• Hallo TT-Modellbahner, schön, dass du zu uns gefunden hast.
    Um alle Funktionen nutzen zu können, empfehlen wir dir, dich anzumelden. Denn vieles, was das Board zu bieten hat, ist ausschließlich angemeldeten Nutzern vorbehalten. Du benötigst nur eine gültige E-Mail-Adresse und schon kannst du dich registrieren.
    Deine Mailadresse wird für nichts Anderes verwendet als zur Kommunikation zwischen uns.
    Die Crew des TT-Boardes

Vorbild Křimov - Pohraniční (Krima - Böhmisch Reizenhain)

Eine strapaziöse Spurensuche

23.02.2014
Perfekte Vorfrühlingsbedingungen lockten mich an diesem klaren frostigen Morgen zu einer Unternehmung auf den Erzgebirgskamm. Ich fuhr nach Tschechien und erreichte den etwas abseits des eigentlichen Ortes liegenden Bahnhof Křimov.
Der Bahnhof war einst ein Verkehrsknoten an der 1872 eröffneten Bahnstrecke Komotau - Weipert - (Grenze) und der 1875 eröffneten Strecke Krima-Neudorf - Reizenhain - (Grenze) der Buschtiehrader Eisenbahn (B.E.B.) bzw. Buštěhradská dráha (BD). Kurioserweise erfolgte die durchgehende Kilometrierung der Strecke von Komotau nach Reizenhain und separat von Krima-Neudorf nach Weipert. Der Streckenast nach Reizenhain wurde 1972 stillgelegt und von 1985-1987 abgebaut.
Diese Trasse wollte ich heute auf einer Spurensuche begehen.

Ich startete also am Bahn-km 22,8 Křimov - nádraží (Krima-Neudorf - Bahnhof) auf 750 m Höhe. Die Abzweigweiche am Bahnhofskopf lag noch und gab einen ersten Hinweis auf den einstigen Streckenverlauf, der mittlerweile durch Buschwerk erobert wurde. Auf der angrenzenden Wiese war dann die Trasse eingeebnet. Hinter der Straße wurde in einem Gehölzstreifen das Planum wieder sichtbar. Zu meinem Erstaunen gab es hier in Schattenlagen noch ansehnliche Schneereste. Mal mehr oder weniger gut ließ sich die Trasse im folgenden Verlauf begehen, dabei ist die vegetationsarme Zeit sicher von Vorteil. Mich behinderten heute aber auch alte verharschte Schneewehen. In einer großen Schleife führte die Strecke nun gleichmäßig steigend bergwärts bis zum Bahn-km 25,7 Menhartice - býv. zastávka (Märzdorf - ehem. Haltepunkt) auf 786 m Höhe. Der etwas entfernt liegende eigentliche Ort ist wegen eines Talsperrenbaus vollständig abgetragen worden. Im Verlauf fehlten einige kleinere ursprünglich mit Stahlüberbauten versehene Brücken und mussten jeweils umgangen werden. Vom relativ offenen Gelände ging die Strecke nun nach einem Richtungswechsel in den Wald über. Neue Behinderungen ergaben sich durch Jungwuchs und Totholz. Auf 826 m Höhe überquerte die Strecke ihren Scheitelpunkt. Am Bahn-km 30,1 wurde jetzt auf 818 m Höhe Hora Svatého Šebastiána - býv. nádraží (Sebastiansberg - ehem. Bahnhof) erreicht. Hier legte ich eine erste Pause ein. Hinter dem Bahnhofsgelände traf ich auf die erste fehlende große Talbrücke (Bild aus Betriebstagen). Hier galt es steil abzusteigen, den Bach zu queren und die Gegenseite zu erklimmen. Nach einem kurzen Stück folgte die zweite fehlende Talbrücke. Hier kam erschwerend die schattige Waldlage des Tales mit völlig vereisten Hängen hinzu. Nach dem Gefühl her war der nächste Abschnitt mit teilweise dickeren Bäumen als zuvor bestanden und der Anteil von Totholz war höher. Bei Unbegehbarkeit wich ich in den angrenzenden Wald aus oder nutzte die glücklicherweise zumeist gefrorenen Gräben für ein Weiterkommen. Nichtsdestotrotz waren die Stiefel nach einiger Zeit durchfeuchtet. Etwas erschöpft kam ich schließlich am Bahn-km 35,6 nach Reitzenhain v Čechách - býv. zastávka (Reizenhain - ehem. Haltepunkt) auf 780 m Höhe. An dieser Stelle eine Erläuterung zum Namen der Station:
bis 1938 Reizenhain
bis 1945 Reitzenhain (Böhmen)
bis 1948 Reitzenhain v Čechách
Eine Umbenennung in den neuen tschechischen Namen Pohraniční erfolgte nicht mehr, da der Ort nahezu getilgt wurde. Ab 1948 war der Bahnverkehr ab Hora Svatého Šebastiána bis zur Grenze faktisch eingestellt, die Strecke wurde jedoch bis Anfang der 1970er Jahre leidlich betriebsfähig vorgehalten. Mit dem Ausbau des Straßengrenzüberganges wurde die Bahnverbindung dann unterbrochen. Bis zur 1945 erfolgten Einstellung des grenzüberschreitenden Verkehrs fand die Grenzbehandlung der durchgehenden Züge im sächsischen Reitzenhain statt. Die B.E.B. und später die ČSD verfügten dort über entsprechende Nutzungsrechte. Der Haltepunkt auf tschechischem Gebiet wies daher nur das durchgehende Streckengleis und keine weiteren Nebenanlagen auf.

