Ich finde immer wieder interessant, wie eigentlich bei so gut wie jedem vorgestellten Gleisplan einer Heimanlage als erstes der Vorschlag kommt, die Drehscheibe und den Ringlokschuppen zu entfernen. Würden alle TT-Fans diesem Vorschlag folgen, könnten wir in Zukunft ganz auf eine Drehscheibe im TT-Sortiment verzichten. Ich finde den Plan persönlich weder zu überladen, noch finde ich, dass das BW prinzipiell verschwinden muss.
Ich nenne einmal zwei Beispiele von Bahnhöfen, die ein BW besaßen, ohne dass eine Nebenbahn abzweigte: Artern und Camburg/ Saale. Artern war, abgesehen von der Kleinbahn, die ein eigenes BW besaß, niemals Trennungsbahnhof. Die Notwendigkeit eines BW mit Drehscheibe und Ringlokschuppen ergab sich hierbei aus den in Bretleben und Reinsdorf abzweigenden Strecken. Für die Anschließer im Bahnhof Artern hätte wiederum auch ein zweiständiger Rechteckschuppen genügt. Camburg/ Saale wiederum war zwar bis 1945 Abzweigbahnhof (Camburg-Zeitz), dennoch blieben die Lokbehandlungsanlagen (Drehscheibe und zweiständiger Segmentschuppen) noch bis weit in die 1990er Jahre liegen. Inwieweit sie genutzt worden sind, weiß ich nicht. Wenn, kann da, auch wenn es aufgrund des endenden Fahrdrahts eine Lokwechselstation gewesen ist, höchstens ein SKL oder ein Schneepflug stationiert gewesen sein. Eine Notwendigkeit für den Lokschuppen ergab sich jedenfalls lange nicht mehr.
Da die Anlage im Gebirge angesiedelt ist, wäre mein Vorschlag folgender: Reduzierung der Personenzuggleise auf zwei Bahnsteiggleise, das BW würde ich mit Drehscheibe drin lassen, stattdessen jedoch deutlich verkleinern. Eine Drehscheibe mit zweiständigem Segment/ oder Rechteckschuppen genügt. Eine Nebenbahn kann, ähnlich wie in Artern, auch ein oder zwei Stationen später abzweigen, während die (Güter-)Züge dennoch im Bahnhof beginnen oder enden. Weiterhin wäre denkbar, dass der Bahnhof am Beginn oder Ende einer Steilstrecke steht. Auch dann wäre eine Drehscheibe zum Wenden der Loks sinnvoll. Zudem könnte auch überlegt werden, auf eine kleinere Drehscheibe (18m, 16m oder gar 12m) von Hapo zurückzugreifen.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Bahnhof an der Grenze zu Österreich, Frankreich, Luxemburg (DB-Gebiet) oder zu Polen und Tschechien (DR-Gebiet) liegt und somit Grenzbahnhof wäre. Auch das würde eine Drehscheibe rechtfertigen.
Es gibt also, je nach Konzept, viele Möglichkeiten, eine Drehscheibe sinnvoll einzuplanen. Im Moment ergibt sie für mich auch keinen Sinn. Ich fänd es nur schön, wenn man - gerade bei Heimanlagen - auch an den "Modell"-Charakter und nicht nur an den "Vorbild"-Charakter denken würde. Denn dann dürften Drehscheiben (v.a. 20m-Scheiben) nur noch auf reinen BW-Anlagen oder riesigen Heimanlagen Platz finden. Das fände ich persönlich ein wenig schade.
Zum Abschluss hänge ich hier einmal noch den Gleisplan bzw. eine Seite zum Bahnhof Schopfheim (Basel-Zell im Wiesental) an. Schopfheim war auch lange Zeit Trennungsbahnhof, nach Abbau der abzweigenden Nebenbahn fungierte das BW mit Drehscheibe und Lokschuppen noch immer als Schuppen für den SKL:
http://www.wehratalbahn.de/Schopfheim/Bf/BfSchopfheim.htm
Noch eine letzte Ergänzung: Der Bahnhof kann ursprünglich ein Endbahnhof gewesen sein, nach der Streckenverlängerung wurde das BW in ein AW umfunktioniert. Teilweise wurden sogar ehemalige BW in kleine Waggonbau-Werkstätten umfunktioniert (wie z.B. in Weyhe bei Bremen). Als AW müssten dann natürlich die Gleisanlagen ein wenig angepasst werden.