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Die britische LNER, Sir Nigel und die E-Loks

Rekoboy

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York, GB
Die damalige LNER (heute gibt es den Namen wieder - für die Schnellzüge von London über York nach Edinburgh), eine der 4 Privatbahngesellschaften, die durch Fusionen nach dem ersten Weltkrieg entstand, war in mancher Hinsicht sehr fortschrittlich, besonders in Punkto Hauptbahn von London nach Edinburgh, wo die schnellen Pazifikloks (A4, A3) des begnadeten Konstrukteurs Sir Nigel Gresley die Reisenden und die Bahnfans beeindruckten. Aber ich finde die Geschichte der elektrischen Traktion bei der ehemaligen LNER noch faszinierender. Die LNER hatte schon Erfahrungen mit der elektrischen Traktion - oben im Nordosten mit dem elektrifizierten Vorortnetz um Newcastle und mit einer reinen Güterbahn von Shildon bei Darlington nach Middlesbrough. Dort hatte man wichtige Erfahrungen mit der Elektrifizierung einer Hauptbahn mit 1 500 V Gleichstrom gesammelt. Siehe Foto von der E-Lok aus dem Jahr 1913. Aber ab 1936 war das große Projekt die Elektrifizierung der Hauptbahn von Manchester nach Sheffield durch die Pennine-Berge. Mit dem System 1 500V Gleichstrom sollte dann weiter elektrifiziert werden, womöglich die Ostküstenlinie von London über Doncaster und York nach Edinburgh, wohl wie sich Sir Nigel Gresley und der Vorstand der damaligen LNER das vorgestellt hatten. Als die Elektrifizierungsarbeiten an der Strecke von Manchester nach Sheffield und Wath (Verschiebebahnhof bei Barnsley) vor und nach dem Krieg fertiggestellt wurden, war das damals die elektrische Zukunft. 1941 gab es die erste neue E-Lok der LNER - die EM 1 - die aber erst nach dem Krieg in Holland richtig gestestet werden konnte. Die Holländer nannten die Testlok 'Tommy' - später bekam Tommy sogar richtige Namensschilder. Die elektrifizierte Strecke ist leider längst Geschichte, aber ich habe die schönsten Erinnerungen von meiner Jugendzeit, wie solche EM1 (später British Rail BR 76) in Doppeltraktion mit einer oder zwei Schiebelok(s)(!) endlos lange Kohlenzüge über die elektrifizierte Strecke von Barnsley nach Manchester hievten. Mit dem Sterben der Kohlenzechen in und um Barnsley starb auch die für teures Geld modernisierte Strecke. 1981 wurde die Fahrleitung (1500 V Gleichstrom) für immer abgeschaltet. Die grüne Dame im Foto übrigens lebt noch in unserem Bahnmuseum hier in York. Herzlichen Dank an Kevin C für das zweite Foto der Doppeltraktion, das 2 Monate vor dem Abschalten geschossen wurde.Die Baureihe EM 1 von Sir Nigel höchstpersönlich entworfen bekam nach dem Krieg eine grössere schnellere Schwester, die Baureihe EM 2, Co-Co statt Bo-Bo. Dann kam Ende der 1950er Jahre der große Kurswechsel - statt 1 500 V Gleichstrom wollte man in Zukunft in GB wie in Frankreich mit 25 000 V Wechselstrom elektrifizieren und viel Geld dabei sparen, denn die schwere Fahrleitung und die vielen Unterwerke bei 1 500 V Gleichstrom sind teuer. In der Steigung von Barnsley nach Penistone, wenn mit Vierfachtraktion (!) gefahren wurde, durfte nur ein Zug im Streckenabschnitt unterwegs sein - sonst wären die Speisekabel wohl zum Glühen gekommen und alle Sicherungen wären ausgeflogen. So blieb die Strecke von Manchester nach Sheffield und Barnsley ein teurer Inselbetrieb, die schnellen EM2 kamen nicht so richtig zum Einsatz und wurden in den 1970er Jahren nach Holland verkauft. Siehe Foto. Aber als es aussah, als ob diese Strecke zukunftsweisend wäre, sind Triang-Hornby und British Trix eingesprungen und habe Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre die EM1 (Trix) und die EM 2(Triang) mit mäßigem Erfolg auf den Markt gebracht - schöne Modelle, aber für viele Briten waren die Vorbilder unbekannt und eine Anlage mit Fahrleitung zu bauen wäre für viele Familien und Moba-Fans zu kostspielig und zu kompliziert gewesen. EM1 und EM2 waren mein Traum als Kind - aber wir hatten keinen Platz für eine stationäre Anlage - und kein Geld! Sollte Hornby in Zukunft diese schönen Loks in TT bringen - dann gibt's eine neue Anlage!! Ich bedanke mich bei meinen Moba-Freunden für die Modellfotos und bei Kevin C, Wikipedia und den Moba-Freunden vom Eastbank-Club für die Vorbildfotos.
NER 1913.jpg_~2.jpegEM 1 Sheffield.jpg76029.jpg1280px-Class_76_locomotives_76033_and_76031_at_Woodhead_on_24th_March_1981.jpgWD0325.jpgEM 2.JPGEM 2 Holland.jpgTriang EM 2.jpgTrix EM 1.jpg
 
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Vielen Dank für diesen Beitrag.