Mein Rückweg führte nun entlang der Straße nach Pohraniční (Böhmisch Reizenhain). Der einstige Ort ist bis auf drei Anwesen abgetragen. Der weitere Marsch an der Straße war am Wanderwegweiser mit zwei Kilometern beziffert gewesen, aber ein Nachmessen auf der Karte ergab schließlich 3,75 km. Endlich konnte ich auf einen Waldweg aufbiegen. Der verlief geradeaus bis zum Horizont durch eine langgezogene Senke. Später passierte ich den Nový rybník (Ü. d. A.: Neuteich). Streckenweise war der Weg nun schneebedeckt und die Fahrspuren waren vereist, was das Vorankommen erschwerte. Im Verlauf querte ich insgesamt dreimal die einstige Bahntrasse. Kurz vor der letzten Querung stand ein steiler Abstieg ins Tal des Chomutovka-Baches bevor. Unten angekommen, wendete sich der Wanderweg wieder bergwärts. Im Anschluss kam ich nach Hora Svatého Šebastiána (Sankt Sebastiansberg). Nach dem Ort lief ich links der Umgehungsstraße weiter und ging 100 m über eine Wiese bis zur alten Straße. So kam ich nach Křimov - nádraží (Krima-Neudorf - Bahnhof) zurück und schloss meine Runde erschöpft aber zufrieden ab.

Wanderstrecke:
Křimov nádraží > Menhartice býv. zastávka > Hora Svatého Šebastiána býv. nádraží > Reitzenhain v Čechách býv. zastávka > Pohraniční > Nový rybník > Hora Svatého Šebastiána > Křimov nádraží (29,5 km)
Ausführlicher Wanderbericht:
https://www.hikr.org

Fakten zur Bahnstrecke Křimov - Reitzenhain v Čechách - (Grenze) (Krima-Neudorf - Reizenhain)
Länge: 13 km
Scheitelhöhe: 826 m
Inbetriebnahme: 1875
Einstellung des grenzüberschreitenden Verkehrs: 1945
Einstellung des Personenverkehrs/Güterverkehrs: 1948/Ende 1950er Jahre
Stilllegung: 1972
Rückbau: am Grenzübergang Anfang 1970er Jahre/Strecke 1985-1987 (
Bildserie)


IMG_6393-Krimov-Abzweig.JPG
Bild 1: Křimov - nádraží (Krima-Neudorf - Bahnhof), einstiger Abzweig nach Reizenhain

IMG_6395-Trasse.JPG
Bild 2: Trasse

IMG_6397-Steinbruecke.JPG
Bild 3: Steinbrücke

IMG_6401-abgebaute-Bruecke.JPG
Bild 4: Abgebaute Brücke

IMG_6402-WH-275.JPG
Bild 5: Wärterhaus 275

IMG_6403-Menhartice-Bahnsteigrest.JPG
Bild 6: Menhartice - býv. zastávka (Märzdorf - ehem. Haltepunkt), Bahnsteigrest

IMG_6404-Kilometerstein-25-8.JPG
Bild 7: Kilometerstein 25,8

IMG_6405-abgebaute-Bruecke.JPG IMG_6406-abgebaute-Bruecke.JPG
IMG_6407-abgebaute-Bruecke.JPG IMG_6409-abgebaute-Bruecke.JPG
Bild 8-11: Abgebaute Brücken

IMG_6410-WH-276.JPG
Bild 12: Wärterhaus 276

IMG_6411-Schwellenhaufen.JPG
Bild 13: Schwellenhaufen

IMG_6412-abgebaute-Bruecke.JPG
Bild 14: Abgebaute Brücke

IMG_6413-Trasse.JPG
Bild 15: Gut begehbare Trasse

IMG_6414-abgebaute-Wegueberfuehrung.JPG
Bild 16: Abgebaute Wegüberführung

IMG_6417-Trasse.JPG
Bild 17: Trasse mit Jungwuchs

IMG_6419-Signalfundament.JPG
Bild 18: Signalfundament

IMG_6420-Signalfuss.JPG
Bild 19: Signalfuß

IMG_6421-Reste-Drahtspanner.JPG
Bild 20: Reste eines Drahtspanners

IMG_6422-abgebaute-Wegueberfuehrung.JPG
Bild 21: Abgebaute Wegüberführung

IMG_6423-WWH.JPG
Bild 22: Hora Svatého Šebastiána - býv. nádraží (Sebastiansberg - ehem. Bahnhof), Weichenwärterbude

