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Eindrücke aus Großbritannien

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Müllrose
Mit der Familie war ich im Sommer in Großbritannien, und daher wird dies auch kein Reisebericht, der in der entsprechenden Rubrik erscheint, da meine beiden Damen die Zuneigung zur Eisenbahn nicht teilen und Eisenbahn nur ein Randthema war. Ich habe versucht, so oft wie möglich zu fotografieren, aber das war dann oft aus dem Zug heraus oder von eher schlechten Standorten aus. Die Bilder sind daher meist nicht sehr gut, aber sie geben vielleicht einen ganz guten Überblick über das, was sich derzeit auf britischen Schienen tut. Mehrere Museen konnte ich dennoch besuchen (Frau und Tochter sind eben Goldstücke, und Papa sollte auch Spaß haben) - Eindrücke davon am Ende des kleinen Berichts.

In den gegenden, in denen wir waren (Schottland, Südwest-England), dominierte eindeutig der Personenverkehr, beeindruckend waren dabei die Taktdichten im Regionalverkehr und der Komfort sowie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Lokbespannte Züge im Personenverkehr sind in Großbritannien schon länger die Ausnahme, und so fahren im Regionalverkehr viele Generationen von Diesel- und Elektrotriebzügen einträchtig nebeneinander. Hier mal die, die mir vor die Linse gefahren sind:
scotrail156-435stirling180711-027.jpg scotrail158-701stirling180708-001.jpg scotrail158-708stirling180708-013.jpg scotrail158-723edinburgh-waverly180713-003.jpg scotrail170-395stirling180711-028.jpg scotrail170-407stirling-sonderlackierung.jpg scotrail170-459stirling180707-001.jpg south-west-railway158-890swindon180730-001.jpg transpennine-express185-137edinburgh-waverly180713-001.jpg
Der Reihenfolge nach waren das eine Class 156 der Scotrail, eine Class 158 der Scotrail in alter Lackierung, eine Class 158 der Scotrail in neuer Lackierung, Class 170 Scotrail in aktueller Lackierung und Sonderlackierung sowie eine Class 158 der South-West-Railway und eine Class 185 des Transpennine-Express.

Im Großraum um Glasgow und Edinburgh gibt es im Nah- und Regionalverkehr viele elektrifizierte Strecken, hier einige der dort anzutreffenden EMUs:
scotrail318-250balloch.jpg scotrail320-311balloch.jpg scotrail334-004glasgow-queen-street.jpg scotrail365-537glasgow-queen-street.jpg scotrail380-115edinburgh-waverly180712-001.jpg
Das sind die Classes 318, 320 und 334, die in Glasgow eine Art S-Bahn-Verkehr fahren sowie die Classes 365 und 380, die zwischen Glasgow und Edinburgh verkehren.

Glasgow hat darüber hinaus eine U-Bahn, die auf einer einzigen Ringlinie verkehrt:
1981metro-cammell-kelvinbridge180710-005.jpg 1981metro-cammell-kelvinhall180710-003.jpg 1981metro-cammell-kelvinhall180710-008.jpg ubahn-glasgow-alt-boness.jpg
Man sieht den engen Tunnelquerschnitt und die schmalen Bahnsteige, die in den Dimensionen noch dem Urzustand aus dem 19. Jahrhundert entsprechen. Das letzte Bild zeigt einen historischen U-Bahnwagen, der im Eisenbahnmuseum von Bo'ness steht.