Warum hat die elektrische Traktion in Großbritannien eigentlich im Allgemeinen nicht diesen hohen Stellenwert wie auf dem Kontinent?
 
Die Fernbahn-Elektrifizierung hinkte im 20. Jahrhundert in GB immer hinterher - größtenteils aus zwei Gründen, erstens eine konservative Haltung der Manager, und zweitens dank einem Mangel an Investment. Der Staat und die Banken woll(t)en immer schnelle und große Rendite sehen, nicht Jahre warten - dazu kamen die Wirtschaftskrisen der 1920er und 1930er Jahre und die immensen finanziellen Folgen des zweiten Weltkriegs - und die Bahn ist lange Zeit das Stiefkind gewesen. Ich kann mich deutlich erinnern, als ich Kind war, sagte ein Kollege meines Vaters 'In 20 Jahren gibt es keine Eisenbahn mehr. Wir werden alle einen PKW haben - wozu die Bahn?'
 
Zur Elektrifizierung der Woodhead Line mit Gleichstrom (Kopie aus dem Hornby-Thread):

Das Projekt stammte noch aus der Zwischenkriegszeit, erste Ideen zur Elektrifizierung hatte die Great Central Railway schon vor dem 1. Weltkrieg. Die Technik hatte sich schon in den Niederlanden bewährt, außerdem war damit regeneratives Bremsen (Nutzbremsen) recht einfach. Obendrein steckte die Technik für 25 kV 50 Hz ~ damals noch ziemlich in den Kinderschuhen, es fehlte an bahnfesten Gleichrichtern, und die Wechselstrommotoren waren nicht so gut für die Traktion geeignet wie Gleichstrommotoren. Das änderte sich erst mit dem technischen Fortschritt in den 1950ern.

Selbst der Betrieb mit 25 kV 50 Hz ~ auf der Höllentalbahn im Schwarzwald war im Wesentlichen noch ein Experiment.

Warum hat die elektrische Traktion in Großbritannien eigentlich im Allgemeinen nicht diesen hohen Stellenwert wie auf dem Kontinent?
Das kann man heute eigentlich nicht mehr sagen. Die großen Hauptstrecken in England sind oder werden elektrifiziert, selbst die ehemalige GWR-Rennbahn von Paddington nach Bristol (und Cardiff) ist dran. Freilich gab es immer wieder Streit ums Geld. In den 1960ern sind die Briten natürlich wie der Rest der Welt auf das Märchen vom billigen Öl 'reingefallen, und vielleicht noch etwas tiefer als andere Länder ...
 
Offensichtlich hat auch in UK ein Umdenken stattgefunden und man hat erkannt, dass die Idee eines Wagens auf Schienen nicht die schlechteste war.

Ob Karl III. wie weiland seine seelige Mutter auch mit der Bahn fährt?
 
Der Hofzug besteht größtenteils aus Waggons, deren Wagenkasten der BR Mark 4 Reisezugfahrzeuge entstammen. In anderen Worten - sie sind HST-Waggons sehr ähnlich, werden aber mit Lok bespannt
 
Ich hab' mal das allwissende Wikipedia bemüht und konnte dort lesen, dass die für den Hofzug vorgehaltenen Lokomotiven der Klasse 67 im Eigentum von DB Cargo sind. Oh je. Die britische Seele muss viel aushalten.
 
Dieses Wochenende gibt es in York die jährliche sehr große Modellbahn-Ausstellung. yorkshow.org.uk Wie immer sind die meisten Anlagen in den Größen N, H0e und 00 oder H0 - aber es gab dazu eine Augenweide in TT, eine kleine, feine Anlage mit Vorbild ein E-Lok-BW in den letzten Tagen von Sir Nigels E-Loks. Als Anspielung auf das Haupt-BW der Gleichstromloks in Reddish bei Manchester heißt die Anlage 'Bluish'! Die E-Loks sind in Eigenbau entstanden (die Diesel auch!) und besitzen Fahrwerke von Gützold/BTTB - der Erbauer Phil Mason produzierte ein Ur-Modell aus Messing und Kunststoff und ließ dann von einer Spezialfirma 20 Lokkästen aus Harz produzieren. Phils Arbeit kann sich wirklich sehen lassen! IMG_20240330_115212_575.jpgIMG_20240330_114930_560.jpgIMG_20240330_114910_608.jpg
 
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Und....diese Mini-Anlage in H0e auf einem Blumentopf muss man auch auf der Ausstellung gesehen haben! Der Erbauer aus Nordirland ist auch TT-Fan - seine Werke sind herrlich verschroben. Er bittet wegen dem fehlerhaften Deutsch um Verzeihung! Die beste Anlage m.E ist die von einem Mitarbeiter des hiesigen Modellbahnladens und zeigt den Olympia-Bahnhof in London-Kensington. Allerdings in N.
 

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