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heute vor 30 Jahren

Siehe:

http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/forum/read.php?17,3563382

proxy.php


Daniel
 
Öhhhhm, so jung bist Du doch auch nicht! Ach so, Hamburg! Mag sein, daß das bei Euch nicht so ankam.

Die an den Bahnsteig rollende Lok hatte einen sogenannten Kesselzerknall!
Viele schlimm Verletzte und einige Tode waren die Folge.
 
Ich bin zwar kein Dampflokexperte und hab auch nicht grad alle Fakten gedanklich parat, will es aber mal dennoch versuchen.

Der Wasservorrat der Lok wurde fahrlässig nicht genügend aufgefüllt, so das der Wasserstand im Kessel unter einen sehr kritischen Wert sank. Beim Bremsen in der Bahnhosfeinfahrt schwappte das wenige Wasser nach vorn, so das im Bereich der Feuerung keins mehr war und sich dort alles rotglühend erhitzte, nachdem der Wasserschwall vorn anschlagend seine Bewegungsrichtung änderte und nun auf die glühenden Rohre traf, verdampfte es dort explosionsartig. Der gesamte Kessel wurde abgesprengt und landete um 180° gedreht, also Esse nach unten, vor der Lok. Lokpersonal und einige Reisende auf dem Bahnsteig verunglückten durch Verbrühung/Verbrennung dabei tödlich - ob auch abgesprengte oder umherfliegende Teile zu diesen Verletzungen führten weiß ich nicht.

Edit: Ich tipp mir die Finger wund und alle waren wieder schneller...
 
01 1516

Leipziger Personal hatte an dem Tag den D562 nach Berlin mit 03 2121. Auf der Hinfahrt waren da schon beide Schmelzpfropen ausgelaufen - Wassermangel. In Berlin erhielt dann das Personal ersatzweise für die Rückleistung 01 1516, da ja die 03 nicht mehr betriebsfähig war. Wäre man der Sache an der 03 in Berlin auf den Grund gegangen, hätte man die Beiden als Fahrgast nach hause schicken müssen. Hat man aber nicht gemacht.
Bei der Ausfahrt aus dem BW hatte man es versäumt, Wasser zu nehmen und bereits in Jüterborg war das Wasser knapp - aber man wollte erst beim nächsten planmäßigen Halt in Bitterfeld Wasser nehmen. Aber zu spät. Bei der Einfahrt in Bitterfeld zerknallte der Kessel der 01 1516 wegen akutem Wassermangel in Bahnsteighöhe: 8 Tote und 45 Verletzte. Unter den Toten das Lokpersonal...

Es dürfte ziemlich einmal in der Eisenbahngeschichte sein, dass es ein Personal geschafft hat, innerhalb einer Schicht 2 Loks den Garaus infolge Wassermangel zu machen.
Es gab seinerzeit viele Hypothesen und noch viel mehr Gerüchte. So wirklich 100%-ig ist da nie Klarheit geschaffen worden.

FD851
 
Hinleistung

Soweit mir bekannt ist, waren bei der Hinleistung nicht nur die Schmelzfropfen ausgeschmolzen, sondern die Feuerbüchsendecke war auch schon verformt. In Berlin hatte das Personal bei Ankunft den Druck wohl schon auf 2 bar runtergeregelt und die Maschiene mußte mit einer Rangierlok ins BW geschleppt werden. Leider hatte man sich mit der 03 erst näher beschäftigt, als die Rückfuhre nur bis Bitterfeld gekommen war. Die 01 1516 stand vor ihrem Einsatz schon etliche Stunden mit Ruhefeuer als Resevelok im BW. Das der Wasserstand nicht kontrolliert wurde, war ein Versäumnis des Heizers. Als Dienstvorgesetzter hätte der Lokführer die Arbeit des Heizers kontrollieren müssen. Genaues läßt sich eh nicht mehr rausfinden. Schade nur, dass wegen dieser Schlampigkeit viele Menschen zu Schaden kamen.
 
@wobu

...(fast) alles richtig, was du schriebst - nur, floß das Wasser nicht auf die Rohre, sondern auf die inzwischen glühende Feuerbüchsdecke - das Ergebnis ist aber das Gleiche...

...und der Kessel verschweißte sich durch die Wucht, beim Aufprall, kalt mit dem Gleis ca. 40 m vor der Lok - so daß später ein Stück Schiene herausgetrennt werden mußte um den Kessel zu heben.
 
Pfropfen - welch ein schönes deutsches Wort.

Wikipedia schrieb:
Schmelzpfropfen ist eine Hohlschraube mit einem Schmelzlotverschluss. Erhitzt sich die Feuerbüchsendecke zu stark, schmilzt das Lot, und der Dampfstrahl löscht das Feuer, ehe die Decke anfangen kann zu glühen. Das Auswechseln der Schmelzpfropfen ist Bestandteil der Kesseluntersuchung.

