Hallo und schönen guten Abend Flohmarker.
Nun... die Leidenschaft eben. Nach dem Festmahl konnte ich eben nicht anders und musste mich hinter den pc klemmen mit einem calvados für die Verdauung
Also ich sehe deinen obigen Beitrag #11 auf keinen Fall als Kritik oder Besserwisserei an, im Gegenteil es macht mit eine grosse Freude einen „Laien“ in die so genannte „Geheimnisse“ der Güterwagenbezeichnungen einzuweisen. Mindestens unternehme ich immer wieder gerne diesen Versuch.
Ich muss an dieser Stelle auch mal ehrlich gestehen dass ich beruflich mehr als vorbelastet bin und mir dieses System eben in Fleisch und Blut innerhalb von über 30 Jahren Berufspraxis überlaufen ist.
Mal kurz einen kleinen geschichtlichen Exkurs.
Bis in die Mitte der Jahren 1960 des vorherigen Jahrhunderts hatte an sich jede Eisenbahnverwaltung innerhalb des UIC mehr oder weniger seine eigenen Güterwagengattungszeichen wie Nummerierung derselben.
Zum gleichen Augenblick hatten aber schon einige westliche Eisenbahnverwaltungen innerhalb vom UIC den so genannten EUROP Güterwagenpool für einige Güterwagengattungen gegründet.
Auf diesen praktischen Erfahrungen aufbauend und zwecks Beschleunigung wie Vereinfachung des Informationsaustausches, übrigens dachte man damals auch schon über Rationalisierung bei dem Personal nach, wurde eine einheitliche Bezeichnung wie Nummerierung der
Güterwagen angestrebt und durchgesetzt. Dazu sollte das ganze System dann auch noch maschinenlesbar sein !
Bedenke dass dies auch ein Kompromiss war wo sich alle Eisenbahnverwaltungen des gesamten europäischen Kontinents wie vorderen Orients daran beteiligten.
Dies mal als ganz kurzer historischer Abriss, ohne dabei in viele Einzelheiten zu verfallen. Man kann also dann auch noch sagen dass zu Ende der Epoche III die heutigen gültigen und bekannten 12 Ziffern umfassenden Güterwagennummern eingeführt wurden und zwar in der ganzen UIC.
Nun ich kann sehr gut nachvollziehen dass für sehr viele Modellbahner die Güterwagenbezeichnung ein Dilemma darstellt, doch muss ich hier in die Waagschale einfügen dass die Dampflokbezeichnungen wie wir sie in unserer Datenbank anwenden ja auch keine „Erfindung der Modellbahner“ darstellt, sondern ganz einfach von dem grossen Bruder in natur kopiert wurde.
Was liegt also dann fern das gleiche Prinzip in der Güterwagendatenbank auch für die Güterwagen anzuwenden??
Oder sollte man hingehen und eine neues Ordnungssystem entwerfen , wo man dann unter Umstände wieder seine ureigene Schwierigkeiten bei der Katalogisierung bekommt. Also vereinfacht man sich das ganze etwas und kopiert beim Vorbild, was ja nicht verboten ist.
Was wir aber als Kompromiss in unserer Datenbank verankerten ist der Umstand dass wir keine Gattungsbuchstaben hier anfügen, die kann unter Umstände für Verwechselungen sorgen, vor allem wenn man sich mit Güterwagen der Epoche I und II beschäftigt.
Um einen Güterwagen in unsere Datenbank einzusetzen braucht der Modellbahner sich aber nur nach den Gattungsbuchstaben zu richten ( das sind die grossen Buchstaben also E – F – G – H – I – K – L – O – R – S – T – U – Z) in unserer Datenbank machen wir keine Klassifizierung nach den Kennbuchstaben ( die kleinen Buchstaben wie a, c, d, s etc). An sich braucht er sich überhaupt nicht damit auseinander zu setzen um einen Güterwagen in die Datenbank zu setzen.
Persönlich finde ich auch dass dies vollends genügt, ich muss auch sagen dass bei dem grossen Bruder diese Nomenklaturen nur nach dem Gattungsbuchstaben geordnet sind .
Also, wie vorhin schon gesagt, der Modellbahner braucht sich nur mit den Gattungsbuchstaben zu beschäftigen wenn er einen Güterwagen in die Datenbank einsetzen will, nicht das System komplizierter sehen als es ohnehin schon für einen Laien zu sein scheint..
