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Modelltest R.P.s Testbericht zur 18er

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R.P.

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Mein subjektiven Erfahrungen mit Jagos 18 201 - Teil 1

MHouben schrieb:
Aber bis auf weiteres warte ich jetzt mal auf R.P.W.s auftauchen. Hoffentlich sitzt der nicht seit Tagen 'heulend' vor seiner 18 im Testkeller :)

Nein, sitze ich nicht. Im Gegenteil. Ich hocke verzückt vor meiner kleinen Testanlage, wo die schöne Lok (nach einer kleinen Korrektur am vorderen Drehgestell) inzwischen mit einem standesgemäßen Zug auch durch kleine Radien störungsfrei ihre Runden dreht.

Ich finde es bemerkenswert, daß die kleine Firma Jago es in etwa einem Jahr seit Ankündigung geschafft hat, diese Lok auf die Räder zu stellen. Ganz offen: Ich habe lieber im "hier und jetzt" eine Lok mit kleinen, für TT-Verhältnisse durchaus tolerablen Unstimmigkeiten, die das Gesamtbild eigentlich nicht stören, als ein Modell, welches vermutlich nicht wesentlich billiger, aber dafür erst am St. Nimmerleinstag ausgeliefert wird.

Jetzt zum Modell. Zunächst, was mir gefällt. Die Gravuren der Gehäuse sind offenbar keine Abgüsse alter BTTB-Gehäuse, sondern sauber konstruierte Teile mit wunderbar glatten Kanten und zierlichen Details. Viele einzeln angesetze Leitungen. Die Lokschilder sind sämtlich aus Neusilber geätzt und gerade angebracht. Die seidenmatte Lackierung ist sehr sauber - scharfe Trennkanten und homogene Oberflächen - ohne dabei einen allzu sterilen Eindruck zu vermitteln. Hier ist meiner Ansicht nach ein optimaler Kompromiß gelungen. Einen zu dicken Lackauftrag, wie hier irgendwo geschrieben, kann ich an meinem Modell nirgendwo finden. Einzig: Der Lack ist etwas vulnerabel.

Das Laufwerk ist in den Gesamtproportionen stimmig und harmoniert mit dem Aufbau. Die Speichen sind filigran, die Räder an meinem Modell zeigen nicht die geringste Neigung zum unrunden Lauf. Da die Dinger vermutlich im Schleudergußverfahren hergestellt wurden, eine beachtliche Leistung. Lackreste an den Laufflächen kann ich nicht entdecken.

Laufeigenschaften: Geradeaus und in größeren Radien ohne Beanstandung, auch geringe Geschwindigkeiten sind ruckfrei möglich, man beachte, die Lok wird durch die Treib- und Kuppelachsen angetrieben. Der Auslauf bei plötzlicher Stromunterbrechung ist zwar nicht groß, aber die Lok läßt sich fein regulieren. Mit zunehmender Laufleistung weitere Verbesserung. Zugkraft (3 angetriebene Achsen ohne Haftreifen): mindestens 6-8 Vierachser mit Metallradsätzen in der Ebene kein Problem. Sicher mehr möglich.

Nun zu den "Unstimmigkeiten": Die Lok entgleiste mit dem vorderen Drehgestell in geringeren Radien. Ein kleiner Eingriff mit der Feile, eine Unterlegscheibe, Drehgestell umgedreht - 10 min. - Problem behoben. Folgende der angegebenen "Mängel" sind zwar bei genauem Vergleich mit dem Vorbild erkennbar, stören den Gesamteindruck m.E. allerdings nicht wirklich: Gekröpfte Treibstange, falsche Position des Gegengewichtes der 1. Treibachse, zu dicke Schornsteinwandung, etwas zu großes 3. Spitzenlicht, schwarze Windleitbleche, Vorderes Drehgestell, Fehldruck auf dem Tritt unter dem Führerhaus. Lok-Tenderabstand etwa wie bei der Beckmann-01.5, den Bügel kann man durch Biegen entsprechend den verwendeten Radien anpassen.

