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Vorbild Coal Services - Ein Schieben und Ziehen

Auf einem Ausflug passierte ich jeweils bei Hin- und Rückreise den Verladebahnhof Hrabák des Braunkohlentagebaus Vršany im Ort Čepirohy (Tschöppern) südlich von Most (Brüx). Ein kurzer Besuch an der Grubenbahn weckte bei mir den Appetit auf eine nähere Erkundung. Einige Tage darauf machte ich einen morgendlichen Versuch, den ich wegen großer Wärme nach kurzer Zeit abbrach. Bei einem weiteren Besuch eine Woche darauf gelang schließlich eine Betrachtung des Themas in der gewünschten Tiefe. Die beigefügten Fotos stammen von allen Besuchen, da ich „erledigte“ Motive nicht erneut aufgenommen habe.

So begab ich mich also in Richtung Most. Zunächst fuhr ich südlich der Stadt über die Straße II/255 zum Aussichtspunkt Vršanská vyhlídka. Hier hat man einen guten Einblick in den Braunkohlentagebau lom Vršany, der sich westlich von Most am Fuße des Berges Ressl befindet. Der Name der Grube stammt vom im Zuge ihrer Erschließung abgetragenen Ort Vršany (Würschen). Der Tagebau hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 4,5 km und eine Ost-West-Ausdehnung von 7 km. Die Straße 255 führt gemeinsam mit mehreren Hochspannungstrassen und einer zweigleisigen elektrifizierten Grubenbahn auf einem Landrücken von Nord nach Süd durch das Gelände. Durch einen Neuaufschluss von Osten her, wird dieses Areal in den nächsten Jahren noch abgebaggert. Das Verlassen der Straßenzone ist nicht gestattet. Die Zutrittsverbote werden nach Aktionen von militanten Kohlegegnern von Wachschutzunternehmen intensiv überwacht und rigoros durchgesetzt.

Zur Geschichte ist festzuhalten, dass in der Region bereits seit dem 15. Jh. Kohle abgebaut wurde. Dies geschah an ausstreichenden Flözen im Tiefbau über Schachtanlagen. Wegen mangelnder Transportmöglichkeiten beschränkte sich der Abbau lange Jahre auf den lokalen Bedarf. Mit dem Bau von Eisenbahnen nahm der Förderumfang erheblich zu. Der Abbau erfolgte bei sich verbessernden technischen Möglichkeiten aber weiterhin im Tiefbau. Wegen der zunehmenden Gefahren von Verbrüchen und Explosionen stellte man nach Fortentwicklung der Erdbewegungstechnik schrittweise auf den Tagebaubetrieb um. Diese Entwicklung endete in den heutigen Großtagebauen. Dabei wird nicht nur unverbrauchter Naturraum sondern auch das Gelände alter Tiefbaue bearbeitet, was für die heutige Großtechnik auch nicht ganz ungefährlich ist. In Einzelfällen sind schon riesige Schaufelradbagger in alte Grubenbaue eingebrochen. Auffällig in tschechischen Tagebauen ist das Fehlen der aus Deutschland bekannten Abraumförderbrücken. Diese wären für hiesige Bedingungen mit mehrfach wechselnden Vortriebsrichtungen einfach zu unflexibel. So sieht man hier nur Schaufelradbagger, Grubenbahnen und Bandanlagen. Der Tagebau Vršany der Firma Vršanská uhelná a.s. (Czech Coal Group) hat einen genehmigten Betriebsplan bis 2035, der mit einer theoretisch möglichen Jahresförderung von 10 Mio. t kalkuliert. Momentan werden durchschnittlich nur etwa 7 Mio. t gefördert, was auf eine eher langfristige Strategie schließen lässt.

5 Mio. t Kohle bringt man über eine nicht elektrifizierte, etwa 7 km lange Anschlussbahn zum Kraftwerk Počerady (Potscherad). Der Rest wird zum einen Teil über eine elektrische Grubenbahn zum Kraftwerk Komořany und zum anderen Teil via Počerady an externe Abnehmer geliefert. Den Betrieb dieser internen Bahnlinien bestreitet die Firma Coal Services. So begab ich mich zur Brücke der Anschlussbahn über die Straße I/27. Ab hier wird die Strecke Richtung Počerady bis Lisnice (Lischnitz) von einem öffentlich zugänglichen Fahrweg begleitet. Gleich hinter der Straßenbrücke befindet sich ein Kreuzungsbahnhof, in Lisnice befindet sich noch ein Zweiter. Die beladenen 11-Wagen-Kohlezüge mit Selbstentladewagen werden von kleinen zweiachsigen Diesellokomotiven der Reihe 709 nach Počerady gezogen. Auf der Rückfahrt verkehren sie geschoben. Um die jährlichen 5 Mio. t zu transportieren, müssen pro Stunde 570 t bewegt werden. Ein Zug enthält knapp 500 t Kohle, pro Stunde habe ich 2-3 beladene Züge gezählt, was darauf schließen lässt, dass es auch Betriebspausen geben wird. Die Kohle hat einen Aschegehalt von etwa 38 %, diese Masse muss vom Kraftwerk in den Tagebau zurück befördert werden. Das übernehmen 13-Wagen-Aschezüge mit Seitenkippwagen, die von vierachsigen Diesellokomotiven der Reihe 740 leer nach Počerady gezogen und auf der Rückfahrt beladen geschoben werden. Die Langzüge für externe Kunden verkehren dagegen stets gezogen. Auf dem Hügel Na Boulích nördlich der Bahn hat man eine gute morgendliche Fotoposition, nach dem Mittag steht man besser südlich der Strecke. Während etwa 2 Stunden sollte man einen ausreichenden Überblick über das Bahnverkehrsgeschehen erhalten, mit etwas Glück ist auch ein Langzug für externe Kunden dabei. Heute hatte ich dieses auf meiner Seite und sah einen beladenen Kohlecontainerzug von EP Cargo. Diesen wollte ich in Počerady bei der Übergabe beobachten. Ich kalkulierte, dass ich trotz Rückweg zu Fuß und Fahrstrecke mit dem Auto zwar nicht das Eintreffen, wohl aber das Fertigmachen und die Abfahrt sehen könnte. Mehr dazu in einem zweiten Bericht.