Edinburgh hat seit kurzem auch wieder ein schienengebundenes Nahverkehrssystem - na gut, eine neue Strecke. Man hat dort wieder eine Straßenbahn angelegt, die vom Flughafen, über eine großes Einkaufszentrum quer durch die Innenstadt geht:
caf-urbos3-haymarket180712-003.jpg caf-urbos3-princess-street180713-013.jpg

In London-Paddington stand der Heathrow-Express herum, ein Nonstop-Zug zum Flughafen Heathrow, für den gewaltige Fahrpreise aufgerufen werden. Bedient wird die Linie mit Class 334:
heathrow-express332-003london-paddington180730-001.jpg

Im Fernverkehr konnte man beobachten, dass sowohl in Schottland als auch im Südwesten Englands große Elektrifizierungsvorhaben kurz vor der Fertigstellung stehen. bis es so weit ist, müssen Dieseltriebzüge älterer und neuerer Bauart ran. Eine Besonderheit ist die Class 43. Mit ihr wurde vor über 40 Jahren auf der Insel der Intercity-Betrieb mit Hochgeschwindigkeitszügen aufgenommen. Class 43 ist formal eine eigenständige Lokomotive, fährt aber nur im Verbund mit Hochgeschwindigkeitswagen, den Mk3 Coaches und je einem Triebkopf an jedem Ende. Die Züge erreichen maximal 200 km/h (125 Meilen pro Stunde, weswegen sie auch InterCIty125 genannt werden). Sie werden immer wieder modernisiert, und Scotrail, die bisher nur eine Regionalverkehrsgesellschaft waren, planen demnächst, mit eben jenen Zügen Fernverkehr aufzunehmen. Als ich da war, fanden Testfahrten damit statt, aber Schilder an den Wagen teilten mit, dass man leider nicht einsteigen dürfe, da es sich nicht um reguläre Fahrten handele. Ein Kuriosum ist, wie altmodisch die Türen der Mk3 Coaches zu öffnen sind: Wenn der Zug steht, wartet man, bis ein grünes Licht anzeigt, dass die Tür entriegelt ist. Dann schiebt man das Fenster der Tür herunter, langt nach draußen und drückt dort den Türgriff herunter, um dann die Tür nach außen aufzuklappen. Innen gibt es keinen Griff. So, und nun hier einige Bilder der Class 43 mit passenden Wagen von Great Western Railway, Scotrail und Virgin:
gwr43-020london-paddington180730-001.jpg gwr43-022swindon001.jpg gwr43-022swindon002.jpg scotrail43-033edinburgh-haymarket180712-001.jpg scotrail43-148stirling001.jpg virgin43-206stirling180711-031.jpg virgin43-257stirling180712-024.jpg virgin43-316edinburgh-waverly180712-005.jpg

Ein modernerer Dieseltriebzug wird vonCrossCountry im Fernverkehr eingesetzt. Dies ist die Class 221:
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GWR hat nagelneue Fahrzeuge von Hitachi bekommen, die Class 800. Das sind interessante Zwitter. Ursprünglich wurden diese als Elektrotriebzüge bestellt. Als sich abzeichnete, dass die Elektrifizierung der wichtigsten Strecken nicht rechtzeitig fertig würde, hat man die Bestellung auf Hybridfahrzeuge geändert. Und so fahren die Züge heute mit Dieselpower und angelegtem Stromabnehmer. Sie schaffen maximal 225, dürfen das aber nur beim Einsatz von ECTS und sind daher derzeit auf 200 km/h beschränkt.
gwr800-018swindon001.jpg gwr800-021swindon180730-001.jpg gwr800-035swindon180730-001.jpg

Bei Virgin ist auf der East Coast Mainline ein elektrischer Oldtimer im Einsatz, der aber auch 225 km/h schafft. Die Class 91 ist auch kein fest mit den Wagen verbundener Triebkopf, sondern eine separate Lokomotive, die am platten Ende sogar einen zweiten Führerstand hat. In Edinburgh Waverly kam ich leider nicht besonders gut heran, daher steht immer etwas im Weg. Einen Eindruck bekommt man vielleicht trotzdem:
virgin91-121edinburgh-waverly180713-006.jpg virgin-mk3coach-edinburgh-craigentinny-rail-depot180712-001.jpg virgin-mk4coach-edinburgh-waverly180713-001.jpg

Erst einmal bis hier, Teil 2 folgt.
 
