Report zum MTB-VT M275.106 der CSD
Im März 2021 hat der tschechische Hersteller MTB das Modell des CSD - M275 106 in der Nenngröße TT ausgeliefert.
Grund genug, hier und heute einige Bemerkungen zu dem Modell ins Netz zu stellen.
Wie immer bei mir gibt es einige grundsätzliche Infos zum Vorbild.
Der M275.1 (M 275.101 – M 275.120 der CSD) entspicht der ungarischen Baureihe Abbmot der MAV (Hersteller Ganz & Co., Budapest). Er waren ein dieselmechanischer
Triebwagen für den Schnell- und Eilzugverkehr.
Die 20 beschafften VT wurden bei der CSD ab 1955 im netzweiten Schnell- und Eilzugverkehr eingesetzt. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 95km/h. Eine Vielfachsteuerung war nur als „absolute Rumpfversion“ für ferngesteuertes Anfahren und Schalten der einzelnen Geschwindigkeitsstufen vorhanden. Das ist aber auch für später von der CSD beschaffte VT keine Seltenheit!
Die dieselmechanischen Fahrzeuge besaßen ein Fünfgang-Getriebe. Angetrieben wurden sie von einem Zwölfzylinder-V-Motor der Bauart Ganz-Jendrassik. Um die Achslast nicht über 15 t steigen zu lassen, wurde das Antriebsgestell dreiachsig ausgeführt und trug die komplette Antriebseinheit. Die installierte Leistung des 12-Zylinder-V-Motor lag bei 331kW. Die Achsformel war (1B) 2'.
Der M275.1 hatte 64 Sitzplätze ausschließlich in der 2. Wagenklasse - neben dem Fahrgastraum mit Großraumabteil gab es einen Gepäckraum. An beiden Stirnseiten befand sich je ein Führerstand mit Übergangsmöglichkeit (für Personal) zu den mitgeführten Beiwagen.
Dem M275 wird nachgesagt, dass er zum Entgleisen neigte und schwierig zu warten war – er war keine Konkurrenz zum M 262.0, der wesentlich zuverlässiger und robuster war. Mit ihrer Länge über
Puffer von 25.570 mm und einem Gesamtradstand von 20.015 mm waren sie zu ihrer Zeit ausgesprochen lange Fahrzeuge.
Die CSD trennte sich frühzeitig von diesen unbeliebten Fahrzeugen – bereits 1966 sollen alle M275.1 aus dem Planverkehr zurückgezogen worden sein.
Mein Händler tut es offenbar einem Fehler des Herstellers nach und deklariert den M275.1 als EP-III
Und nun zum Modell...
Warum in aller Welt kauft man ein Modell des M275.1?
Ich kann darauf nur ganz persönlich antworten: MTB ist aus meiner Sicht bis zum heutigen Tag quasi Alleinhersteller von VT mit CSD-Hintergrund in 1:120 - mitu Ausnahme des M152 (BR 810 ab 1988).
Leider – (zumindest aus meiner Sicht) - hat MTB in der Vergangenheit eigentlich immer die EP-V nd -VI favorisiert, in 1:87 und auch in :120. Aber das ist natürlich alleinige Sache des Herstellers MTB. VT und VB mit Beschriftung für den Zeitraum vor 1988 sind die ziemlich große Ausnahme – unabhängig von der Nenngröße.
Also – der M275 106 steht – geliefert von ELRIWA – in 1:120 vor mir, ist bezahlt und somit mein Eigentum.
Wenn es denn irgendwann mal den bereits in TT ausgelieferten 850 als M286.0 oder auch den M240 tatsächlich als solchen geben sollte, steht einem gemeinsamen Einsatz nichts im Wege. Das war bei der CSD alltäglich.
Erst einmal ist der M275 106 nun „Zugmaschine“ für 2 Balm der ex-DRG-Bauart C4i-35a (Altenberger). So war es gewollt und so ist es auch. Der derzeitige Preis lt. ELRIWA-Website liegt bei stolzen 206,99€ - mein zur Anwendung gekommener Vorbestellpreis lag „ein bisschen“ unter der 200-€-Schallmauer.