Nochwas: Vergleiche mit der 65 hinken. Hier Klein-, da Großserie.

Mein Fazit: Exklusives Kleinserienmodell mit stimmigem Gesamteindruck und durchaus akzeptablen Kompromissen. Eine genaue Anlehnung an das Vorbild mit exakter Nachbildung aller Feinheiten hätte vermutlich eine deutliche Preissteigerung zur Folge gehabt. Einer Superung sind sicher nur wenig Grenzen gesetzt.
 
Test Teil 2:

Soooooooo Leute,

Onkel Wagner ist mal wieder in sein Küchentischlabor gegangen und hat Messungen durchgeführt. Und zwar Geschwindigkeitsmessungen. Es galt unter reproduzierbaren Bedingungen zu ermitteln, wie langsam die Jago-18 nun fahren kann. Hier die Testbedingungen:

- 1 m gerades Modellgleis in der Ebene
- 1 Stoppuhr
- 1 Bühler-Standard-Trafo
- je 1 Schmierzettel, Stift und Taschenrechner.

Zur Berechnung der Vorbildgeschwindigkeit wurde die folgende Formel verwendet:

Kehrwert der gemessenen Zeit für 1 Meter Strecke mal 3,6 mal 120. (Müßte eigentlich stimmen, Schule ist lange her und Mathe war nicht so mein Ding) Herausgekommen sind jedoch realistische Werte, die auf jeden Fall einen Vergleich unter den gemessenen Loks zulassen. Weiterhin wurde jede Messung 5 mal wiederholt und dann ein Durchschnittswert errechnet.

Vor der Messung durften sich die Loks warm fahren. Der Start erfolgte fliegend, vorher wurde versucht, die Geschwindigkeit so zu regeln, daß die Lok gerade so gleichmäßig läuft. Die Einschätzung dieser Gleichmäßigkeit erfolgte subjektiv.

Zum Vergleich wurde eine repräsentative Auswahl an Loks verschiedener Hersteller vermessen.

Ergebnisse:

(Die Zahl gibt die geringste mögliche Geschwindigkeit in km/h an, die dem Vorbild entspräche)

BR 18 201 = 26,5 km/h

BR 01.5 Beckmann = 25.5 km/h

BR 94 Beckmann = 9,9 km/h

BR 86 Tillig = 18,7 km/h

Köf Arnold = 16,3 km/h

V60 Jatt = 9 km/h

BR 65 Gützold = 20,5 km/h

Diese Messungen wurden, wie gesagt, mit dem standardmäßigen Bühlertrafo durchgeführt.

Aber jetzt die Sensation. Ich habe mal den Titan-Trafo mit Halbwellenanfahrt angeschlossen. Mir sind echt Tränen gekommen, allerdings vor Freude. Ich konnte es nicht glauben. 10 Messungen ergaben eine durchschnittlich geringste mögliche Geschwindigkeit von 5,1 km/h!! Eine Radumdrehung dauerte mehrere Sekunden!!

Natürlich habe ich auch einen Zugkrafttest gemacht. Die Bedingungen sind beim Testbericht über die 44er von Kehi nachzulesen. Dort kann man auch weitere Loks finden, die hinsichtlich ihrer Zugkraft untersucht wurden. Die 18er von Jago schaffte auf Modellgleis 13 Gewichte a 2,5 Gramm, auf Standardgleis immerhin noch 11 Gewichte. Das ist für eine Lok ohne Haftreifen eine hervorragende Leistung, siehe 44er Test.

Fazit:
1. Halbwelle bringt offenbar was. Mit Hilfe dieser Technik kann man die 18er von Jago im Gegensatz zum Vorbild als Rangierlok einsetzen.

2. Bei Verwendung eines normalen Trafos sind die Langsamfahr - Eigenschaften akzeptabel. Nicht wesentlich schlechter als die 01.

