richtung des Abzweigs.
Am südöstlichen Ende des Bahnhofs Frankfurt (Oder) versuchte ich einen Blick auf nicht mehr genutzte Anlagen zu erhaschen (und auch auf die dort abgestellten Lokomotiven), aber an den meisten Stellen verhindert das eine solide Mauer. An einer Stelle konnte ich durch den Zaun erkennen, dass ca. die Hälfte der zur noch in Funktion befindlichen Drehscheibe gehörenden Gleise abgebaut wurden. Außerdem steht dort noch der nicht mehr genutzte Wasserturm, und ein Fahrradständer einer Bauart, die ich noch aus meiner Kindheit kenne, aber schon lange nicht mehr gesehen habe, wollte mit auf's Bild.
Als nächstes ging es zum ehemaligen Bw Personenbahnhof am nordwestlichen Ende des Bahnhofs. Einige Anlagen sind noch in Betrieb, viele Gebäude befinden sich in neuer Nutzung jetzt außerhalb des Zauns, darunter der Club Kamea.
Danach fuhr ich hinunter zur Oder, um der weit verzweigten Hafenbahn zu folgen, die über ihren Namen hinaus ganz allgemein eine Industriebahn für die vielen Industriebetriebe nahe der Oder war. Hier zunächst die Bilder des Abschnitts an der Kaikante. Die südlichsten Gleise fand ich am Holzmarkt (2 Bilder). Nahe der Stadtbrücke steht ein alter Kran. Das nächste Bild zeigt den Erweiterungsbau der Konzerthalle, von dem es heißt, dass er einen Lagerplatz für Güter verdrängte und somit das Leben der Bahn schwerer machte. Direkt daneben befindet sich das ehemalige Gaswerk. In der
Karte der Eisenbahnfreunde ist der südlichste Anschluss nicht beschriftet, es könnte also dieses Gaswerk gewesen sein. Desweiteren sind zu sehen: Das doppelte Gleis auf der Promenade, ein Eisenbahndrehkran (2 Bilder), eine Schaufel, die möglicherweise zu diesem Kran gehört, ein Lagerhaus (3 Bilder), ein Lokschuppen, den uns
@Ralf_2 vor Kurzem schon präsentiert hat (7 Bilder), eine Schiene, die zur Parkplatzbegrenzung umfunktioniert wurde sowie die ehemalige Möbelfabrik Gerstenberger.
Weiter geht es mit dem Abschnitt, der die Lebuser Vorstadt erschloss. Hier reihte sich ein Industriebetrieb an den anderen, entsprechend zahlreich waren die Anschlussgleise, wovon heute leider nicht mehr so viel zu sehen ist. Die Zuordnung vorhandener Spuren zu den einzelnen Betrieben gelingt mir nicht. Welche dies waren, kann man aber bei den Eisenbahnfreunden sehen. Dieser Abschnitt beginnt an der Hafenstraße, und im ersten Teil ist der Verlauf nicht schwer zu finden, da mit einem Radweg überbaut. Kurz nach dem beginn fällt bereits das Schild "WÜST" auf. Hinter dem Tor sind Spuren des Anschlusses zu erkennen. (2 Bilder). Die nächsten fünf Bilder zeigen den trostlosen Zustand ehemaliger Fabrikgebäude oder auch leergeräumte Brachen an der Hafenbahn. Dann offenbart der Blick durch den Zaun dem Gleisverlauf nach zu urteilen die Reste einer Segmentdrehscheibe. An der Wasserkante des Winterhafen sieht man ein Podest, das wohl für einen Kran bestimmt war, da sich zwei parallele Schienen darauf befinden. Im nächsten Abschnitt zweigt die Hafenbahn vom Weg ab, der Trassenverlauf ist trotz Überwucherung noch auszumachen. (2 Bilder) Sichtbar wird die Trasse wieder da, wo sie die Straße Am Winterhafen kreuzt. Dann folgen vier Bilder einer Industrieruine, die einmal das im Plan der Eisenbahnfreunde aufgeführte Eisenwerk gewesen sein könnte. Zwischen dem Werk und dem Winterhafen ist eine Laderampe zu erkennen. Anschließend ein weiteres Bild vom Trassenverlauf entlang einer Wand sowie Schotter im Unterholz. Durch einen Zaun ist ein weiterer Anschluss erkennbar. Leider ist nicht ganz klar zu erkennen, wo genau die Hafenbahn endete. Im weiteren Verlauf folgen ein großer Getränkehandel und ein Entsorgungsunternehmen, durch die Zäune sind jedoch keine Gleise zu erkennen. Auf Höhe der Straßenbahnwendeschleife Lebuser Vorstadt kehre ich um, jedoch durch die Herbert-Jensch-Straße. Hier habe ich die Vorderseiten einiger der angeschlossenen Betriebe fotografiert. Die nächsten sechs Bilder zeigen den ehemaligen Schlachthof, dann folgen drei weitere Bilder von mir nicht näher bekannten Industriebauten.