So, hier Teil 2:
Wie gesagt, Güterverkehr ist mir eher selten begegnet, ein paar Mal aber schon. Ein Großteil der Güterzüge wurde von den auch in Deutschland reichlich zu findenden Amerikanern der Class 66 gezogen. Hier ein paar Exemplare von Direct Rail Services und EWS:
drs66-301containerzug-stirling.jpg drs66-301stirling180712-008.jpg drs66-423stirling-schotterzug.jpg drs66-428stirling-schotterzug.jpg ews66-014near-reading180730-001.jpg ews66-102stirling001.jpg
Ich hatte auch zweimal in Situationen, in denen ich leider nicht fotografieren konnte, typisch britische Güterzuglokomotiven gesehen, eine Class 56 und eine Class 60. Als Trostpreis konnte ich aus dem Zug eine Class 57 fotografieren, die von GWR vor Personen-Sonderzügen verwendet wird und die eine remotorisierte Variante der Class 47 ist und damit den Look der klassischen Güterzuglokomotiven aus britischer Fertigung aufweist:
gwr57-603tintagel-castle-near-reading180730-010.jpg
Dann habe ich noch zwei Streckenlokomotiven fotografieren können, beide elektrisch, beide von einer Güterbahngesellschaft betrieben, aber beide lackiert für den Einsatz vor einem Schlafwagenzug, dem Caledonian Sleeper. Das erste Bild zeigt die Class 73, die insofern besonders ist, dass sie einen Dieselmotor für nicht elektrifizierte Abschnitte hat und ansonsten den Strom aus einer Stromschiene seitlich am Gleis entnimmt. Das Zweite Bild zeigt eine Class 92, eine relativ moderne Elektrolok. Der Caledonian Sleeper verkehrt zwischen London und Schottland mit Zugläufen bis hinauf nach Aberdeen, Fort William und Inverness.
gb-railfreight-caledonian-sleeper73-966edinburgh-craigentinny-rail-depot180712-002.jpg gb-railfreight-caledonian-sleeper92-010edinburgh-waverly180713-001.jpg

In einem Depot, an dem mein Zug vorbeifuhr, habe ich dann noch eine Rangierlok der Class 08 erwischt:
wabtec08-472edinburgh-craigentinny-rail-depot180712-003.jpg wabtec-class08-edinburgh-craigentinny-rail-depot180712-001.jpg
Dieser Wagen ist ein Barrier Coach (weiß garnicht, wie man so etwas auf Deutsch nennt). Er ermöglicht Rangier- oder Güterzuglokomotiven, die Hochgeschwindigkeitswagen zu rangieren oder zu überführen, indem er an beiden Enden verschiedene Kupplungen zur Verfügung stellt.
porterbrook-barrier-coach6393-edinburgh-craigentinny-rail-depot180712-001.jpg

So, und nun zu den Museen. Da war zum einen das Riverside Museum in Glasgow. Das ist ein allgemeines Verkehrsmuseum, das heißt, man findet dort vieles zum Thema Auto, Eisenbahn und Schiff. Das Museum hat mal einen Preis als bestes Museum bekommen, ich fand es allerdings ganz schön unaufgeräumt und unsortiert. Was mich gewaltig genervt hat, war die Tatsache, dass in dem Wunsch, alles möglichst genau zu erklären, in den Kontext der zeit zu packen und handygenerationsgerecht zu verpacken, viele Ausstellungsstücke so mit Infotafeln, Monitoren, interaktiven Spielen oder auch Treppen und Bänken zugestellt waren, dass die Ausstellungsstücke garnicht mehr für sich selbst sprechen konnten, weil sie kaum noch zu sehen waren. Die Sammlung als solche ist allerdings erstklassig und lohnt sich. Der Eintritt ist übrigens frei. Hier ein paar Eindrücke:
highland-railway103-riverside-museum.jpg pferdestrassenbahn-riverside-museum001.jpg south-african-class15f-riverside.jpg strassenbahn-glasgow-riverside-museum.jpg
Im ersten Bild eine Lokomotive, die in den Highlands unterwegs war, dann eine Pferdestraßenbahn aus Glasgow, eine Class 15F aus Südafrika, die aber in Glasgow gebaut wurde sowie eine elektrische Doppelstockstraßenbahn aus Glasgow.