IMG_6424-WH 278.JPG
Bild 23: Hora Svatého Šebastiána - býv. nádraží, Wärterhaus 278

IMG_6425-Sebastiana-Fundament-GS.JPG
Bild 24: Hora Svatého Šebastiána - býv. nádraží, Fundament des Güterschuppens

IMG_6426-Sebastiana-Fundament-EG.JPG
Bild 25: Hora Svatého Šebastiána - býv. nádraží, Fundament des Empfangsgebäudes

IMG_6427-abgebaute-Talbruecke.JPG IMG_6428-abgebaute-Talbruecke.JPG
IMG_6431-abgebaute-Talbruecke.JPG
Bild 26-28: Abgebaute Talbrücke 1

IMG_6432-Trasse.JPG
Bild 29: Trasse

IMG_6433-abgebauter-Seilzugrollenkasten.JPG
Bild 30: Abgebauter Drahtzugrollenkasten

IMG_6434-Seilzughalter.JPG
Bild 31: Drahtzughalter

IMG_6435-abgebaute-Talbruecke.JPG IMG_6436-abgebaute-Talbruecke.JPG
IMG_6437-abgebaute-Talbruecke.JPG
Bild 32-34: Abgebaute Talbrücke 2

IMG_6438-WH-280.JPG
Bild 35: Wärterhaus 280

IMG_6439-abgebaute-Bruecke.JPG
Bild 36: Abgebaute Brücke

IMG_6440-Telegrafenmast.JPG
Bild 37: Telegrafenmast

IMG_6441-Durchlass.JPG
Bild 38: Durchlass

IMG_6442-Schwellenhaufen.JPG
Bild 39: Schwellenhaufen

IMG_6443-Steinbruecke.JPG
Bild 40: Steinbrücke

IMG_6444-Telegrafenmast.JPG
Bild 41: Telegrafenmast

IMG_6445-Trasse.JPG
Bild 42: Trasse

IMG_6447-abgebaute-Bruecke.JPG
Bild 43: Abgebaute Brücke

IMG_6448-Schwellenhaufen.JPG
Bild 44: Schwellenhaufen

IMG_6449-abgebaute-Bruecke.JPG
Bild 45: Abgebaute Brücke mit Querungshilfe

IMG_6450-WH-282.JPG
Bild 46: Wärterhaus 282

IMG_6451-Schwellen.JPG
Bild 47: Schwellen

IMG_6452-Schwellenhaufen.JPG
Bild 48: Schwellenhaufen

IMG_6453-Trasse.JPG IMG_6455-Trasse.JPG
Bild 49-50: Trasse

IMG_6456-Ausleger-Telegrafenleitung.JPG
Bild 51: Ausleger der Telegrafenleitung

IMG_6457-Reitzenhain-v-Cechach-Bahnsteigrest.JPG
Bild 52: Reitzenhain v Čechách - býv. zastávka (Reizenhain - ehem. Haltepunkt), Bahnsteigrest

IMG_6458-WH-283-Trassenende.JPG
Bild 53: Wärterhaus 283, heutiges Trassenende, im Rücken befinden sich Grenze und Straßenbrücke

Kommentare

Da gibt es sicher andere Strecken denen man hinterhertrauern muss.
Diese war faktisch von 1958 bis zur endgültigen Stilllegung 1972 verkehrslos.
Mit dem Abbruch 1985-1987 ist man wahrscheinlich nur der Selbstauflösung zuvorgekommen.
 
Von den angezeigten Klicks pro Beitrag ist sicher ein guter Teil von mir :icon_wink Finde immer wieder Anregungen zum Nachbauen, ob Durchlass, Brückenkopf oder Bahnanlagen jenseits aller Modernisierung.

Dankeschön :)
 

Blogeintragsinformationen

Autor
vozmistr
Read time
4 min read
Aufrufe
2.755
Kommentare
5
Letztes Update

Weitere Einträge in Reiseberichte

  • Varnsdorf im November
    hier mal ein kurzer Blick über die Grenze am Heizkraftwerk sind alle Gleise mit Wagen...
  • Sonntags um 10 in Zittau
    Da setzt sich der Eisenbahnfan an den Ecktisch im Cafe in der Leipziger Straße um Eisenbahn zu...
  • Teil 2 Pfingsten ins Böhmsche
    Die Rücktour von Usti war dann noch ein wenig Abenteuermäßig von Usti nach Decin brachte uns ein...
  • Pfingstmontag ins Böhmsche
    Hallo miteinander Pfingstmontag haben wir unseren jährlichen Bahnausflug ins böhmsche...
  • Turow
    Hallo miteinander am 02.06. kam ein Sonderzug nach Turow PL der war voll besetzt und mit einer...

Weitere Einträge von vozmistr

Diesen Eintrag teilen

Zurück
Oben