So und du fragtest ja auch warum man einmal hinging und die O –
Wagen in E – Wagen umtaufte. Nun da müsstest du schon die damaligen „Väter“ fragen warum sie dies taten, ganz ehrlich gestanden, es steht nirgends geschrieben warum, und noch ehrlicher gesagt, nach über 30 Jahren Berufspraxis kann ich dir darauf auch keine logische Antwort geben. Wir müssen es als eine internationale Vereinbarung akzeptieren , sowie das –D- als Kennzeichen für den Autokraftverkehr zählt, oder die -80- die Länderkennzahl für Deutschland bei der Eisenbahn festgehalten wurde. Doch eine gewisse Ordnung ist doch schon zu erkennen wenn du die obigen heutige gültige Buchstabenfolge betrachtest. Man muss ja auch in Betracht ziehen dass im Laufe der Zeit und der technischen Entwicklung wie den Kundenwünschen immer neuere Güterwagengattungen von der Industrie entworfen und gebaut wurde. Dies wird sicherlich in Zukunft noch so manche Streichung oder Änderung mit sich bringen, da bin ich mir mehr als sicher.
Nun als Regelbauart kann man grundsätzlich festhalten dass die Güterwagen zwei (2) Einzelradsätze oder
Drehgestell besitzen, eine flachen rechteckigen Holzboden auf dem man eine Ladung befestigen kann, eine Kiste mit hohen oder niedrigen Borden und ein festes Dach um Güter vor Nässe zu schützen.
Und dann schau dir mal im Grundprinzip diese Gattungen an:
a)Es sind die heutigen E – Wagen, sie besitzen einen flachen hölzernen Boden und hohe Borde, entweder Einzelradsätze oder Drehgestelle.
b) Es sind die heutigen G – Wagen, sie besitzen einen flachen hölzernen Boden und besitzen Wände, dazu ein festes Dach und Einzelradsätze oder Drehgestelle.
c)Es sind die heutigen K – Wagen, sie besitzen einen flachen hölzernen Boden , seitliche Rungen, Kopfrungen und sogar niedrige Borde, haben aber in diesem Fall nur Einzelradsätze. Denn K – bedeutet heute dass der Güterwagen nur Einzelradsätze besitzt.
d)Es sind die heutigen R – Wagen, da kommen wir auf die gleiche prinzipielle Voraussetzungen wie bei einem K-Wagen, nur dass dieser Güterwagen Drehgestelle besitzt. Denn R – bedeutet dass es sich um einen Güterwagen mit Drehgestelle handelt.
Alles was von diesen ursprünglichen Grundprinzipien abweicht sind eben Güterwagen der Sonderbauart.
Als Beispiel jetzt einmal die von dir erwähnte BTTB – Autotransporter. Er hat keine Borde keine Rungen etc wie es für die Regelbauart vorgesehen ist, also landet er in der Sonderbauart.
Weist du, innerhalb der Modellbahnersprache haben sich im Laufe der Zeit auch noch so einige „Modellfachausdrücke“ eingeschlichen, die höchstwahrscheinlich auch noch regional bei den realen Eisenbahnern in Gebrauch ist oder war, dem schliesse ich mich nicht aus, eine derartige etymologische Studie habe ich noch nicht erstellt, und ich glaube auch nicht dass ich eine solche diesbezüglich erstellen werde.
Hinzu muss ich auch fügen dass von manchen Herstellern in Bezug auf die Gattungszeichen wie Güterwagennummern haarsträubende Fehler begangen werden. Was ich auf keinen Fall nachvollziehen kann, da eine richtige Beschriftung mit keinem Cent an Mehrkosten zu rechnen ist als wenn man den Güterwagen falsch beschriftet.
Für den „Laien“ habe ich darum ja auch die kleine Orientierungshilfe in der Güterwagendatenbank eingebaut.
Diese:
http://www.stinnes-freight-logistics.de/gueterwagenkatalog/deutsch/gueterwagen/index.html
Alles was du über Güterwagengattungszeichen und Güterwagennummern suchst, findest du hier:
http://home.wtal.de/gueterwagen/gzde.htm
So ich hoffe dass ich dir und vielen andern einen ganz klein wenig Licht in das „Dunkel“ der Güterwagengattungsbuchstaben brachte.
Für weitere diesbezügliche Fragen stehe ich weiterhin zur Verfügung.
MfG
Modellfan