Frickelei Nummer 60: BR 98.60 / Lenz d
als Werkslokomotive Nr. 1 der Quack & Salber
Geschichte:
Mit Planung der Strecke Hartengrund-Überwald meldeten viele entlang der Trasse liegende Industriebetriebe Bedarf an einem Gleisanschluss an. Insbesondere das kleine Industriestädtchen Dreggsch verfügte bereits über eine ansehnliche Wirtschaft und mit dem Bahnhofsbau ab 1886 wurden auch immer mehr Industriegleise verlegt. Die Quack-&-Salber-Werke begannen mit einem einfachen Ladegleis, bauten ihre Anlagen jedoch kontinuierlich aus. Schon bald war der Werksverkehr so groß geworden, dass die Wagen-Zustellung durch Staatsbahn-Lokomotiven sowie der Handverschub im Gelände untragbar wurden.
Im Jahre 1894 suchte die Fa. Quack & Salber nach einer eigenen Werkslokomotive. Hartmann - zweifellos der naheliegendste Lieferant - war mit Aufträgen der K.Sächs.Sts.E.B. ausgelastet und konnte auf Monate nicht liefern.
Sehr viel weiter nördlich ließ die Fa. Lenz & Co zur selben Zeit immer mehr private Kleinbahnen errichten. Dafür ließ man bei Vulcan in Stettin zahlreiche
Lokomotiven nach vereinheitlichten Typzeichnungen bauen. Insbesondere die kleinen B-Kuppler vom Typ Lenz d wurden paketweise bestellt, bildeten sie doch das Rückgrat der meisten neuen Strecken. Im Sommer 1894 zuerschlug sich eines dieser Projekte und Lenz & Co hatte plötzlich für mehrere vorbestellte Lokomotiven keine Verwendung mehr. Dem jungen Unternehmen drohten Finanzierungsschwierigkeiten, daher vereinbarte man mit Vulcan, dass diese günstig anderweitig verkauft werden dürften. Der umtriebige Dr. Salber erlangte davon Kenntnis und schlug sofort zu.
Vor Jahresende 1894 dampfte die erste eigene Werkslokomotive, die "Nr. 1", über das Werksgelände der Fa. Quack & Salber. Im Jahre 1895 erhielt man auch die Streckenzulassung für Gleise der K.Sächs.Sts.E.B. und die Genehmigung, fortan Rangierverkehre ab und bis
Bahnhof Dreggsch durchzuführen. Die kleine Lokomotive versorgte neben der eigenen Fabrik bald auch benachbarte Anschließer - eine willkommene Einnahmequelle - und gehörte in der geschäftigen Vorstadt zum täglichen Straßenbild.
Im Sommer des Jahres 1896 präsentiert sich das kleine Maschinchen immer noch hervorragend gepflegt, wenngleich ein klein wenig verschmutzt, im Bahnhof Feucht. Man hatte einen Wartungsvertrag mit der Lokomotivwerkstatt in Hartengrund abgeschlossen (später Bw) und durfte zu Überführungszwecken auch die Staatsbahnstrecke befahren. Obwohl für den Einmannbetrieb geeignet wurde die Maschine in Sachsen fast immer doppelt besetzt. Das ständige Weichenstellen, Kuppeln und Hobeln im Industriegebiet erforderte einenn zweite Mann mehr als das gelegentliche Kohlenschippen. Das Äußere hat man regionalen Vorstellungen angepasst: Schwarze Esse, dunkle Rauchkammertür und einige abgesetzte Details verzieren die Lok. Vorm Kohlenkasten befindet sich eine kleine Werkzeugkiste mit dem Nötigsten, um mal ein klemmendes Ventil oder einen bockigen
Wagen wieder gangbar zu machen. Auf der Lokführerseite liegt fast immer ein Sack Streusand griffbereit. Mangels Radsatz-Sandungsvorrichtung muss bei rutschigen Gleisen und Steigungen der zweite Mann per Hand ran.
Ergebnis:
Bau:
Das Modell der Lenz d stammt von >
Ralph Schwenke< und wurde hier auch schon >
reichlich besprochen<.
Zunächst wurde allerlei Elektronik unter das Gehäuse gestopft. Die Decoder-Schnittstelle befindet sich vor dem Motor quer unter den Wasserkästen. Ein DH10C sorgt nach entsprechender Abstimmung für traumhafte Fahreigenschaften. Eine Ladeschaltung von Fischer puffert in Verbindung mit 5 Tantal-Kondensatoren unter dem Führerhausdach sehr zuverlässig Weichenherzstücke, kleinere Verschmutzungen und schlechte Gleisübergänge weg. Digitalkupplungen von SD-Modell sorgen für zusätzlichen Rangierspaß. Auf Licht habe ich verzichtet, wenngleich das leicht nachzurüsten gewesen wäre - die Platine ist sogar schon dafür vorbereitet! Aber ganz ehrlich: Modultreffen sind fast nur im "Tagfahrmodus", ich selber fahre nur bei Tag und in Epoche 1 hat man die Gaslaternen nur entzündet wenn es notwendig war. Reicht mir erst mal so.