Der nächste Abschnitt ist die Hafenbahnstrecke von der Oder bis nach Kliestow. An diesem Abschnitt befindet sich auch heute noch viel Gewerbe, die meisten Anschlüsse sind jedoch durch die mehrfache Überformung des Gebiets nicht mehr sichtbar. Das erste Bild zeigt die Kreuzungssituation der Hafenbahn mit der Straßenbahn. Links ist die Herbert-Jensch-Straße, geradeaus geht es in Bildmitte in die Hafenstraße (gleich hinter der Vegetation ist man wieder am Lokschuppen), rechts führt die Berliner Straße ins Zentrum. Die Hafenbahn verlief dort, wo jetzt der Radstreifen aufgemalt ist. Als Jugendlicher habe ich hier noch eine V60 fahren sehen. Das nächste Bild zeigt den Blick bergauf in die Goepelstraße. Am Rand stehen noch einige Artefakte der Bahnnutzung (2 Bilder). Als erster Anschluss liegen hier die Koehlmannwerke, in denen Stärke und andere Erzeugnisse aus Kartoffeln hergestellt wurden. (4 Bilder) Weiter nördlich ist in einer Zufahrt zu einer Autowerkstatt noch ein Stück Gleis erkennbar. Das nächste Bild zeigt den Verlauf der Bahn entlang der B5 am Spitzkrug am Abzweig der B112 Richtung Lebus. Von der Bahn sind hier keine Spuren erhalten geblieben. In Höhe des die Straße querenden Autos endete dieser Strang auch, direkt dahinter querte die Strecke Frankfurt (Oder)-Küstrin bis 1945 die Straße.
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Von der Hafenbahn zum Verschiebebahnhof gab es eine Verbindungsbahn, deren Verlauf noch sehr gut zu erkennen ist und nunmehr ebenfalls als Radweg genutzt wird. Diese zweigt von der Hafenbahn aus Richtung Oder kurz hinter der Lennéstraße ab. (2 Bilder) Sie kreuzt die Kieler Straße (1 Bild) und verläuft durch einen Grünzug, bis sie auf die Rathenaustraße trifft. Im Verlauf der Rathenaustraße unterquert sie auch die Strecken nach Eberswalde und Küstrin sowie die Anlagen des nicht mehr existenten Güterbahnhofs. (11 Bilder). Das nächste Bild zeigt die Situation auf den Brücken, das darauf folgende die südliche Zufahrt zum KLV-Terminal und das letzte in diesem Abschnitt den Blick Richtung Süden, wo ein abgestellter Autotransportwagen die Verbindung zwischen KLV-Terminal und dem Bahnhof Frankfurt kennzeichnet.