Anders als in1:1 ist beim MTB-TT-Modell die Achsfolge nicht (1B) 2' sondern (B1)' 2' – d.h. beide „Fahrwerke“ sind drehbar gelagert und die 1. und 2. Achse des 3-achsigen Gestells sind angetrieben. Je nach auf der Anlage vorhandenem Bogenhalbmessers sollten für den 3-achsigen Fahrzeugteil unterschiedliche Blenden beiliegen – bei meinem Modell war das nicht so. Den Händler habe ich um Nachlieferung gebeten – sollte dies nicht möglich sein, wird auch „so nackt“ die Modellbahnwelt nicht untergehen.
Beim Modell werden alle Achsen zur Stromabnahme herangezogen. Die B-Achse des Antriebsdrehgestells ist mit Haftreifen versehen.
MTB gibt auf seiner Website ein Fahrzeuggewicht von 150g an – da nur das 3-achsige Gestell angetrieben ist, ist der Wert eigentlich bedeutungslos...
Was bei der ersten Betrachtung auffällt
Wenn man ein neues Modell nach der Lieferung in der Hand hält, gibt es meistens etwas Euphorie – oder manchmal auch völliges Entsetzen. Rein optisch sieht das Modell der „Nähmaschine“, die es ganz locker noch zur CD geschafft hat, nicht unähnlich. Also das “Outfit“ eines CSD-VT kommt schon gut rüber.
Das Modell ist bereits ab Werk hinsichtlich der Handstangen zugerüstet. Durch den Käufer sind nur noch wenige Teile – u.a. die Typhone - anzubringen.
Bezüglich Zur Lackierung und Beschriftung des M275.1 war ich positiv überrascht – das ist deutlich besser, als das, was ich bisher von mtb gewohnt war.
Die Nachbildung der eingeklappten Übergänge an den Stirnseiten sind aus meiner Sicht leider nur „Plastikklummpatsch“ - für den gerade aufgerufenen gehobenen Kaufpreis muss man einfach Besseres erwarten dürfen, hier ist eine nachträgliche Verbesserung durch den Käufer, z.B. mittels Ätzteile ausmeiner Sicht unbedingt angesagt.
Was mir ebenfalls missfällt: die „geröteten“ Lichtgitterroste am Haupteinstieg. Entweder schwarz oder metallisch blank, aber nicht so rot.
Ich will hier keinesfalls eine Preisdiskussion anstoßen, MTB ist sicher kein Großserienhersteller, der fast alles über die Stückzahl regeln kann, aber trotzdem...
Die recht großen Seitenfenster des VT geben einen umfassenden Einblick in das Innere. Die Inneneinrichtung selbst ist 2-farbig: rote Sitze, der Rest in hellbeige...
Der eigentliche Antrieb oberhalb des 3-achsigen Gestells wird durch die Seitenwände des Gepäckraumes gut kaschiert.
Die bereits werksseitig montierten freistehenden Griffstangen sind aus Metall und machen einen filgranen und gleichzeitig auch ausreichend widerstandsfähigen Eindruck.
Fahrverhalten
Anders als das Vorbild zeigt das Modell ein ziemlich sicheres, gutmütiges Fahrverhalten auf meinem Testoval, auch über Weichen und durch minimale Radien, die offenbar beim Original ein wirkliches Problem waren. Von der Wirksamkeit einer Schwungmasse ist nur wenig zu spüren, ein freier Auslauf findet in wirklich sichtbaren Umfang eigentlich nicht statt. Der Antriebsstrang ist aber keine „Flüstertüte“... Aber das sind alles Dinge, die man bereits von früheren MTB-Modellen kennt.
Die Zugkraft des Modells ist dem vorbildgerechten Einsatz entsprechend völlig ausreichend. Schließlich waren die 331kW / 450PS des Vorbildes auch nicht dazu geeignet, die Welt aus den Angeln zu heben...