...

Und nun noch die versprochene Korrekturempfehlung für den Vorläufer. Da mir aus aktuellem Anlaß der Schalk schon wieder die Sporen gibt, kann ich nicht umhin, zunächst einmal die Möglichkeiten aufzuzählen, die sich bieten, wenn man ein teures Modell erworben hat und feststellen muß, daß es fehlerhaft ist:

1. Ich setzte mich in eine Ecke und weine wie ein kleines Mädchen.

2. Ich nehme mir das Leben.

3. Ich habe die Schnauze voll von der Modellbahn, verkloppe alles bei ebay und kaufe mir mit dem Geld einen Maserati. Den Größten.

4. Ich habe die Schnauze voll von TT, verkaufe alles und steige auf H0pur um.

5. Ich trample wütend auf dem Modell herum und schmeiße es dann weg. Kaufe mir ein neues und gucke, ob dieses auch fehlerhaft ist. Wenn ja, Wiederholung des Vorganges.

6. Ich schreibe ein wütendes Schimpfpamphlet an den Hersteller und schicke das Modell mit dem Hinweis zurück, nie mehr Modelle von ihm zu kaufen.

7. Ich schicke das Modell mit dem freundlichen Hinweis auf den Fehler zurück und bitte um Nachbesserung.

8. Ich sehe einmal vorsichtig nach, ob ich nicht selber Abhilfe schaffen kann. Vorteil: keine Portokosten, keine Wartezeit. Nachteil: Eventuell Verlust der Garantie.

Also, ich habe mich für die letzte Variante entschieden. Der Fehler war schnell gefunden.

1. - Das Drehgestell stößt in (engen) Radien mit der Außenkante - Rundung des „Langlochs" an den Nachbildungen der Zylinderhähne an. Ich habe die Kante (siehe Bild) etwas rundgefeilt, so daß sie in Kurven unter die Zylinderhähne paßt. Aber Vorsicht! Die Kante wird dadurch dünner und kann bei zu grober Behandlung brechen, das Weißmetall ist recht weich, wie ich selber feststellen mußte. Die obere Fläche habe ich ebenfalls etwas geglättet. Dann habe ich mit einer kleinen Rundfeile die Innenkante des Langlochs etwas glattgefeilt. Eine kleine Unterlegscheibe war auch nötig. Mit dem Gewinde für die Schraube sollte vorsichtig umgegangen werden, offenbar ebenfalls Weißmetall. Ich habe es nicht ausgereizt - Erfahrung macht klug - Schraube ganz zart anziehen. Reicht für den Fahrbetrieb mit den wirkenden relativ geringen Kräften. Meckerer: Ich weiß, nicht stabil genug konstruiert, Schrott. Mein Tip: ordentlichen Trecker kaufen, Holzfäller werden.

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2. Das Drehgestell war offenbar ab Werk falsch herum angebaut worden. (ohgottogott) Ich habe es einfach umgedreht. Die „Spitze" des Langlochs muß nach vorne zeigen. So vergrößert sich in Radien der Abstand zu dem restlichen Fahrwerk.

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Und hier der Beweis: Da ich nicht mehr weiß, welche Radien ich eigentlich auf meiner kleinen Anlage seinerzeit verbaute, habe ich etwas gekramt und tatsächlich noch drei 267er-Radius-Gleisstücke gefunden. Da fährt die Lok jetzt problemlos rein. Das Ganze habe ich auf den Teppich gemacht (au weia). Die 9-Volt-Batterie sei der Beweis. Wenn mir einer erklärt, wie man hier Quick-Time-Movies hochladen kann... Oder ihr glaubt mir einfach.- Für eventuelle Schäden, die Ihr euren Modellen aufgrund meines Beitrages zufügt, übernehme ich keine Haftung.

Viel Spaß mit der schönen Lokomotive.

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p.s. Ich werde weder von Jago noch sonst einem Hersteller gesponsort. Selbst ist der Mann.
 
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