Zwischen der westlichen Seite des ehemaligen Güterbahnhofs und der Goethestraße liegt ein Gewerbegebiet, das einst größere Industriebetriebe beherbergte, die über einige Gleisanschlüsse verfügten. Viele dieser Flächen sind überbaut, und die meisten sind auch nicht zugänglich, da auf Privatgrundstücken. Ein Anschluss an der Max-Hannemann-Straße ist jedoch noch sehr gut zu erkennen (3 Bilder), obwohl ich nicht sagen kann, was für eine Fabrik das mal war. Es folgen drei Bilder von Industriebauten von der Straßenseite aus, bei denen vermutet werden kann, dass sie ebenfalls Gleisanschlüsse hatten. (Für den Kornspeicher ist dies sicher.) Nordwestlich der Rathenaustraße gibt es ein weiteres Gewerbegebiet entlang der Georg-Richter-Straße. Auf Google Maps erkennt man viele Gleisreste in diesem Gebiet, die von der Straße aus aber nicht einsehbar sind. Stellvertretend für dieses Gebiet hier noch ein Foto eines älteren Fabrikgebäudes.
Nun zurück zum
Güterbahnhof an der August-Bebel-Straße. An der August-Bebel-Straße selbst sieht man noch die Widerlager der Brücke, die die westlichste Zufahrt zum Güterbahnhof vom Personenbahnhof aus gewährleistete. Ich konnte nicht ermitteln, wann diese abgerissen wurde bzw. ob sie infolge von Kriegsschäden einfach nicht wieder aufgebaut wurde. (2 Bilder) Das nächste Bild zeigt ein Gebäude auf dem Güterbahnhofsgelände, bei dem es sich mal um den VEB Kohlehandel gehandelt haben muss. Dann ein Blick auf das Gelände mit dem aus DDR-Zeiten stammenden Portalkran. Im südwestlichen Teil befinden sich heute ein Supermarkt und ein Drogeriemarkt. Dann gibt es noch zwei weitere Bilder vom Portalkran. Anschließend der Blick nach Norden über die Ladestraße, dann ein Lagerschuppen. Mitten im Gelände stehen noch Schaltkästen. Jenseits der Fläche des Güterbahnhofs auf erhöhtem Bahndamm fahren die Züge vom und zum KLV-Terminal. Blick über die leere Fläche mit zwei alten Kranen im Hintergrund. Bahndamm auf der westlichen Seite. Alter Portalkran (4 Bilder). Noch älterer Kran? (3 Bilder) Noch ein Schaltkasten und drei harmonisch angeordnete Peitschenlaternen. Ansichten von der Brache (2 Bilder) Ein altes Signal kurz vor der Rathenaustraße (4 Bilder)
Im nächsten Abschnitt geht es um die Anlagen an der Birnbaumsmühle. Da ist zunächst das ehemalige Kulturhaus Völkerfreundschaft, das das Kulturhaus der Eisenbahner war, aber allen Bürgern offenstand. Ich selbst habe dort Ende der 80er Jahre ein Silly-Konzert gesehen. Das nächste Bild zeigt die beiden Brücken über die Birnbaumsmühle. Die nördliche ist erst vor Kurzem komplett neu gebaut worden. Vermutlich fehlt dazwischen eine weitere, da sich in der Flucht der nicht vorhandenen Brücke das ehemalige
Bw Verschiebebahnhof befindet. Da ich darüber wenig weiß, sollen hier die Bilder sprechen (31 Bilder). Ohne jemanden zum Weinen bringen zu wollen: So sah es dort früher aus:
[Link] [Link] Südwestlich davon verliefen auf erhöhtem Bahndamm die Strecke nach Rosengarten und zu manchen Zeiten wohl auch die nach Booßen. Hier erkennt man noch die Schwellen von mindestens fünf parallelen Gleisen, im Hintergrund sieht man wieder das KLV-Terminal, von dem noch ein Gleis kommt und am Prellbock endet. (10 Bilder) Im Hintergrund sieht man noch den Wasserturm des Verschiebebahnhofs, der von Straßen aus nicht so recht zugänglich war. Nördlich der Grubenstraße sieht man an der Strecke nach Booßen die Reste eines Widerlagers einer Brücke, die Karte legt nahe, dass dort einmal eine Straße nach Gronenfelde querte.