Karte: 1:50.000, KČT Nr. 5 Krušné hory Chomutovsko a Mostecko oder mapy.cz
Anfahrt: Auto bis zur Vršanská vyhlídka, nach Most-Čepirohy und Počerady

Der Aussichtspunkt Vršanská vyhlídka, der Flurweg nach Lisnice ab der Brücke der Anschlussbahn über die Straße I/27 und der Bahnhof Počerady bieten gute legale Möglichkeiten den Tagebaubetrieb und die damit zusammenhängenden Transportaktivitäten zu beobachten. Der Verladebahnhof Hrabák sowie das Kraftwerk Počerady hingegen sind unzugänglich und schlecht einsehbar.

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Bild 1: Lom Vršany, der Braunkohlentagebau gesehen vom Aussichtspunkt Vršanská vyhlídka

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Bild 2: Lom Vršany, Bandantrieb, gleichzeitig Sektionswechsel, die großen Bänder laufen mit 5 m/s

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Bild 3: Lom Vršany, Kohlegewinnung am Flöz

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Bild 4: Lom Vršany, Infotafel, ich habe Standort und geplante Abbaurichtung hervorgehoben

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Bild 5: Lom Vršany, Bandanlagen beim Verlassen des Tagebaus, Abzweig in ein Zwischenlager

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Bild 6: Lom Vršany, Bandanlagen, Rückführung aus dem Zwischenlager, alles eine staubige Angelegenheit

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Bild 7: Kreuzungsbahnhof vor der Werkseinfahrt zum Verladebahnhof Hrabák, Coal Services 267 (740 889-1) mit leerem Aschezug in Richtung Počerady

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Bild 8: Kreuzungsbahnhof vor der Werkseinfahrt zum Verladebahnhof Hrabák, Coal Services 311 (709 704-1) mit vollem Kohlezug in Richtung Počerady (Zugfolge 5 Minuten)

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Bild 9: Kreuzungsbahnhof vor der Werkseinfahrt zum Verladebahnhof Hrabák, Zugkreuzung mit rückkehrendem geschobenem Leerzug

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Bild 10: Nemilkovský rybník und Kraftwerk Počerady

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Bild 11: Coal Services 307 (709 525-0) mit vollem Kohlezug in Richtung Počerady

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Bild 12: Voller Kohlezug in Richtung Počerady

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Bild 13: Geschobener voller Aschezug in Richtung Tagebau

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Bild 14: Coal Services 268 (740 890-9) schiebt vollen Aschezug in Richtung Tagebau

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Bild 15: Geschobener voller Aschezug in Richtung Tagebau

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Bild 16: Coal Services 268 schiebt vollen Aschezug in Richtung Tagebau

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Bild 17: Coal Services 310 (709 703-3) mit vollem Kohlezug in Richtung Počerady

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Bild 18: Kreuzungsbahnhof Lisnice im Zoom

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Bild 19: Coal Services 311 mit vollem Kohlezug in Richtung Počerady

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Bild 20: Geschobener leerer Kohlezug in Richtung Hrabák

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Bild 21: Geschobener leerer Kohlezug in Richtung Hrabák, dieser Kasten links leuchtet im Dunklen rot aber für eine normale Lampe scheint er überdimensioniert, ich vermute eine Mischung mit Infrarotscheinwerfer und Kamera (wie in der Militärtechnik).

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Bild 22: Coal Services 310 (709 703-3) schiebt leeren Kohlezug in Richtung Hrabák

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Bild 23: Coal Services 267 mit EP Cargo-Kohlecontainer-Vollzug in Richtung Počerady

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Bild 24: EP-Cargo-Kohlecontainer-Vollzug in Richtung Počerady

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Bild 25: Coal Services 268 mit leerem Aschezug in Richtung Počerady (Zugfolge 5 Minuten)

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Bild 26: Coal Services 308 (709 534-2) mit vollem Kohlezug in Richtung Počerady (Zugfolge 8 Minuten)

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Bild 27: Kreuzungsbahnhof vor der Werkseinfahrt zum Verladebahnhof Hrabák, Zwischensignale für Schiebeloks nur in dieser Fahrtrichtung

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Bild 28: Coal Services 307 (709 525-0) schiebt leeren Kohlezug in Richtung Hrabák

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