Der Decoder bremst das ohnehin ganz gut übersetzte Modell auf echte vorbildgerechte 35 km/h ein. Für die 2 Meter vom Bahnhof Feucht braucht die kleine Lok jetzt ganze 25 Sekunden bei Höchstgeschwindigkeit. Auf Modultreffen darf ich die nie einsetzen, das gibt Hass :-D Zum Rangieren und Spielen daheim ein echter Spaß, zumal die Beschleunigungs- und Bremswege sehr großzügig eingestellt wurden, um vorausschauende Handlungen zu erzwingen (das Original hatte schließlich auch nur eine ganz einfache Handbremse auf einer Achse!).
Zum Zerlegen entfernt man die vorderen zwei Schrauben in der Bodenplatte. Dann kann man das Gehäuse an der Rauchkammer nach vorne oben abheben. Die hintere Seite wird von zwei Stiften gehalten, welche innen an der Führerhausrückwand sind und die in einem kleinen Blech-Winkelchen am Fahrwerk einrasten. Die beiden hinteren Schrauben bleiben am besten drin - die halten die Bodenplatte am Getriebe.
Digital-Kupplungen:
Die Verlegung der Kabel zur vorderen Kupplung war eine Herausforderung. Die Platine sitzt bündig am Gehäuse, d.h. die dünnen Kabel wären gequetscht worden. Zur Sicherheit kam Schrumpfschlauch drum, dennoch musste ich zusätzlich zwei Ausschnitte in die Platinenkante fräsen. Mit einer ruhigen Hand schafft man es gut, die Leiterbahnen dabei intakt zu lassen. Die hinteren Kupplungsleitungen konnten durch vorhandene Bohrungen in der Platine geführt werden. Bei Verwendung von Magnetartikeln (wie Kupplungen) sollte man Freilaufdioden installieren, um den Decoderausgang von der Selbstinduktionsspannung der Spulen zu entlasten. Da ich gerade keine SMD-Dioden da hatte mussten zwei bedrahtete Teile herhalten. Man sieht, dass es unter dem Decoder verdammt eng zugeht. Passt aber.
Die Kupplungen wurden gekürzt, um engere Pufferabstände zu ermöglichen und die Metallhaken noch etwas befeilt, um wirklich zuverlässig auszukuppeln. Das Einstellen des Kupplungswalzers benötigte einige Zeit, bis es mit wirklich allen Wagentypen verschiedenster Hersteller lief, macht jetzt aber echt Spaß.
Pufferspeicher:
Die Tantal-Kondensatoren liegen in schwarzem Schrumpfschlauch unter dem Führerhausdach. Sie ragen ganz minimal bis in die Fenster, aber das sieht man nur, wenn man die Nase auf Gleishöhe hat. Die Ladeschaltung ist hinten mittig zwischen den Fenstern an der Führerhausrückwand angeklebt. Von dort führt eine Steckverbindung zum Decoder, um das Gehäuse weiterhin abnehmen zu können. Die Fahreigenschaften waren vorher schon wirklich gut, auch weil die Achsen leicht federnd mit Höhenspiel gelagert sind. Trotzdem hat ein B-Kuppler natürlich Stellen, wo's ruckelt. Den Bahnhof Feucht konnte die Lenz d ohne
Puffer in sehr langsamer Fahrt mit zwei bis drei Rucklern oder Anstupsern durchfahren. Seit der Puffer installiert ist bleibt sie selbst in wirklicher Schleichfahrt fast nie mehr stehen.
Optik:
Die Lok wurde farblich gesupert und an meine Wünsche angepasst. Zylinderdeckel, Esse, Rauchkammertür, sämtliche Handläufe, Stellstangen, Ventile und der Kohlenkasten wurden mattschwarz. Die Glocke besteht neuerdings aus Messing(farbe). Hinter den Loklaternen befanden sich kleine Löcher im Umlauf, welche zur Durchführung von Kabeln gedacht waren. Ich habe dort gegossene Messing-Griffstangen von MMC eingesetzt. Die Laternen wurden zunächst silber ausgelegt und anschließend mit
Sekundenkleber als Glasimitat ausgegossen. Die Fenster wurden mit transparenter Plastikfolie hinterlegt. Der Führerstandsdurchblick ist ungehindert, wenn nicht gerade die Kabel zum Speicher-Elko verrutschen. Trotzdem habe ich der guten Lok auch noch zwei Personale spendiert. Beide entstammen irgendwelchen unbemalten Preiser- und NOCH-Figuren-Bausätzen und wurden erheblich umgeschnitzt. Auf dem Umlauf sind Werkzeugkiste und Sandsack hinzu gekommen, die Pufferbohle hat Zughaken erhalten. Zum Abschluss gab es wie immer diverse Pulverfarben, um den gleichmäßigen Flächen etwas Struktur zu geben.
Fazit:
Geile Sache! Ich bin hellauf begeistert von der kleinen Lok. Als Rangierhobel in Dreggscher Diensten ein Traum.