Im Folgenden hatte ich Schwierigkeiten, dem Verlauf der nordwestlichen Umfahrung zu folgen. Das lag an einem Fehler meinerseits, den ich zu gegebener Zeit korrigieren muss. Im nordwestlichen Teil lag die Strecke im Einschnitt. Den Einschnitt bemerkte ich wohl, da er aber voller Wasser war, nahm ich an, dass es sich um die Klinge oder einen der Zuläufe zur Klinge handelt. Auf dem nächsten Bild ist der Einschnitt links von dem Weg zu sehen, den ich fälschlich für einen Bahndamm hielt. Auf dem darauf folgenden Bild sieht man Strommasten im Einschnitt stehen. Östlich dieser Strecke im Gewerbegebiet Seefichten ist im Knappenweg das Anschlussgleis noch gut zu erkennen. (5 Bilder) Südlich an das Gewerbegebiet Seefichten grenzt ein Wohngebiet, die Übergänge sind aber fließend. An der Schubertstraße/ Ecke Mozartstraße findet man noch ein Stück eines Gleises. Parallel zur Schubertstraße verlief ebenfalls ein Industriegleis, Schienen sind zwar nicht mehr zu sehen, aber zum Abstützen von gehölzen werden alte Schwellen verwendet. (6 Bilder) Knapp nördlich der Fürstenwalder Poststraße findet man hinter dem Lilienhof noch ein Stück gut erhaltenes Gleis der Verbindungsbahn nach Rosengarten. (2 Bilder) Südlich davon kreuzte die Bahn die Fürstenwalder Poststraße, die Widerlager der Brücke sind noch erhalten. (2 Bilder) Daran schloss sich südlich der Güterbahnhof Rosengarten an. (3 Bilder) Dem weiteren Verlauf der Trasse zum Bahnhof Rosengarten kann man gut folgen, da es parallel dazu eine Straße gibt. Bemerkenswert ist, dass man beim Bau der Umgehungsstraße die Trasse dieser Bahn freigelassen hat. Allerdings würde der Wiederaufbau durchaus Sinn ergeben, da dann Züge aus dem KLV-Terminal direkt nach Westen ausfahren könnten. (4 Bilder). Unter der Straßenbrücke am Bahnhof Frankfurt (Oder) - Rosengarten erkennt man noch den Verlauf der Verbindungsbahn. Westlich der Brücke fädelte sich die Strecke dann in die Hauptstrecke Frankfurt (Oder) - Berlin ein. Als letztes Relikt habe ich das hübsch restaurierte Bahnhofsgebäude fotografiert, das jedoch seine Funktion verloren hat.
Was noch fehlt: Die ehemalige Überleitung der Müllroser Bahn über die Hauptbahn auf die östliche Seite des Frankfurter Bahnhofs sieht man noch ansatzweise vom Zug aus. Sobald die Fußgängerbrücke nahe dem Planetarium wieder hergestellt ist, sollte sich das auch fotografieren lassen. Die Einfädelung der südlichen Umfahrung auf die Strecke Frankfurt - Eisenhüttenstadt könnte man eventuell zu Fuß über ein Feld nach der Erntezeit erreichen. Nach den Spuren der Haltepunkte Klingetal, Paulinenhof und Lossow habe ich aus Zeitgründen nicht gesucht, das müsste noch nachgeholt werden. Ebenso müsste noch der Verlauf der ehemals weiter westlich von der Bahn nach Berlin abzweigenden Strecke zum Güterbahnhof dokumentiert werden. Der Abzweig selbst ist noch gut erkennbar. In Seefichten lassen sich sicher auch noch mehr Anschlussgleise finden, und zu Fuß müsste sich auch der Verlauf des nordwestlichen Teils der Strecke Rosengarten-Güterbahnhof erkunden lassen.
Grüße
Jörg