Das Highlight war sicher das Eisenbahnmuseum in Bo'ness. Ich bin eher ein Fan der Diesel- und der Elektrotraktion, und daher war das Museum genau richtig für mich. (Es gibt hier auch viele Dampfloks, Güter- und Personenwagen und viele weitere Gegenstände rund um die Eisenbahn. Rund um das Museum existieren Werkstätten, in denen Lokomotiven restauriert werden, außerdem wird von hier aus auch eine Museumsbahn betrieben, die Bo'ness and Kinneil Railway.
61994-ex-lner-br-logo-boness.jpg br27-005boness.jpg br37-703-boness.jpg br84-001-boness.jpg no19-boness-sonderfahrt.jpg
Bild1: Ex-LNER 61994 im Gewand von British Railways, Bild 2: Class 27 British Railways (Diesel), Bild 3: Class 37 British Railways, Diesel (Dieser Lokomotivtyp fährt übrigens noch bei verschiedenen Eisenbahngesellschaften), Bild 4: Class 84 (elektrisch), British Railways, Bild 5: No.19 der Museumsbahn in Fahrt

In Swindon gibt es das Museum der Great Western Railways, das passenderweise STEAM heißt. Hier gibt es dann nur Dampflokomotiven, aber eine Menge zusätzliches Material aus der Dampfära, die passenden Wagen, aber auch ein komplettes Stationsgebäude sowie Werkstätten und Büros im Zustand der Dampfzeit. Das Museum ist auf dem Gelände eines ehemaligen Ausbesserungswerkes untergebracht, das einmal zu den größten der Welt gehört haben soll. In einem weiteren Teil des ehemaligen Werks wurde ein riesiges Einkaufszentrum eingerichtet, das geschmackvoll Spuren der ehemaligen Nutzung integriert hat. Im gastronomischen Bereich ist eine Dampflok der Blickfang.
4073steam-swindon.jpg kaffeemaschine-swindon.jpg 7819-einkaufszentrum-swindon.jpg
Great Western 4073, der Star des STEAM-Museums, eine Kaffeemaschine für die GWR-Beschäftigten in Form einer Dampflok, Severn Railway 7819 im Einkaufszentrum

Im Automuseum in Beaulieu gab es auch noch ein Schmankerl. Dort war eine Sonderausstellung mit Fahrzeugen aus Top Gear, und für eine Sendung hatte Jeremy Clarkson den TGV12 Sports Train bauen lassen, als Zugmaschine ein Jaguar mit 12-Zylinder-Motor, dazu ein offener Wagen:
tgv12-sports-train-top-gear-beaulieu001.jpg

Eisenbahn konnte einem auch in der Vergangenheitsform begegnen. In Großbritannien gab es in den 60er Jahren einen Kahlschlag, der wesentlich gründlicher war als in Deutschland. Das wird am Beispiel Schottlands besonders gut sichtbar. Damals verschwand die Bahn beinahe komplett aus der Fläche, und nur wenige Hauptrouten blieben erhalten. (Literaturtipp: Lost Lines: Scotland Revisited) Auf dem rest kann man heute immerhin noch wandern, wie z.B. zwischen Doune und Dunblane:
eisenbahnbruecke-bei-doune001.jpg eisenbahnbruecke-bei-doune002.jpg
Im ersten Bild ging die Strecke oben drüber, im zweiten ging sie unten durch.

So, und hier nun noch die Links zu den genannten Museen:
Bo'ness
Glasgow
Swindon
Beaulieu
(Letzteres wie gesagt ein Automuseum, aber durch den Park oder besser über den Park hinweg fährt auch eine Einschienenbahn)
 
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