(Meine letzten beiden Einfahrkandidaten waren 2 Diesel-Vectrons von Tillig... Hinsichtlich Dynamik und Laufruhe muss MTB wohl noch allerhand lernen – leider sind wir da schon wieder beim aufgerufenem Preis: Ja, eigentlich zu viel für das Gebotene.
Der M275.1 ist an beiden Stirnseiten mit KKK ausgestattet, die auch ausreichend dynamisch arbeiten – Klemmneigung habe ich nicht festgestellt. Auch die Kupplungen selbst stehen weitgehend parallel zur Schienenoberkante, so dass es keine Kupplungsprobleme mit Fahrzeugen, die über ein intaktes Kupplungssystem verfügen, gibt.
Mit den beiden CSD-Altenbergern hat der M275 überhaupt keine Traktionsprobleme.
Der M275.1 kommt mit funktionsfähiger Innenbeleuchtung aus der Schachtel. Ich werde das irgendwie stilllegen müssen – alle meine Zuggarnituren verkehren bei Tageslicht ohne Innenbeleuchtung...
Die den NEM entsprechende Höchstgeschwindigkeit von 95km/h des Vorbildes wird vom Modell augenscheinlich ganz deutlich nach oben hin gerissen – ich habe aus der Erfahrung mit bisherigen MTB-Modellen (T476.1, D60A) eigentlich nichts Anderes erwartet. Es bedarf keiner Messungen mit Stopp-Uhr, um die Höchstgeschwindigkeit außerhalb der NEM deutlich zu erkennen. Schade...
O.k. - das war viel Kritik – aber ein sehr schönes Modell ist der 275 trotzdem. Ich bereue nichts!
Zur Digitalisierung
Zur Digitalisierung kann ich als Noch-Analog-Fahrer nichts sagen. Also „no Comment“.
Fazit
Die Chancen, dass der M275.1 in 2021 Modell des Jahres wird, gehen angesichts der angekündigten Konkurrenzprodukte gegen „0“... Trotzdem: Ich freue ich, dass der M275 106 bei mir in Dienst gestellt werden konnte. Eben weil die Randbedingungen in unserer Nenngröße nun mal so sind, dass nicht alle neuen Modelle ein Qualitätslevel „ganz weit oben“ aufweisen.
Der M275 erhält von mir ein „wirklich ausreichend weit oben“ – richtig guter Durchschnitt!
Der 275 wird eine wichtige Rolle im Korridorverkehr einnehmen, im Plandienst mit 2 Altenbergern, aber auch im Rahmen von Sonderleistungen auch z.B. mit der Nachführung eines einzelnen WL (Schlafwagen) betraut.
Außerdem hoffe ich auf zukünftige MTB-Modelle der BR M240, M286.0 und der zugehörigen Beiwagen!
Danke an MTB! Trotz einiger Ninglichkeiten insbesondere die Endgeschwindigkeit betreffend.
Ausblick
Ich gehe davon aus, dass MTB noch längere Zeit der Hauptlieferant von Fahrzeugen rund um CSD-/CD- oder ZSSR-VT sein wird. Wenn MTB hier etwas mehr Kundennähe suchen könnte wäre das „hochpomfortionös“. Also MTB – sucht bitte etwas mehr den Kundenkontakt bezüglich der aktuellen Modellplanung - gerade auch nach D... Mit der Quali seiht Ihr mit dem M275.1 schon mal auf einem richtig guten Weg.
Allesin Allem – das passt schon!
Für Fotos hat das Licht , als ich nach Dienstende zu hause war, leider nicht mehr gereicht. Schaun mer mal, ob morgen oder in den nächsten Tagen was geht.
"Heut ist ein wunderschöner Tag, ..."
So - jetzt habt Ihr den Ball im Tor. Dreht mir das Wort im Munde um. Beweist mir das vollumfängliche Gegenteil... Schickt mich in die A...-Farm!
FD851