Quelle

Google

................................
 
Im EK-Sonderheft 37 DR...1977 ist auch ein ausführlicher Bericht, "unterhalb des Langkessels ist die Gleislage angehoben und es hat sich ein Trichter von 5m Breite gebildet".
Außerdem wird auf das Buch "Die BR01.5" verwiesen.

Genau wie über das Unglück von Lebus (Frontalzusammenstoß) am 27.6.77 mit 29 Todesopfern !

Kann ich mich noch schwach dran erinnern.
 
Ich kann mich noch gut an diesen Tag erinnern. Wir haben früher gegenüber dem Bahnhof gewohnt. Zu dieser Zeit war ich gerade bei der Armee und bin nach Hause gefahren. Der Bahnhof war ringsherum abgesperrt. Über dem Bahnhof sah man eine große Rauchwolke. Aus dem Empfangsgebäude kamen rußgeschwärzte Reisende und Hilfskräfte.
Zu Hause saß in der Küche eine Frau, unter Schock stehend. Meine Mutter hat ihr einen Kaffee und etwas zu essen gegeben. Sie hat uns erzählt, dass sie auf dem Bahnsteig gestanden hat. Beim Einfahren des Zuges gab es einen Knall, alles stand im Dampf und Teile flogen durch die Luft. Menschen schrien.
Seit diesem Tag hieß es: Bitterfeld ist der einzige Ort, wo die Dampfloks einfliegen.
 
Lebus

I...
Genau wie über das Unglück von Lebus (Frontalzusammenstoß) am 27.6.77 mit 29 Todesopfern !...

@ Stolli,
Lebus und Bitterfeld sind überhaupt nicht zu vergleichen...
Zum Unfall von Lebus kam es deshalb, weil nach der Zerstörung des Stellwerkes Booßen auf dem Behelfsstellwerk in Booßen 1977 (22 Jahre nach Kriegsende) noch immer nicht wieder eine Weichenabhängigkeit der Signale bestand. Es reichte die Müdigkeit des Nachtdienst leistenden Stellwerkers, den D1918 anstatt in Richtung Angermünde unbemerkt auf die Nebenbahn in Richtung Kietz auf eine eingleisige Nebenbahn zu schicken. Das Personal der 03 1078 vom BW Stralsund machte seine 1. "eigenständige" Fahrt nach den Mitfahrten zur Streckenkunde und hat die Fehlleitung nicht bemerkt... Und da kam 132 200 mit einem DG entgegen.
Um die Sache mit der fehlenden Signalabhängigkeit genehmigungsfähig zu machen, hatte die DR man die Hauptstrecke Frankfurt/Oser - Angermünde an der Abzweigstelle von Booßen zur Nebenstrecke zurückgestuft. Also fuhr man von der Hauptstrecke kommend durch Booßen auf einer Nebenbahn und hinter den Signalen wieder auf die Hauptstrecke. Natürlich auch ohne Indusi.
Es war menschliches Versagen - aber es wurde den betroffenen Eisenbahnern auch "sehr leicht" gemacht zu versagen...

FD851
 
Hi!

Den unter

http://www.mdr.de/tv/4131252.html

stehenden Artikel hab ich mir grad durchgelesen.
Allerdings versteh ich den unten zitierten Absatz nicht so ganz.


"Allerdings wurde das so genannte "Kaltmachen" als Schande und Verlust der Ehre des Lokomotivpersonals angesehen."

Wieso "Schande" und "Ehrverlust" beim ergreifen einer, so wie ich das versteh sinvollen, Sicherheitsmassnahme?

Ok, das es seine Zeit Dauert bis das Feuer in einer Dampflok ordentlich brennt und genug Betriebsdruck erzeugt ist, kann ich mir als Laie schon vorstellen, aber wenn´s hart auf hart kommt ??

Gruss


Harry
 
Bitterfeld erinnert mich ein wenig an die Lufthansa. Bei der Lufthansa fliegt eine Besatzung niemals mehr als eine Strecke zusammen. Bei einem anschließenden Flug - auch in der selben Maschine, muss einer der beiden Piloten ausgetauscht werden. Grund: Man will eine Gewöhnung der Piloten aneinander und ein Einschleifen von Routine zwischen Pilot und Copilot verhindern. Jeder der beiden ist letztlich auch zur Überwachung des anderen an Bord.

Im Fall Bitterfeld hat die (dienstliche) Überwachung schon auf der Hinfahrt versagt. Auf der Rückfahrt machte der Lokführer den Fehler seinem Heizer blind zu vertrauen gleich mehrfach. Beide bezahlten dafür mit ihrem Leben.
 
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